Spike65

Spike65
Registriert seit: 13.01.2013

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Bewertungen: 37 Reviews: 37
Genres: Blues, Metal, Pop, Rock, Singer/Songwriter/Liedermacher, Soul/R&B
Bewertungsverteilung von Spike65
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Die letzten Bewertungen
9.0 für Wolf Maahn: Himmel Ist Hier, Der (1992) (19.11.2018 14:31)
9.0 für Ulla Meinecke: Kurz Vor Acht (1986) (06.11.2018 13:11)
7.5 für BAP: Lebenslänglich (2016) (28.08.2018 15:07)
8.5 für BAP: Halv Su Wild (2011) (27.08.2018 12:23)
8.5 für BAP: Radio Pandora (2008) (23.08.2018 16:43)
Insgesamt 37 Bewertungen vorhanden. Alle anzeigen
Die letzten Reviews

11.12.2018 12:54 - Wolf Maahn & Die Deserteure: Rosen Im Asphalt - Live! (1986)

9.5 / 10
Eine der Scheiben, um die es für mich keinen Weg drumherum gab damals 1986, auch wenn die 3fach LP ein ziemliches Loch in das knappe Studentenbudget riß. Im Radio-Freitag in Karlsruhe hab ich das Teil erstanden und halte es auch heute noch in Ehren, auch wenn ich Anfang der 90er den Großteil meiner Vinylscheiben verkauft und auf CD umgestellt habe (ja, steinigt mich! ;o) Und insofern muß ich auch schmunzeln, wenn nach der - viel zu spät erfolgten - Doppel-CD-Release nun die ganzen Songs, die auf dem Vinyl-Original ganz selbstverständlich drauf waren, aber auf der knickrigen radikal eingekürzten ersten CD-Version fehlten, nun mit "B" für Bonustrack gekennzeichnet sind: Das sind keine Bonustracks, das ist die längst fällige Nachlieferung von fehlenden Originalteilen! Der einzige echte Bonustrack ist die kurze Version von "Hokus Pokus". Und da kommt dann auch ganz natürlich die Frage auf, wann denn endlich auch das Rockpalast-Konzert von 1985 auf CD+DVD veröffentlicht wird, das ich damals im TV live mitverfolgte. Aber kommen wir zum Inhalt: Dieses Live-Album entstand auf dem Höhepunkt von Wolf Maahn's Zeit mit den Deserteuren und dokumentiert eine perfekt eingespielte Band in Bestform mit unbändiger Spielfreude. Auch heute noch spricht Drummer Jürgen Zöller von den Deserteuren als beste Band, in der er je gespielt habe - und er spielte danach 27 Jahre lang für BAP. Und es wird eine enorme musikalische Bandbreite geboten vom straighten Riff-Rocker "Irgendwo in Deutschland" über das mitreißend funkige "Rosen im Asphalt" mit Percussion-Solo, bei dem Wolf selbst mittrommelt, Klavierballaden wie das stimmungsvolle "Ich will dir meine Liebe geben", aber auch kritisch-politische Songs wie "Nicaragua", feinster Rock'n'Roll mit "Fieber" und schließlich im Finale das Soul-Feuerwerk "Bimbo-Club Live Party", bei dem Wolf nochmal explizit klarstellt, daß da trotz des Titels keinerlei Diskriminierung, sondern im Gegenteil eine Hommage und Ehrung der Soul-Musik beabsichtigt ist. Und beim Übergang vom Song "Bimbo-Club" zum anschließenden Soul-Medley wechselte dann Wolf Maahn live auch tatsächlich den Platz mit Jürgen Zöller, der bei den Soul-Klassikern zusammen mit Renate Otta und Jane Palmer den Lead-Gesang übernahm, während Wolf die Drums bediente. Auf der Platte finden sich praktisch alle wichtigen Songs aus der Deserteure-Ära in mitreißenden Live-Versionen, die im Vergleich zu den z.T. etwas blutleer klingenden Studio-Fassungen nochmals stark dazugewinnen. Aber auch die Songs aus der zweiten Reihe sind hörenswert und das Album transportiert sehr gut die Live-Atmosphäre. Insofern ist dieses Album ein hervorragender Überblick über Wolf Maahn's deutschsprachiges Werk bis 1987 - an relevanten Songs fehlt eigentlich nur "Tschernobyl". Anspieltips: "Irgendwo in Deutschland", "Rosen im Asphalt", "Ich wart auf dich", "Fieber" und "Deserteure". Zu den Versionen: Die Einzel-CD bietet alle Klassiker außer "Die Sucht der Träumer", aber erst bei der Doppel-CD kommt die volle musikalische Bandbreite zur Geltung, weshalb ich sie auf jeden Fall vorziehen würde. Wer das Vinyl hat, gibt es nicht mehr her ;o) [Review lesen]

22.11.2018 18:04 - Ostbahn Kurti & Die Chefpartie: Saft & Kraft (1994)

9.5 / 10
Höhepunkt und Abschluß des Ostbahn-Kapitels "Chefpartie" bildet das 1994 erschienene Live-CD-Duo "Saft & Kraft - Die Elektro-Therapie" und "Trost & Rat - Die Natur-Kur". Die eine Plugged, die andere Unplugged, jede für sich ein Juwel der österreichischen Rockmusik. Hier die elektrische Variante, bei der es Leopold "Prinz" Karasek (bürgerlich Karl Ritter) und Zirkusprinzessin Lilli Marschall (Michaela Liebermann) an den Stromrudern ordentlich krachen lassen und Dr. Kurt Ostbahn (Willi Resetarits) gehörig die Blues-Harp durchpustet. Mario Adretti (Harry Cuny de Pierron) an der Hemmungsorgel, Karl Horak (Leo Bei) am Baß und Diplomingenieur Eduard Jedelsky (Helmut Grössing) am Schlagwerk tun ein Übriges. Es gibt tolle wienerische Bearbeitungen von Klassikern des 70er Rock, wie z.B. "Da Joker", der genauso entspannt wie das Steve Miller Band Original beginnt, dann aber im Solo den Turbo reinhaut und erst nach 7 1/2 Minuten den Hörer wieder aus seinen Fängen entläßt, oder der Opener "Na, so wirst ned oid", der Thin Lizzy's "Got to give it up" alle Ehre macht und das schweißtreibende "Wirklich wahr", das kraftvoll dem Frankie Miller Original nacheifert, so daß man den eher harmlosen Bellamy Brothers Hit-Cover von "I'd lie to you for your love" kaum noch erahnen kann. Vor allem aber die Blues-Klassiker machen richtig Laune: Das augenzwinkernde "I bin miad" (Johnny Guitar Watson's "So tired") mit der genialen Zeile:"Mei Hüttn steht in Flammen, drunt schreit ollas 'Spring!' - I steh obn am Fensta, wink oba un sing I bin miad!" und die trocken-humorige Einleitung zum Thema "Idiotn, die wos des depperte Gfü ham, daß eana Zünder zu kurz is ..." vor dem Ry Cooder Stück "Wos wü de wüde Hilde?" ("Crazy for an Automobile") sind echte Highlights der Scheibe. Aber auch die Ostbahn-Eigenkompositionen "Incognito", ein rifflastiger Bluesrocker, das soulig-romantische "So a Glück", das atmosphärisch-minimalistische "Nochtschicht" und das geniale "Ganz afoch" mit nimmer endendem Schlußsolo halten mit dem hochklassigen Fremdmaterial locker mit und so fügt sich alles zu einem homogenen Gesamtbild zusammen. Eine Scheibe, die einfach nur Spaß macht - sofern man kein Problem damit hat, daß das Gespann Resetarits/Brödl es wagt, die englischen Texte von Meilensteinen der Rockgeschichte in einen derben wienerischen Slang zu übertragen, der den Übersetzungen allerdings weit mehr Authentizität verleiht, als es eine hochdeutsche Umsetzung je könnte. [Review lesen]

19.11.2018 14:31 - Wolf Maahn: Himmel Ist Hier, Der (1992)

