Vast Oceans Lachrymose braucht definitv ihre Zeit. Sie ist eine der ganz wenigen Platten, die ich beim ersten Mal hören 'ganz nett' fand - und gleichermaßen absolut sicher war, daß sie mal außerordentlich wichtig für mich werden würde. Und genauso ist es auch gekommen.
Was WHILE HEAVEN WEPT auf ihrem dritten Album auffahren, spottet im positivsten Wortsinn jeder Beschreibung. War die Band auf den Vorgängeralben noch als reiner Doom einzuordnen, so ragt Vast Oceans Lachrymose in einem Maße über alle bekannten Grenzen und Kategorien hinaus, das den Hörer nach einer gewissen Eingewöhnungszeit unwillkürlich mit offenem Mund zurücklässt. Doom Metal? Epic Metal? Progressive Metal? Post Rock? Alles da - allerdings in einer unnachahmlichen Mischung, die (vergeblich) ihresgleichen sucht.
Über stilistische Einordnungen ist Vast Oceans Lachrymose aber ohnehin weit erhaben, das definierende Element der Scheibe ist ein ganz anderes: wo insbesondere auf dem Debüt Sorrow of the Angels noch mancher unangenehm schmalzig anmutende Klang zu vernehmen war, regiert hier eine hinreißend klare Schönheit, die aber auch wirklich JEDEN Ton des Albums auszeichnet.
Schon das eröffnende, kompositorisch überragende Epos The Furthest Shore weiß den Zuhörer von seinem harten metallischen Beginn bis zu seinem atmosphärischen Mega-Breitwand-Ausklang über die vollen 16 (!) höchst abwechslungsreichen Minuten von einer Gänsehaut in die andere zu stürzen. Nichts anderes gilt für das folgende, ebenfalls überlange To Wander the Void, das jedem Fan alter Fates Warning eine dicke Träne ins Knopfloch zaubern sollte. Nach dem rhythmisch recht vertrackten Zwischenspiel Living Sepulchre servieren WHILE HEAVEN WEPT mit Vessel dann den Anwärter auf den wahrscheinlich schönsten Song 2009 - und auch der kommt trotz aller Melancholie nicht auch nur annähernd in die Gefahr, die Grenze zum Kitsch zu überschreiten. Wunderbar abgerundet wird das Gesamtkunstwerk dann durch die beiden sphärischen Instrumentals Vast Oceans Lachrymose und Epilogue, die die Stimmung des Albums bis zu einem ruhigen Ausklang im Rauschen des Meeres transportieren.
Nicht vergessen werden sollte bei all dem auch die musikalische Leistung der Band, die ihr Werk in meisterlicher Art und Weise umsetzt - allen voran der neue Sänger Rain Irving. Und ebenso eine Erwähnung wert ist das perfekt zur Stimmung des Albums passende Artwork. Die Vinyl-Version ist hier unbedingt zu empfehlen!
Unter dem Strich haben WHILE HEAVEN WEPT mit Vast Oceans Lachrymose einen der seltenen, aus dem täglichen metallischen Einerlei herausragenden Leuchttürme erschaffen, wie es sie nur alle Jubeljahre mal zu bewundern gibt. JEDER, der auch nur ansatzweise etwas mit klischeefreiem Metal anfangen kann, sollte hier wenigstens einmal reingehört haben!
Alles andere als die Höchstnote wäre hier eine bodenlose Frechheit: 10 Punkte.
Punkte: 10 / 10