DarkForrest

DarkForrest
Registriert seit: 25.12.2008

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Bewertungen: 217 Reviews: 217
Genres: Blues, Comedy, Country, Dark Wave/Gothic, Elektronische Musik, Hardcore, House, Hörspiel/Hörbuch, Jazz, Klassik, Metal, Musical, Pop, Punk, Rap/Hip Hop, Reggae, Rock, Schlager, Singer/Songwriter/Liedermacher, Ska, Sonstiges, Soul/R&B, Soundtrack, Volksmusik/Folklore, World Music
Bewertungsverteilung von DarkForrest
0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5 5 5.5 6 6.5 7 7.5 8 8.5 9 9.5 10
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5.5: 27.586206896552% (8x)

6.0: 58.620689655172% (17x)

6.5: 82.758620689655% (24x)

7.0: 86.206896551724% (25x)

7.5: 79.310344827586% (23x)

8.0: 100% (29x)

8.5: 93.103448275862% (27x)

9.0: 51.724137931034% (15x)

9.5: 24.137931034483% (7x)

10.0: 10.344827586207% (3x)

Die letzten Bewertungen
6.5 für Deathstars: Everything Destroys You (2023) (31.03.2024 14:34)
7.5 für Deathstars: Perfect Cult, The (2014) (29.03.2024 08:48)
8.0 für Deathstars: Decade Of Debauchery (2010) (15.03.2024 04:57)
8.5 für Deathstars: Night Electric Night (2009) (03.03.2024 10:09)
9.5 für Deathstars: Termination Bliss (2006) (25.02.2024 09:06)
7.5 für Deathstars: Synthetic Generation (2003) (11.02.2024 09:04)
8.5 für Eisbrecher: Sturmfahrt (2017) (28.01.2024 10:29)
7.5 für Eisbrecher: Was Ist Hier Los? (2017) (21.01.2024 09:51)
5.5 für Eisbrecher: Volle Kraft Voraus (2016) (12.01.2024 11:23)
Insgesamt 217 Bewertungen vorhanden. Alle anzeigen
Die letzten Reviews

31.03.2024 14:34 - Deathstars: Everything Destroys You (2023)

6.5 / 10
Das 2014’er Album “The Perfect Cult” hat schon ganze 5 Jahre auf sich warten lassen und hat dann zwar ordentliche, aber auch recht konventionelle Deathstars-Kost geboten, ohne dass die Schweden das Rad damit neu erfunden haben oder Fans und Presse komplett für sich begeistern konnten. Als es danach wieder ziemlich schnell ruhig um die Truppe wurde und ein Jahr nach dem anderen gar kein neues Material mehr kam, war ich sowas von überzeugt davon, dass die Deathstars jetzt endgültig in der Versenkung verschwunden wären. Ausgerechnet letztes Jahr - 9 Jahre nach dem letzten Album - haben sie sich dann doch nochmal zu meiner großen Überraschung zurück gemeldet. “Everything Destroys You” heißt das neue Werk und zumindest nach außen hin sind die Deathstars immer noch dieselbe Band - Makeup und Uniformen sitzen noch und außer dass “Cat Casino” wieder zurück an der Rhythmusgitarre ist und “Vice” durch den neuen Drummer “Nitro” ersetzt wurde, haben wir auch noch das gleiche Lineup wie früher. Der Sound klingt dagegen schon wieder etwas anders als noch auf “The Perfect Cult”. Immerhin versucht man jetzt nicht mehr krampfhaft, den nächsten Hit raus zu ballern und alles auf epische Refrains zu setzen. Gleichzeitig klingt aber alles wesentlich softer als je zuvor. Sanfte Elektro-Klänge und Synths stehen im Vordergrund und die meiste Zeit über wurden vor allem Drums und Gitarren ein gutes Stück abgeschwächt. Aber auch die Vocals klingen weniger brutal und gerade die Screams, die die Alben damals immer noch etwas edgy gemacht haben, fehlen hier fast komplett. Dafür ist erstaunlicherweise Ann Ekberg wieder zurück, sorgt bei den meisten Songs für weibliche Verstärkung bei den Vocals und wird hier mitunter auch sehr clever eingesetzt. Die Deathstars hatten schon immer einen vergleichsweise cleanen Sound, aber auf “Everything Destroys You” klingt alles noch synthetischer und steriler als sonst. Das ist nicht unbedingt kritisch gemeint, denn gerade im Industrial Metal kann das ja genau der gewünschte Effekt sein - wenn man denn die passenden Songs dazu zu schreiben vermag. Zum ersten Mal gibt es auch (zumindest bis jetzt) kein Bonus-Material. Soweit ich weiß habt ihr ausschließlich die Wahl zwischen Vinyl oder CD im Jewelcase. So oder so läuft es am Ende aber auf 10 Songs hinaus. Mit gerade einmal 40 ½ Minuten ist damit “Everything Destroys You” klar das kürzeste Album der Band. Mal sehen, was die Jungs aus der Zeit gemacht haben. Der Opener “This Is” ballert erstmal ganz gut rein. Kein Wunder, dass dieser Song genutzt wurde, um das Album zu eröffnen und im Vorfeld mit eigenem Musikvideo zu promoten. Er tut nämlich alles dafür, um den Fans den neuen Sound schonend beizubringen. Man hört zwar schon ganz gut raus, wie das Album denn klingen wird, allerdings bringt “This Is” alles mit, was die alten Fans so erwarten. Die Gitarren stehen im Vordergrund und der ganze Song ist unglaublich schnell - wahrscheinlich flotter als alles auf “The Perfect Cult”. Kombiniert das noch mit allerlei, Glam, Effekten und Sirenen und es fehlt an nichts, was man so von den Deathstars erwartet. Wirklich kreativ ist das natürlich überhaupt nicht. Aber man schafft es, den klassischen Deathstars-Stil in das neue Album mit dem neuen Sound zu integrieren, ohne dass es widersprüchlich klingt oder schlecht miteinander harmoniert und damit bekommt “This Is” schonmal einen Daumen nach oben von mir. “Midnight Party” gibt sich dann direkt dem neuen Sound voll und ganz hin. Der Song klingt unglaublich poppig, elektronisch und die weiblichen Vocals runden das alles perfekt ab. Klingt ein wenig als hätte Rob Zombie einen radiotauglichen Song geschrieben. Eigentlich müsste ich schreiend davonrennen, aber das Gegenteil ist der Fall: Ich liebe es. Es ist mal was neues, nimmt sich nicht zu ernst und macht auf eine seltsame Weise unglaublich viel Bock. Bei “Anti All” ist es wieder anders herum - die Nummer harmoniert für mich gar nicht mit dem Sound des Albums. Die Strophen sollen möglichst harmonisch und melodisch klingen und im Refrain geht es dann ordentlich zur Sache. Dieser Kontrast aus Kitsch und Härte kann super funktionieren, wie man zum Beispiel an Songs wie “The Greatest Fight On Earth” hört. Die Vocals sind dort legit gruselig und die Gitarren unterstreichen das perfekt. Hier klingen die Vocals einfach nur zahnlos und die Instrumente ballern zwischendurch zwar gut los, kommen aber viel zu schlecht zur Geltung und verkommen ziemlich schnell zum langweiligen Einheitsbrei. Der Titeltrack macht dagegen wieder alles richtig: gemütliches Tempo, wenig Härte, viel Elektro und trotzdem angenehm creepige Atmosphäre. Hier geht quasi alles von einem ordentlichen Rhythmus und gut geschriebenen Lyrics aus und das alles funktioniert erstaunlich gut und macht “Everything Destroys You” zu einem wirklich guten Song. “All The Devil's Toys” war damals auf eine sehr konventionelle Art ein großartiger Song, “Everything Destroys You” dagegen auf eine sehr originelle Art. Als nächstes kommen gleich zwei Songs, bei denen Ann Ekberg sehr gut zur Geltung kommt. Zuerst darf sie mit dem “Whiplasher” zusammen bei “Between Volumes And Void” ein Duett singen. Die beiden harmonieren sehr gut und die Tatsache, dass außerhalb des schönen Refrains die meiste Zeit ordentlich Gas gegeben wird, passt hier sehr gut, wobei auch hier etwas markanter klingende Gitarren hilfreich gewesen wären. Noch ein wenig besser gefällt mir das angenehm düstere “An Atomic Prayer”. Sehr cooles Riff, das hier verwendet wurde und der Refrain trieft zwar vor Kitsch, aber auf eine angenehme und passende Art und Weise. Dazwischen gibt es leider ein paar Längen, bei denen wenig passiert, aber gleichzeitig auch ein paar nette Akzente. Für “Everything Destroys You”-Verhältnisse ein eher komplexer Song - schade, dass hier musikalisch alle Ecken und Kanten so sehr abgeschliffen wurden. Bei “Blood For Miles” bin ich leider wieder raus. Wir haben hier einige Elemente, die für sich betrachtet ganz cool sind, aber komplett chaotisch zusammen gewürfelt wurden: zum Beispiel ein Refrain, der eine ähnliche Energie verbreitet wie damals die Songs auf “Synthetic Generation”, nur dass anstelle kräftiger Background-Shouts plötzlich weibliche Vocals aufploppen. Und irgendwann taucht dann noch random ein Gitarrensolo auf, ohne dass sich mir der Grund dafür erschließt. Auch “The Curches Of Oil” holt mich nicht ab. Teilweise wurden hier sehr geile Momente eingebaut (alleine die ersten 5 Sekunden sind schon klasse), aber für mich folgt der Song keiner klar erkennbaren Richtung, die das alles zusammenhält oder miteinander verbindet. Immer wenn ich denke, dass es jetzt richtig losgeht, schlägt der Song eine neue Richtung ein und verliert sich in Belanglosigkeiten - schade. “The Infrahuman Masterpiece” schlägt dann wieder eine neue Richtung ein und zeigt dann zumindest in Teilen, dass man doch noch zu einer gewissen Härte und ordentlichem Gitarreneinsatz fähig ist. Das Ganze ist leider so eine etwas inkonsistente Geschichte. Hier und da wird es wirklich nice, aber dazwischen muss man ziemlich lange warten, bis etwas passiert. Da geht “Angel Of Fortune And Crime” denselben Weg schon konsequenter. Der Abschluss des Albums ist erstaunlich heavy und verlässt das Konzept von “Everything Destroys You” ein sehr gutes Stück. Plötzlich ist ganz klassische Härte wieder möglich. Hätte man diesen Song auf ”The Perfect Cult” gepackt, wäre er stilistisch hier nicht großartig aufgefallen. Alles in allem ein ungewöhnlicher, aber guter Abschluss. Das Album als solches kann ich aber leider nicht uneingeschränkt empfehlen. Es wirkt fast so, als wäre man sich nicht so ganz einig geworden, wo man nach fast 10 Jahren jetzt musikalisch hin möchte. Dabei dürfte es dieses Mal eigentlich keine riesigen Erwartungen gegeben haben. 2014 war man noch näher an den sehr erfolgreichen Alben “Termination Bliss” und “Night Electric Night” und hatte durch die Tour mit Rammstein eine Menge Leute, die neugierig und ungeduldig auf das neue Album geschaut haben. Dieses Mal hatte man eine handvoll alter Fans vor sich, die einfach froh waren, mal wieder was Neues von den Deathstars zu hören. Ein eher weniger kreatives Album wie “The Perfect Cult” wäre also eigentlich völlig klar gegangen. Gleichzeitig hat man alle Grundlagen geschaffen, um in eine neuere Richtung zu gehen und mit “Midnight Party” oder dem Titeltrack auch gezeigt, wie das aussehen könnte. “This Is” und “Angel Of Fortune And Crime” können immerhin an alte Stärken anknüpfen. Der Rest der Songs kämpft sich so durch und versucht verzweifelt, den alten Stil mit dem neuen Sound zu kombinieren. Das gelingt mal ganz gut wie bei “An Atomic Prayer” oder “Between Volumes And Void”, geht manchmal aber auch in die Hose wie bei “Anti All” oder “Blood For Miles”. Damit bleibt “Everything Destroys You” leider durchwachsen und für mich knapp das schwächste Album der Band. “Synthetic Generation” war zwar ebenfalls nicht sehr abwechslungsreich und zudem noch deutlich amateurhafter, aber zumindest hat es fast durchgehend Arsch getreten. “The Perfect Cult” war am Ende deutlich unkreativer, aber wenigstens gab es hier fast durchgehend grundsolides bis sehr gutes Material und kaum Tracks, die man skippen wollte. Schlecht ist “Everything Destroys You” aber auf keinen Fall. Wenn man es im Hintergrund laufen lässt, hat man die meiste Zeit eine ganz nette Beschallung nebenbei und das Album kommt am Ende auch nicht ohne absolute Highlights, aber bei gerade mal 10 Songs hätte ich etwas mehr erwartet, was mich catcht. Ich hoffe, dass sich die Deathstars in den nächsten 2-3 Jahren doch nochmal an einem neuen Album versuchen und dann entweder auf alte Stärken berufen und wieder mehr Power in die Songs stecken oder den neu eingeschlagenen Weg bis zu ende gehen und uns dann mehr Songs wie “Midnight Party” und der Titeltrack erwarten. [Review lesen]

29.03.2024 08:48 - Deathstars: Perfect Cult, The (2014)