9.0 / 10
Zum Ende der Zusammenarbeit von Wolf Maahn und Axel Manrico Heilhecker kommt noch einmal ein absolutes Meisterwerk, auf dem Heilhecker jedoch nur noch musiziert und zusammen mit Nachfolger Helmut Krumminga geniale Gitarrenarbeit einbringt, die Kompositionen sind jedoch durchweg von Wolf Maahn. Und mit 17 Tracks und 75min Spielzeit wird nach Wegfall der Vinyl-Version nun auch das CD-Format wirklich ausgenutzt - und das erfreulicherweise nicht durch hinzufügen von zweitklassigem Füllmaterial: Das Niveau des Songwriting ist durchgängig hoch, das Material musikalisch und von den Themen her auch abwechslungsreich - eine Scheibe, die ihr Geld in jeder Hinsicht wert ist. Beim Opener "Venus", einem straighten Rock'n'Roll, erweist Helmut Zerlett an der Hammond im Intro seine Reverenz an Jon Lord, indem er das Intro von "Highway Star" zitiert, bevor Heilhecker mit seinem knackigen Gitarrenriff einsteigt. Eine Nummer die einfach abgeht und Spaß macht. Im Anschluß wird mit "Total verliebt in dich" der Moment des ersten Zaubers besungen, in dem man noch gebannt beobachtet, auf die Gelegenheit wartet, Kontakt mit diesem wunderbaren Wesen aufzunehmen, und in maßloser Selbstüberschätzung glaubt für einander bestimmt zu sein. Eine relativ cleane Strat und zurückhaltendes Schlagzeug bestimmen den Sound dieser Ballade. "Wilde Pferde" ma(a)hnt kühlen Kopf zu bewahren und im Moment der scheinbar unwiederbringlichen Gelegenheit nicht allen Verstand über Bord zu werfen, sondern die möglichen Konsequenzen abzuwägen. In Zeiten, die von der Angst vor AIDS-Infektion geprägt sind, vom freiheitsliebenden Wolf ein sehr verantwortungsbewußter und vernünftiger Song. Nach langsamer erster Strophe nimmt dieser Gitarrenrocker Tempo auf und bringt die eigentlich uncoole Message eingängig rüber. Mit "Nicht für Silber, nicht für Gold" geht es wieder runter vom Gas: Ein hymnischer Refrain bringt die Kernaussage rüber, sich nicht von materiellen Dingen blenden und kaufen zu lassen, sondern auf innere Stimme und Gewissen zu hören, bevor man Dinge tut, die man später bereuen könnte. Herrlich entspannt kommt "Mach's gut Schwester" daher, ein Song über das Ende einer langjährigen Beziehung zwischen Freundschaft und Liebe - wenn man so will das positive Résumé eines lang gehegten Irrtums. Die Gitarrenarbeit und die Drums haben etwas von Clapton's "Lay down Sally". Und genauso entspannt geht es weiter mit einem der Maahn-Klassiker zum Thema Freiheit und Selbstbestimmung, dem groovig-eingängigen "Freie Welt". Programmatisch stellt Wolf klar:"Du gehörst nicht mir und ich gehör nicht dir ... jeder ist geboren zu machen was er will", und ein immer wiederkehrender Lick aus nur drei Tönen bindet das alles zusammen und gibt dem Song eine wunderbare Leichtigkeit und einen unwiderstehlichen Groove. Ein weiteres Highlight der Scheibe ist "Selbstrespekt", das ruhig mit einem Klavier-Intro beginnt, doch schnell Fahrt aufnimmt und gut rockt. Textlich ist der Song ein Arschtritt für alle von Selbstzweifeln geplagten mit der Message:"Es geht nicht darum, die Erwartungen anderer zu erfüllen, sondern einzig darum, seinen eigenen Weg zu finden und den selbstbewußt zu gehen!". Wolf motzt lautstark:"Ich vermisse Respekt, uuuh einfach Selbstrespekt!", während Gitarre und Klavier im Sechzehntel-Stakkato zum mitrocken animieren - live eine schweißtreibende mitsing- und mittanz-Nummer. Ein weiteres Abschiedslied kommt mit dem ruhigen, hymnischen "Frei von mir", dessen Klavier in der ersten Strophe ein wenig an "Let it be" erinnert. Es ist ein Song vom loslassen, vom Abschied im Guten, vom den Weg frei machen, damit der/die andere wieder glücklich werden kann. Ein weiser Text und eine wirklich schöne Musik - kann man mehr verlangen? Richtig: Ein geiles Saxsolo zu Schluß - und auch das kriegt man hier ... Mit "Sie ist wieder da" wird es wieder rhythmischer, grooviger, wenn Wolf die Wiedersehensfreude in Musik und Worte faßt, wenn man die Geliebte nach längerer Trennung wieder in Armen hat. Die Dinge des Alltags werden nebensächlich, es zählt einzig der Moment:"Hautnah! Sie ist wieder da! Hier kommt meine süße erhab'ne Prinzessin und macht alles klar ...". Sie ist nicht sein "Baby", kein Anhängsel, nein sie ist eine erhabene Prinzessin und die Hauptdarstellerin. Und groovig geht es weiter mit "Gut, gut, gut" mit funkigem Baß, jazzigem E-Piano, einer hingetupften Hammond und einer coolen Strat - soulig tanzbare Rockmusik: Es muß nicht immer ne Ballade sein, um jemand zu sagen, daß man sie/ihn gut findet. Und nach diesen schweißtreibenden Beats folgt wieder ein herrlich entspanntes, sommerliche Atmosphäre versprühendes "Weit ist der Süden", das mit cleaner Strat, Mundharmonika und diverser Percussion unaufdringlich, aber melodisch ansprechend den Hörer auf die Reise nimmt. Wieder rockiger geht es weiter mit "Fallensteller" - ein heute nur zu aktueller Song zum Thema Rattenfänger, Populisten und Neonazis, eine Warnung und gleichzeitig Maahnung zur Wachsamkeit, sich von ihnen nicht blenden und vereinnahmen zu lassen. Doch weg von Politik und Gesellschaftsthemen: Ein Stones-mäßiges Gitarren-Riff rockt zu "In der Tür geirrt", in dem Wolf auf Knien um Erhörung seiner Liebe fleht - doch die Angesungene bleibt kalt und hat kein Interesse. Kein Liebeskummer-Blues, nein die lautstarke Verkündung der Erkenntnis "Ich hab mich in der Tür geirrt!". Ohrwurmig gefällig kommt "Reicher Romeo" daher, das Lied von der grauen Maus und ihrem Traum vom Traummann - und Wolf verkneift sich da jeglichen Kommentar, es gibt keinen erhobenen Zeigefinger: Der Hörer soll selbst entscheiden, ob er mit der Besungenen Mitleid hat, weil ihr Traum sich wohl nicht erfüllen wird, oder ob er Sympathie empfindet für ihre Art, sich nicht vom Alltag unterkriegen zu lassen. "Verbündeter" ist ein Mutmacher-Song mit der Message:"Nur Mut! Wenn's hart auf hart kommt, kannst du dich auf mich verlassen.". Auch hier wieder rockige Gitarrenarbeit. Kurz vor Ende des Albums wird's nochmal besinnlich mit "Und der Abend geht vorbei", das sich immer weiter steigert und am Ende fast hymnenhaft daherkommt. Und das Finale macht eine Auftragskomposition:"Cool" ist die Titelmusik zur Tatort-Folge "Der Mörder und der Prinz". Ein abwechslungsreiches Album mit wirklich guten Texten. Songs, die man vielleicht seinem pubertierenden Nachwuchs vorspielen möchte, weil diverse Texte ganz gute Leitlinien sind, wie man die ein oder andere schwierige Situation meistern kann, oder die schlicht und einfach helfen, Selbstvertrauen zu entwickeln. Abgesehen von den zwei genialen Live-Alben ist diese Scheibe mein absoluter Liebling von Wolf Maahn. [Review lesen]

19.11.2018 14:20 - wingenfelder:Wingenfelder: Besser Zu Zweit (2011)

9.0 / 10
Die Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder, bis 2008 und seither alle paar Jahre wieder Stimme und Leadgitarre bei Fury in the Slaughterhouse, haben sich 2 Jahre nach der Trennung der Furys zusammengefunden, um wieder gemeinsam gute Musik zu machen. Nun jedoch mit deutschen und z.T. sehr persönlichen Texten - geblieben sind jedoch die ohrwurmigen Melodiebögen, die warmen, wunderbar gewebten Gitarren-Texturen und die tolle Mischung aus melodischen Songs, Balladen und dann wieder Vollgas-Party-Nummern, wie man es alles auch von den Furys her kennt. Gitarren-Hooklines, die ihrem Namen alle Ehre machen, weil sie sich einfach im Ohr regelrecht festkrallen und man sie den ganzen Tag vor sich hinsummen muß, und immer wieder dieser Guitar-Wall-of-Sound, der irgendwo zwischen Beatles, U2 und Oasis angesiedelt ist. Die neue Band ist jünger, aber live hervorragend eingespielt, und bringt diese ausgefeilten Arrangements auch auf der Bühne perfekt rüber ohne in Routine zu erstarren. Anspieltips sind der Opener "Revolution", der absolute Ohrwurm "Perfekt", das entspannt-philosophische "Dinge, die wir nicht verstehen", der Titeltrack "Besser zu zweit", das Beatle-eske "Nie zu spät" und das sehr persönliche "Angst vor der Angst", zu dem Kai Wingenfelder beim Live-Konzert erzählte, daß er in den Zeiten als Fury auf der Höhe ihres Erfolges auf US-Tour ganze Hotelflure mietete die Stunden vor dem Konzert jeweils alleine in der Gaderobe eingeschlossen verbrachte und Panik-Attacken schob, aus Angst vor Texthängern auf der Bühne oder falschen Antworten in Interviews. Mit der neuen Band sind die Wingenfelders wieder mit viel Spaß und sehr entspannt bei der Sache, bespielen kleine Hallen für 300-500 Zuschauer und zelebrieren was sie am besten können: Handgemachte gute Musik mit hörenswerten Texten. Fazit: Ein hervorragendes Debut-Album von Leuten, die längst bewiesen haben, daß sie gute Musik machen können ... [Review lesen]

08.11.2018 17:29 - Wolf Maahn: Direkt Ins Blut - (Un)Plugged (1993)

