Vainstream Rockfest 2007

mit: Dropkick Murphys, Hatebreed, Unearth, Heaven Shall Burn, Against Me!, Chimaira, Broilers, As I Lay Dying, The Bones, Converge, Less Than Jake, Smoke Blow, Born From Pain, Parkway Drive, Misery Speaks, Butterfly Coma

Das Vainstream Rockfest fand zum zweiten Mal am Münsteraner Haverkamp Gelände statt und lockte mit großen Namen. Licht und Schatten lagen aber extrem nah aneinander. Aber der Reihe nach…

Angekommen war ich erst um ca. 13:20 Uhr, also fast zweieinhalb Stunden nach offiziellem Beginn, weil die ersten Bands für mich eher unter der Rubrik „lohnt nicht die Bohne“ laufen. Parken konnte man zu der Zeit noch gegen eine Gebühr von 3,- Euro in direkter Nähe, wofür man die Gebühr aber bezahlte erschloß sich mir nicht so ganz. Außer einem Einweiser auf einem Fahrrad gab es dort weder Aufpasser noch sonst irgendwelche offiziellen Mitarbeiter und wer die Ecke dort nicht kennt, dem sei gesagt das der Zustand des Parkplatzes eher unter der Bezeichnung „Truppenübungsplatz“ läuft. Zu der Uhrzeit war dann auch die Schlange vor dem Eingang zum Glück nicht mehr so extrem. Andere, die viel früher gekommen waren, mussten wegen der Filzerei der Security bis zu zwei Stunden(!!) anstehen und obendrein wurde ihnen alles abgenommen, was angeblich ansatzweise gegen die Festivalregeln verstoß. Aber anstatt das man sich die Sachen hinterher wieder abholen konnte, wurde alles konfiszierte stumpf weggeschmissen!

Drinnen habe ich erstmal das Gelände begutachtet, was von der Atmosphäre und wegen des Platzes (Asphalt und Schotter) eher an ein Straßenfest erinnerte und weniger an ein Musikfestival. Beim Vainstream spielten die Bands immer abwechselnd auf der großen Hauptbühne und einer kleinen Nebenbühne. Das heißt, wenn auf einer Bühne die Band ihren Set beendet hatte, begann die nächste im direkten Anschluß auf der anderen. Die letzten zwei Songs von Smoke Blow bekam ich noch mit, aber mir sagt dieser Asozialen-Hardcore von denen nicht wirklich zu. Auch Less Than Jake dienten mir eher als Hintergrundberieselung beim weiteren Erkunden, musikalisch war es mein Fall ohnehin nicht. Converge war dann die Band, wegen der ich hauptsächlich gekommen war und da wurden alle Erwartungen erfüllt. Brachial bretterten sie ihre vertrackten Songs in die Menge und glücklicherweise gab es hier noch keine großen Pogo- oder Circle-Pits, sondern man konnte halbwegs in Ruhe abmoshen. Wobei ich mir bei den ersten Songs als einziger Headbanger schon fast wie ein Fremdkörper vorkam…

The Bones wurden auch nicht weiter beachtet, stattdessen machte ich mich erstmal mit dem Bezahl-System vertraut. Man musste Bons im Werte von 2,50 Euro kaufen, mit denen man dann an den Theken „bezahlte“. Aber das galt nur für Getränke, das Essen bekam man dann wieder ganz normal gegen Bares. Irgendwo ein wenig inkonsequent, aber bei den verschiedenen Preisen fürs Essen durchaus nachvollziehbar. Für die 2,50 Euro gab es aber gerade mal nur 0,3l Becher, bei Wasser wenigstens noch Halbe-Liter-Flaschen. Günstig ist was anderes…

As I Lay Dying hab ich mir nur aus Neugierde angeschaut, denn ich kenne eigentlich nichts von denen, weiß aber das die einigermaßen beliebt sind. Das lohnte sich dann aber durchaus. Zwar muss ich jetzt nichts zwingend von denen in der Sammlung haben, live kamen die aber ganz gut rüber und machten ordentlich Stimmung. Die nur aus Entfernung wahrgenommenen Broilers spielten dann im Kontrast dazu eher eine Art härteren Rock’n’Roll, passten mit diesem Stil aber irgendwie so gar nicht auf das Festival. Chimaira war dann die Überraschung des Tages. Zu den Zeiten ihres Debüts bekam ich mal irgendeine Promo-CD mit zwei Songs von denen in die Finger, die unheimlich langweilten und eher wie eine Kopie damals angesagter Sounds wirkten. Daher war ich doch etwas überrascht, als mir angenehmerweise Trash-Metal moderner Prägung (Fear Factory etc.) entgegenschallte und die Band optisch im Gegensatz zu den meisten anderen auf dem Festival wenigstens zum Teil nach Metal aussah. Zwar wurde es zum Schluß hin etwas eintönig, die aktuelle Scheibe sollte ich aber vielleicht mal antesten. Die Zeit als Against Me! spielten wurde lieber in den Genuß von Kaffee und einem Einkauf (Pig Destroyer, Antigama, Leng Tch’e, Death Breath) beim Green Hell Stand genutzt.