7.5 / 10
Als die Deathstars im Sommer 2014 nach gut 5 Jahren endlich mal wieder ein komplett neues Album auf den Markt geworfen haben, waren die Erwartungen einigermaßen groß. Allen - inklusive mir - kam die Lücke zwischen “Night Electric Night” und “The Perfect Cult” ziemlich lang vor, was lustig ist, wenn man bedenkt, dass es bis zum nächsten Album nochmal fast doppelt so lange dauern sollte. So ganz konnte “The Perfect Cult” damals die Erwartungen aber nicht erfüllen. Ich habe hinterher ziemlich oft gelesen, dass an dem Album grundsätzlich nichts falsch sei, dass es aber vergleichsweise unspektakulär daherkommt und sich wenig innovativ zeigt. Und ja: das spiegelt so ungefähr mein Hörerlebnis von damals wieder: ich fand es gut, aber für die wirklichen Hits bin ich immer wieder zu “Termination Bliss” und “Night Electric Night” zurückgekehrt. Gleichzeitig sind mir vielleicht gerade mal 3-4 Songs auf “The Perfect Cult” so richtig im Kopf geblieben. Mal sehen, wie das ganze Ding in den letzten 10 Jahren gealtert ist… Aber vielleicht gucken wir erstmal, was sich in den 5 Jahren vor “The Perfect Cult” alles verändert hat. “Nicht viel” war oft der Vorwurf und das würde ich so nicht unbedingt unterschreiben. Klar: wir haben es hier immer noch mit genau demselben unverwechselbaren Stil der Deathstars zu tun - auch wenn sie jetzt mit “European Audiosex” ein neues Fantasiegenre für ihre Musik gefunden haben. Aber ein wenig wurde ja zwischen jedem Album am Sound und Stil gefeilt und das merkt man auch hier, obwohl die Besatzung relativ konstant geblieben ist. Lediglich Gitarrist “Cat Casino” wurde ersatzlos gestrichen und “Bone Machine” an den Drums durch “Vice” ersetzt, der hier seinen einzigen Auftritt hat. Sänger “Whiplasher” meinte damals zum Stil des Albums “It's more personal this time. Private. It's not party darkness, more personal darkness.”, was so ziemlich alles und nichts beschreibt und auch nicht so wirklich zutreffend ist, denn um auf Partys die Refrains laut mit zu gröhlen ist das Album allemal geeignet. Allerdings kommt der Sound etwas minimalistischer daher. Die elektronischen Elemente machen immer noch einen großen Teil der Musik aus, wurden aber etwas zurückgefahren, es ist das einzige Album, welches komplett ohne weibliche Vocals auskommt und auf dem Ann Ekberg keine Unterstützung leisten darf und es gibt auch keine Songs, die etwas stärker vom Rest des Albums abweichen - wie etwa “Termination Bliss” oder “Via The End”. Dafür wurde das Tempo insgesamt ein wenig gedrosselt. Wer jetzt auf einen etwas anspruchsvolleren Sound und cleveres Songwriting hofft, könnte aber auch enttäuscht werden, denn im Grunde sind die Songs eher sogar noch simpler aufgebaut als auf den Vorgängern. Meistens läuft es darauf hinaus, dass möglichst viel Spannung aufgebaut werden soll, die sich dann in einem epischen und melodischen Refrain entlädt und hey: das kann ein sehr guter Payoff sein, aber auf Dauer sorgt es dafür, dass die Songs sich recht stark ähneln und zwar super schnell und einfach ins Ohr gehen, aber dafür nicht so lange hängen bleiben. Was mir ansonsten noch auffällt ist, dass man “The Perfect Cult” fast schon in zwei Hälften teilen kann. Die erste Hälfte hat eine eher fröhliche und leichte Stimmung, bei der ich die Beziehung “Party Darkness” gar nicht mal so weit hergeholt finde. Die zweite Hälfte ist dagegen ein gutes Stück düsterer und schwerer. Auch “The Perfect Cult” bietet auf Wunsch neben der normalen Version noch eine Variante mit ein paar Bonustracks - dieses Mal komplett in Form von Remixes. Das Album beginnt recht stark mit “Explode” - eine schön mitsingbare Hymne mit ordentlich Power, fetten Riffs, Explosionen und einer Menge Glam - also allem, was man von den Deathstars so erwarten würde. “Fire Galore” präsentiert sich etwas schlichter, kann aber mit einem coolen Riff und einem gängigen Rhythmus punkten. Das ist vielleicht ein bisschen wenig und obendrein gibt es hier und da auch ein paar Längen, in denen wenig passiert, aber als Filler würde ich das noch gelten lassen. Zum Glück kommt danach aber direkt “All The Devil's Toys”, welches das Album ganz schnell wieder auf Kurs bringt und für mich auch direkt mal das Highlight auf “The Perfect Cult” ist. Hier ist alles so gut ausbalanciert und aufeinander abgestimmt, dass keine Langeweile aufkommt. Der Song zeigt aber auch, dass die Deathstars auch 2014 noch gut in der Lage waren, große Hits zu schreiben, die sich locker mit den besten Songs der Deathstars-Diskografie messen können. Aber auch “Ghost Reviver” kann sich für mich hören lassen. Der Song hat etwas sehr “gemütliches”. Das Tempo ändert sich so gut wie nie, aber trotzdem wirkt “Ghost Reviver” nie langweilig oder gar stumpf, sondern zieht einen eigentlich ganz gut in seinen Bann. Der Titeltrack gibt sich dann wieder etwas konventioneller und versucht “All The Devil's Toys” Konkurrenz zu machen, ist mir dafür aber in den Strophen zu langatmig und im Refrain zu kitschig. Mit Abstrichen ist “The Perfect Cult” immer noch ein ganz netter Ohrwurm, aber nichts, was mich schwer beeindrucken würde. Immerhin gab es bis jetzt noch keine komplett langweiligen Songs, aber “Asphalt Wings” könnte hier aushelfen. Nach dem viel zu langen Intro von fast einer ¾ Minute, braucht der Song nochmal extra seine Zeit, um so richtig in die Gänge zu kommen und selbst dann passiert recht wenig, was im Gedächtnis hängen bleiben könnte. Stellt euch die typische Formel von “The Perfect Cult” vor, nur dass dieses mal das schöne Gefühl des epischen Refrains ausbleibt, was sich am Ende ziemlich unbefriedigend anfühlt. Auch “Bodies” tut mit seinem schleppenden Tempo ziemlich viel dafür, um möglichst nicht gut gefunden zu werden. Hier muss ich aber immerhin sagen, dass er zumindest vergleichsweise recht originell daherkommt. Die Atmosphäre ist ziemlich düster und drückend und das ganz ohne doomige Riffs, sondern mit starken Fokus auf Elektro und Vodcoder im Refrain. Komplett in die Hose geht diese Kombination auch nicht und am Ende haben wir einen Song, den man ganz gut so stehen lassen kann. Etwas poppiger wird es wieder mit “Temple Of Insects”, welches sich wieder sehr stark an die klassische Formel des Albums hält und ähnlich wie der Titeltrack nicht ganz die Kriterien für einen unkomplizierten Hit erfüllt. Dieses Mal fehlt mir ein wenig die Power und die Vodcoder-Effekte sind mir etwas zu viel. Aber auch hier: sehr ordentlicher Dienst nach Vorschrift. Erst gegen Ende weckt das Album nochmal so richtig mein Interesse. “Track, Crush & Prevail” ist relativ langsam und düster, hat aber eine echt fesselnde Melodie und fette Riffs, die wirklich Spaß machen und dafür sorgen, dass der Song einen ordentlichen Eindruck hinterlässt. Und auch der Abschluss “Noise Cuts” zieht dann nochmal alle Register. Auch “Noise Cuts” läuft eher im langsamen bis mittleren Tempo, kommt dafür aber doch recht hart daher, hat aber auf der anderen Seite immer mal wieder sehr melodische Momente, ohne kitschig zu klingen. Erinnert mich vom Stil ein wenig an die besseren Songs auf “Night Electric Night” und setzt “The Perfect Cult” ein schönes Ende. … Es sei denn, man hat das Album im Digipack und darf sich noch über ein paar Remixes freuen. Zuerst hätten wir “All The Devil's Toys” in einer “8-Bit-Version”, was in der Theorie so klingt, als hätte man einen großartigen Song aufs Übelste verunglimpft. Das mag aber auch daran liegen, dass ich durch die Bonus-CD von Alestorm’s “Curse Of The Crystal Coconut” vorgeschädigt bin und genug 8-Bit-Versionen von Metal Songs kenne, die mir absoluten Ohrenkrebs machen. Aber zu meiner großen Überraschung ist das hier nicht der Fall, was unter anderem daran liegt, dass der Song an den entscheidenden Stellen auch in Ruhe gelassen wurde und wir uns nicht mit furchtbar komprimierten Vocals oder sowas umschlagen müssen. Stattdessen ist das hier einfach nur ein recht simpler Elektro-Remix von “All The Devil's Toys” geworden und der Song scheint für soetwas sehr gut geeignet zu sein, denn ich bin vom Ergebnis durchaus angetan. Aber auch der Dope Stars Inc. Remix von “Explode” kann sich absolut hören lassen. Mit 5 ½ Minuten definitiv der längste Track des ganzen Album, aber zu keiner Sekunde langweilig. Ich mag das Original eher auf eine konventionelle Art und Weise und bin überrascht, wie originell und gleichzeitig tanzbar man diesen Song hier klingen lässt. Das ist aber noch nichts gegen den “Temple Of Insects”-Remix von Hacking The Wave. Der vorher ganz nette aber etwas seichte Song, wurde jetzt in ein hartes Elektro-Gewand gehüllt, das richtig gut die einzelnen Aspekte des Songs herausarbeitet und viel besser zu den Vocals passt als das Original. Ganz zum Schluss gibt es als Hidden-Track noch ein Instrumental von “Explode” für die lustige Karaoke-Party. Nicht der erste Deathstars-Song, den ich dafür auswählen würde, aber insgesamt wahrscheinlich einer der geeigneteren. Hat für mich jetzt wenig Mehrwert, schadet jetzt aber auch nicht. Insgesamt muss ich aber sagen, dass sich die Bonus-Tracks dieses Mal wirklich gelohnt haben. So wenig sie mich auf “Night Electric Night” angesprochen haben, so sehr werten sie das Album hier nochmal deutlich für mich auf. Alle Metal-Puristen, für die der normale Sound der Deathstars schon das höchste der Gefühle ist, können da auch locker drauf verzichten. Für alle anderen ist das Digipack eigentlich Pflicht. Davon mal abgesehen geht “The Perfect Cult” für mich absolut in Ordnung. Nein, es stellt nicht die anderen drei Alben der Deathstars total in den Schatten - die Frage hat sich mir aber auch nie gestellt. Wer die Band und insbesondere “Night Electric Night” mag, kann hier nicht viel falsch machen. Hier und da gibt es ein paar Abstriche und gerade zur Mitte hin wird es etwas langweilig, aber vereinzelte sehr starke Songs lassen “The Perfect Cult” für mich im Nachhinein ein wenig besser klingen, als ich es in Erinnerung hatte. [Review lesen]

24.03.2024 08:18 - Deathstars: Greatest Hits On Earth, The (2011)