10.0 / 10
Das war die erste deutschsprachige Unplugged-Scheibe und sie ist bis heute aus meiner Sicht immer noch das Maß aller Dinge, was die akustischen Live-Scheiben aus dem Deutschrock-Bereich betrifft. Da kann kein Gröni mithalten und auch die letzten Werke von Lindenberg, Maffay und Westernhagen sind viel zu durchgestylt und glattpoliert und protzen nur mit prominenten Gastsängern und -sängerinnen und vielköpfigen Bands, während Wolf Maahn hier mit seiner Kernband verstärkt nur durch Ashley Reed an der Geige Akustik-Rock vom Feinsten zelebriert - okay, mit Axel Manrico Heilhecker an der E-Gitarre "for the Sake of Rock'n'Roll", wie es Wolf zu legitimieren weiß. In jeder Sekunde versprüht diese Scheibe den Spaß, den Musiker und Publikum an diesem Abend hatten. Eine schöne Mischung von Klassikern, teils in radikal neuem Gewand, wie z.B. "Fieber" im Ska-/Reggae-Arrangement oder "Die Sucht der Träumer" jetzt als stampfender Blues und "Kleine Helden" mit Fiddle und Reggae-Strophen, die wichtigsten wie "Irgendwo in Deutschland", "Ich wart auf dich", "Deserteure" und "Rosen im Asphalt" aber doch recht nah am Original. Dazu kommen einige aktuellere Stücke, die sich in diesen Versionen zu Ohrwürmern entwickeln, wie "Stunde um Stunde" und "Wenn der Regen kommt". Insgesamt eine abwechslungsreiche Mischung, die einen guten Überblick über Wolf Maahn's Werk bis 1992 gibt, und die einen wirklich fesselt, so daß man das Teil in einem Stück durchhören muß. Die Band ist top eingespielt, die Arrangements differenziert und auf den Punkt, und die Live-Atmosphäre dieses Studio-Gigs vor kleinem aber begeistertem Publikum ist toll eingefangen. Es ist die letzte Maahn-Scheibe mit Axel Heilhecker an der Leadgitarre. Für BAP-Fans interessant: An der Akustikgitarre ist Helmut Krumminga dabei, der Heilhecker dann als Leadgitarrist ablöste, bevor er 1999 zu BAP wechselte. Auf der DVD-Version kann man ihn noch mit langer Mähne und Stirnband sehen. Fazit: Wer gute deutschsprachige Live-Musik sucht, kommt an dieser Scheibe eigentlich nicht vorbei. Auch als Einstieg in das Werk von Wolf Maahn sehr zu empfehlen, da Suchtgefahr. [Review lesen]

06.11.2018 13:11 - Ulla Meinecke: Kurz Vor Acht (1986)

9.0 / 10
Dieses Live-Album dokumentiert die erfolgreichste Phase der Karriere von Ulla Meinecke in den 80ern und wurde im Jahr nach dem Rockpalast-Auftritt in der Zeche Bochum aufgenommen. Kern des Sets bilden vier hervorragende Songs vom Album "Wenn schon nicht für immer, dann wenigstens für ewig", mit dem ihr 1983 der Durchbruch gelang. Die Scheibe wird mit einem grandiosen Heiner Pudelko Cover eröffnet: Die derbe Liebeserklärung "Was ich an dir mag" mit dem bluesigen Harp-Part ist allerdings das erdigste, was auf dieser Scheibe zu hören ist, denn der Großteil des Sets stammt musikalisch aus der Feder von Spliff-Mastermind Herwig Mitteregger und ist daher eher Synthi-lastig - doch nicht weniger schlecht. "Nie wieder", das leere Versprechen, nicht mehr auf diese gutaussehenden Typen reinzufallen, die nur auf eine wilde Nacht aus sind, kommt rockig daher mit funkigen Breaks - die Band ist hervorragend besetzt und bestens eingespielt, die komplexen Arrangements sitzen auf den Punkt. Mit "Feuer unterm Eis" geht es gänsehautmäßig weiter, Ulla's samtene Stimme stellt die Nackenhaare auf - auch George Kochbeck am E-Piano trägt durchaus Mitschuld daran. Doch bevor es zu romantisch wird, kommt eine Story, in der Ulla aus dem Blickwinkel der genervten Barfrau das unbeholfene Geturtel von Frischverliebten kommentiert - als perfekte Überleitung zum selbstbewußt-selbstironischen "Zu fett für's Ballett", das in den Strophen cool, im Refrain mitreißend rockend dazu aufruft, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, auch wenn man (bzw. Frau) nicht aussieht wie Heidi Klum - oder um in der Zeit zu bleiben Brooke Shields, die ironischerweise mittlerweile auch zu fett ist für's Ballett. Und weiter geht's in Sachen Beziehungsthemen mit einer Publikumsbefragung zu Traummännern und dem Song "Erwischt", bei dem Micha Brandt an der E-Gitarre deutlich mehr zu tun hat, als er es mittlerweile als ständiger Begleiter von Klaus Hoffmann hat. Richard Wester's Saxophon erzeugt ein weiteres Mal Gänsehaut beim stimmungsvollen "Hafencafe" von Manfred Maurenbrecher, danach swingt es grandios beim Randy Newman Cover "Politische Wissenschaft" über Rote Knöpfe und Großmacht-Ansichten aus USA. Doch zurück von der Weltpolitik zu den Beziehungsthemen: Es geht um's verlassen werden und die Ersatzdroge, die hilft, die frustige Wirklichkeit zu ertragen bzw. zu verdrängen. "Video" besingt eingängig poppig die Wirklichkeitsflucht, danach zieht "Die Blonde" die Bilanz der Verlassenen:"Pack sein Bild in ne Rakete rein und schieß sie auf den Mond". Im Reggaerhythmus besingt Ulla im Anschluß ihre zeitweilige Heimatstadt Frankfurt und spart nicht an textlichen Seitenhieben. Zum Finale erklingt der unverwechselbare swingende Rhythmus, den Ulla bei aktuellen Auftritten vom Cassettenrecorder abspielen läßt: Edo Zanki war im Studio an den Tasten, die hier live George Kochbeck virtuos bedient, während auch hier wieder Richard Wester geil am Sax soliert - über all dem schwebt aber Ulla's Samtstimme "Du bist die Tänzerin im Sturm, du bist ein Kind auf dünnem Eis, du schmeißt mit Liebe nur so um dich - und immer triffst du mich ..." - das minimalistische Arrangement ist immer noch unerreicht und man muß einfach mitswingen. Eine weitere Story zu Beziehungsthemen leitet über zm nächsten Klassiker vom "Wenn schon nicht für immer"-Album, der das Publikum nochmal ordentlich rockt:"Die Zauberformel wirkt nicht mehr und keine Beschwörung bringt dich lebend her ..." - der Song vom loslassen. Nach der Vorstellung der Band kommt mein persönliches Highlight, das mitreißende "Dach der Welt", das sich immer weiter steigert und in einem furiosen Sax-Solo endet. Als letzte Zugabe folgt die ruhige Klavierballade "Wenn ich jetzt weiterrede", das den Hörer in die Nacht entläßt. Die Scheibe ist zum einen dank der musikalischen Vielfalt, zum anderen aber auch durch die spitzzüngig pointiert erzählten Stories zwischen den Songs ausgesprochen kurzweilig, aber trotzdem sehr stimmungsvoll und gibt das Live-Erlebnis recht authentisch wieder. Aus meiner Sicht eine der besten deutschsprachigen Live-Platten der 80er, deren Sound sie unverkennbar auch widerspiegelt mit Synthi-lastigen Arrangements und glockigen E-Pianos, die aber durch rockende E-Gitarre, tolle Sax-Soli und funkigen Baß nie in seichte Pop-Gewässer abzuschweifen drohen. Ulla ist aktuell fleißig auf Tour und macht bis zu 100 Auftritte quer durch die Republik im Jahr, und wer sie mal live erleben will, sollte das umgehend tun - es lohnt sich! Ich sehe sie demnächst in Stuttgart. [Review lesen]

28.08.2018 15:07 - BAP: Lebenslänglich (2016)

