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Registriert seit: 25.12.2008
Zum Verkauf | 3 | Eingetragen | 65 |
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Bewertungen: | 235 | Reviews: | 235 |
Genres: | Blues, Comedy, Country, Dark Wave/Gothic, Elektronische Musik, Hardcore, House, Hörspiel/Hörbuch, Jazz, Klassik, Metal, Musical, Pop, Punk, Rap/Hip Hop, Reggae, Rock, Schlager, Singer/Songwriter/Liedermacher, Ska, Sonstiges, Soul/R&B, Soundtrack, Volksmusik/Folklore, World Music |
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7.5 / 10
Ende 2022 gab es gute Nachrichten für mich als Soko Friedhof Fan: endlich war mal wieder ein neues vollwertiges Album am Start. Obwohl David A. Line mit seinem Side-Project nach 2015 wieder mehr in den Underground gegangen ist, hat er doch noch einigermaßen regelmäßig Soko-Alben veröffentlicht, bis nach “Mondo Cannibale” eine Pause von 4 Jahren folgte - die längste Pause zwischen 2 Soko-Alben. Umso positiver überrascht war ich dann, als “In 3 Teufelsnamen” angekündigt wurde.
Wenn ich mich richtig erinnere, wollte A. Line damals lieber, dass man sich das Ding in digitaler Form holt, aber da ich gerne was in der Hand habe, habe ich die CD-Version bestellt. Dass da jemand wirklich keinen Bock auf physische Medien hatte, habe ich dann daran gemerkt, dass ich wenig später die wahrscheinlich hässlichste Version einer Soko-CD im Briefkasten hatte. Das Cover-Artwork ist definitiv schonmal nicht sehr ästhetisch, aber auch nicht das hässlichste ever. Dafür kommt die CD aber völlig unnötigerweise in einem DVD-Case und mit in richtig schön schlechter Qualität ausgedrucktem Front- und Backccover. Statt einem Booklet gibt es einfach nur ein gefaltetes A4 Blatt, auf dem die Texte gedruckt sind, wobei ich aber zugeben muss, dass dort ein paar Anmerkungen zu den Songs drin sind, die genau meinen Humor treffen.
Mit 15 Tracks und über 60 Minuten Laufzeit steckt auf jeden Fall auch schonmal eine Menge Material im aktuellen Album, was natürlich schön ist nach einer etwas längeren Pause. Der Stil von “In 3 Teufelsnamen” ist dabei etwas eigen, obwohl fast alle musikalischen Phasen von Soko Friedhof hier berücksichtigt werden - aber in unterschiedlichen Ausmaßen. Vom kurzen Ausflug in den schwarzen Schlager mit Maria von Lilienstein ist hier quasi nichts mehr zu erkennen und die Hip Hop Elemente der frühen 2010’er sind hier zum Glück nur sehr spärlich vorhanden. Die sehr elektronische Gothic-Parodie-Phase der späten 2000’er hört man raus, ohne dass sie zu dominant ist. Die ruhigeren und experimentelleren Parts von “Mondo Cannibale” sind auf jeden Fall auch hier noch vorhanden, aber vor allem geht “In 3 Teufelsnamen” back to the roots. Viele Songs hier könnten so oder so ähnlich auch auf den ersten beiden Soko-Alben drauf sein oder sogar auf den alten Sonic Malade Samplern drauf sein. Passenderweise gibt es sogar einen Track, für den Festival Der Geisteskranken aus der Versenkung geholt wurde.
Man kann also sagen, dass alles irgendwie auch etwas ranzig und abgefuckt klingt. Schrammelige Gitarren und chaotisches Songwriting sind hier jedenfalls recht präsent. Das führt direkt mal dazu, dass “In 3 Teufelsnamen” zumindest nicht sofort das zugänglichste Album der Soko ist.
Schon alleine der Opener “Till Lindemann” macht das sehr deutlich. Hier hat man tatsächlich den wahrscheinlich sperrigsten Song gleich an den Anfang gepackt, was direkt mal abschreckend wirken kann. Wir haben hier ein ziemliches Gewirr an Gitarren, Drums und eben Elektro-Krempel, garniert mit Samples mit gesprochenen Vocals, die mitunter recht schwer zu verstehen sind, ohne dass sich das Ganze in den über 6 Minuten zu sowas wie einer Melodie zusammenfügen mag. Trotzdem konnte ich “Till Lindemann” nach ein paar Anläufen etwas abgewinnen. Und natürlich ist es super lustig, dass A. Line genau 6 Monate vor dem ganzen Skandal um Till Lindemann einen Song darüber geschrieben hat, was er für ein schlechter Mensch ist.