7.5 / 10
Nach “Night Electric Night” haben es die Deathstars zumindest Album-technisch etwas ruhiger angehen lassen und nur noch recht sporadisch für neues Material gesorgt. Anfang der 2010’er haben sie es trotzdem nochmal ordentlich krachen lassen und neben einer Tour mit Rammstein gleich zwei Compilations veröffentlicht. “Decade Of Debauchery” war eine Sammlung von Remixes und unveröffentlichter Tracks. Ein Jahr später kam dann mit “The Greatest Hits On Earth” eine ganz klassische Best Of raus. Ich bin ja eigentlich eher ein Fan davon, sich die CDs einer Band einzeln zu besorgen, aber natürlich kann eine gut gemachte Best Of auch in meinen Augen Sinn ergeben. Zumindest die Ausgangsbedingungen sind hier ganz gut: mit damals ~10 Jahren Bandgeschichte und 3 Alben musste kein allzu großer Zeitraum abgedeckt werden, sodass jedes Album ordentlich zur Geltung kommen kann. 14 Songs sind auch eine vernünftige Menge, sodass jedes Album grob 4-5 Songs spendiert bekommt. Wir haben hier also keinen Fall von einer Best Of, die ganze Alben vernachlässigen muss oder wichtige Songs überspringt. Ebenfalls nett: neben den 14 bekannten Songs, finden sich hier zwei komplett neue, vollwertige Stücke. Und hierbei reden wir wirklich von neuem Material, welches zwischen “Night Electric Night” und “The Greatest Hits On Earth” entstanden ist und keine halbfertigen unreleased Sachen wie das, was man für “Decade Of Debauchery” ausgegraben hat. Auch die äußere Aufmachung ist ganz hübsch und es gibt ein vollwertiges Booklet, in welchem alle alten und neuen Songs inkl. Lyrics vorhanden sind, was ja bei einer Best Of leider auch nicht Standard ist. Natürlich war und bin ich nicht unbedingt die Zielgruppe dieser Best Of, da ich 2011 schon alle drei Alben im Regal stehen hatte und mir ist klar, dass sich “The Greatest Hits On Earth” klar an Deathstars-Neulinge richtet. Deshalb versuche ich das ganze mal aus zwei Perspektiven zu betrachten: wie gut wurden die einzelnen Alben hier repräsentiert und lohnt sich die CD wegen der beiden neuen Songs vielleicht doch auch für Leute, die die Original-Alben schon haben? Gehen wir mal alles Album für Album durch und fangen mit “Synthetic Generation” an. Hier hatten wir ein grundsolides Album, ohne wirklich langweilige Songs, aber gleichzeitig auch das Album mit den wenigsten absoluten Höhepunkten. So gesehen konnte man bei der Auswahl nicht wahnsinnig viel falsch machen. Ich persönlich hätte einen der ersten drei Songs des Albums (die sich etwas ähneln), auf jeden Fall “Syndrome” und “Little Angel” und vielleicht noch als etwas gewagten Move den Bonustrack “Our God The Drugs” inkludiert. Wirklich schwache Songs bietet das Album zwar nicht, aber “Modern Death” und “Damn Me” hätten für eine Best Of kaum einen Mehrwert. Das haben wohl auch die Verantwortlichen für “The Greatest Hits On Earth” erkannt und keinen von den beiden Songs mit reingenommen. “Syndrome” ist natürlich mit am Start - sehr gut - und mit “Semi-Automatic”, “Synthetic Generation” und “New Dead Nation” tatsächlich gleich alle drei Anfangstracks. Damit macht man nicht direkt etwas falsch und gerade “New Dead Nation” repräsentiert das Album sehr gut, aber etwas mehr Kreativität und Abwechslung hätte nicht unbedingt geschadet. Zumindest kommen die Songs hier besser zur Geltung, da die Best Of die Songs nicht Album für Album abspielt, sondern ein wenig durchmischt. Insgesamt aber völlig akzeptable Auswahl an Songs für “Synthetic Generation”. Wer nur das neuere Material kennt und sich diese Best Of holt, weiß ziemlich genau, was ihn mit dem Rest des Albums erwarten wird. Etwas strenger bin ich da bei “Termination Bliss”, weil ich dieses Album absolut liebe und es gleichzeitig sehr abwechslungsreich ist. Hier sollten die Songs gut gewählt sein, um der Scheibe gerecht zu werden. “Cyanide” und “Blitzkrieg” wären hier ein absolutes Muss. Aber auch etwas ruhigere Songs wie “The Greatest Fight On Earth” oder der Titeltrack wären eine wirklich gute Idee, um mal eine etwas andere Seite der Deathstars zu zeigen. Komplett daneben kann man auch hier nicht greifen, wobei “Virtue To Vice”, Play God” und “Motherzone” drei Songs wären, die man ohne Probleme weglassen könnte. Und wofür hat man sich entschieden? Unter anderem ausgerechnet “Play God” und “Motherzone”. Das ist jetzt keine Vollkatastrophe und gerade “Play God” ist ein klasse Song. Das Problem, das ich hier habe ist eher, dass der Song auch auf “Synthetic Generation” gepasst hätte und nicht so unbedingt für “Termination Bliss” steht. “Motherzone” war für mich als Filler auf “Termination Bliss” in Ordnung, wäre für mich aber überhaupt nicht Best Of würdig. Aber hey: “Blitzkrieg” und “Cyanide” sind dabei und auch mit “Tongues” macht man jetzt absolut nichts falsch. Damit ist “Termination Bliss” jetzt ganz okay auf “The Greatest Hits On Earth” repräsentiert - definitiv hochkarätiges Material und eine gute Einstiegsdroge für alle, die es noch nicht kennen sollten, aber ein paar wichtige Facetten des Albums fehlen hier auch. Wer hier absolut zu kurz kommt ist auch Sängerin Anna Ekberg. Es wirkt fast so als hätte man gezielt Songs ausgesucht, auf denen sie möglichst wenig bis gar nicht zu hören ist. Bleibt nur noch “Night Electric Night” und hier kann man theoretisch sehr viel richtig aber auch falsch machen. Ich denke mal, dass wir uns alle einig sind, dass “Death Dies Hard” nicht fehlen darf. Ich weiß nicht, ob “Chertograd” eine ebenso offensichtliche Wahl darstellt, aber ich würde es mit reinpacken. Ansonsten wären für mich persönlich noch “Mark Of The Gun” oder “Venus In Arms” eine Super Wahl und vielleicht sogar “Blood Stains Blondes”. Unbedingt verzichten würde ich eigentlich nur auf den Titeltrack (der aber wahrscheinlich zwangsläufig mit drauf muss) und “The Fuel Ignites” (das wahrscheinlich auch drauf ist). Aber zu meiner großen Überraschung finden sich weder “Night Electric Night” noch “The Fuel Ignites” auf der Best Of, obwohl um die beiden Songs vorher immer so ein Geschiss gemacht wurde - sehr gut! Geworden sind es dann tatsächlich “Death Dies Hard” (klar), “Chertograd” (cool), “Mark Of The Gun” (nice, angenehme Überraschung), “Blood Stains Blondes” (wow, hätte ich nicht gedacht, aber sehr cool) und “Opium” (okay, warum nicht?). Damit bin ich sehr positiv davon überrascht, wie man hier “Night Electric Night” präsentiert. Alle Songs sind sehr gut und das Album darf hier fast alles zeigen, was es so zu bieten hat. Bleiben nur noch die beiden Bonustracks, mit denen “The Greatest Hits On Earth” eigentlich eröffnet werden, aber ich habe mir das Spannendste mal für den Schluss aufgehoben. Da hätten wir einmal “Death Is Wasted On The Dead” - cooler Name, aber sehr durchschnittlicher Track. Vom Stil her klingt er sehr wie man sich einen Deathstars-Song aus dieser Zeit vorstellen würde, allerdings fehlt mir hier so ein wenig der Flow. Es dauert ziemlich lange, bis er in die Gänge kommt und kaum läuft er richtig, wird er durch irgendwas ausgebremst. Auf “Night Electric Night” wäre er ein einigermaßen solider Filler gewesen, aber auf diese Best Of passt er tatsächlich besser, auch wenn er fieserweise natürlich gnadenlos von der Elite der Deathstars-Diskographie überschattet wird. “Metal” ist dagegen ganz interessant, da er doch etwas untypisch klingt. Der Name ist hier Programm und die Deathstars, die sich musikalisch ja eher auf der Grenze zwischen Rock und Metal bewegen, bekennen sich hier vollständig zum Metal. Entsprechend wenig elektronisch und stattdessen gitarrenlastig gibt sich der Track. Es wird permanent ein ordentliches Tempo vorgelegt und zwischendurch gibt es sogar mal ein kurzes Gitarrensolo. Man möchte meinen, dass das genau meinen Geschmack treffen dürfte, aber ganz zufrieden bin ich auch hier nicht. Obwohl die Bandmitglieder eigentlich aus der Death Metal Szene stammen, fühlt sich dieser Stil etwas fremdartig an und unterstreicht nicht gerade die Stärken der Band. Es wirkt fast so wie ein Coversong, der nicht unbedingt für die Deathstars und ihren Stil geschrieben wurde. Aber trotzdem klingt es jetzt nicht komplett verkehrt und als nette kleine Kuriosität ist auch “Metal” sehr gut auf der Best Of aufgehoben. Rechtfertigen die beiden neuen Songs den Kauf von “The Greatest Hits On Earth” auch wenn man schon die anderen Alben hat? Für mich nicht. Wenn ihr nicht gerade Hardcore-Fans seid und alles von der Band haben wollt, dann findet ihr auf “Decade Of Debauchery” deutlich mehr interessantes Bonus-Material. Aber für Neulinge könnten die beiden Songs ein ganz netter Anreiz sein, erstmal mit dieser Best Of hier anzufangen. Und warum auch nicht? “The Greatest Hits On Earth” ist in der Songauswahl wirklich gelungen und genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen, als die Band gerade richtig populär wurde. Wenn ihr den einen oder anderen Song der Band irgendwo gehört habt, er euch gefällt und ihr euch näher damit beschäftigen wollt, dann kann “The Greatest Hits On Earth” ein klasse Ausgangspunkt sein - also vorausgesetzt ihr sammelt CDs und ignoriert Spotify. Für mich persönlich hat “The Greatest Hits On Earth” keinen riesigen Mehrwert, aber ich erkenne an, dass es das, was es vorhat, die meiste Zeit sehr schön umsetzt. [Review lesen]

15.03.2024 04:57 - Deathstars: Decade Of Debauchery (2010)

8.0 / 10
Die ersten drei Deathstars-Alben - “Synthetic Generation”, “Termination Bliss” und “Night Electric Night” - sind für mich so eine Art eigene Trilogie. Auch wenn die Band danach noch aktiv war und ist und noch zwei weitere Alben rausgebracht hat, haben sich die 2000’er Alben auf eine bestimmte Art anders angefühlt und gehören irgendwie zusammen. Unterstrichen wird das dann zusätzlich noch dadurch, dass Anfang der 2010’er gleich zwei Compilations rauskamen, die diese Phase der Band noch einmal abgeschlossen und sich den ersten drei Alben gewidmet haben. Da hätten wir mit “The Greatest Hits On Earth” einmal eine ganz klassische Best Of und mit “Decade Of Debauchery” eine Sammlung von Remixes und seltenen Tracks. “Decade Of Debauchery” kam direkt ein Jahr nach “Night Electric Night” raus und es gibt sogar einen Re-Release von dem Album, welches die komplette Compilation als Bonus-CD beinhaltet. Allerdings kann das Ding auch separat erworben werden. Dabei teilt sich “Decade Of Debauchery” in 5 Abschnitte auf: “The Remixes”, “The Remixe Competition Winners”, “The Unreleased Album Tracks”, “The Unreleased Demos” und “The Off Topic Crazy Shit”. Klingt vielversprechend und bietet mit 17 Tracks auch genug Material, um über 70 Minuten lang Spaß zu haben. Los geht es mit den klassischen Remixes. 6 Stück sind es an der Zahl und ich habe direkt etwas an der Auswahl zu meckern. 5 von 6 Songs für die Remixes stammen von “Night Electric Night” und zwei Songs wurden jeweils gleich doppelt verwendet, sodass wir gerade einmal vier unterschiedliche Songs zur Verfügung haben - Abwechslung sieht anders aus. Gucken wir uns zuerst einmal die doppelten Songs an. Da hätten wir zum Beispiel “Opium” - den Rausschmeißer von “Night Electric Night” und nicht unbedingt der erste Song, bei dem ich an Remixes denken würde. Wir erinnern uns: starker Refrain mit ein paar Längen dazwischen. Aber der “God Particle Remix” von Pzy-Clone und The Kovenant hat da direkt einen Ansatz, um die Längen zu füllen: er setzt stark auf alle möglichen Effekte, Samples, orchestrale Parts, Riffs, Beats, elektronische Parts - also irgendwie alles - und klingt damit recht überladen. Das sorgt dafür, dass es vor allem in den Strophen nicht langweilig wird, aber der eigentlich gute Refrain unter all dem Krempel erdrückt wird. Es klingt beim Anhören nicht direkt schlecht, aber ist mir gerade für den Anfang etwas zu viel. Einen komplett anderen Ansatz verfolgt dagegen der “Nightfuture Of Century Remix” - in über 6 ½ Minuten wird auf ein langsames Tempo gesetzt und während der andere Remix hart dagegen ankämpft, dass auch nur im Ansatz mal nichts passiert, lässt man sich hier wirklich Zeit, ein paar sehr atmosphärische und unheimliche Synth-Klänge auf den Hörer wirken zu lassen. Der Refrain und zum großen Teil auch die Vocals selbst treten in den Hintergrund, unterstreichen und ergänzen die Musik aber sehr gut - teilweise auch auf bizarr verzerrte Art und Weise. Damit hätten wir dann auch jetzt schon direkt den ersten richtig geilen Remix, der nicht nur eine Alternative zum Original darstellt, sondern dieses deutlich übertrifft. Als nächstes haben wir “Babylon” und zwar zuerst im “Underground Lounge Remix” von Deathstars-Gitarristen “Nightmare Industries” persönlich und ich muss sagen: Der Mann versteht echt was davon Remixes zu machen. Der Song wurde ordentlich auf den Kopf gestellt und der Name ist quasi Programm, denn das ganze klingt jetzt nach ziemlich abgefuckter, düsterer Lounge-Music, bei der die Gitarren sehr sparsam eingesetzt wurden und stattdessen ein elektronischer Rhythmus dominiert. Auch der Song, der dafür ausgewählt wurde, passt mit “Babylon” wie Arsch auf Eimer. Sehr gute Arbeit. Auf der anderen Seite wäre da der Remix von Matt LaPlant - ich gebe ehrlich zu, dass ich keine Ahnung habe, wer Matt LaPlant ist, aber er scheint auch ein bisschen was an professioneller Erfahrung als Musiker mitzubringen. Sein Remix von “Babylon” ist deutlich näher am Original dran, fügt hier und da aber so einiges an neuen und mehr oder weniger passenden Effekten und Samples hinzu - seien es irgendwelche Stimmverzerrer oder orgasmisches Gestöhne. So wirkt das Ganze ziemlich trippy, aber trotzdem nicht so ganz rund. Kann man machen, hat für mich aber keinen großen Mehrwert zum Original. Auch “Chertograd” hat einen Remix bekommen und zwar von den Dope Stars Inc. - auch so ein Projekt, dass ich nur am Rande kenne und bei dem ich jetzt schlecht beurteilen kann, inwieweit der Remix den üblichen Stil trifft. Allerdings ist “Chertograd” eine seltsame Wahl für einen Remix. Falls ihr von diesem recht epischen, gut ausbalancierten und abwechslungsreichen Song eine um gut eine Minute kürzere und deutlich simplere bis stumpfere Version haben wollt, findet ihr hier sicherlich eine tolle Umsetzung davon, aber warum sollte man das überhaupt wollen? Damit nicht komplett jeder Remix von “Night Electric Night” stammt, ist immerhin noch ein Anstands-Remix von “Trinity Fields” (im Original auf “Termination Bliss” zu finden) enthalten. Hinter dem Remix mit dem sperrigen Namen “Drop's Synthetic Evolution By Drop / Sybreed” verbirgt sich eine über 5 Minuten lange Version des Songs, welche die ganze Geschichte noch etwas tanzbarer macht und mehr auf treibende Beats und diverse Arten setzt, die Vocals noch mehr zu modifizierten und das Ergebnis ist ganz ordentlich. Kein zu ambitionierter Remix, der sein Ziel aber ziemlich on Point erfüllt. Als nächstes Kapitel haben wir die Remix Competition Gewinner auf dem Plan. Offenbar gab es damals die Möglichkeit, eigene Remixes einzusenden, von denen dann die besten veröffentlicht wurden. Das ist auf mehrere Arten cool - abgesehen davon, dass wir hier Leute außerhalb der professionellen Szene zu hören bekommen, wirkt das auch alles eher so, als wären die Kandidaten etwas freier damit, bei welchen Songs sie sich bedienen und wie die Umsetzung dann auch klingen soll. Bestes Beispiel wäre da schon der “Xe-None Remix” von “The Last Ammunition”, der aus dem Song eine reine Techno-Nummer gemacht hat. Dieser Remix ist wirklich rein elektronisch, komplett tanzbar und vergleichsweise flott unterwegs. Für Metal-Puristen wahrscheinlich die absolute Seuche, aber für Leute wie mich ziemlich unkomplizierter Spaß. Sehr beatlastig ist der “Of These Hope Remix” von “New Dead Nation” unterwegs. Daneben wurden ein paar kurze, abgehackte Gitarrenriffs eingestreut, die in der Kombination absolut geil klingen. Ganz ehrlich: genau sowas hätte “Synthetic Generation” damals echt gebrauchen können. Sehr starker Remix. Einziger Schwachpunkt ist für mich die Tatsache, dass man die Vocals weitestgehend unberührt gelassen hat und die jetzt nicht mehr so gut zur Musik passen. Und schließlich gibt es dann noch “Catronics Child Of Light Mix” von “The Fuel Ignites”. Interessante Idee: ich fand das Original ja sehr rock- und rifflastig. Genau das hat man jetzt alles über Board geworfen und stattdessen eine eher langsame und verträumte, rein elektronische Version aus dem Song gebaut, die ziemlich gut funktioniert. Auch hier lebt der Remix vor allem von seiner Musik und man hätte die Vocals auch etwas mehr bearbeiten oder sparsamer einstreuen können, aber insgesamt bin ich doch zufrieden damit. Lustigerweise bieten die drei Contest-Gewinner-Remixes fast schon die konstantere Qualität als die professionellen Remixes. Einerseits sind sie konsequenter darin, wirklich auf Elektro zu setzen (nur der Remix von “New Dead Nation” beinhaltet überhaupt Gitarren) und andererseits hatte man hier die besseren Ideen, was man aus den Songs macht. Als nächstes stehen die beiden “Unreleased Album Tracks” an - zwei Songs, die denke ich mal aus “Synthetic Generation”-Zeiten stammen dürften und eher so klingen, als wären sie Teil der bisher unveröffentlichten Demo-Tracks, nur dass es diese eben im Vergleich zu den anderen drei Songs nicht auf das Album geschafft haben. Das ist okay, da die Qualität für Demo-Verhältnisse ganz annehmbar ist, aber wer hier sowas wie zwei vollwertige Songs erwartet, könnte enttäuscht sein, da sie doch noch etwas unfertig klingen. “Black Medicines” ist der etwas metal-lastigere Song der beiden und auch wenn ich es an nichts konkret festmachen kann, klingt er so, als hätte man Elemente daraus für andere Songs auf “Synthetic Generation” verwendet. Im Endeffekt ein harter, simpler Song, der aber nicht so richtig mit dem restlichen Repertoire von den Deathstars mithalten kann und bei dem ich verstehen kann, dass er es nie auf ein Album geschafft hat. “Division X” hat ähnlich viel Power, ist aber etwas elektronischer und vor allem kreativer. Er hat einen ziemlich starken Wiedererkennungswert und hier finde ich es fast schon schade, dass es davon keine Version gibt, welche auf Album-Niveau abgemischt wurde. Hätte dem ersten Album teilweise mehr Charakter gegeben, als so mancher Song, der es am Ende tatsächlich auf “Synthetic Generation” geschafft hat. Mit “Revolution Exodus” gibt es dann den ersten Demo-Song, der tatsächlich später auf dem Album zu hören ist und okay… Etwas ranziger ist die Abmischung dann schon noch im Vergleich zu den beiden Songs davor. Aber gerade bei “Revolution Exodus” klingt das nicht unbedingt schlecht. Die Gitarren sind hier sehr dominant und die Vocals wirklich mal… was anderes. Zum Teil merkt man hier, dass die Jungs ursprünglich aus der Death Metal Szene stammen. “Our God The Drugs” ist zwar auf “Synthetic Generation” erschienen, aber nur auf der limitierten Version. Es dürfte also eine gute Anzahl an Leuten geben, die nur die Demo-Version kennen. Und die ist wirklich ziemlich heavy. Inhaltlich unterscheidet sie sich kaum vom Original - sogar die weiblichen Vocals sind hier schon dabei - aber die Growls und der chaotische Sound geben dem Song eine komplett andere Stimmung. Ich mag tatsächlich beide Versionen. “Genocide” klingt dagegen für mich in der Demo-Version noch ziemlich unfertig. Vor allem die Vocals sind viel zu leise abgemischt und die Drums klingen auch etwas komisch. Die fertige Version ist schon eher ein Filler für mich und als Demo würde ich es nur bedingt empfehlen, aber es ist schön, einmal den Unterschied zu hören und das war ja denke ich auch der Sinn dahinter. Alles in allem ist es super interessant, sich einmal das alte und unveröffentlichte Zeug anzuhören. Ist jetzt nicht unbedingt das, was bei mir oft in der Playlist landet und wohl auch eher etwas für Fans, aber am Ende trotz allem qualitativ doch erstaunlich gut. Zu guter Letzt haben wir am Ende den “Off Topic Crazy Shit”, der gleich mal mit dem “Fuel For Cowboys Remix” von “The Fuel Ignites” eröffnet wird - erstellt von Bassist “Skinny Disco”. Und ja: es ist genau das, wonach es klingt - eine Country-Version inklusive Banjo und allem was dazu gehört von “The Fuel Ignites”. Und was noch schlimmer ist: es funktioniert tatsächlich irgendwie. In der Theorie passt das so gut zusammen wie Ananas auf Pizza, aber ich mag diesen Remix tatsächlich auf eine unironische Art und Weise und finde ihn ganz stimmungsvoll. Danach folgt die “Necrocock / Masters Hammer” - Version von “Chertograd”, bei der ich nicht so richtig einordnen kann, was diese versucht darzustellen. Erinnert mich ein wenig an die etwas schrägeren Remixes von Rammstein-Songs, die sich oft auf deren Singles wiederfinden und die man kaum einem Genre zuordnen kann. Auch hier lässt sich das Gehörte kaum beschreiben, ist nach gut 2 Minuten aber auch wieder so schnell vorbei, wie es angefangen hat. Den Abschluss bildet dann der “Phoebus Remix” - nochmal von “The Fuel Ignites”, der sich irgendwo zwischen Techno und Pop bewegt und keine Angst davor hat, einfach ein wenig herumzuspacken. Klingt ein bisschen so, als ob der Remixer den Song als Spielweise benutzt hat, um sich mal ordentlich auszutoben oder wie etwas, das man nachts um 4 im Club spielt, wenn alle maximal besoffen sind. Als Freund der Weirdness mag ich diesen Remix allerdings. Allerdings ist er eine kleine Mogelpackung: der Track geht nämlich über 7 Minuten, endet aber schon drei Minuten vorher und der Rest ist nur Stille - ohne Hidden-Track oder so. Und damit endet dann auch die “Decade Of Debauchery” und als Fan kann ich schon sagen, dass sich die CD insgesamt lohnt. Die Remixes sind etwas durchwachsen (wie das bei Remixes nunmal meistens so ist), aber alles in allem ist die Quote an guten bis sehr guten Remixes in Ordnung. Man sollte natürlich für elektronische Musik und Metal gleichzeitig offen sein, um damit etwas anfangen zu können, aber das dürfte bei Fans des Industrial Metal und insbesondere der Deathstars ja eigentlich gegeben sein. Die unveröffentlichten Songs und Demoaufnahmen richten sich vor allem an Fans, die mal reinhören wollen, wie alles angefangen hat und die letzten drei Remixes sind auf sehr angenehme Art maximal experimentell und bescheuert. Ich muss sagen, dass ich hier auf meine Kosten gekommen bin und für Fans ist “Decade Of Debauchery” auf jeden Fall die interessantere der beiden Compilations. Auf der anderen Seite sollte man schon einigermaßen mit den ersten drei Alben vertraut sein, um mit “Decade Of Debauchery” etwas anfangen zu können. Anfänger sind sicherlich mit der Best Of “The Greatest Hits On Earth” besser bedient. Außerdem sollte man das hier wirklich eher als Bonus-Material betrachten und hier nichts im Sinne eines neuen Albums oder einer EP erwarten. Aber wenn man weiß, worauf man sich einlässt, kann man mit “Decade Of Debauchery” eine Menge Spaß haben. [Review lesen]