7.5 / 10
Das erste Studio-Album nach dem Abgang von Helmut Krumminga und Jürgen Zöller. Dessen Nachfolger Sönke Reich ist das erste Bandmitglied, das bei erscheinen des BAP-Klassikers "Verdamp lang her" noch nicht geboren war. Krumminga wird von Ulrich "Ulle" Rode abgelöst, dessen Frau Anne de Wolff nach Jahren als Gastmusikerin nun auch festes Bandmitglied wird. Auch Percussion-Mann Rhani Krija wird nun festes Bandmitglied, ist aber nur bei den ersten Live-Konzerten des neuen Line-ups dabei. Das erste Album in neuer Besetzung kommt erst 2 Jahre nach der Umbesetzung zum 40sten Bandjubiläum 2016 in die Läden und unterscheidet sich in jeder Hinsicht deutlich von den Vorgängern. Waren BAP-Alben bisher immer ganz klar als Rockalben einzustufen, so fiel mir persönlich das bei "Lebenslänglich" ziemlich schwer: Nur 2 echte Rocker sind unter den 16 Songs, zwei weitere rocken zumindest ansatzweise, der Großteil des Albums besteht jedoch aus eher langsamen, getragenen - um nicht zu sagen besinnlichen Songs. Auch finden sich auf dem Album nur noch zwei Songs, die sich kritisch mit dem Weltgeschehen auseinandersetzen, während viele Songs eher autobiografisch Rückschau halten oder philosphisch die Welt betrachten. Das größte Manko der Scheibe sind jedoch die "songdienlichen" Arrangements, die sich bei den meisten Songs hüten, auch nur ansatzweise mit einem Solo oder ähnlich aufdringlichem "Posing" von den Worten des Sängers abzulenken. Man merkt der Scheibe an, daß Niedecken nun endgültig von bezahlten Dienstleistern umgeben ist, was sich auch in der Umbenennung der Band in "Niedeckens BAP" manifestiert. Der Kern der Band musiziert im Studio und live auch für Künstler wie Bosse, Anna Depenbusch und auch schonmal Helene Fischer. "Alles relativ" ist im Grunde die stärkste Nummer des Albums, die Niedecken auf Konzerten gerne als "Autobiografie in 8 kurzen Strophen" ansagt. Leise mit akustisch gespieltem Dobro beginnt die erste Strophe, nach und nach kommen weitere Instrumente dazu: Klavier, Baß, zurückhaltend gespielte Drums, bei Strophe 4 eine cleane E-Gitarre, die Akkorde einstreut, zu Strophe 5 eine leise Hammond und nach der Strophe erstmalig ein Lick der Leadgitarre, das ganze kulminiert textlich wie musikalisch in der Quintessenz "Nur wohre Liebe un dä Duut sinn endjültich un absolut". Im Schlußsolo dominiert Niedeckens Harp, darunter Anne's Geige und Ulle's Leadgitarre, die ebenfalls solieren, aber leider im Mix untergehen. Live durfte Ulle nach Niedecken's Harp-Solo nochmal richtig solieren - zu schade, daß für die Studio-Version die "zahnlose" Variante gewählt wurde. Düster und bedrohlich beginnt "Absurdistan" mit einem immer wiederkehrenden E-Gitarrenpicking, bei dem lediglich die Baßnote wechselt und so eine Akkordfolge bildet. Und ganz ungewohnt singt Niedecken ganze Textpassagen in Hochdeutsch, was er in Interviews damit begründet, daß es für diverse im Text vorkommende Begriffe eigentlich keine Entsprechung im Kölschen gäbe - und er ja schließlich kein Mundartpfleger sei. Bei einer Kölschen Urfassung des Textes hätten sich seine Nackenhaare gesträubt, was ich gut nachempfinden kann: BAP ist nicht der Vatikan, der sich genötigt sieht, lateinische Ausdrücke für moderne Dinge zu finden, die es zu Lebzeiten der toten Sprache Latein noch gar nicht gab. Der Text ist Niedeckens Statement zur aktuellen Lage der Welt, in der Nationalismus und Neoliberalismus die Weltreligionen sind und die Mächtigen nur zu gerne die Augen verschließen vor den wahren Bedrohungen durch Klimawandel und das himmelschreiende Ungleichgewicht zwischen den Industrienationen und dem Großteil der Erdbevölkerung in den Entwicklungs- und Schwellenländern. "Keiner weiß, wie lang die Deiche hahle un ab wann mir Zins un Zinseszins bezahle.". Musikalisch ist das alles zwar gut umgesetzt, aber einfach zu verhalten und leidenschaftslos - auch Niedeckens Gesang fehlt es da an Ausdruck: Mir fehlt es an Wut oder Verzweiflung, die Mahnung ist nicht eindringlich genug. Mit "Dä Herrjott meint et joot met mir" kommt der erste der zwei echten Rocker mit knackiger Hookline - mehr davon bitte! Aber schon beim Solo kriegt die Begeisterung einen Dämpfer - man hat den Eindruck "Hauptsache wild und verzerrt" und sucht vergeblich nach einer Art Dramaturgie oder sonstigen Struktur: Wo Major und Krumminga gekonnt ein Solo gezielt auf einen Höhepunkt hin gestalteten, ihm eine Spannungskurve gaben, da scheint Ulrich Rode einfach nur drauflos zu spielen. Es hat etwas von:"Ihr wollt nen Rockstar? - Ich geb euch den Rockstar!"-Posing auf Kommando. Der Song ist in gewisser Weise Niedeckens Antwort auf die Befürchtung vieler Fans nach Umbesetzungen und Akustik-Tour, daß BAP nicht mehr rocken würde - aber auch eine Art Dankgebet, daß nach dem glimpflich verlaufenen Schlaganfall das Tourleben des Vollblutmusikers Niedecken weitergehen kann. "Die Ballade vom Vollkasko-Desperado" ist das wohl umstrittenste Lied des Albums: Die Wellen schlugen hoch auf der BAP Facebook-Präsenz, denn der Song wurde von so manchem als Fan-Schelte in übelster Form aufgefaßt - nicht ganz zu unrecht. Mag ja sein, daß Niedecken damit recht hat, daß die Fans keinen Anspruch darauf haben, daß alle ihre Erwartungen an die Band erfüllt werden - und daß man sich als Fan damit abfinden muß, daß sich eine Band und die Mitglieder derselben weiterentwickeln. Die Form, in der er das kundtut - nämlich daß er diesen ewig-gestrigen Fan als lästigen, unbelehrbaren Trottel darstellt - läßt sich auch nicht mit dem Stilmittel der satirischen Übertreibung schönreden. So gab es diverse Interviews und auf den Konzerten ellenlange Ansagen dazu, wer nun genau mit diesem Song gemeint sei, die so formuliert waren, daß am Ende sich keiner wirklich angesprochen fühlen sollte. Was mir bei der Tour dann allerdings sauer aufstieß, war die Tatsache, daß sämtliche BAP-Klassiker von der neuen Besetzung nun wieder fast auf's i-Tüpfelchen in den genau von diesen "Vollkasko-Desperados" heiß geliebten Original-Arrangements aus den 80ern gespielt wurden. Auf diesen Song hätte ich bei Album und Tour sehr gut verzichten können: Niedecken hätte seinen Ärger über unbelehrbare Fans besser in geselliger Runde im Freundeskreis abgeladen, als ihn so öffentlich zu machen. Mit "Miehstens unzertrennlich" beginnt die Abteilung "Schlaflieder" zu der ich außer "Dausende vun Liebesleeder" und "Vision vun Europa" den Rest des Albums zähle. Ein ruhiger Song mit akustischer Gitarre, in dem Niedecken einmal mehr seine langjährige On-Off-Beziehung aus den 70ern besingt, die schon in den BAP-Klassikern "Helfe kann dir keiner", "Jraaduss" und "Anna" thematisiert wurde. Micha Nass steuert ein zurückhaltendes Klavier zum Arrangement bei und ein paar von Anne hingetupfte Töne vom Vibraphon bringen Farbe ins Arrangement - zwischendurch beim instrumentalen Zwischenteil (Solo wäre übertrieben) sogar etwas gedämpftes Schlagzeug als Höhepunkt der Komposition aus Ulrich Rode's Feder. Etwas rhythmischer beginnt "Et ess lang her", das auch wieder altbekanntes nochmals wiederkäut: Der Song erzählt die Geschichte rund um die Entstehung des BAP-Hits "Verdamp lang her". Ein wenig Dobro, ein