Heaven Shall Burn war noch nie eine meine Lieblingsbands und werden es auch nie werden. Keine Ahnung woran es liegt, aber je öfter ich die zu sehen bekomme, um so mehr gehen die mir auf den Keks. Die Musik wird nach spätestens zwei Songs todlangweilig, die Ansagen des Sängers sind manchmal länger als die Songs und ihr Publikum völlig gaga. Es musste dann ja noch unbedingt „gecirclepitted“ werden und zwar bis hinter den Mischpult-Turm. Das die Leute dabei keine Rücksicht auf harmlos Herumstehende genommen habe versteht sich wohl von selbst und nebenbei wurde auch noch eine Mülltonne mit in den Strom einbezogen(!!!) Wenigstens hatte der Sänger die Anekdote des Tages zu erzählen, denn statt eines riesigen Backdrops hing dort nur ein einsames T-Shirt der Band. Der Sänger dazu: „Beim Gig gestern haben die Leute Heaven Shall Burn etwas zu wörtlich genommen und uns das Ding auf der Bühne abgefackelt.“ Das Leben eines Musikers ist manchmal voller Abenteuer…

Unearth war dann neben Converge die musikalisch interessanteste Band des Tages und auch wenn ich mir ein wenig mehr erhofft hatte, so konnten die doch mit einem energiegeladenen Gig überzeugen. Nur leider saß nicht mehr Drum-Gott Gene Hoglan hinter dem Schlagzeug, der den Jungs noch bei der letzten Tour ausgeholfen hatte. Die Gitarristen zauberten ein Riff und Solo nach dem anderen aus dem Ärmel und der Sänger brüllte sich die Seele aus dem Leib, wenn das auch vielleicht etwas eintönig. Nach Converge wirklich die Nummer zwei des Festivals. Nach fast 7 Stunden Dauerberieselung war meine Motivation für Hatebreed nicht gerade mehr sehr hoch und nachdem ich dann noch einen der besseren Songs in einem eher belanglosen Auftritt mitbekommen habe, hab ich das Vainstream Festival für mich dann beendet.

Zum Drumherum noch: die Idee mit den Getränkebons mag vielleicht die Arbeit an den Theken vereinfacht haben, aber das hatte auch seine Nachteile, denn ein Pfandsystem war so nicht möglich. Die Folge davon war dann, dass das Vainstream-Gelände (bei ca. 6000-7000 Besuchern) bereits am Nachmittag so dermaßen nach Müllhalde aussah, dass jedes größere Stadtfest neidisch geworden wäre. Das war wohl mit Abstand das dreckigste Festivalgelände das ich je betreten habe. Auch der Sound von den Bühnen war irgendwie ungewöhnlich, da schon fast zu leise wenn man näher dran war, übersteuert und zu laut wenn man weiter weg stand. Das Publikum bestand natürlich entsprechend den Bands zum größten Teil aus Metalcore Fans, diese bekloppten Violent-Dancing-Spinner sind mir zum Glück kaum aufgefallen. Trotzdem habe ich von herumwirbelnden Armen und Beinen und Typen, die solche Konzerte zum Frust- und Aggressionsabbau an anderen auslassen, erstmal für den Rest des Jahres genug. Wäre ich nicht durch dummen Zufall relativ günstig an eine Karte gekommen, hätte ich mich über die 30-35 Euro Eintritt wohl ziemlich geärgert, denn soviel war das Vainstream definitiv nicht wert. Dafür war dort alles viel zu unentspannt, zu dreckig, zu schlecht organisiert. Gegen die Bands gibt es nichts zu sagen, die haben ihre Sache eigentlich gut gemacht. Aber das Festival an sich und die Organisation dessen muss noch um einiges verbessert werden.

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