03.03.2024 10:09 - Deathstars: Night Electric Night (2009)

8.5 / 10
Die 2000’er waren wirklich die stärkste Decade für die Deathstars. Während aktuell gefühlt jedes Jahrzehnt mal eine CD der schwedischen Death-Glam-Truppe das Licht der Welt erblickt, haben sie damals tatsächlich ziemlich regelmäßig abgeliefert. Dabei haben sie ziemlich schnell ihren Höhepunkt erreicht, denn nachdem sie sich mit “Synthetic Generation” erst einmal ausprobieren durften, hatten sie mit “Termination Bliss” 2006 eigentlich schon ihren perfekten Sound gefunden. Diese wunderbare Balance zwischen harten Klängen und Eingängigkeit wurde auf späteren Alben dann doch eher zugunsten zugänglicherer Songs verschoben. Das ist 2009 schon so langsam bei “Night Electric Night” aufgefallen. Grundsätzlich hat sich dabei allerdings gar nicht mal super viel verändert. Die Besetzung dürfte noch original dieselbe sein wie auf “Termination Bliss” und selbst Background-Sängerin Ann Ekberg ist wieder mit dabei - auch wenn sie hier etwas weniger zu tun hat. Bei Songs wie “The Greatest Fight On Earth” hat sie damals ja noch eine tragende Rolle gespielt, während ihre Vocals hier sehr in den Hintergrund treten. Komischerweise ist sie auf der ersten Hälfte des Albums zumindest in irgendeiner Form fast in jedem Song zu hören und auf der zweiten Hälfte dann plötzlich fast gar nicht mehr. Auch wenn “Night Electric Night” an sich im Vergleich zu den beiden Vorgängern etwas softer daherkommt, kann man hier nichts gegen den Sound sagen. Während ich mich noch ein wenig an die Abmischung auf dem aktuellen Album “Everything Destroys You” vom letzten Jahr gewöhnen muss, klingt hier alles angenehm druckvoll und jedes Instrument kommt so zur Geltung, wie es soll. Elektronische Arrangements waren schon immer eine sehr wichtige Komponente der Band, wurden auf “Night Electric Night” aber noch besser mit dem restlichen Sound der Band verwoben, als je zuvor. Wie schon bei “Termination Bliss” habt ihr auch hier wieder die Wahl zwischen verschiedenen Versionen und auch hier gestaltet sich die Auswahl etwas verwirrend. Am Ende läuft es aber auf drei verschiedene Varianten hinaus, zwischen denen man sich als Fan entscheiden durfte: der silbernen, der goldenen oder der Platin-Version. Die silberne Version ist einfach nur das Album mit seinen 11 Songs. Die goldene Version hat 3 Bonus-Tracks und eine Bonus-DVD. Die Platin-Version hat eine ganze Bonus-CD mit einigen Remixes und allerlei Kuriositäten. Intuitiv würde man also denken, dass die Platin-Version die beste Variante ist, allerdings muss das nicht unbedingt stimmen. Bei der Platin-Version handelt es sich nämlich um einen Re-Release von “Night Electric Night”, aus dem Jahr 2010 und die Bonus-CD ist einfach nur die “Decade Of Debauchery” Compilation, die ihr auch separat erwerben könnt. Wenn man dann noch bedenkt, dass hier sowohl die drei Bonus-Tracks als auch die DVD fehlen, sollte man als Perfektionist also eher zur goldenen Variante greifen, was bei mir eh der Fall war, da ich das Ding damals direkt zum Release geholt habe. Ob sich aber das Bonus-Material der Gold-Version wirklich lohnt? Naja… Das können wir uns später nochmal angucken. Aber bleiben wir erstmal bei dem Basismaterial - und da gibt es schon genug zu entdecken. Der Opener “Chertograd” bietet direkt alles, was man sich für einen epischen Auftakt wünschen würde. Wirklich: die Deathstars haben für mich echt ein Händchen dafür, wie man ein Album eröffnet, aber kein Opener funktioniert so gut wie “Chertograd”. Es ist ein ausbalancierter Song - nicht zu schnell, nicht zu langsam, kein komisches Gimmick - der alle Stärken des Albums ausspielt, alle späteren Elemente, die wir hier hören, werden mal kurz vorgestellt und gleichzeitig das Album gut repräsentiert. Dazu zählt auch das etwas langsamere Tempo und der eingängige Refrain, der den Song ein gutes Stück zahmer wirken lässt als zum Beispiel ein “Tongues”. Danach geht's gleich an den Titeltrack und hier muss ich leider sagen, dass ich ihn nicht besonders mag, was ungünstig ist, da er auf dem Album recht präsent ist (Titeltrack halt), gleich in drei Versionen vertreten ist und selbst heute noch gerne als Opener für Live-Auftritte herhalten darf. Mit seiner angetäuschten orchestralen Passage am Anfang und dem vergleichsweise hohem Tempo geht er für mich in eine ähnliche Richtung wie “Blitzkrieg” zumal auch hier der Twist darin besteht, irgendwann übermäßig mit dem Vodcoder rumzuspielen und dann wieder auf die Passage am Anfang zurück zu kommen. Aber irgendwas fehlt mir hier. Das ganze ist mir einfach nicht aggressiv genug und wird mir teilweise zu sehr durch die Drums getragen, die hier aber auch ein wenig Durchschlagskraft vermissen lassen. Auf der anderen Seite steht dann “Death Dies Hard”, das sofort durch ziemlich geile Drums aufhorchen lässt, aber noch nicht mal unbedingt von diesen abhängig ist. Nein, “Death Dies Hard” ist eigentlich ziemlich melodisch, fast schon poppig, spielt aber die Stärken des neuen Stils der Band perfekt aus und ist ein Song, der sehr gut in's Ohr geht und dort auch lange hängen bleiben wird. Direkt danach wird es mit den nächsten beiden Songs sehr düster. “Mark Of The Gun” überzeugt durch eine ordentliche Heavyness, angenehm makabere Lyrics und starke Vocals, wobei Frontmann “Whiplasher” und Bassist “Skinny Disco” hier sogar ohne weibliche Begleitung auskommen. Und ich muss schon sagen: dann, wenn die Musik auf “Synthetic Generation” etwas in den Hintergrund getreten ist und der “Whiplasher” alleine da stand, war das manchmal etwas holprig. Mittlerweile kann sich die Gesangsperformance aber auch bei einem Stück hören lassen, welches sich stärker auf die Vocals fokussiert. Danach hätten wir mit “Via The End” einen ganz besonderen Song auf der Liste - sowohl musikalisch, als auch was die Hintergrundgeschichte angeht. Gitarrist “Nightmare Industries” ist der Bruder von Jon Nödtveidt, welcher wiederum Gitarrist und Sänger bei Dissection war. Im August 2006 beschloss Jon Nödtveidt sein Leben zu beenden, indem er sich selbst in den Kopf schoss. Angeblich schrieb “Nightmare Industries” die Musik zu “Via The End” innerhalb von einer Nacht, kurz nachdem er vom Suzid eines Bruders erfahren hat und konnte sich später nicht mehr daran erinnern, während “Whiplasher” den Text dazu schrieb, ohne den Kontext zu kennen, unter dem die Musik entstanden ist. Wie viel davon stimmt, kann wahrscheinlich keiner so genau sagen, aber so oder so bekommt der Song natürlich nochmal eine neue Note vor diesem persönlichen Hintergrund. Musikalisch weicht er auch stark von den restlichen Songs auf “Night Electric Night” ab. Es ist ein langsamer Song mit viel Piano-Einsatz und eine traurige Ballade über das Thema Abschied und Verlust - nicht unbedingt das, was man von einer Band wie den Deathstars erwartet. Das Ergebnis ist für mich absolut in Ordnung und funktioniert sogar erstaunlich gut für das, was es ist. Ein ganzes Album in dem Stil würde ich mir ungern geben, aber als kleine Besonderheit, die hier hervorsticht, passt “Via The End” recht gut auf das Album. Mit “Blood Stains Blondes” gewinnt die CD aber sehr schnell wieder einen deutlich leichteren und positiveren Touch, denn dieser Track macht erstaunlich gute Laune. Ja, er ist ein bisschen sehr simpel im Aufbau und Ann Ekberg darf hier zwar noch ihre Stimme zur Verfügung stellen, aber irgendwie nicht mehr richtig singen, aber auch hier muss ich ähnlich wie bei “Death Dies Hard” sagen: wenn die Deathstars den Glam ordentlich in den Vordergrund stellen und alles in ein bombastisches Soundgewand verpacken, dann mag ich mir auch weniger harte und eingängige Songs von ihnen geben. Auch “Babylon” geht da in eine ähnliche Richtung, wobei mich hier die erste Textzeile “Say what you want me to do And I will do it for you Say who you want me to do And I will do her too” Damals etwas unerwartet getroffen und unfreiwillig zum Lachen gebracht hat. Daneben haben wir aber einen ordentlich tanzbaren Track im eher langsamen Mid-Tempo, der fast schon eine hypnotische Wirkung auf mich hat. Weiter geht's mit “The Fuel Ignites” - einem eher minimalistischen Song mit weniger technischen Spielereien, der erstaunlich rockig daherkommt. Für Deathstars-Verhältnisse ist mir das fast schon zu trocken, allerdings wird die ganze Nummer durch ein sehr ordentliches Tempo und ein absolut geiles Riff gerettet. “Arclight” ist dagegen für mich ein ziemlich unterschätzter Song, der gegen Ende des Albums leider etwas untergeht. “Night Electric Night” hat ähnlich wie “Synthetic Generation” für mich das Problem, dass sich irgendwann vieles wiederholt, wenn man es am Stück hört und an dem Punkt, wo wir bei “Arclight” angekommen sind, braucht es für mich schon etwas mehr Kreativität und Abwechslung, um mich aufhorchen zu lassen. Aber für sich genommen ballert “Arclight” ziemlich gut rein. Wenn “Chertograd” nicht der perfekte Opener wäre, würde ich sogar soweit gehen zu sagen, dass man das Album auch sehr schön mit “Arclight” hätte eröffnen können und der Song dann deutlich besser zur Geltung gekommen wäre. “Venus In Arms” ist dagegen nochmal ein kleines Highlight, das an jeder Stelle des Albums für mich richtig gut kommt. Düster-erotische Lyrics, die erstaunlich energisch vorgetragen werden und ein ähnlich harmonisches Tempo mit perfektem Flow wie damals bei “Trinity Fields” machen “Venus In Arms” für mich zu einem heimlichen Favoriten des Albums. Bleibt nur noch “Opium”, was eine erstaunlich konventionelle Art ist, das Album zu beenden. “No Light” hatte damals noch einen melancholischen Touch, der es vom Rest von “Synthetic Generation” abgehoben hat und “Termination Bliss” war eh etwas ganz eigenes. “Opium” ist hier eher mal mehr vom selben und hat gerade in den Strophen seine Längen. Aber zumindest im Refrain steckt noch ordentlich Power und es wirkt fast so, als würde die Band zum Schluss nochmal ihre gesamte Energie loswerden wollen - insgesamt solide. Falls ihr die Gold-Version habt, winken aber noch drei Bonustracks. Das erste wäre der “The Night Ignites Remix” von “Night Electric Night” und es ist wirklich ein ganz klassischer Remix, wie man sich ihn vorstellt: die Gitarren machen Platz für ein paar fette Beats, alles ist noch elektronischer und im Grunde wurde einfach das Genre geändert. Die Umsetzung ist qualitativ eher gut, aber von all den Songs, bei denen ich mir so einen Remix vorstellen könnte, wäre “Night Electric Night” ziemlich weit unten auf der Liste. Das nächste wäre dann eine Piano-Version von “Via The End”. Hey, das klingt doch gut, oder? Hat bei “Termination Bliss” doch auch super funktioniert, oder? Ja, aber bei “Termination Bliss” hatten wir einen Song, der sich im Original nicht so stark auf das Piano verlassen und durch diese Version eine ganz neue Richtung bekommen hat. Bei “Via The End” dagegen steht das Piano ja eh schon sehr im Vordergrund und eine Stärke war es für mich, wie nach und nach mit den Gitarren oder Background-Vocals neue Facetten hinzu kamen. Genau das nimmt man hier einfach alles weg, ohne viel Neues hinzuzufügen. Was bleibt, ist eine sehr minimalistische Version von “Via The End”. Wenn man das Original wirklich sehr mag, kann das vielleicht eine interessante Alternative sein, aber für mich ist das hier eine deutlich schlechtere Version vom Original. Bleibt noch als letztes eine weitere Version von “Night Electric Night” - yay. Und diese ist wirklich komplett was für Puristen, denn sie ist absolut identisch zum Original mit einer kleinen Ausnahme: Adrian Erlandsson übernimmt jetzt die Drums. Interessant hierbei war für mich vor allem, herauszufinden, wer Erlandsson überhaupt ist, denn ohne dass mir der Name ein Begriff war, habe ich erstaunlich viele CDs bei mir im Schrank stehen, an denen er beteiligt war: Cradle Of Filth, At The Gates, The Haunted oder sogar Samsas Traum waren nur ein paar Bands, in denen er aktiv war/ist. Dass er ausgerechnet die Hauptattraktion bei einem Deathstars-Song werden würde, hätte ich jetzt auch nicht gedacht. Und hey: ich habe zwar vorhin noch geschrieben, dass mich gerade die Drums bei “Night Electric Night” nicht so ganz abgeholt haben, aber das lag wohl entweder an der Abmischung oder am Songwriting, denn Erlandsson macht es für mich auch nicht besser als “Bone Machine”-der vorher an den Drums saß. Man muss schon ganz genau hinhören, um überhaupt den Unterschied heraus zu hören. Bleibt nur noch die DVD und mal davon abgesehen, dass man Potential verschenkt hat, indem man ihr keinen goldenen Look gegeben hat (so wie damals mit der violetten CD bei “Synthetic Generation”), beeindruckt mich der Inhalt auch nur Bedingt. Cool: es gibt wirklich einige Musikvideos inklusive Making Ofs. Nicht so cool: bis auf das Musikvideo zu “Death Dies Hard” und dessen Making of stammt alles ausnahmslos von der Extended Version von “Termination Bliss”. Im Prinzip ist es 1:1 dieselbe DVD, nur dass das Interview am Ende durch ein neues Musikvideo/Making Of ersetzt wurde. Wenn ihr die DVD von “Termination Bliss” nicht habt, mag das ein guter Deal sein, wenn ihr sie habt, dann gibt es hier wenig zu entdecken. Damit trägt all das Bonusmaterial leider nicht sehr viel zum eigentlichen Album bei und der Qualitätsunterschied zwischen Silber und Gold ist hier relativ gering. “Night Electric Night” als solches ist aber immer noch ein starkes Album geworden. “Termination Bliss” hatte für mich zwar den besseren Stil und eine deutlich stärkere Tracklist, aber trotzdem hat sich die Band auch hier auf eine ganz nette Art und Weise weiterentwickelt und kann diese Stärken auch ganz gut ausspielen. Ein paar absolute Highlights sind mit “Chertograd”, “Mark Of The Gun” oder “Venus In Arms” für mich auch wieder mit dabei. Wirklich schlecht wird das Album nie, obwohl gerade der Titeltrack, aber auch “Opium” oder “The Fuel Ignites” mir jetzt nicht unbedingt gefehlt hätten, wenn sie nicht drauf gewesen wären. [Review lesen]

