Hier die elektrische Variante, bei der es Leopold "Prinz" Karasek (bürgerlich Karl Ritter) und Zirkusprinzessin Lilli Marschall (Michaela Liebermann) an den Stromrudern ordentlich krachen lassen und Dr. Kurt Ostbahn (Willi Resetarits) gehörig die Blues-Harp durchpustet. Mario Adretti (Harry Cuny de Pierron) an der Hemmungsorgel, Karl Horak (Leo Bei) am Baß und Diplomingenieur Eduard Jedelsky (Helmut Grössing) am Schlagwerk tun ein Übriges. Es gibt tolle wienerische Bearbeitungen von Klassikern des 70er Rock, wie z.B. "Da Joker", der genauso entspannt wie das Steve Miller Band Original beginnt, dann aber im Solo den Turbo reinhaut und erst nach 7 1/2 Minuten den Hörer wieder aus seinen Fängen entläßt, oder der Opener "Na, so wirst ned oid", der Thin Lizzy's "Got to give it up" alle Ehre macht und das schweißtreibende "Wirklich wahr", das kraftvoll dem Frankie Miller Original nacheifert, so daß man den eher harmlosen Bellamy Brothers Hit-Cover von "I'd lie to you for your love" kaum noch erahnen kann. Vor allem aber die Blues-Klassiker machen richtig Laune: Das augenzwinkernde "I bin miad" (Johnny Guitar Watson's "So tired") mit der genialen Zeile:"Mei Hüttn steht in Flammen, drunt schreit ollas 'Spring!' - I steh obn am Fensta, wink oba un sing I bin miad!" und die trocken-humorige Einleitung zum Thema "Idiotn, die wos des depperte Gfü ham, daß eana Zünder zu kurz is ..." vor dem Ry Cooder Stück "Wos wü de wüde Hilde?" ("Crazy for an Automobile") sind echte Highlights der Scheibe.
Aber auch die Ostbahn-Eigenkompositionen "Incognito", ein rifflastiger Bluesrocker, das soulig-romantische "So a Glück", das atmosphärisch-minimalistische "Nochtschicht" und das geniale "Ganz afoch" mit nimmer endendem Schlußsolo halten mit dem hochklassigen Fremdmaterial locker mit und so fügt sich alles zu einem homogenen Gesamtbild zusammen.
Eine Scheibe, die einfach nur Spaß macht - sofern man kein Problem damit hat, daß das Gespann Resetarits/Brödl es wagt, die englischen Texte von Meilensteinen der Rockgeschichte in einen derben wienerischen Slang zu übertragen, der den Übersetzungen allerdings weit mehr Authentizität verleiht, als es eine hochdeutsche Umsetzung je könnte.
Punkte: 9.5 / 10