wenig von Anne's Geige und beim Refrain eine hauchzarte Hammond - alles sehr zurückhaltend gespielt, so daß Wolfgang's Harp-Solo fast heraussticht aus dem gefälligen und allzu braven Arrangement. Alles so songdienlich arrangiert, daß am Ende nicht viel vom Song im Gedächtnis bleibt. Mit "Dausende vun Liebesleeder" gibt's ein zweitesmal was auf die Zwölf: Ein treibender Gitarrenlick, knackige Drums und eine treibende Baßlinie bestimmen das Arrangement, dazu im Refrain ein Hauch von "Domglocken" - Niedeckens teils bissiger, teils selbstironischer Kommentar zur fast abgöttischen Heimatliebe der Kölner, die er auch selbst teilt. Und daher sieht er sich auch genötigt, das tausendunderste Liebeslied über die schönste Stadt der Welt zu schreiben. Leider auch hier wieder ein uninspiriertes Solo von Ulrich Rode, bei dem er die Möglichkeiten eines Wah-wah-Pedals auslotet. Live auf der Tour kam das dann schon besser, wie überhaupt alle 7 auf Live-Konzerten gespielten Songs live deutlich mehr Biss entwickelten. Ein wenig "Wandergitarre", dazu eine Pedal-Steel-Hookline: das Intro von "Auszeit" verspricht Sonne. Warme Klänge bestimmen das Arrangement, ein glockiges E-Piano von Michael Nass, ein zarter Shaker von Rhani und füllige E-Gitarrenakkorde, das Schlagzeug gibt dem Refrain Konturen, der ganze Song ist auf Erholung ausgelegt und endet mit einem Instrumentalteil, bei dem Ulle's Pedal-Steel, Anne's Geige und Micha's Synthi einen Klangteppich weben, auf dem man irgendwie ein Solo vermißt - der Solist jedoch nimmt sich eine Auszeit ... Wohltuend exotisch hebt sich "Vision vun Europa" vom Rest des Albums ab. Hier zeigen Anne und Ulle ihre Fähigkeiten, in fremde Klangwelten einzutauchen und vorm Auge des Hörers die Marokkanische Wüste und die Felsen von Gibraltar auftauchen zu lassen. Der "afrikanische Walzer", wie Niedecken das Stück gerne nennt, erzählt die Geschichte eines Brüderpaares, das sich aus der Mitte Afrikas auf den Weg macht, um durch die Sahara und über's Mittelmeer in das Traumland Europa zu fliehen vor der Not in der Heimat. Die Geschichte endet als Zeitungsmeldung von weiteren Toten auf dem Mittelmeer. Eine starke Geschichte gut erzählt und musikalisch mit einer grandiosen Dynamik und Dramaturgie umgesetzt mit einem wahren Klangrausch im instrumentalen Mittelteil. Live mein persönliches Highlight vom Lebenslänglich-Album. "Zeitverschwendung" beginnt mit warmen E-Gitarrenklängen auf einem Schlagzeugrhythmus in mittlerem Tempo, nimmt aber zu Beginn der Strophe das Gas raus, denn die kommt ohne Schlagzeug nur mit Gitarre und Harmonium - erst zum Refrain wirds wieder rhythmischer und voller im Sound. Und nach dem zweiten Refrain kommt dann auch ein - nein, doch kein Solo: Ulle spielt dreimal den gleichen Lick und ein paar Töne Überleitung zum Schlußrefrain, und auch kein anderes Bandmitglied wagt, die Gleichmäßigkeit mit einer Soloeinlage zu stören. Inhaltlich eine weitere Variation des Themas "Was für ein Glückspilz bin ich doch, daß meine Frau es mit mir altem Streuner aushält!" mit der Erkenntnis "... weil jed‘ Sekund ohne dich Zeitverschwendung ess." - wie am Ende irgendwie der ganze Song. "Schrääsch hinger mir" ist das Abschiedslied für den langjährigen BAP-Schlagzeuger Jürgen Zöller. Melancholisch und wehmütig erzählt Niedecken vom ersten gemeinsamen Gig in St. Wendel, von China- und Rußland-Tour. Ironischerweise kommen 2/3 des Songs ohne Schlagzeug aus, und wenn man Jürgen Zöller etwas besser kennt, dann weiß man, daß dieses Arrangement so ganz und gar nicht das ist, was "Hector Zappel" bevorzugt. Aus meiner Sicht gut gemeint, aber Thema verfehlt: Ein Rocker hätte besser zu Jürgen Zöller gepaßt. Einen Hauch von New Orleans verspricht "St. Florian" das schwungvoll mit Gebläse, Banjo, Honky-Tonk-Klavier und zum Schluß sogar mit einem Kinderchor aufwartet. Der Text verliert sich allerdings in der Aufzählung von Kalendersprüchen, und man weiß nicht so recht, was der Autor einem denn nun damit sagen will. Ein weiteres "Schlaflied", das kaum gehört schon wieder vergessen ist. Wenn man den Text von "Komisch" liest, denkt man "Komisch, den Text kenn ich doch ...": Richtig, das ist schon die dritte Fassung dieser Dylan-Kopie. Schon 1984 auf der "Salzjebäck", damals in Stones-mäßigem Rock-Arrangement unter dem Titel "Zofall un e janz klei bessje Jlöck" wurde Dylan's "Simple Twist of Fate" erstmalig eingekölscht, danach nochmals 1995 werkgetreuer als Single-B-Seite des Leopardefell-Projekts. Nun eine weitere, sehr ruhig und zurückhaltend interpretierte Fassung, in der eine E-Gitarre mit viel Chorus und Hall, eine warme Hammondorgel und Viertelnoten auf dem Ride-Becken dem Arrangement einen Touch von 60er geben. Die letzte Strophe übernimmt ein Streichquartett. Atmosphärisch mit Synthi-Klängen, Pedal Steel und einer cleanen E-Gitarre beginnt das getragene "Unendlichkeit", der Schluß-Song der Standard-Version des Albums. Ein weiteres mal sinniert Niedecken über die Vergänglichkeit von Freundschaften, Beziehungen, des Lebens überhaupt mit dem Fazit "Et jeht immer wigger". Wer das Album bis hierher gehört hat, wird auch die Bonussongs schaffen - wer eingeschlafen ist, den werden sie nicht aufwecken. Ruhig und getragen geht es weiter mit "Schritt für Schritt", das akustische Gitarre und ein Harmonium tragen. Den instrumentalen Zwischenteil bestreiten Mandoline und ein zartes Piano und zum letzten Refrain darf auch Sönke vorsichtig trommeln. Der Schluß bekommt durch eine von Ephraim Salzmann gespielte Dulcimer einen Hauch von "The last Waltz". Als Schlußpunkt des Albums kommt der Ostermann-Klassiker "Heimweh noh Kölle", den es bei den Live-Konzerten immer als Auslaßmusik im Willi-Ostermann-Original gibt. Mit Akustikgitarre, Akkordeon und Mandoline wird diese Kölner Hymne ganz unpathetisch von Niedecken interpretiert. Niedecken hat für dieses Album ein komplett neues Studio-Team: Nach fast zehn Jahren Zusammenarbeit mit Wolfgang Stach wird dieses Album in Hamburg im Studio von Anne de Wolff und Ulrich Rode aufgenommen, die beide als Produzenten fungieren. Abgemischt wird das Album dann in den Electric Lady Studios in New York von Stewart Lerman, mit dem Niedecken schon das "Zosamme alt" Solo-Album produziert hatte. Und wie schon beim Solo-Album hat nun auch beim ersten BAP-Album der neuen Niedeckens-BAP-Ära einzig Niedeckens Gesang Priorität, was zwar zur Verständlichkeit der Texte beiträgt, aber am Ende das Gesamtprodukt trotz Detailreichtum in den Arrangements im musikalischen Mittelmaß versinken läßt. Es gibt wenig an diesem Album, was mich irgendwie mitreißt, was mein Ohr beim anhören irgendwie fesselt und packt - ganz im Gegensatz zur Live-Performance, bei der mich bis auf den "Vollkasko-Desperado" die Songs durchaus überzeugt haben, und bei der sowohl 2016 auf der Jubiläums-Tour als auch aktuell 2018 auf der "Live und deutlich" Tour die Band zeigt, daß sie immer noch eine Rockband ist. Die Special Edition mit Live-DVD von der Albumpräsentation im Januar 2016 im Heimathafen Berlin ist auf jeden Fall der Standard-Edition vorzuziehen, da die Live-Versionen deutlich mitreißender sind als ihre Studio-Pendants. [Review lesen]