Nachdem Untoten bereits Ewigheims “Leiche Zur See” gecovert haben, habe ich sehr gehofft, dass “Rückgrat” ebenfalls ein Cover vom gleichnamigen Ewigheim-Song sein wird und ich sollte nicht enttäuscht werden. Dieses Mal wurde der Song in eine Art Trip Hop Version umgewandelt, die musikalisch sehr weit weg vom Original ist und ich bin erstaunt, wie gut das ganze funktioniert. Ich glaube, die Zahl der Leute, die sowohl das erste Album von Ewigheim mögen, als auch diese Version 20 Jahre später zu hören bekommen, dürfte schon sehr gering sein. Wahrscheinlich dürften es nochmal deutlich weniger Leute sein, die hiermit etwas anfangen können, aber ich freue mich sehr zu der wahrscheinlich einstelligen Zahl an Leuten zu gehören, die beide Versionen sehr feiern.
Bis jetzt waren die Songs sehr lang und etwas schleppend. Das ändert sich mit “Like A Russians”, welches kurz, schnell und sehr elektronisch ist. Neben ziemlich aggressiven Beats bekommen wir es hier mit sehr unkonventionellen Vocals zu tun, an denen sich offenbar jemand mit dem Vodcoder austoben durfte. Sehr ungewöhnlich das Ganze und immer auf einem schmalen Grad zwischen cool und nervig, aber mit seinen unter drei Minuten Laufzeit, trifft “Like A Russians” genau den richtigen Punkt.
“Ich Habe Sie Getötet” war auf dem ganzen Album der Song, der als erstes bei mir geklickt hat. Nach dem bedrohlich-düsteren Intro entwickelt sich der Song ziemlich schnell in eine tanzbare Nummer mit ziemlich morbiden Lyrics, die Soko-Songs der späten 2000’er nicht unähnlich ist. Sehr schön umgesetzt das Ganze und für mich ein ziemliches Highlight auf dem Album.
“Rest In Piss” featured dann DJ Demian von Festival Der Geisteskranken und klingt auch entsprechend so: sehr punkig, komplett chaotisch und mit Lyrics die gefühlt in einer drogeninduzierten Psychose entstanden sind - und ich meine alles davon als Kompliment. Ist zwar nicht das erste, womit ich auf dem Album gerechnet hätte, aber es passt erstaunlich gut zum Rest der CD.
“Du (Und Du) Und Du Bist Tot” ist musikalisch ein ziemliches Highlight. Die Mischung aus schnellen Elektro-Sounds und schweren Gitarren passt hier perfekt. Kleiner Schwachpunkt sind hier die Vocals. Wenn A. Line in einer etwas höheren Tonlage singt, dann klingt das immer relativ zart und zerbrechlich, was für die eine oder andere Ballade ganz gut klingt. Wenn er dabei aber versucht, laut und aggressiv zu klingen, dann beißt sich das ein wenig und er klingt so, als ob er gleich erstickt.
“Mörder” ist an sich auch kein schlechter Song, hat aber das Problem, dass es sehr ähnlich klingt wie der Song davor. Die Musik war bei “Du (Und Du) Und Du Bist Tot” ein gutes Stück spannender, dafür sind hier die Vocals besser.
Und leider schlägt “Ich Habe Hunger” in die selbe Kerbe - ähnliches Tempo, ähnliche Lyrics, ähnliches Konzept. Für sich betrachtet ist “Ich Habe Hunger” ein wirklich ordentlicher Song, allerdings nutzt sich das Ganze schnell ab, wenn man es dreimal hintereinander hört. Hätte man die Tracklist etwas besser gemischt, hätte man hier schon ein wenig Abhilfe schaffen können.
Mit “Erlösung” haben wir dann auf einmal eine melancholische Ballade. Das kann auch auf einem Soko Friedhof Album ganz gut funktionieren. Man denke da nur an “Eliminate Your Pain” von damals oder “Drag Me To Hell”, welches beweist, dass A. Line auch viele Jahre später in dieser Disziplin noch nicht eingerostet ist. Aber “Erlösung” funktioniert für mich leider gar nicht. Das Problem ist, dass das ganze Album nicht so richtig den Sound und die Stimmung für so etwas bietet und dass “Erlösung” auch entsprechend Gebrauch von der kernigen Akustik und den schrammeligen Gitarren, die hier so präsent sind, macht. So richtig will das alles für mich nicht zusammenpassen. Klingt es furchtbar oder nervig? Das nicht. Aber es langweilt mich irgendwie und meistens vergesse ich, dass es diesen Song hier auf dem Album gibt.