25.02.2024 09:06 - Deathstars: Termination Bliss (2006)

9.5 / 10
Die Deathstars haben 2003 mit “Synthetic Generation” ein ordentliches Debüt hingelegt und mit ihrer Mischung aus Goth Rock und Industrial Metal musikalisch einen komplett anderen Weg eingelegt als die Death Metal Bands, von denen die einzelnen Mitglieder kamen. Ein wenig hat es vielleicht am Feinschliff gehapert, aber das Gesamtergebnis konnte sich schon gut hören lassen und schließlich gab es ja noch die Möglichkeit, das Konzept der Band auf späteren Alben zu verfeinern. Diese ergab sich dann zum ersten Mal wieder 2006 mit dem Nachfolger “Termination Bliss” und was soll ich sagen: die Schweden haben es tatsächlich geschafft, mit ein paar kleinen aber sehr netten Änderungen, ihren Sound nochmal auf ein neues Level zu heben. Die Besetzung blieb dabei aber weitestgehend konstant, außer dass “Beast X Electric” an der Gitarre jetzt von “Cat Casino” abgelöst wurde. Auch die Grundidee, die tiefe und markante Stimme von “Whiplasher” mit der eher hohen Stimme von “Skinny Disco”, die ein wenig an Dany Filth erinnert zu paaren und alles mit sehr fetten und eingängigen Riffs zu unterlegen, dabei aber offen für alle möglichen elektronischen Einflüsse zu bleiben, ist erhalten geblieben. Neu ist, dass die einzelnen Songs sich jetzt etwas stärker voneinander unterscheiden und man ein klein wenig der treibenden Härte des Vorgängers gegen noch eingängigere Melodien oder auch mal ruhigere Songs eingetauscht hat. Auch optisch hat sich die Truppe verändert und endlich ihre komischen Fetisch-Klamotten durch ihre ikonischen Glam-Uniformen ersetzt. Herausgekommen ist dabei ein Album, das mich damals absolut verzaubern konnte, nachdem ich “Cyanide” im Club gehört und mir danach direkt die CD zugelegt habe. Ich habe “Termination Bliss” damals rauf und runter gehört, mir daraufhin den Vorgänger geholt und danach auch fleißig jedes neue Album gekauft. Aber bevor wir gucken, wie gut “Termination Bliss” gealtert ist, stellt sich noch die Frage, zu welcher Version man greifen sollte. Neben der normalen Variante, die immerhin 11 Songs zu bieten hat, gibt es da zum Beispiel noch eine Version mit einer Piano-Version vom Titeltrack und einem Remix von “Blitzkrieg”. Ich habe die “Extended”-Version mit Bonus-DVD, welche ebenfalls mit der Piano-Version kommt, aber komischerweise ohne den Remix. Als Opener haben wir aber erst einmal “Tongues”, welches direkt einen sehr düsteren Einstieg liefert, auf der anderen Seite aber angenehm ausgewogen klingt und für den Anfang weder zu hart noch zu soft ist und auch die einzelnen Elemente, die so einen Deathstars-Song ausmachen perfekt miteinander abmischt. Ann Ekberg - eine der beiden Hintergrund-Sängerinnen von “Synthetic Generation”, die später auch auf “Termination Bliss” immer mal wieder zu hören ist, wird hier ganz dezent eingeführt, elektronische Elemente sind sehr präsent, stehlen den Gitarren aber nicht die Show und obwohl bei “Tongues” nichts wirklich überrepräsentiert wird, hat der Song direkt mal einen höheren Wiedererkennungswert als fast alles auf dem Vorgänger-Album. “Blitzkrieg” täuscht mit seinem orchestral-pianolastigen Intro für knapp 20 Sekunden an, übermäßig kitschig zu werden, nur um dann nochmal eine 180° Wendung zu vollziehen und zu einem wirklich harten und schnellen Stück zu werden. Bis zum zweiten Refrain klingt dann alles so, als wollten unsere Deathstars einfach nur ein wenig Dampf ablassen und ordentlich Arsch treten und für mich persönlich wäre das auch schon absolut in Ordnung gewesen. Aber nein: “Blitzkrieg” führt noch eine weitere Ebene ein, indem es einerseits wieder melodischer wird und dabei wirklich kreativ auf extrem stark digitale bearbeitete Vocals zurückgreift und andererseits zum Schluss sogar ganz organisch wieder in den Piano-Part vom Anfang übergeht - sehr beeindruckend! “Motherzone” kommt dagegen mit etwas weniger Tempo aus und versucht insgesamt auch eher langsam seine Atmosphäre aufzubauen. Das führt zu dem einen oder anderen Teil des Songs, bei dem vergleichsweise wenig passiert, zum Beispiel wenn “Skinny Disco” für einen etwas längeren Part alleine die Vocals übernimmt und gleichzeitig die Gitarren pausieren. Wenn das Schlagzeug etwas besser abgemischt wäre, dann würde das ganze vielleicht auch etwas geiler klingen, aber in der Form wird der Song immer mal wieder unangenehm ausgebremst. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass der Refrain wirklich extrem wuchtig daherkommt und wir zumindest einen sehr guten Payoff haben, sobald es dann soweit ist, was “Motherzone” insgesamt noch zu einer ganz netten Geschichte macht. Allerdings stellt direkt danach “Cyanide” alles sofort wieder in den Schatten. Auch nach ca. 18 Jahren ist “Cyanide” für mich immer noch der perfekte “Deathstars”-Song und ich kann noch nicht einmal sagen, warum genau. Tempo, Härte, Rhythmus - alles passt einfach perfekt zusammen. Die Lyrics sind auf eine wunderschöne Art und Weise verstörend und “Cyanide” findet die absolut perfekte Balance zwischen Tanzbarkeit und theoretisch sogar Mosh Pit Tauglichkeit. Ist meiner Meinung nach kein Stück gealtert. Mit “The Greatest Fight On Earth” wird dann eine komplett andere Richtung eingeschlagen, denn für Deathstars-Verhältnisse ist der Song echt langsam, aber dafür trotzdem sehr intensiv. Ann Ekberg wird hier endlich mal etwas mehr in den Vordergrund gestellt und darf sich ein Duett mit “Whiplasher” liefern und die schweren, schleppenden Gitarren liefern den perfekten musikalischen Rahmen - sehr kreativ. Eher auf eine klassische Art und Weise kann dagegen “Play God” überzeugen - wahrscheinlich der Song, der noch am meisten an “Synthetic Generation” erinnert, denn der Aufbau, die Background-Shouts und die Gitarren sind jetzt einem “New Dead Nation” oder “Semi-Automatic” nicht unbedingt unähnlich. Auf einem Album wie “Synthetic Generation” wäre das auf Dauer vielleicht etwas langweilig, aber auf “Termination Bliss” bringt “Play God” etwas Feuer in's Album. Auch bei “Trinity Fields” will die Qualität vom Album einfach nicht schlechter werden. Auch wenn der Song etwas simpel beginnt, wird er schon früh genug komplexer und baut hier und da immer wieder ein paar nette kleine Spielereien ein. Was ich an “Trinity Fields” besonders mag, ist der unglaublich coole Flow - alles geht wirklich perfekt nahtlos ineinander über. Etwas unkomplizierte Action gibt es dann mit “The Last Ammunition”, das ebenso hart wie episch daherkommt. Wirkt im Gesamtkontext von so einem guten Album wie “Termination Bliss” vielleicht eher wie ein Filler, aber für mich wie ein Filler auf höchstem Niveau. Der einzige Song, der mich nicht so ganz überzeugen kann, ist leider “Virtue To Vice” und das bei einem Song, der die 7 Todsünden in den Vordergrund stellt. Mir persönlich ist das Piano-Geklimper hier einfach zu präsent und auch insgesamt geht “Virtue To Vice” einfach ziemlich unter. Ehrlich gesagt vergesse ich die meiste Zeit, dass es den Song überhaupt gibt und jedes Mal, wenn ich das Album am Stück höre, kommt dieser Moment, an dem ich mir denke “Ah, stimmt! Es gab ja noch diesen einen Song.”. Das klingt jetzt vielleicht auch härter als es es eigentlich gemeint ist, denn komplett kacke ist “Virtue To Vice” gar nicht mal - nur etwas obsolet neben Songs wie “The Greatest Fight On Earth” oder dem Titeltrack, die beide ein ähnliches Ziel verfolgen, aber dabei wesentlich erfolgreicher sind. An “Death In Vogue” habe ich dagegen überhaupt nichts auszusetzen. Wahrscheinlich ist das hier der elektronischte und poppigste Song auf “Termination Bliss” und ich bin sofort dabei - absoluter Ohrwurm, der einerseits sehr zugänglich ist, aber trotzdem noch genug Power hat, um nicht zu lasch zu klingen, wie es auf den späteren Alben leider ab und zu passiert ist. Der Titeltrack “Termination Bliss” ist dann wahrscheinlich der experimentellste Song auf dem Album, weil ich ihn komplett als Ballade durchgehen lassen würde. Irgendwie schafft der Song es die harten Gitarren und durchdringenden Vocals in ein eher ruhiges Klanggewand zu verpacken und dabei weder doof noch kitschig zu klingen. Ein sehr beeindruckender Abschluss! … es sei denn, man hat die Version mit den Bonustracks - für mich in dem Fall lediglich die Piano-Version von “Termination Bliss” und was habe ich mich geärgert: orchestrales Piano-Geklimper ist nunmal wirklich nicht mein Ding und ausgerechnet den Track packt man hier drauf, während man auf den Remix von “Blitzkrieg” verzichtet? Außerdem war es schon ein Wunder, dass “Termination Bliss” an sich funktioniert hat, aber eine Piano-Version dazu kann doch eigentlich nur scheitern, oder? Tja, zu meiner großen Überraschung klingt die Piano-Version erstaunlich geil und konnte mich vom ersten Mal hören an direkt überzeugen. Alles klingt jetzt noch melancholischer als vorher und auch wenn das Original noch beeindruckender daherkommt, ist die Piano-Version eine erstaunlich gute Alternative geworden, die sich sehr vom ursprünglichen Track unterscheidet und trotzdem wirklich viel Qualität bietet. Es kommt eigentlich selten bis nie vor, dass ich mir denke “Ich hätte jetzt Bock auf die Piano-Version von Song XYZ.” aber bei “Termination Bliss” ist dieses Wunder tatsächlich ein paar mal geschehen. Tja und dann wäre da ja noch die Bonus-DVD, die übrigens auch separat als “Termination Bliss Extension" erschienen ist. Für eine reine Bonus-DVD hat sie tatsächlich einiges zu bieten. Live-Auftritte kann man zwar nicht bestaunen, aber dafür Musikvideos zu “Syndrome”, “Synthetic Generation”, “Blitzkrieg”, “Cyanide” und “Virtue To Vice”. Dazu gibt es sogar kurze Making Ofs zu den drei Musikvideos von “Termination Bliss” und ein Interview. Gerade bei den neueren Musikvideos merkt man einen Sprung im Budget, das dafür offensichtlich verwendet wurde. Ich meine, schaut euch mal alleine “Blitzkrieg” mit seiner ganzen CGI an. Ja, es ist komplett over the top und sieht heutzutage extrem künstlich aus, aber wenn man bedenkt, dass wir es hier mit knapp 20 Jahre alter CGI zu tun haben und wie manche Filme von damals, die sich sehr auf solche Effekte verlassen haben, aussehen, dann geht's eigentlich echt. Die Frage ist halt eher, ob man so eine DVD in der heutigen Zeit noch bräuchte und die Antwort ist wahrscheinlich eher mal “nein”, aber auch hier muss man bedenken, dass Youtube im Jahr 2006 noch keine wirklich große Sache war und es selbst heute ein sehr netter Nostalgie-Moment sein kann, sich das Ding einzulegen. Bis auf die DVD ist “Termination Bliss” für mich aber insgesamt verdammt gut gealtert und gleichzeitig der entscheidende Schritt von einer netten Band mit interessantem Gimmick zu qualitativ wirklich ausgezeichneten Songs. Klar muss man dieses Industrial-Glam-Metal Konzept natürlich überhaupt erst einmal abkönnen, aber ich denke, wer “Synthetic Generation” mag, wird “Termination Bliss” lieben. Für mich waren die Deathstars an diesem Punkt auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und haben die perfekte Mischung aus Härte, Abwechslung und Eingängigkeit gefunden, bevor sie später vielleicht etwas zu sehr in's poppige abgedriftet sind. Hier hingegen haben sie die nahezu perfekte Mischung gefunden. [Review lesen]