27.08.2018 12:23 - BAP: Halv Su Wild (2011)

8.5 / 10
Die lang erwartete Scheibe, die die letzte Studio-CD der Ära Helmut Krumminga werden sollte - was 2011 aber noch keiner ahnen konnte. Präsentiert wird sie auf Niedecken's Geburtstagsfeier zum 60sten auf einem Rheinschiff, gleichzeitig erscheint auch Niedeckens Autobiografie "Für ne Moment". Ende Mai wird dann das 35-jährige Bestehen von BAP mit einem 3-tägigen BAP-Fest in Köln gefeiert. Die BAP Homepage wurde zum Erscheinen der Single "Halv su wild" komplett umgestaltet (und dabei unzählige Benutzer vergrault), es gab ab Ende 2010 vorab Videos aus dem Studio. Ab Juni 2011 wurde eine ausgiebige BAP-Tour gemacht, auch eine kleine Niedecken & WDR Bigband Tour im Herbst und dazwischen immer wieder Termine einer Lesetour zur Autobiografie. Kurz gesagt: 2011 war überladen mit BAP- und Niedecken-Events. Das BAP-Jahr endete jedoch vorzeitig am 2.11.2011, als Wolfgang Niedecken einen Schlaganfall erlitt, von dem er sich allerdings innerhalb von nur 6 Monaten komplett erholte. Soviel zur Bandgeschichte rund um dieses Album, das in mehreren Versionen erschien, unter anderem in einer nur bei Amazon erhältlichen Box, die mit viel unnötigem Beiwerk, aber fast keinem musikalischen Mehrwert zu einem horrenden Preis aufwartete. Musikalisch nimmt die Bandbreite im Vergleich zu Radio Pandora ab, die Songs von "Halv su wild" sind überwiegend "radiotauglich" und die Arrangements wirken glatter als auf dem Vorgänger. Wieder sind als Gastmusiker Anne de Wolff und Rhani Krija im Studio-Line-up dabei, dazu noch ein Bläsersatz, der aber nur bei "Chlodwigplatz" zum Einsatz kommt. Der Opener "Halv su wild", ein einfach gestrickter Gitarrenrocker, dessen Solo gefühlt fast mit nur einem Ton auskommt, bekam erst mit den Ereignissen von November 2011 bis Mai 2012 im Nachhinein eine textliche Tiefe. Durch den glimpflichen Ausgang des Schlaganfalls wurde aus dem schlichten Mutmach-Song fast eine Art Lebensweisheit. Die Strophen luftig mit E-Piano Licks und zurückhaltender Rhythmusgitarre, zum Refrain dann eine Art Guitar-Wall-of-Sound, der den Hörer mitreißt, weshalb der Song auch im Live-Repertoire der Band seinen festen Platz hat. Mit "Et Levve ess en Autobahn" blickt Niedecken zurück auf seinem Lebensweg und verklausuliert in der Metapher der Autobahnfahrt die diversen Rückschläge und Fehler, richtet dabei aber den Blick nach vorn in die Zukunft. Eine Nummer, die live gut abgeht, aus Niedeckens Sicht sicher auch eine Art Entschuldigung an Frau und Kinder, die den Mann/Vater oft vermissen mußten. Helmut's Telecaster sorgt mit Licks für Feinarbeit und Konturen, Niedecken's Duesenberg gibt dem Arrangement Fülle und Wärme, das Piano von Michael Nass bleibt überwiegend im Hintergrund und wird dann durch die Hammond abgelöst, die jedoch genauso im Hintergrund bleibt. Zöller und Kopal sorgen für ein solides Rhythmusfundament. Live fester Programmpunkt der Touren bis 2014. Bei "Keine Droppe mieh" hört man deutlich die Liebe zu den Stones heraus. Krummiga mit dreckigen Stones-Licks, Nass darf die Hammond ordentlich maltretieren, Niedecken's Text eine wirre und knallbunte Collage von "weird Scenes" mit viel Name-Dropping von Belsazar und Napoleon über Pinoccio bis zu Daisy Duck und Goofy - es bleibt offen, ob da ein Drogenrausch besungen wird oder ob eigene Erfahrungen mit Unmengen Rotwein in den 80ern bei diesem Text Pate gestanden haben. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Niedecken selbst weiß, was er mit diesem Song dem Hörer sagen will - aus meiner Sicht ist es vielleicht ja einfach nur der Spaß des Musikers, mal so psychedelisch wie die Rockhelden aus den 60ern sein zu wollen. Live macht der Song großen Spaß, aber er schaffte nicht den Sprung in die aktuellen Tour-Setlisten. Auch bei "Un donoh ess dä Karneval vorbei" klingen Stones-Reminiszenzen an. "Miss you" scheint ein wenig Pate gestanden zu haben. Textlich bedient sich Niedecken des Bildes der "Nubbel-Verbrennung" aus dem Kölner Karneval, vermutlich um klammheimlich Dampf abzulassen und seinen Unmut über die Art und Weise zu äußern, wie der von ihm sehr geschätzte Bundespräsident Horst Köhler in die Enge getrieben wurde, so daß er sich zum vorzeitigen Rücktritt entschloß. Niedecken erklärte bei Live-Auftritten, daß der Song darüber geschrieben wurde, wie man eine Sau durch's Dorf treibt, um von anderen Schweinereien abzulenken. Ironischerweise wurde bei Veröffentlichung mit von Guttenberg schon die nächste Sau durchs Dorf getrieben und auch Köhler's Nachfolger Wulff ereilte 2012 ein ähnliches Schicksal. Musikalisch solide, aber doch nicht gut genug, um sich für's Repertoire der 2011er-Tour zu qualifizieren. "Chlodwigplatz" reiht sich ein in die BAP'schen Quoten-Reggae-Nummern von "Müsli-Män" über "Time is Cash" und "Maat et joot" bis "Aff un zo", entwickelt jedoch nicht das Party-Potential des mittlerweile totgespielten "Aff un zo". Niedecken schildert seine Erinnerungen rund um den Nabel seiner kleinen Welt. Auch dieser Song schaffte den Sprung zum BAP-Klassiker nicht - aus meiner Sicht durchaus zu recht. Mit "Noh all dänne Johre" kommen wir zur "Seele des Albums", wie Niedecken selbst konstatiert. Eine ruhige, besinnliche Nummer, in der Niedecken Rückschau auf sein Leben hält und feststellt, daß er auch mit 60 noch immer diese Unruhe spürt, die ihn antreibt, immer wieder etwas neues zu erschaffen, wieder auf Tour zu gehen und auf Reisen. Aber er stellt auch erste Anflüge von so etwas wie Altersmilde und mehr Gelassenheit fest: Der einst ruhelose Weltverbesserer kann mittlerweile auch einfach nur beobachten und bewerten, ohne gleich auf die Barrikaden gehen zu müssen. Musikalisch ungemein stimmungsvoll arrangiert: Ein Synthi-Layer von Michael Nass läßt das winterliche Grau vor Augen erscheinen, die Akustische Gitarre bestimmt die erste Strophe, Krumminga kommt bei der Überleitung mit einer cleanen, warmen Stratocaster dazu, und erst zur zweiten Strophe setzen Zöller und Kopal mit Drums und Baß ein. Der Song baut langsam auf bis dann zum Refrain E-Gitarre und Hammond dem Sound warme Fülle und etwas hymnenhaftes geben. Nach dem zweiten Refrain bricht Krumminga's E-Gitarren-Solo wie ein Sonnenstrahl aus dem trüben Nebel des Arrangements und führt zu den zwei Schlußrefrains, deren Schlußakkord sich wieder im Nebel des Synthi-Layers verliert. Ganz ohne Frage mein persönlicher Lieblingssong auf diesem Album, das mir ansonsten ein wenig zu glatt und hochglanzpoliert daherkommt. Live fand sich dieser Song meist im Zugabeblock ziemlich am Ende - auf der Akustik-Tour 2014 hatte er den Platz des Openers. Nach Rückblicken und kritischen Songs kommt mit "Woröm dunn ich mir dat eijentlich ahn?" wieder die leichtere Muse zum Zug. Mit einem Schuß augenzwinkernder Selbstironie schreibt Niedecken die etwas andere Fußballhymne: Den Klagegesang des Leid-gewohnten Fußball-Fans, der trotz miserabler Leistungen und fahrstuhlmäßigen Ab- und wieder-Aufstiegen nicht anders kann, als seinem Verein die Treue zu halten und jede Woche mitzufiebern. Fazit:"Jung, et jitt drei Saache, die söök sich keiner uss: Vatter un Mutter un – wat willste maache – dä Club, mit dem man leiden muss.". Im Live-Programm blieb der Song nur bis zur Akustik-Tour 2014. Mit "Verjess Babylon" kehrt Niedecken zu seinen alten Liedermacher-Stücken aus der Zeit zurück, als er Solo als Südstadt-Dylan durch Kölns Kneipen zog. Allerdings fehlt diesem Text die bissige Schärfe, die "Sinnflut", "Ruut-wieß-blau querjestriefte Frau" und andere Frühwerke auszeichnete: Babylon ist einfach nur eine Spaßnummer, die wortreich die einfache Pointe vorbereitet, daß dem Herrgott beim verteilen der Sprachen bei den Kölnern die Ideen ausgegangen sind, so daß er ihnen seine eigene Sprache mitgeben mußte. Die Musik erinnert streckenweise an die Melodie von "Et Levve ess en Autobahn", aber durch die komplett unterschiedliche Instrumentierung fällt das nicht allzu sehr auf. Anne de Wolff's Geige gibt der Sache einen Touch von Country, live entwickelte sich der Song zum Mitsing-Klassiker, der allerdings nach 2 Touren dann auch die verdiente Pause bekam. "Karl-Heinz" ist für mich mit der schwächste Song des Albums, weil er mir fast erzwungen vorkommt. Zum einen, weil der Text nichts anderes ist, als eine in die Eifel verpflanzte Fassung von Chuck Berry's "Johnny B Goode" - von dem BAP auf der Pandora-Tour 2009 eine eingekölschte Version spielte, die vermutlich nicht die Freigabe zur Veröffentlichung von Chuck Berry bekam - und zum anderen, weil da mit der Brechstange dann eine andere Musik für diesen Text erarbeitet wurde, die mit "My Generation"-Baß-Solo und "Westerland"-Surf-Orgel alles ist, nur eben nicht BAP. "All die Aureblecke" malt eine Morgenstimmung, die Niedecken sehr genau datieren kann, denn es ist der Morgen des 25. Todestages von Heinrich Böll. Akustische Gitarre und das E-Piano von Michael Nass bilden den Kern des Arrangements, die E-Gitarre kommt zurückhaltend mit Einzeltönen dazu, Jürgen Zöller streichelt die Snare mit Besen, zum letzten Refrain kommt leise eine glockige Hammond dazu. Das Ganze klingt herrlich entspannt, während Niedecken über die Augenblicke philosophiert, die das Leben ausmachen, und deren Erinnerung niemand mehr nehmen kann. Den Song gab's auch in einer Duett-Version mit Niedecken's "kleinem Bruder" Clueso als Single, und bei BAP-Konzerten in Erfurt gibt es immer mal wieder auch diese Fassung zu hören. Weiter geht's mit einem Walzer - oder ist das 6/8tel Takt? "Immerhin" besingt eine Aufbruchstimmung, die offensichtlich im Urlaub irgendwo in Afrika beschrieben wurde, da Nilpferde und Affen im Text erwähnt werden. Das Glücksgefühl von Sonnenschein nach Dunkelheit und Staub wird beschwingt in Musik umgesetzt. Ein Song, mit dem ich nie so recht warm wurde, weil er einfach zu nichtssagend ist. Dieser Song wurde tatsächlich bisher nie live vor Publikum gespielt. Eine weitere Stones-Anleihe kommt mit "Enn Dreidüüvelsname", das Niedeckens Nachdichtung/Neufassung von "Sympathy for the Devil" ist - zum einen inspiriert durch die Tatsache, daß Niedecken ohne Abitur die Schulzeit beendete, weil er es wagte, bei der Aufgabenstellung "Interpretiere dein Lieblingsgedicht" den damals brandneuen Stones-Song "Sympathy for the Devil" zu übersetzen und interpretieren (und das auf einem katholischen Internat!), zum anderen sicher auch ein Heidenspaß für den Stones Fan Niedecken, einmal genauso böse sein zu dürfen wie Mick Jagger. Einmal mehr zeichnet Helmut Krumminga für die dreckigen Stones-Licks verantwortlich, Zöller und Kopal präzise und knackig bei der Rhythmusarbeit, Nass eher im Hintergrund mit dem E-Piano. Der Text natürlich gegenüber der Vorlage deutlich aktualisiert mit Verweisen auf 9/11, den DDR-Schießbefehl, Giftmüll-Vergehen und die Massaker im Bosnienkrieg. Auf den Touren 2011/2012 fest im Live-Set. Wieder wird es philosophisch und besinnlich mit dem getragenen "Niemohls". Die ersten 2 Strophen bestimmt der warme Synthi-Layer von Michael Nass, die E-Gitarre mit einer zarten Melodie in der Überleitung. Nach dem 2. Refrain dann wird der Song rockiger, die E-Gitarre übernimmt mit vollen Akkorden. Der Song geht um Rückschau und die Frage, was man besser anders gemacht hätte - mit der Antwort, daß man nie eine Entscheidung bereuen sollte sondern zu ihnen stehen. Wie "Immerhin" live bisher noch unberücksichtigt. Das Album endet mit Niedeckens Liebeserklärung an seine Frau "Waat ens jraad", das halb "Tschuldigung" und halb "Danke" sagt und sich wundert, daß die Frau es mit diesem Streuner so lange aushält. Wolfgang alleine mit akustischer Gitarre, erst zur letzten Strophe kommt Anne de Wolff's Geige und ein zart hingetupftes Piano von Michael Nass dazu, die zusammen das Schlußsolo spielen. Sehr gefühlvoll das Ganze, aber nicht überladen, sondern irgendwie angenehm entspannt. Ein perfekter Schluß für ein abwechslungsreiches Album mit Höhen und Tiefen. Der Song wurde 2013 gleich nochmals auf Niedecken's Solo-Album "Zosamme alt" in einer anderen Fassung veröffentlicht und in dieser dann live bei ein paar Radio-Konzerten gespielt - ins BAP-Live-Repertoire kam er bisher noch nicht. An den Angaben zu den Kompositionen kann man ablesen, daß zu diesem Zeitpunkt Krumminga's Stern in der Band schon beginnt zu sinken. Nur 6 der 14 Musiken stammen aus seiner Feder, eine davon zusammen mit Michael Nass, der weitere 3 Musiken alleine schrieb. 5 Songs schrieb Niedecken im Alleingang, darunter die starken "Autobahn" und "Noh all dänne Johre". Das alles mag zu einer Unzufriedenheit bei Helmut Krumminga geführt haben, die letztendlich 2014 zu seinem Ausstieg führte. Das "Halv su wild"-Album ist in mancherlei Hinsicht ein Wendepunkt in der Geschichte der Band. Für kein Album wurde soviel Promotion-Aufwand getrieben, es gab aber auch selten so einen Fehlschlag wie die unsägliche Amazon-Box Version, die viel Unmut in Fankreisen erntete. Die Mondpreise dafür fielen stark und es dauerte lange, bis der Restbestand über den Internet-Shop auf der BAP-Webseite endgültig vertickt war. Nach diesem Album kam Niedecken's erstes Solo-Album, in dem er BAP-Material im Americana-Stil mit amerikanischen Studio-Musikern aufnahm - was dann wohl zum endgültigen Bruch zwischen Krumminga und Niedecken führte, später zum Ausstieg von Jürgen Zöller und schließlich zum heutigen Stand, wo BAP aus Niedecken's Sicht aus einem Pool von Musikern besteht, die nicht immer alle im Studio oder bei Live-Touren verfügbar sind. [Review lesen]

