Dieses Mal sollte sie in Form von einem 12'' Vinyl kommen, welches einerseits Teil der limitierten "Bone Peeler"-Box war, aber wohl auch in sehr kleiner Quantität separat gekauft werden konnte. Optisch macht das Ding ganz gut was her. Das Cover entspricht zwar dem von der "DJ Dwarf Four", aber ich muss sagen, dass es in groß als Vinylcover nochmal besser zur Geltung kommt. Eigentlich ein sehr schlichtes Konzept mit den OP-Instrumenten, aber im Vergleich zu so manchen Unfall, die Rudy Ratzinger seine Werke gedruckt hat, mag ich den eher dezenten Stil. Dass das Vinyl orange ist, gibt dem ganzen einen netten Touch.
Bei der Tracklist fragt man sich dann direkt, warum es nicht auch ein 7'' getan hätte - immerhin sind nur zwei Songs drauf. Aber wenn man dann auf die Laufzeit von über 20 Minuten schaut, dann wird klar, dass hier selbst die 2-Track-Single naja… umfangreich ist. Beide Songs sind Remixes oder besser gesagt spezielle Versionen von bekannten Songs aus "Bone Peeler" - einmal "Our Fatal Longing" und einmal "Rise Again". Beide Tracks unterscheiden sich aber recht stark.
Fangen wir mal mit "Our Fatal Longing" an. Hier fand ich es ein wenig schade, dass der Song auf "Bone Peeler" keinen Remix spendiert bekommen hat. Tja und nun endlich… hat der Song erneut keinen Remix spendiert bekommen. Hinter dem sperrigen Namen ":W: XL Time-Doubled Version" steckt nämlich genau das, was draufsteht: eine Version des Songs, die einfach nur auf über 13 Minuten "gestreckt" wurde, ohne dass wirklich neue Elemente hinzugefügt wurden. In der Theorie klingt das absolut scheiße. In der Praxis funktioniert es aber erstaunlicherweise viel besser als es sollte.
Zuerst einmal hört man direkt raus, dass sich hier Mühe gegeben wurde - wir haben hier jetzt also keinen Loop von immer dem selben Refrain oder so. Stattdessen wurden alle Elemente von den Vocals oder die einzelnen elektronischen Parts bis hin zu dem Sample vom Fritz Haarmann Lied auseinander gebaut und neu sortiert. Da hat man jetzt ein paar komplett neue Kombinationen - meistens welche, die etwas dezenter klingen, wie zum Beispiel nur die Keyboards oder nur die Vocals mit einem leichten Beat. Das gibt dem Song insgesamt sogar nochmal eine etwas andere Richtung. Schon im Original fand ich den Song rein musikalisch recht entspannt, was einen netten Kontrast zu Rudys Vocals gegeben hat, die hier durchaus eine gewisse Härte haben. Das wird in dieser Version jetzt noch mehr betont.
Ich muss sagen, dass ich die lange Version tatsächlich sogar mehr mag als das Original. Es macht sowohl Spaß, den Song bewusst zu hören und alle einzelnen Parts auf sich wirken zu lassen, als auch die Platte einfach mal aufzulegen und im Hintergrund laufen lassen. Gute Arbeit also bei "Our Fatal Longing".
Auf der B-Seite hätten wir dann einen etwas klassischeren Remix: den Naked Beat Remix von "Rise Again" - immerhin auch knapp 8 Minuten lang. Da ich das Original mag und "Rise Again" auf "Bone Peeler" schon zwei Remixes hatte, hab ich mir jetzt nicht gerade vor Aufregung in die Hose gemacht, als ich den Titel gelesen habe, aber die Idee passt trotzdem schon ganz gut. Immerhin war ein Remix davon auf "Bone Peeler" eine eher einfache, zugänglichere und tanzbare Version von "Rise Again" und der andere extrem experimentell (wenn auch sehr geil). Von dem, was ich bis jetzt von Naked Beat gehört habe, kann man also eine eher ruhige und minimalistische Nummer erwarten, quasi eine Interpretation des Songs, die wir in der Form noch nicht hatten.
Aber im Gegensatz zur anderen Seite der Single, klingt dieser Remix in der Theorie ganz nett, aber die praktische Umsetzung ist leider nicht so sehr mein Fall. Ja, der Song ist jetzt tatsächlich minimalistischer, aber dafür klingt jetzt alles irgendwie sehr leblos und trist. Im Vergleich zu den anderen beiden Remixes von Naked Beat fehlt mir hier die eigene Komponente, die dem ganzen einen Wiedererkennungswert gibt. Und mit knapp 8 Minuten zieht sich der ganze Spaß schon extrem. Auf der Remix-CD von "Bone Peeler" wäre das hier für mich als einer der schlechteren Remixes gnadenlos untergegangen.
Tja und viel mehr gibt es zu dieser Single auch nicht zu sagen. Auf der einen Seite ein sehr nettes gelungenes Experiment, das hier in genau dieser Form auch besser zur Geltung kommt, als wenn man es auf die Remix-CD des Albums verbannt hätte und auf der anderen Seite ein enttäuschender Remix. Durch zwei Songs geteilt ergibt das bei mir ziemlichen Durchschnitt. Schlecht ist die Single auf keinen Fall, aber eben auch nicht wirklich gut. Falls man eh schon mit der Box geliebäugelt hat, wäre dieses Vinyl neben T-Shirts, Postern und was weiß ich nicht alles, wohl eher mal eins der besseren Extras, die diese Versionen immer beinhalten. Separat und als einzelne Geschichte (und so bewerte ich diese Single ja jetzt auch) ist das ganze aber eigentlich nur was für Leute, die :Wumpscut: UND "Bone Peeler" sehr mögen UND unbedingt jedes kleine bisschen aus dem Album rausquetschen wollen. Alle anderen dürften nicht viel verpassen, wenn sie das hier überspringen.
Punkte: 5.5 / 10