11.02.2024 09:04 - Deathstars: Synthetic Generation (2003)

7.5 / 10
Black- und Death-Metal sind ja beides Genres, die in den skandinavischen Ländern sehr präsent sind. Da kann es manchmal etwas schwierig sein, irgendwie aus der Masse hervor zu stechen. Eine etwas ausgefallene Art, damit umzugehen hatten ein paar Band-Mitglieder von Swordmaster, Dissection und Ophthalamia zu Beginn der 2000’er, indem sie mit Deathstars einfach eine neue Band gründeten, die ein komplett neues Genre bedienen sollte, welches sie als “Death Glam” oder auch “Russian Death Pop” bezeichneten. Auf dem ersten Album “Synthetic Generation”, konnte man sich dann anhören, was hinter den abenteuerlichen Genre-Bezeichnungen stecken sollte und im Grunde würde ich die ganze Show einfach als eine Variante des Industrial-Metal bezeichnen. Okay: es ist insgesamt nochmal etwas zugänglicher, cleaner Gesang steht deutlich im Vordergrund und die Schweden bewegen sich hier auf einem recht schmalen Grad zwischen Rock und Metal. Außerdem ist man hier sehr offen für Samples aller Art, die meisten Songs haben bei den Vocals weibliche Unterstützung und elektronische Musik ist ein festerer Bestandteil des Konzeptes, als bei den meisten anderen Industrial-Metal-Bands. Wenn die Deathstars deutsche wären, hätte man sie wahrscheinlich einfach in die Schublade NDH gesteckt und es hätte gepasst. Speziell das Album “Synthetic Generation” hebt sich aber nochmal ein wenig vom Rest der Diskographie ab, denn während man den “Glam” auf späteren Alben wirklich auf 11 dreht und immer wieder droht, zu sehr in Richtung Pop abzudriften, präsentiert sich das erste Album noch etwas bodenständiger. Dabei ist aber so ziemlich alles, was die Band ausmacht auch hier bereits vorhanden. Sänger Whiplasher dominiert die Songs mit seiner tiefen Stimme, verwendet aber gleichzeitig grundsätzlich cleane Vocals. Bassist Skinny Disco sorgt mit seinen gezielt eingesetzten Screams dafür, dass alles etwas mehr edgy wird und gleichzeitig wird diese Mischung durch Ann Ekberg und Johanna Beckström gleich von zwei weiblichen Background-Sängerinnen abgerundet, die jeweils in unterschiedlichen Songs eingesetzt werden und sich dabei aber sehr im Hintergrund halten. Obendrauf werden sämtliche Vocals auch noch sehr gerne durch Vodcoder, Distortions und andere digitale Spielereien bearbeitet, um sogar noch mehr Abwechslung hineinzubekommen. Musikalisch dominieren ganz klar die Gitarren mit sehr wuchtigen, aber simpel gehaltenen Riffs, wobei Gitarrist Nightmare Industries dieses Mal Unterstützung von Beast X Electric bekommt, der hier seinen einzigen Auftritt hat. Während spätere Alben teilweise wirklich epische und vor allem abwechslungsreiche Songs präsentieren, ist auf “Synthetic Generation” noch das Konzept der Band selbst das, was hier den Neuigkeitswert schafft. Die Songs selbst hätten aber vielleicht etwas mehr Abwechslung vertragen können, denn die 11 Tracks klingen tatsächlich untereinander sehr ähnlich. Das ist nicht nur schlecht, denn “Synthetic Generation” ist auf jeden Fall das gitarrenlastigste Album und so ein gewisses Level an Härte ist hier immer garantiert. Auch optisch unterscheidet sich die Band hier im Vergleich zu späteren Alben. Bevor man sich die coolen Uniformen zugelegt hat, hat man noch einen etwas einfacheren Lack und Leder Look getragen, was dazu geführt hat, dass die Jungs auf dem Albumcover ein wenig wie das uneheliche Kind von Tokio Hotel und Cradle Of Filth aussahen. Wer sich allerdings nicht vom hässlichen Cover abschrecken lässt, der sollte zu der Variante im grünen Design greifen. Da bekommt man nämlich nicht nur einen CD mit violetter statt silberner Unterseite, sondern neben 2 Videoclips auch noch ganze 2 Bonustracks. Dass sich die Songs untereinander etwas ähneln, merkt man eigentlich schon sehr gut an den ersten drei Tracks - alle sind relativ schnell, hart und extrem energiegeladen. Vor allem der Opener “Semi-Automatik” geht wirklich ordentlich nach vorne und eröffnet das Album ohne viel Bullshit drum herum direkt mit einem Knall. Vor allem der Refrain hat ordentlich Mitsing-Potential und ist mir lange als Ohrwurm im Kopf geblieben. Der Titeltrack “Synthetic Generation” geht wie gesagt in eine sehr ähnliche Richtung, nimmt aber vielleicht etwas Druck raus zu Gunsten von etwas melodischeren Parts und mehr Experimenten bei den Vocals. Wobei aber hier vor allem die Drums trotzdem noch ordentlich ballern. “New Dead Nation” ist dann fast schon der perfekte Kompromiss aus den ersten beiden Songs. Wir haben hier die rohe Energie aus “Semi-Automatic” inklusive brutaler Background-Shouts auf der einen Seite und eine sehr eingängige Melodie mit einem fast schon tanzbaren Rhythmus auf der anderen Seite. Damit ist “New Dead Nation” nicht nur an sich extrem cool, sondern repräsentiert auch das Album perfekt und wäre für mich genau der Song, der “Synthetic Generation” am besten zusammenfasst. Mit “Syndrome” haben wir aber endlich mal einen der wenigen Songs, die sich trauen, in eine etwas andere Richtung zu gehen. “Syndrome” ist vergleichsweise langsam - nicht ruhig, keine Ballade und weit entfernt von Songs wie “Via The End” später auf “Night Electric Night”. “Syndrome” zeigt stattdessen, dass man Härte auch langsam und elektronisch erzeugen kann. Die tiefe Stimme von Whiplasher passt hier perfekt und der Text, den man sehr unterschiedlich interpretieren kann, machen den Song angenehm creepy. “Modern Death” ist dagegen eher unspektakulär. Auch hier dominieren harte Riffs und Background-Shouts, aber mit mehr Pausen und Längen zwischen den spektakulären Parts, als bei einem “New Dead Nation” oder “Semi-Automatic”. “Little Angel” ist dagegen wieder großartig und vielleicht sogar das absolute Highlight für mich auf “Synthetic Generation” zuerst einmal: die Gitarre ist hier dermaßen druckvoll, dass es einfach nur eine Freude ist und bei den Vocals haben wir die absolut perfekte Mischung aus Whiplasher, Skinny Disco und weiblicher Begleitung. Sowohl Skinny Disco als auch die Dame im Hintergrund sind dabei so dezent, dass man sie eher unbewusst merkt und trotzdem würde ohne die beiden viel fehlen. Nichts wirkt aufgesetzt, sondern fügt sich einfach wunderbar organisch zusammen. Aber auch “The Revolution Exodus” ist ein starker Anwärter für den besten Track des Albums. Während “Little Angel” wunderbar düster war, ist “The Revolution Exodus” schnell, rockig und extrem spaßig. Ein Song, an dem die Band sich wunderbar ausgetobt hat. Und dann gibt es da noch “Damn Me”, das in dem ganzen Album ähnlich untergeht wie “Modern Death”. Der Anfang ist ganz cool mit seinem Hauch von Techno, der dann aber ziemlich schnell von den Gitarren niedergewalzt wird und mich ein bisschen an Rammstein erinnert. Der Rest plätschert leider etwas unspektakulär vor sich hin, ohne dass es auf größere Highlights hinaus läuft. Ein Song, der für mich nicht ganz so gut gealtert ist, dürfte “The Rape” sein. Damals war “The Rape” für mich die Nummer 1 auf “Synthetic Generation” und das, weil ich einfach total süchtig nach diesem Riff war. Und ja: es klingt auch heute noch verdammt geil, kommt aber doch sehr simpel und mit wenig Abwechslung daher und hört sich deshalb doch recht schnell ab. Ein nettes Gimmick sind dann höchstens noch die Vocals im Refrain, bei denen Whiplasher, Skinny Disco und die weiblichen Vocals gleichzeitig zu hören sind, was einen ziemlich coolen Effekt ergibt. Definitiv ein Song, der die ersten paar Durchläufe ganz gut in's Ohr sticht, sich dann aber abnutzt. “Genocide” ist dagegen andersherum ein Song, mit dem ich damals wenig anfangen konnte, der mir heutzutage aber etwas an’s Herz gewachsen ist. Er bietet noch nicht einmal irgendwelche besonderen Elemente, die ihn total hervorheben, ist in der Umsetzung aber eine verdammt runde Sache und bleibt gut im Ohr hängen. Der Abschluss “No Light” macht seine Sache dann ebenfalls ganz gut. “No Light” ist ein düsteres, recht elektronisches Stück - ähnlich wie “Syndrome” und obwohl auch “No Light” keine Ballade ist, kann ich zumindest ein wenig Melancholie aus dem Song heraus hören, was ganz gut für den letzten Track passt. Naja… Es sei denn, man hat die Version mit den beiden Bonustracks. Der erste davon gibt dem Album nochmal eine ganz andere Atmosphäre, denn es ist ein Cover von “White Wedding” - ja, DEM “White Wedding” von Billy Idol. Eigentlich ist sowas immer eine etwas blöde Idee, denn an wen soll sich das richten? Ich denke, die wenigsten Fans von Billy Idol hören die Deathstars. Andersherum kann man als Deathstars-Hörer entweder nichts mit Billy Idol anfangen und wird dieses Cover als komische kleine Kuriosität abtun oder aber man mag das Original, wird aber wahrscheinlich dann auch lieber beim Original bleiben. Das ist halt immer das Problem mit Covern von derart ikonischen Songs. Aber trotzdem gebe ich diesem Cover einen Daumen nach oben, denn die Umsetzung ist wirklich besser gelungen, als man das erwarten würde. “White Wedding” hat jetzt einen deutlich dunkleren und härteren Anstrich, ohne dass man nicht sofort das Original erkennt. So sollte es ja auch eigentlich bei einem Cover sein und als Bonustrack ist das mehr als okay. Tatsächlich findet ihr ihn soweit ich weiß auch ausschließlich auf dieser Version von “Synthetic Generation”. Bonustrack Nummer 2 dagegen - “Our God The Drugs” - lässt sich immerhin noch auf der Single zu “Syndrome” finden - und eben hier. Und auch hier muss ich sagen: Der Song ist echt gelungen. Definitiv etwas experimenteller als der Rest des Albums, aber trotzdem hört man noch raus, dass er zu “Synthetic Generation”-Zeiten aufgenommen wurde. Keine Ahnung, warum man ihn im Bonus-Material versteckt, denn auf dem eigentlichen Album hatte er für Abwechslung gesorgt, die man dort ganz gut hätte gebrauchen können. Irgendwie fühle ich mich ja fast alt, wenn ich “Synthetic Generation” heute höre. Über 20 Jahre ist dieses Album mit seinem neuartigen und modernen Sound jetzt alt, aber ich muss sagen, dass es gut gealtert ist. Ich habe es mir 2006 zugelegt, als der Nachfolger “Termination Bliss” gerade draußen war und mich sehr begeistert hat und “Synthetic Generation” war für mich immer das etwas unspektakulärere und trockenere Album von den beiden. Obwohl ich es oft gehört habe, ist es bei mir im Vergleich zu “Termination Bliss” oder “Night Electric Night” immer ein wenig hinten runter gefallen und ich hatte den Eindruck, dass alle Songs doch sehr gleich klingen. Im Nachhinein tat ich “Synthetic Generation” damit Unrecht, denn ein paar wirklich großartige Songs wie “Syndrome”, “The Revolution Exodus” oder “Little Angel” sind hier definitiv vorhanden. Und gleichzeitig gibt es auch keinen Song, der hart nach unten abfällt. Am ehesten wären das “Modern Death” und “Damn Me” und selbst die beiden eher, weil sie wenig neues zu bieten haben und sich im Gesamtwerk ziemlich stark verlieren, aber nicht weil sie an sich schlecht wären oder nerven würden. Ja, “Synthetic Generation” kommt etwas unspektakulärer daher, als spätere Alben, der Stil und das Konzept der Band selbst sind hier die Höhepunkte und es gibt weniger wirklich epische Songs, die herausragen. Aber dafür ist “Synthetic Generation” verdammt konsistent und lässt sich super am Stück hören, ohne dass unangenehme Pausen entstehen oder man Tracks skippen möchte. Und mit seinem eher dunkleren und härteren Stil sticht das Album wiederum auf ganz interessante Art aus der Gesamtdiskographie der Deathstars hervor. Vielleicht nicht das Album, mit dem man anfangen sollte, wenn man die Band nicht kennt, aber Fans sollten auf jeden Fall auch “Synthetic Generation” mal eine Chance geben. [Review lesen]