23.08.2018 16:43 - BAP: Radio Pandora (2008)

8.5 / 10
Das erste Studio-Album nach dem 3x10 Johre Greatest-Hits-Remake Jubiläums-Album, das von den Fans sehr zwiespältig aufgenommen wurde. Für "Radio Pandora" wurde erstmalig eine spezielle Internet-Präsenz aufgebaut, auf der die Fans an der Entstehung des Albums teilhaben und ein wenig hinter die Kulissen schauen konnten. Das Album gab es als "Plugged" und "Unplugged" Version mit z.T. unterschiedlichen Tracks und als Limited Box Edition, bei der beide Versionen in einer als Koffer gestalteten geräumigen Box untergebracht waren, die jedoch sonst keinerlei Extras enthielt. Nach der fast spartanischen Besetzung beim SONX Album lud man sich hier diverse Gäste ein. Beteiligt waren der später als Vollmitglied eingestiegene Percussionist Rhani Krija, Jo Steinebach an Pedal Steel und die schwedische Gruppe Baskery, die mit Mandoline, Banjo und Chören vor allem die Unplugged CD bereicherte. 8 Tracks sind in unterschiedlichen Arrangements auf beiden CDs vertreten, jeweils 6 sind nur auf der Plugged- bzw. nur auf der Unplugged-Variante enthalten. Die Plugged beginnt mit "Prädestiniert", das wie der Byrds-Klassiker "Turn! Turn! Turn!" den Bibel-Text Kohelet Kap. 3 Vers 1-8 in ein rockiges Gewand verpackt, das aus Helmut Krumminga's Feder stammt. Der Song findet sich nochmals in einem luftigeren Arrangement auf der Unplugged-Variante, und war auch fester Bestandteil im Set der Unplugged-Konzerte im 3Sat-Zelt, in Bad Hersfeld und der 2014er "BAP zieht den Stecker" Tour. "Hühr zo, Pandora" glänzt mit Stones-Licks und einem Slide-Solo von Helmut Krumminga, die Musik stammt jedoch von Wolfgang Niedecken. Ein solider Midtempo-Rocker, der sich textlich bei einer gewissen Pandora beschwert, sie solle ihre Büchse wieder einpacken und sich vom Acker machen. Nach der Bibel nun also die griechische Mythologie als Inspiration. Im Vergleich zu den sehr konkreten gesellschaftskritischen Texten der 80er wird der reifere Wolfgang Niedecken zunehmend philosophisch. Live ist die Nummer ein solider Opener, der gleich klare Verhältnisse schafft. Ein weiterer Riff-Rocker kommt mit "Et ess, wie't ess", in dem Niedecken die Begegnung mit seiner zweiten Frau Tina nun auch mal rockig verarbeitet. 10 Jahre später findet sich das Stück nun im Cajun-Gewand nochmals auf Niedeckens Solowerk "Reinrassije Strooßekööter". Mit "Diego Paz wohr nüngzehn" wagt sich BAP musikalisch in die Gefilde von John Lee Hooker und ZZ Top. Ein groovender Bluesgitarren-Lick unterlegt mit Jürgen Zöller's Drumstick-Arbeit auf dem Trommelrand gibt die richtige Atmosphäre für Wolfgang's Geschichte über die Sinnlosigkeit jeglicher Kriege am so skurrilen wie unnötigen Beispiel des 2008 schon lange vergessenen Falkland-Krieges von 1982. Niedecken erzählt die Geschichte des 19-jährigen Wehrpflichtigen Diego Paz. Live entwickelte sich dieser erdige Bluesrocker im Solo zu einem Duell zwischen Helmut Krumminga an der Leadgitarre und Michael Naß an der Hammond, nach dessen Klangrausch-Finale zur letzten Strophe wieder ganz spartanisch nur die Drumsticks und die Strat mit ihrem groovigen Lick einsetzten. Ein Song der sich auch auf der 2016er Tour noch im Set findet. Deutlich ruhiger wird es nun mit "Frankie un er", Niedeckens Reminiszenz an die Studentenzeit mit spontanen Fahrten an die holländische Nordseeküste. Mit akustischen Gitarren erzählt Niedecken die Geschichte einer Männerfreundschaft, die im Alltag von Familie und Beruf verloren ging. Nach den drei plugged-only Rocknummern gibt es diesen Song wieder als plugged und unplugged Version. Literarisch wird es mit "Wat für 'e Booch", über dessen Intro bei den Live-Konzerten aus dem Off Christian Brückner's markante Stimme aus Jack Kerouac's Buch "On the Road" zitierte. Eine sich immerwährend wiederholende Synthi-Figur bildet das Fundament der Komposition, die sich leise beginnend von der bedrohlich düsteren Atmosphäre der ersten Strophe immer lauter werdend zu einem soliden Rocker entwickelt. Krumminga's Gitarre, der Synthi von Micha Nass und Jürgen Zöller's wirbelnde Snare weben ein dichtes, fast hypnotisches Klanggeflecht. Mit "Wolf un Skorpion" vertont Niedecken eine klassische Fabel zur Musik von Helmut Krumminga, die ein wenig an die stampfenden Rhythmen von Neil Young erinnert. Der Song "Krohn oder Turban", zunächst als grundlegender Statement Niedeckens aus Sicht des "unbeteiligten Beobachters" zum Thema Glaube und Religion geschrieben, bekam nach Niedeckens Schlaganfall 2011 den Status seines persönlichen Glaubensbekenntnisses. Ein solider Midtempo-Rocker, zu dem Werner Kopal die Musik schrieb. Wie auch die folgenden 2 Songs einer der Songs, die es auch in der stromlosen Variante gibt. "Noh Gulu" ist die eindringlichste Botschaft auf diesem Album. Niedecken erzählt von Jimmy und Rebecca, zwei Kindern die er auf einer Reise in den Ostkongo kennengelernt hat, wo er ein Projekt zur Resozialisierung von ehemaligen Kindersoldaten unterstützt. Die düstere Musik von Helmut Krumminga erinnert ein wenig an Bob Seger's Klassiker "Turn the Page" und paßt hervorragend zu Niedeckens Schilderung von Angst und Zerstörung. Dieser Song wurde als Benefiz-Download zugunsten des World Vision Projekts Rebound erstveröffentlicht. In "Wa'ss loss met dä Stadt?" setzt sich Niedecken mit den Veränderungen in New York nach Nine-Eleven auseinander. Die Sicht des Besuchers, der die Atmosphäre der Angst in der früher so lebendigen Weltstadt spürt, wird von Michael Nass' bluesigen Klavierakkorden stimmungsvoll begleitet. Von den ernsten Themen weg geht es mit "Musik, die nit stührt", dem Song über die nervtötende Dauerberieselung mit kommerzieller Musik ohne Tiefgang. Helmut Krumminga glänzt wieder mit Stones-Licks an der Gitarre, die Komposition stammt allerdings von Tastenmann Micha Nass. Beim Tourabschluß 2009 in Hanau flog bei diesem Song eine Phil Collins-LP vor Niedeckens Füße, die dieser schmunzelnd zur Kenntnis nahm. Die Single-Auskopplung "Morje fröh doheim" knüpft thematisch etwas an "Frau, ich freu mich" an. Allerdings erzählt Niedecken eine typische Fernfahrer-Geschichte über eine am Berufs-Alltag gescheiterte Beziehung. Eingängig und radiotauglich ist die Musik dazu von Michael Nass. Auch dieser Song ist auf beiden Album-Varianten. Den Chor steuern die drei schwedischen Schwestern von Baskery bei. Ein Dylan-Zitat inspirierte Niedecken zu "Songs sinn Dräume", einem stimmungsvollen Song über das Songwriting. Ein weiterer Signature-Song von Niedecken, der sich auch heute noch im Live-Set findet. Auch hier ist die getragene Musik vom Pianisten Michael Nass. Nach dem Zitat nun eine vollständige Dylan-Übersetzung. Sein Klassiker "Forever young", geschrieben für Sohn Jacob zur Geburt, wird hier von Niedecken ins Kölsche übertragen und von der Band im Studio recht nah am Original interpretiert. Der Opener der Unplugged-CD entführt den Hörer musikalisch wie textlich in die marokkanische Wüste. Augenzwinkernd mit "Magdalena (weil Maria hatt ich schon)" betitelt Niedecken die Schilderung einer Urlaubs-Ende-Abschiedsstimmung auf der Heimreise allein im Auto, während Frau und Kinder mit dem Flugzeug schon bald zuhause sind. Ein weiterer Codename für Tina, um Abnutzungserscheinungen zu vermeiden und den in "Jupp" beschworenen Mythos von "Dausend Fraue" aufrecht zu erhalten. Rhani Krija, selbst ein Marokkaner, zaubert an der Percussion den Soundtrack des Orients. Auch alle folgenden Songs sind nur auf der Unplugged Version. "Enn ner Naach wie der" wäre fast auf einem Helmut Krumminga Solo-Album gelandet, wurde dann aber doch bei BAP verwendet mit Niedecken-Text über den Moment, in dem der Funke überspringt. Eine akustische Gitarrenballade, die leise aber eingängig daherkommt. Bei einer Zöller-Session in Karlsruhe gab es auch mal eine hochdeutsche Krumminga-only Fassung zu hören. Mit "Senor" kommt eine weitere Dylan-Übersetzung. Zu Anfang ein Hauch von Flamenco-Gitarre von Helmut Krumminga über Niedeckens Wanderklampfe, nach der ersten Strophe gesellt sich das Akkordeon von Michael Nass dazu und verschiebt das Arrangement ein wenig mehr in Richtung Montmartre, während Rhani Krija mit zurückhaltenden Bongos der Sache Rhythmik verleiht. "Duude Bloome" ist Niedecken's Hommage an "Dead Flowers" von den Rolling Stones. Live eine wunderbare nicht allzu ernste Mitsing-Nummer, die dank der akustischen Gitarren auch lagerfeuertauglich ist. Beim schon erwähnten Tourabschluß in Hanau flogen bei diesem Song jede Menge verwelkter Blumen auf die Bühne. Wieder eine an Neil Young erinnernde Akustik-Nummer ist "Dä letzte Winter em letzte Kreech". Niedecken erzählt die Geschichte seines Großvaters der im hohen Alter vor Kriegsende mit Frau und vier erwachsenen Töchtern sich in den Notzeiten irgendwie durchschlagen mußte. "Jed Körnche Sand" basiert wiederum auf einem Bob Dylan Song: "Every Grain of Sand" war die Vorlage, die Niedecken ins Kölsche übersetzt hat und die BAP mit Dobro und Geige von Baskery veredelt als 6/8tel-Takt Nummer irgendwo zwischen Neil Young, Ry Cooder und eben Bob Dylan arrangierte. Auch hier wieder hochphilosophische Betrachtungen über Leben und Tod mit dem Grundgedanken, daß einer das alles so vorbestimmt und jedes Körnchen Sand gezählt hat - womit der Bogen zum Anfang der Plugged-CD geschlagen wird, wo der Opener "Prädestiniert" mit anderen Worten zum gleichen Resultat kommt. Nicht die beste Scheibe aus der Krumminga-Phase von BAP, aber doch eine hörenswerte mit musikalischer Vielfalt. Niedeckens Texte sind schon länger eher weg vom aktuellen Tagesgeschehen und gehen mehr ins Philosophische, und auch die Geschichten werden immer weniger, dafür autobiografischer. Die Arrangements sind stimmig und ausgefeilt: Eine erwachsene Scheibe einer reifen Band. Für mich damals 2008 der Beginn einer Geschichte, die mich unter anderem auch hierher auf diese Seite führte. [Review lesen]

