Hell Human Remains (2011) - ein Review von Leodoom

Hell: Human Remains - Cover
5
5 Reviews
48
48 Ratings
8.01
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal


Leodoom
18.05.2011 01:56

Ach, ich liebe Bands die polarisieren. Und ich amüsiere mich köstlich, wenn sie es tun ohne es zu müssen.

Eigentlich müsste das Debüt der fast-NWoBHMer Hell die Versöhnungshymnen zwischen New und Old School Metal beinhalten. Rotzfrecher brittischer Altstahl in moderner Verpackung (modern wie: mit heutigen Mitteln produziert. Aber auch modern wie: beschissenste Pseudo-Digipack-Verpackung aller Zeiten).

Und doch polarisiert das Album in zwei Lager: In der einen Ringecke: Die weltweite Wurst... äääh Fachpresse, die dieses rote Scheibchen als das neue Jahrhundertwerk abfeiert, mit Höhstwertungen um sich wirft und (zum im Schnitt bereits 37. mal dieses Jahr, und dabei ist noch nichtmal Halbzeit) den Titel "Album des Jahres" zücken.
Auf der anderen Seite stehen die Old-School-Wir-Sind-Soooo-Trve-Metal-Puristen mit ihrer irgendwie putzig-verschrobenen Einstellung zu Nuclear Blast, zu Andy Sneap-Produktionen, zu Reunions alter Kult-Bands die plötzlich mit einem von Andy Sneap produzierten Album bei Nuclear Blast landen, zu Biermischen, dem FCKW-Verbot und überhaupt allem was nicht 80ies ist. Und die lautet: Absolut dagegen.

Ich für meinen Teil spiele die Rolle der überparteiischen Mama und positioniere mich in der Mitte.

Was Hell hier abliefern, ist ganz sicher nicht die Heavy Metal-Offenbarung, die uns auf jedem Plakat entgegenragt. Aber ein seeehr seeehr nettes Scheibchen. Hell gehen ideenreich zur Sache und liefern leidenschaftlichen Metal mit viel Abwechlung ab. Die Musik, die in meinen Ohren ein wilder Bastard aus MERCYFUL FATE, RAM, SABBAT (nicht von ungefähr, immerhin hat ja Andy Sneap seine Finger im Spiel) und an gewissen Stellen CANDLEMASS klingt, wird auf höhstem Level dargeboten. Besonders der Gesang ist ein absoluter Pluspunkt - David Bower zieht alle Register, schreit, flucht, kreischt, flüstert und beschwört sich durch die Songs dass es eine wahre Freude ist. Der Mann ist ein absoluter Glücksgriff!

Mit "Plague And Pyre" liefern Hell einen Überhit ab, der den Rest der Scheibe in den unverdienten Schatten stellt. Der Kauf lohnt alleine für diese fünfminütige Göttergabe, die einfach alles vereint, was Hell ausmacht: hohes Tempo, irrsinnige Vocals, ein theatralischer, aber sehr intelligenter Text und ein Refrain, der sich sofort ins Hirn fräst mir die besungene schwarze Pest ins Herz Englands...
Wäre der Rest der Songs auf diesem Niveau, wäre die Höhstnote dringewesen, aber auch so gibt es tollen Metal - das flotte "Let Battle Commence" oder der doomige Rausschmeißer "No Martyr's Cage" wären hier gute Anspieltipps.

Was die Produktion angeht, ist sie, wie von Sneap zu erwarten war, eher modern, allerdings lange nicht so schlimm wie seine "Referenzwerke". Ich überlasse die Detailbeurteilung des Sound den Audiophilen, aber ich habe schon weit schlimmeres gehört als das. Im übrigen: Wem das ganze VIEL zu modern ist: Auf der zweiten CD der Limited Edition befinden sich alle Songs in kratzenden Original-Demoversionen. 80ies enough?

"Human Remains" ist ein tolles, unterhaltsames Album was Spaß macht und angenehm aus der Masse der True- und Power Metal-Klone Europas heraussticht. Es ist kein Überwerk, aber ein tolles Metalalbum was Hunger auf mehr macht (und laut Meister Sneap ist das nächste Album bereits in Arbeit). Ob ihr das Ding nun liebt oder hasst, entscheidet selbst, ich für meinen Teil stelle es mit Freude in den Plattenschrank.



Eines wäre aber noch anzumerken:

Wer für die Verpackung der Limited Edition verantwortlich ist gehört gefeuert, ehrlich. Das ist das schlimmste, was ich je in den Händen hatte. Ein geschlossenes Slipcase mit zwei Digipacks drin, die passgenau ohne einen Micrometer Platz eingezwängt wurden. Ich brauchte geschlagene 15 Minuten um die Digis freizulegen, hab die Hülle in the process fast zerrissen und fühlte mich irgendwie wie ein Affe beim IQ-Test. Ein einfaches dickeres Digipack (wie z. B. bei der letzten Blind Guardian oder Candlemass), oder auch ein Jewel Case mit SmartTray sind zwar nicht so "special" wie diese Idee, aber sehr viel fanfreundlicher und besser für meine Nerven.


P.S.: Allen, die wie ich dieses unsägliche Digipack erwoben haben, rate ich eins:
NIE wieder zurückpacken in den Schuber.
Falls ihr es doch vorhabt, zieht euch die Musik auf den PC und/oder brennt euch einen Satz Kopien. Ich für meinen Teil möchte diese Verpackung, im Gegensatz zum Inhalt, nie wieder anrühren.

Punkte: 8.5 / 10


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