28.01.2024 10:29 - Eisbrecher: Sturmfahrt (2017)

8.5 / 10
Die frühen 2010’er Jahre waren eine harte Zeit für das Genre der neuen deutschen Härte. Nachdem der Graf von Unheilig 2010 sehr weit in den schwarzen Schlager abgedriftet ist und damit auch noch mehr als erfolgreich war, gab es plötzlich sehr viele andere Bands, die sich offenbar gefragt haben, ob sie es nicht ebenfalls schaffen, sich einem größeren Publikum zu öffnen, indem sie ihren Sound einfach mal etwas weichspülen. Wie genau das bei Eisbrecher war, kann ich natürlich nicht sagen - ob hier das Label mit reingepfuscht hat oder die Band sich tatsächlich musikalisch weiterentwickeln wollte - aber das Ergebnis spricht für sich: ab 2010 ging es qualitativ erstmal rasant bergab, während man kommerziell aber durchaus erfolgreich war. Der Tiefpunkt war dann 2012 mit “Die Hölle Muss Warten” erreicht, welches vor Kitsch nur so triefte. 2015 wurde der Kurs mit “Schock” dann ein wenig korrigiert, aber neben ein paar etwas erzwungen wirkenden Popsongs, die nach wie vor vorhanden waren, hatten wir dort auch das Problem, dass das Album nicht allzu originelles Material hervorgebracht hat. Als Schritt in die richtige Richtung war das sicherlich in Ordnung, aber für das nächste Album würden sich Alexx, Noel Pix und Co. etwas einfallen lassen müssen, um interessant zu bleiben. 2017 war es dann mit “Sturmfahrt” soweit: das mittlerweile siebte Eisbrecher-Album wurde auf die Fans losgelassen und jeder konnte sich gespannt anhören, in welche Richtung sich die kälteste Band Deutschlands entwickeln sollte. Wahlweise konnte man man den ganzen Spaß auch inklusive Live-DVD haben und wem das immer noch nicht ausreichte, der konnte sich auch noch die Fanbox holen, in der zum Beispiel eine Flagge oder eine Expeditionsbrille zu finden waren. Ich war an diesem Punkt der Band schon nicht mehr so stark zugeneigt, dass ich ein übermäßiges Bedürfnis hatte, mich in eine Eisbrecher-Flagge zu hüllen, mir die Expeditionsbrille aufzusetzen und mir dann in diesem Outfit das Konzert von der Loreley 2016 anzuschauen, weshalb ich dieses Mal auf die DVD verzichtet habe. Dafür bin ich bei einer ganz interessanten Version gelandet, auf der noch die “Wir Sind Gold”-Single von 2016 mit drauf ist. Aber selbst die absolute Basis-Version gibt einem schon stolze 14 Tracks und über 54 Minuten Laufzeit. Den Anfang macht gleich mal die erste Single “Was Ist Hier Los?” - ein mehr als ordentlicher Start, der direkt mit sehr viel Power loslegt. Für mich zwar kein typischer Eisbrecher-Opener, aber dafür ein ordentlicher Start. Hoffen wir, dass die Band ihr Pulver nicht zu früh verschossen hat. Mit “Besser” haben wir nämlich schon den ersten Filler am Start. Hier wirkt alles ein wenig improvisiert und so als hätte man es sich zur Aufgabe gemacht, in kürzester Zeit noch einen Song zu schreiben. Gitarren und Schlagzeug sind in dieser rockigen Nummer erstaunlich dominant, klingen aber so, als würde man einfach spontan drauf los jammen und Alexx singt dann einfach irgendeinen Text übers Schlussmachen drüber, weil man damit ja quasi nichts falsch machen kann. Noel Pix hat derweil nicht viel zu tun und schaut gelangweilt zu. In der Theorie klingt das zwar furchtbar, aber das Ergebnis lässt sich sogar noch ganz gut gut anhören. So unkreativ wie der ganze Song ist, so kompetent wurde er aber immerhin umgesetzt. Als nächstes steht dann schon der Titeltrack an und ich bin wirklich angetan. Ein kraftvoller Song, der gut in's Ohr geht und ähnlich wie “1000 Narben” oder “Volle Kraft Voraus” ein Highlight auf jedem Konzert sein dürfte. Vor allem das schnelle Tempo macht “Sturmfahrt” aber zu etwas Besonderem. Kurze Pausen zum Luftholen sind zwar da, aber nur um anschließend mit Anlauf wieder in die Action zu springen. Nachdem insbesondere “Die Hölle Muss Warten” mich in Sachen Balladen ziemlich vorgeschädigt hat, bin ich bei Eisbrecher etwas vorsichtig geworden, wenn es um ruhigere Stücke geht. “Sturmfahrt” hat davon eher wenige, aber “In Einem Boot” ist eines davon. Die Besonderheit hier: man hat den Theme-Song von “Das Boot” verwendet - und zwar nicht nur als kleine Hommage, sondern so dominant, dass es fast so wirkt, als hätte man den Track um diese Melodie herum konstruiert. Das sorgt dann allerdings wiederum dafür, dass sich der Soundtrack von “Das Boot” nahtlos in den Sound von Eisbrecher einfügt, was schon eine Leistung ist, da das Original derart bekannt ist, dass man damit halt sehr stark den Film verbindet, aber eben keinen NDH-Song. Tja und somit haben wir direkt eine sehr kreative Ballade, die sich auch sehr gut anhören lässt und weit weg von poppigen ruhigen Songs der letzten Alben ist. Bei ”Automat” darf sich Noel Pix dann endlich ein wenig austoben. Wie der Name schon vermuten lässt, ist das Gimmick des Songs, das alles recht kalt, synthetisch und elektronisch klingt und das wurde hier durch einige Elektrosamples und Vodcoder-Einsatz auch ganz gut umgesetzt. Schön, dass man hier mal wieder ein bisschen zu den Anfangszeiten zurückgegangen ist, in denen man sehr darauf bedacht war, Härte nicht nur durch fette Gitarren und knackige Drums zu erzeugen, sondern auch durch fette Beats und elektronische Rhythmen. Nach “Das Steht Dir Gut” auf “Schock”, sind Eisbrecher offenbar auf den Geschmack gekommen, NDW-Songs zu covern. Bevor ein paar Jahre später ein ganzes Cover-Album anstehen sollte, haben wir mit “Eisbär” nochmal ein Cover von Grauzone, das ganz normal in ein normales Album integriert wurde. Da ich mal einen Kumpel hatte, der aus irgendeinem Grund total auf den Song von Grauzone abgefahren ist, bin ich sehr gut mit dem Original vertraut und fand am Anfang vor allem die Vocals sehr ungewohnt. Aber wenn man sich drauf einlässt, dann merkt man, dass Eisbrecher den Spagat zwischen Synths und E-Gitarren hier sehr gut hinbekommen. Ein großer Teil der Original-Atmosphäre bleibt hier erhalten, wird aber durch den sehr klaren und wichtigen Sound von Eisbrecher ergänzt. Genauso stelle ich mir ein gutes Cover vor. Nach den letzten drei eher experimentellen Songs steht mit “Der Wahnsinn” eher eine konventionelle, rocklastige und schnellere Nummer an und ich finde sie absolut in Ordnung. “Sturmfahrt” wird mir zwar ganz sicher nicht wegen diesem Song in Erinnerung bleiben, aber er hat genug Power, um mir die Laufzeit über gute Laune zu bereiten und wenn die durchschnittlichen Filler bei Eisbrecher immer so klingen würden, hätte ich gar nichts mehr zu meckern. Aber mit “Herz Auf” wartet schon die nächste Ballade auf mich und es droht kitschig zu werden. Aber überraschenderweise gibt mir auch dieser Song nicht wirklich Anlass zu meckern. “Herz Auf” fährt ein gemächliches Tempo und kommt recht gefühlvoll daher, ist dabei aber angenehm kraftvoll und intensiv. Schön, dass Eisbrecher offenbar wieder gelernt haben, wie man gute Balladen schreibt. Schade, dass der nächste Song “Krieger” mich dagegen etwas enttäuscht hat. Er beginnt schön brachial mit einer Sirene, und ordentlichen Gitarren, geht dann aber ganz schnell unter. In der Theorie haben wir einen epischen Refrain und sowohl harte als auch melodische Parts, aber irgendwie will sich das bei mir nicht alles zu einem guten Gesamtwerk zusammenfügen und wirkt auf mich im Ergebnis etwas sperrig. Um es mal vorweg zu nehmen: “Krieger” ist für mich der Tiefpunkt des Albums, aber insgesamt immernoch einigermaßen anhörbar und deutlich besser als weite Strecken von “Die Hölle Muss Warten”. Definitiv ein Zeichen dafür, dass “Sturmfahrt” ein gutes Mindestmaß an Qualität zu bieten hat. Aber auf der anderen Seite erwarten uns hier auch Höhepunkte wie “Das Gesetz” - der zweite Song, der eine Single spendiert bekommen hat - und das völlig zu Recht. Neben einem lässigen Gitarrenriff und einem ganz wunderbaren Flow, erinnert mich “Das Gesetz” musikalisch ein bisschen an “Dreizehn” von Vorgänger-Album, nur deutlich spektakulärer umgesetzt. Den Höhepunkt in Sachen gefühlvollen Balladen erreicht das Album dann mit “Wo Geht Der Teufel Hin” und obwohl es hier langsam bedrohlich poppig wird, lässt sich das Ganze für mich noch ganz gut aushalten. Durch den Hauch von Synthwave, der hier verarbeitet wurde, kann man dem Song nicht vorwerfen, dass er irgendwie austauschbar wäre und in dieser Dosis kann ich auf einem eher harten Album wie “Sturmfahrt” die eine oder andere Ballade verkraften. Als nächstes auf dem Programm steht “Wir Sind Rock ‘n’ Roll”. Manchmal weiß ich bei Eisbrecher nicht, wie ernst sie ihre Lyrics meinen und so bin ich mir hier nicht sicher, ob Alexx den Text auf einem kokaininduzierten Egotrip geschrieben hat oder sich über Rockstars lustig macht, die genau soetwas tun. Solange man den Song nicht zu ernst nimmt, ist er allerdings eine ganz witzige Auflockerung des Albums. Mit “D-Zug” haben wir dann auch noch einen Song für alle Eisenbahnliebhaber. Ich mag es, weil es konsequent hart und schnell ist - damit kann man bei mir ja schonmal wenig falsch machen. Dass man hier wirklich sehr großzügig mit Samples um sich wirft, die irgendwie mit Zügen zu tun haben, ist sicherlich Geschmackssache. Für mich persönlich hätte man gerade das Signalhorn vielleicht etwas weniger aggressiv einsetzen können, aber insgesamt mag ich die Nummer trotzdem. Den Abschluss des regulären Albums bildet dann “Das Leben Wartet Nicht”, das sich recht durchwachsen präsentiert. Schwachpunkt sind hier die recht einseitigen und schwach vorgetragenen Vocals von Alexx. Musikalisch kann der Song aber gut bei mir Punkten. Selten haben Noel Pix und die Gitarristen bei Eisbrecher derart gut miteinander harmoniert und die etwas abgehackten Gitarrenriffst erinnern mich ganz angenehm an die Deathstars. Für mich gibt's als netten kleinen Bonus noch die Single “Wir Sind Gold” - ursprünglich als Single im Cardsleeve erschienen, die nur auf der 2016’er Tour als Promo verteilt wurde. In diesem Kontext ist das ganze ein echt epischer Song mit vielen Anspielungen auf vergangene Eisbrecher-Hits, den man so auch ohne weiteres live bringen könnte. Neben den 14 Songs auf “Sturmfahrt”, die insgesamt auch sehr gut sind, geht “Wir Sind Gold” leider ein wenig unter und wirkt sich nicht wirklich auf den Schnitt des Albums aus, aber wenn man schon die Möglichkeit hat, sich eine Version mit diesem Song als Bonus zuzulegen - warum nicht? Damit wären wir dann durch und ich bin sehr angenehm von “Sturmfahrt” überrascht. Nach den letzten drei eher durchwachsenen Alben, kann “Sturmfahrt” endlich wieder mit den Klassikern der Anfangszeit mithalten. Es gibt vergleichsweise wenige Filler und selbst die bieten eine gewisse Qualität, sodass man sich das Album ohne Probleme am Stück anhören kann. Obendrauf gibt es wieder ein paar große Hits wie “Das Gesetz”, “Was Ist Hier Los?” oder den Titeltrack. Balladen und emotionale Momente wurden endlich wieder ordentlich umgesetzt statt im nichtssagenden Pop erstickt zu werden und auch so zeigt die Band, dass das Konzept von Eisbrecher kreativ noch nicht komplett erschöpft ist. “Eiszeit”, “Die Hölle Muss Warten” und “Schock” bieten für Liebhaber immer noch genug ordentliches Material, dass man sich die Alben als Fan zulegen. Aber ”Sturmfahrt” ist endlich mal wieder ein Album, dass ich relativ uneingeschränkt empfehlen kann, wenn man mit Eisbrecher oder gut zugänglichen NDH generell etwas anfangen kann. [Review lesen]