23.08.2018 14:32 - Die Braut Haut Ins Auge: +1 Auf Der Gästeliste (2000)

10.0 / 10
Wieso hab ich diese Scheibe eigentlich nicht früher entdeckt - bzw. diese Band? Irgendwann Anfang der 2000er im Plattenladen gestöbert, auf das Teil gestoßen, gedacht "Was'n das?", reingehört und war begeistert. Einziges Problem: Mit Erscheinen dieser Scheibe gab's die Band nicht mehr - sie war das Abschiedsgeschenk der vier Mädels aus Sankt Pauli, die ich somit leider nie live erleben konnte. Herzerfrischend, selbstbewußt und herrlich unperfekt rocken sich die Vier durch ein Repertoire, das alles ist, nur kein Girlie-Pop: Die intelligenten Texte von Gitarristin und Frontfrau Bernadette Hengst machen Spaß, die minimalistischen Arrangements gehen ins Ohr und die eingängigen Melodien bleiben da auch hängen und werden zum Ohrwurm. Mit "Sie hat alles vergessen" geht's gleich richtig ab: Bernadette Hengst spielt eine treibende Mischung aus Rhythmus- und Leadgitarre, die Drums von Katja Böhm und Peta Devlin's Baß gehen gut nach vorne und Karen Dennig an den Tasten tupft ein paar Licks in das luftige Arrangement das näher am Punk als am Pop ist - toll die gegenläufigen Gesangspassagen im Refrain. Und das ist das Markenzeichen der Bräute: Frisch von der Leber weg wird da scheinbar drauflos musiziert nach dem Motto "Perfektion ist langweilig", aber trotzdem ist das alles klug arrangiert und gerade auch die Chorpassagen machen immer wieder Spaß. Die Texte drehen sich oft um das Thema Beziehung, verlieren sich aber nicht in den nichtssagenden Boy-Girl-Stereotypen, sondern sind erfrischend frech und schräg. Titel wie "Der langweiligste Junge der Welt" oder "Mann mit einem Hang zur Depression" mögen erstmal abschrecken, sind aber musikalisch bei weitem nicht so eintönig, wie die Titel vermuten lassen. Bernadette Hengst hat einen Faible für Gedankenspiele, die sie auch gern detailliert zu Ende denkt:"Was nehm ich mit, wenn es Krieg gibt?", "Alles was mir fehlt" und "Wenn du gehst" fallen in diese Kategorie. Mehrere englischsprachige Songs von Baßfrau Peta Devlin fügen sich im Grunde nahtlos dazwischen und bringen manchmal einen Schuß Country ins Repertoire. Philosphisch und fast psychedelisch wird's bei "Blätter & Menschen" und "Überall". Meine persönlichen Highlights sind das freche "Soll-ich-oder-soll-ich-nicht?"-Engelchen-Teufelchen-Szenario "Laß es! Tu es!", bei dem auch Drummerin Katja Böhm gesanglich zum Zug kommt und das Publikum am Ende abstimmen darf, natürlich der Opener "Sie hat alles vergessen", die Hits "Nichts ist für immer" und "Was nehm ich mit?" und das melancholische "1000 Bier mit dir", das fast nur von Bernadette Hengst's Gitarre getragen wird. Erfrischend, schräg, ein wenig trashig, intelligente Texte und doch auch wieder Melodien, die ins Ohr gehen und mitreißende Musik für Bauch und Beine: Diese Scheibe hat mich damals sofort erobert und ist immer noch einer meiner Favoriten. Bernadette Hengst hat inzwischen ein "La" zwischen Vor- und Nachname gesetzt und macht alle paar Jahre eine neue Scheibe, die musikalisch mehr in Richtung Elektropop geht aber immer noch mit hörenswerten Texten aufwartet. Sie ist live vielseitig unterwegs bei vielen Projekten im Bereich alternatives Musiktheater und engagiert sich aktiv für ein bedingungsloses Grundeinkommen, Integration und ähnliche gute Sachen. Peta Devlin arbeitete letztens mit Bela B. zusammen. [Review lesen]

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