Als nächstes haben wir den Titel-Track. Nach einem etwas, in dem ziemlich wenig passiert, bekommen wir einen ziemlich ordentlichen Song im Mid-Tempo, der das Album ziemlich gut repräsentiert. Ganz ehrlich: im Gegensatz zu “Till Lindemann” wäre das hier ein ziemlich geeigneter Opener gewesen.
Der Titel “Habt Ihr Eure Seele Dem Teufel Verkauft?” sollte den Leuten, die schon etwas länger dabei sind, ein Begriff sein. Das Sample wurde für mehrere ältere Soko-Songs verwendet - u.a. das gute alte “Fliegengott”. Auch hier bekommen wir es zu hören und zwar in einem Instrumental, welches durch einen treibenden Beat und eben dieses Sample getragen wird. Erinnert in seiner Art sehr stark an “Grabschönheiten”, ist qualitativ den meisten Songs dort aber ein gutes Stück überlegen. Damit ist “Habt Ihr Eure Seele Dem Teufel Verkauft?” ein schon nostalgischer Track geworden, der richtig gut bei mir zündet.
Mit “D.O.G.” kommt dann nochmal ein unerwartet punkiger Song, der auch ohne DJ Demian angenehm chaotisch klingt, keine 2 Minuten lang ist und ziemlich viel Bock macht.
“Brüderchen Schlaf” hat ein wenig Zeit gebraucht, bis ich damit etwas anfangen konnte, aber mittlerweile mag ich diesen Song echt gerne. Er geht immerhin fast 6 Minuten und ist recht innovativ. Neben der ungewöhnlichen, aber am Ende doch recht fesselnden Melodie, haben wir hier ziemlich experimentelle Vocals. Zuerst habe ich mich gefragt, ob das wirklich A. Line ist, aber er hat hier offenbar nochmal ein paar neue Gesangstechniken zum Ausprobieren gefunden. Die Soundqualität hat hier außerdem einige Ecken und Kanten - also mehr als auf dem Rest des Albums, womit “Brüderchen Schlaf” schon fast als Demo durchgehen würde. Das hat es am Anfang etwas schwerer gemacht, in den Song zu finden, macht im Nachhinein aber einiges vom Charme des Tracks aus.
Auch “If She Had A Brain” klingt sehr ungewöhnlich. Hier wurde wirklich extrem viel mit dem Vodcoder gearbeitet, was dafür sorgt, dass die Vocals bis zur Unkenntlichkeit verzerrt sind. Der Hip Hop Beat passt erstaunlich gut dazu und macht daraus ‘ne weitere innovative Nummer.
Den Abschluss macht “Ich Hasse… Karaoke”. Das Gimmick hier ist, dass A. Line ein flottes, tanzbares Instrumental gebastelt und die Fans dazu aufgerufen hat, einen Text dazu zu schreiben. Keine Ahnung, was am Ende daraus geworden ist und ob überhaupt jemand diesem Aufruf gefolgt ist, aber lustigerweise ist der Song so wie er ist schon treibend genug, dass er auch komplett ohne Text ziemlich gut nach vorne geht und Bock macht.
Im Vergleich zum etwas trägen und eigenwilligen “Mondo Cannibale” ist “In 3 Teufelsnamen” für mich wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Die ganze Geschichte ist kreativ, abwechslungsreich, hat aber gleichzeitig einen eigenen Stil, der sich durch das Album zielt. Und trotz der 15 Tracks, wird hier nicht ein einziges Mal komplett in's Klo gegriffen. “Erlösung” ist vielleicht etwas langweilig, aber ich kenne schlimmere Songs. Im Schnitt sind die Songs hier aber alle gut - manche sehr gut.