21.01.2024 09:51 - Eisbrecher: Was Ist Hier Los? (2017)

7.5 / 10
Eisbrechers 2015’er Album “Schock” wurde mit allerlei zusätzlichen Releases beglückt, an denen sich Musik-Sammler austoben durften - mehrere Singles, Promos, ein Live-Album und mit “Wir Sind Gold” ein komplett neuer Track, der im Cardsleeve auf Konzerten rausgegeben wurde. Dagegen wirkt der 2017’er Nachfolger "Sturmfahrt" schon fast etwas bescheiden, wenn wir uns mal die Bilanz an Singles anschauen: wir haben drei Singles - 2 davon sind Promo-Singles mit je nur einem Song vom Album drauf. Im Falle von “Das Gesetz” ist das zwar ein sehr guter Song und eine gute Wahl für eine Single, aber auf der anderen Seite ist das Ding im Juni 2018 erschienen - fast ein Jahr nach dem Album. Wer braucht an diesem Punkt noch eine 1-Track-Promo? Der einzige Release neben dem Album, den ich persönlich interessant finde, ist die Single zu “Was Ist Hier Los?”. Sie ist immerhin zeitnah zum Album erschienen, kommt in einem hübschen Digipack und bietet netterweise neben dem Song zumindest noch einen Bonustrack. Auch das ist natürlich erstmal nicht besonders viel. Ich erinnere mich an die ersten Eisbrecher-Alben, bei denen es Standard war, dass eine ordentliche Single eine Handvoll Remixes hatte. Und selbst die Singles zu “Schock” haben gerne mal mit komplett neuen Songs überrascht. “Was Ist Hier Los?” erinnert da eher an die Zeiten von “Eiszeit” oder “Verrückt”, wo man schon froh sein konnte, wenn man wenigstens noch einen Anstands-Remix bekommen hat, damit man sich die Single überhaupt kauft. Aber immerhin: “Sturmfahrt” bietet in der Standard-Version stolze 14 Songs und davon auch viele gute. Trotzdem hat man mit “Was Ist Hier Los?” eine sehr ordentliche Wahl für eine Single-Auskopplung getroffen, indem man sich für den Opener des Albums entschieden hat. Der Song funktioniert nicht nur sehr gut, auch ohne Kontext des Albums, sondern beweist auch ganz gut, dass Eisbrecher auch nach 7 Alben noch kreative Songs schreiben konnten, hinter denen ordentlich Power steckt. Das Riff ist angenehm druckvoll, elektronische Sounds werden sparsam, aber sehr effektiv eingesetzt, die Vocals sind größtenteils angenehm simpler Sprachgesang und wenn es dann gegen Ende doch mal etwas melodischer wird, dominiert dieser Part nicht zu stark, um den Song in's kitschige abdriften zu lassen. Ein wirklich schöner Song, der Headbanger und Ohrwurm zugleich sein kann. Aber der große Selling-Point der Single ist natürlich der Remix von [SITD], die schon das eine oder andere mal als Remixer für Eisbrecher herhalten durften. An sich sehr gute Voraussetzungen: “Was Ist Hier Los?” hat meiner Meinung nach ganz gutes Potential zum Remixen und mit [SITD] haben wir ein Projekt, das mit seiner Mischung aus Future Pop und Aggrotech/Industrial wie gemacht dafür scheint, sich mit dem etwas schlichteren NDH-Sound von Eisbrecher zu vermischen und diesen sinnvoll zu ergänzen. Und das Ergebnis kann sich tatsächlich hören lassen. Gleich am Anfang gibt es als ganz nettes kleines Easter Egg kurze Ausschnitte aus “Kann Denn Liebe Sünde Sein?”, “Segne Deinen Schmerz” und “This Is Deutsch” - hätte man vielleicht etwas kreativer einbauen können, aber ich mag es trotzdem. Ansonsten gibt sich dieser Remix recht minimalistisch elektronisch. Sehr schön finde ich, dass man hier dem Drang widerstanden hat, alles einfach nur poppiger und melodischer zu machen. Dieser Remix hier ist am Ende zwar absolut tanzbar, aber trotzdem werden die elektronischen Elemente auch dafür genutzt, um eine gewisse Härte zu erzeugen. Aus irgendeinem Grund scheint es ja bei Eisbrecher-Remixes verboten zu sein, irgendwie die Lyrics anzurühren, zu modifizieren oder gar ein Instrumental daraus zu machen und unter der Prämisse, dass man hier nichts zu exotisches auf die Beine gestellt hat, klingt der Remix doch wirklich angenehm frisch. Auf jeden Fall eine schöne Ergänzung zum Original und für mich persönlich gleich hinter dem Combichrist-Remix von “Verrückt” der bis dato zweitbeste Eisbrecher-Remix. Damit ist die Single zu “Was Ist Hier Los?” erstaunlich gut geworden. Natürlich muss jeder für sich selbst wissen, ob sich das Ganze überhaupt für einen einzigen Remix lohnt. “Sturmfahrt” ist wirklich ein Album, bei dem die allermeisten bestens bedient sind, wenn sie sich das Album in irgendeiner Version zulegen und es dann gut sein lassen, aber wenn es schon irgendeine dazu Single sein soll, dann würde ich diese hier empfehlen. [Review lesen]

12.01.2024 11:23 - Eisbrecher: Volle Kraft Voraus (2016)

5.5 / 10
Nachdem Eisbrecher mit “Die Hölle Muss Warten” kommerziell zwar wirklich erfolgreich waren, qualitativ für aber nicht wirklich viel reißen konnten, war der Nachfolger “Schock” dann schon wieder ein gutes Stück solider - ein schöner Kompromiss zwischen Popmusik und neuer deutscher Härte. Und hey: offenbar kann man auch mit härteren Riffs noch einigermaßen gut bei den Fans ankommen, denn “Schock” war jetzt nicht unbedingt ein finanzieller Flop. Auch gab es eine ganze handvoll Songs, die gut genug für Singles waren und mit “Schock Live” ein Jahr später sogar ein Live-Album, in dessen Setlist das namensgebende “Schock” ganz klar im Fokus stand. Ganz am Ende der Releases, die sich um “Schock” drehten, kam als Nachzügler mit “Volle Kraft Voraus” 2016 noch eine letzte Single raus. Eigentlich sind es sogar zwei verschiedene Releases, denn die Single-Version unterscheidet sich inhaltlich doch recht von der Promo. Erstere CD ist dabei für mich deutlich spannender und am Ende mache ich meine Wertung auch an dieser fest. Trotzdem vielleicht noch ein paar Worte zur Promo: Die Promo beinhaltet zwei Songs von “Schock” - einmal “Volle Kraft Voraus” (Ach was?!) und einmal “Himmel, Arsch Und Zwirn” sowie beide Songs nochmal als Live-Version - direkt entnommen von “Schock Live”. Beides sicher nicht die schlechtesten Songs auf “Schock”, beides Songs, die noch keine eigene Single spendiert bekommen haben und beides Songs, die durchaus recht gut live-tauglich sind - vor allem “Himmel, Arsch Und Zwirn” hat ein paar schöne Interaktionen zwischen Alexx und dem Publikum. Ob es jetzt aber wirklich ganz doll unbedingt beide Songs in beiden Versionen gebraucht hätte, sei mal dahingestellt. Abwechslung sieht sicherlich anders aus und 2016 dürfte der Großteil der Fans auch schon mit allen 4 Tracks vertraut gewesen sein. Als Promo für das damals noch frischere Live-Album vielleicht noch ein ganz netter Versuch, aber selbst dann hätte man vielleicht einfach mit 4 unterschiedlichen Live-Tracks etwas mehr aus der CD rausholen können. Und für Leute, die sowohl “Schock” als auch “Schock Live” haben, ist das Ganze natürlich eh im Prinzip unbrauchbar. Deutlich spannender, aber leider auch mittlerweile recht schwer zu bekommen, ist dagegen die Single-CD, welche durch eine etwas andere Tracklist heraussticht. Die ersten beiden Songs sind identisch - Also einmal “Volle Kraft Voraus” und einmal “Volle Kraft Voraus” (Live). Beide Songs natürlich direkt hintereinander (nur für den Fall, dass jemand Bock hat, beide miteinander zu vergleichen oder so), was es übrigens auch etwas sinnlos macht, die CD am Stück zu hören. Aber egal. Soweit erst mal so gut. Aber die anderen beiden Tracks sind dieses Mal tatsächlich zwei komplett neue Songs, die es so auch auf keinem anderen Eisbrecher-Release zu finden gab - zumindest bis 2018 mit “Ewiges Eis” eine neue Compilation rauskam, auf der zumindest einer davon zu finden ist. Zuerst hätten wir da “Schwarzes Blut” im sogenannten “Eisbrecher Neuschnitt” und ich bin ganz ehrlich: ich habe, bevor ich es zum ersten Mal gehört habe, nicht nachgeschaut, was es mit dem Song auf sich hat. Auch bin ich kein großer Fan von ASP. Ich könnte vielleicht mit Mühe und Not drei Songs nennen, aber das war es dann auch schon. Und trotzdem war mein erster Eindruck von dem Track, dass es eher wie ein ASP-Song klingt, als ein Stück von Eisbrecher. Das spricht zumindest dafür, dass ASP einen wirklich einprägsamen und wiedererkennbaren Sound haben, denn ich sollte intuitiv Recht behalten: “Schwarzes Blut” ist im Original von ASP und dieser Neuschnitt ist dann eben eine Eisbrecher-Version vom selben Somg. Meiner Meinung nach wäre der Zusatz “ASP-Cover” in der Tracklist vielleicht etwas sinnvoller gewesen, aber evtl. ist man ja auch einfach davon ausgegangen, dass ASP in der Szene so groß sind, dass jeder Eisbrecher-Fan sofort bescheid weiß, von wem der Song ursprünglich stammt. Am Ende merkt man natürlich direkt, dass der Sound hier etwas anders klingt, als der von Eisbrecher. Im Verhältnis zwischen Gitarren und elektronischen Arrangements dominieren zweitere etwas stärker als sonst und das Tempo ist insgesamt recht flott. Alles sehr, sehr zugänglich und einprägsam. Gleichzeitig profitiert der Song ziemlich stark von Alexx’ Stimme, die dem Ganzen etwas mehr Düsternis und Härte bietet als im Original. Auch wenn viele mich jetzt steinigen werden, bevorzuge ich diese Version sogar gegenüber dem Original, wenn ich mir beide so im Vergleich anhöre, aber ich bin ja auch wie gesagt kein großer Fan von ASP. Die Eisbrecher-Version von “Schwarzes Blut” ist vielleicht nicht die absolute Offenbarung, aber ich muss schon sagen: als Bonustrack mehr als ordentlich und als zusätzliches Material auf so einer Single, wertet es das Gesamtwerk schon ordentlich auf. Aber wir haben ja noch einen zweiten Song. “Süßwasserfisch” ist ein Eisbrecher-Original, damals noch exklusiv auf “Volle Kraft Voraus” und für mich eigentlich eher einer dieser Songs, die für einen kurzen Moment in der Theorie ganz gut klingen, die dann aber doch so beknackt sind, dass man sie als Künstler eigentlich schon in einem recht frühen Stadium wieder verwirft. Aber Eisbrecher haben es tatsächlich doch so weit durchgezogen, bis daraus ein fertiger Song wurde und diesen dann auch noch auf CD gepresst. Wo ist also das Problem? Naja, es gibt mehrere. Los geht es schon beim Text. Ich weiß ja, dass NDH bei den Lyrics nicht immer das subtilste Genre ist, wenn es darum geht, Metaphern und Analogien dafür zu finden, Ischen klar zu machen. Warum dann nicht also auch mal das Thema Angeln dafür herhalten lassen? Aber der Refrain “Du bist mein Süßwasserfisch, du kommst mir ganz frisch auf den Tisch.” klingt schon ordentlich unfreiwillig komisch und ich weiß nicht, wie erotisch Zeilen wie “Wenn ich mich an deinen Schuppen schab’, dann weiß ich was ich an dir hab’” dann auch wirklich in der Praxis sind. Ich kann mir das eigentlich nur so erklären, dass der ganze Spaß eine etwas schlecht erkennbare Parodie auf die manchmal etwas hohlen Texte des NDH-Genres sein soll. Entweder das, oder ich bin ein kompletter Idiot, der überall zu viel hineininterpretiert und Alexx hat hier einfach nur einen Song übers Angeln geschrieben. Musikalisch mag es weniger schlimm sein, aber “gut” wäre jetzt auch nicht das erste Wort, was mir dazu einfallen würde. Die Strophen haben am Anfang vor allem (aber nicht nur) bei den Vocals derart starke Ähnlichkeit mit “Ich Tu Dir Weh” von Rammstein, dass ich fast schon darüber erstaunt bin, dass Till Lindemanns Anwälte das so haben stehen lassen (hört euch wirklich mal beide Songs im Vergleich an). Und auch der Refrain ist maximal simpel aufgebaut. Am Ende ist das ganze eine witzige Kuriosität, aber sicher nichts für die nächste Live-Setlist. Was bleibt also am Ende von “Volle Kraft Voraus”? Ein ganz netter Song von “Schock” in zwei Versionen, der absolut okay ist, wenn man das Album noch nicht hat und zwei mehr (“Schwarzes Blut”) oder weniger (“Süßwasserfisch”) gute exklusive Songs. Wirklich repräsentativ für das Album oder das Live-Album ist “Volle Kraft Voraus” dann auch nicht - weder in dieser, noch in der anderen Version, wobei die Promo da insgesamt noch einen etwas besseren Job macht. Aber wenn es um exklusives Material und rare Songs geht, dann bekommt ihr hier immerhin mal etwas geboten, das über Remixes hinaus geht. Für den fleißigen Eisbrecher-Fan sicherlich eine interessante CD, aber die meisten Leute würden auch nicht viel verpassen, wenn sie “Volle Kraft Voraus” einfach überspringen und sich auf das Album und das Live-Album konzentrieren. [Review lesen]

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Warum sind die Cover-Bilder verpixelt?

Bedankt euch bei deutschen Abmahn-Anwälten

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