Auf der anderen Seite haben wir gerade zur Mitte hin ein paar Längen und die Songs wiederholen sich so ein wenig. Außerdem gibt es hier keine absolut überragenden Songs. Wenn ich eine Top 10 meiner lieblings Soko-Songs machen würde, dann wäre da mit Sicherheit kein einziger Song von “In 3 Teufelsnamen” drauf. Außerdem hat das Album ein wenig gebraucht, bis es bei mir geklickt hat. Ich würde es daher auch eher den treuen Fans oder Leuten empfehlen, die auf die alten Berliner Underground Sachen stehen. Wer neu bei der Soko ist, kann mit ein paar der älteren Alben wahrscheinlich mehr anfangen. Als alteingesessener Soko-Fan bin ich aber insgesamt zufrieden mit dem, was ich da höre. [Review lesen]
7.5 / 10
Ende 2009 erschien Soko Friedhofs neuntes Album “Totengräber”, welches nicht nur das Jahrzehnt, sondern auch eine ganze Ära vom Side-Project der Untoten abschließen sollte. Noch einmal wurde versucht mit einer Mischung aus schwarzem Humor, satirisch aufgearbeiten Klischees über die schwarze Szene und möglichst tanzbaren Elektro, neue Hits zu produzieren, die evtl. an “Blutrünstiges Mädchen” anknüpfen können. Und ich meine das gar nicht mal im negativen Sinne. Ich mochte diese Phase der Soko. Trotzdem hat man ab “Wer Hat Angst Vor…?” gemerkt, dass sich das Konzept langsam abnutzte und die Soko erstmals schwächelte. Das lag meiner Meinung nach aber eher mal daran, dass David A. Line wirklich jährlich Alben rausbrachte - also alleine für Soko Friedhof - und das noch neben seinem Hauptprojekt Untoten. Die vermeintliche Lösung für dieses Problem sollte dann leider darin bestehen, die Frequenz an Alben erstmal noch mehr zu erhöhen und die Qualität noch stärker zu verringern, aber lassen wir das Thema an der Stelle mal und bleiben wir bei “Totengräber”.
13 neue Tracks werden hier auf uns losgelassen und dieses Mal ist das Konzept hinter dem Album ziemlich offen, während es zuletzt ja immer eine Art roten Faden gab, der durch die Alben führte. Okay, ich glaube in den Promo-Texten hieß es damals, dass das Thema “Friedhof” sich durch das Album ziehen sollte, aber come on: das könnte man auch über das ganze Projekt sagen, dass das Wort Friedhof im Namen hat und es gibt doch recht viele Songs, die nicht wirklich etwas mit dem Thema zu tun haben. Aber das ist okay - ich mag es eigentlich wenn A. Line sich einfach nur austobt und ich kann schonmal sagen, dass es auch musikalisch sehr abwechslungsreich zur Sache geht. Allerdings muss man gleichzeitig dazu sagen, dass hier keine wirklich neuen Ideen umgesetzt werden. Die Soko macht auf “Totengräber” einfach nur das, was sie die letzten Alben ganz gut hinbekommen hat. Dazu passt das Artwork für das Albumcover. Es ist sicherlich nicht das hässlichste in der gesamten Diskographie, aber wahrscheinlich das uninspirierteste von allen.
Der Opener ist gleichzeitig der Titeltrack und macht schonmal jede Menge richtig. Er heizt ganz gut ein, die Hookline “tot, tot, tot - ich bin der Totengräber” funktioniert erstaunlich gut und die über 5 Minuten vergehen hier wie im Flug. Wirklich starker Einstieg.
Das gleiche kann ich leider nicht von “Made In Germany” sagen. Wisst ihr noch damals Ende der 2000’er als zuerst Eisbrecher mit “This Is Deutsch” und dann Rammstein mit “Pussy” jeweils einen ziemlich erfolgreichen Song hatten, der nur darin bestand, möglichst viele international bekannte deutsche Klischeewörter aneinander zu reihen? “This Is Deutsch” war zumindest musikalisch echt stabil, bei “Pussy” konnte ich dann schon nie so recht verstehen, warum Leute das so gefeiert haben. Tja, und das ist nun Soko Friedhofs Take zu der ganzen Sache. Leider klingt alles musikalisch extrem lahm und wird vorgetragen mit einer Stimme, die überhaupt nicht für NDH-Songs geeignet ist. Und ich höre schon direkt das Argument: das ist eine Parodie - das soll so klingen. Okay, dann klingt es mit Absicht kacke, aber leider immer noch kacke. Erstaunlicherweise war aber selbstbewusst genug, ausgerechnet “Made In Germany” als einzigen Song von “Totengräber” auf die kurz darauf erschienene “Very Best Of” zu packen. Merkwürdig…
“Schluss Mit Dir” geht dagegen völlig in Ordnung. David A. Line gibt hier Ratschläge bei Beziehungskonflikten und überrascht dabei mit ziemlich flottem Tempo und einem schon fast Rock n’ Roll lastigen Song. Nicht schlecht.
Richtig gut gefällt mir aber “Doppelleben” - wieder ein Song, der vorsichtig die anstehende Entwicklung in Richtung Hip Hop durchblicken lässt, aber auf eine wirklich gelungene Art und Weise. “Doppelleben” ist düster, abgefuckt und geht trotzdem richtig gut in's Ohr. Starker Song, der sich etwas weiter von der Comedy-Ausrichtung entfernt.
“From Soko With Love” ist dagegen reine Parodie. Alles wirkt bewusst kitschig und fast schon hippiesk natürlich mit einem Text, der nicht unbedingt nur auf Harmonie abgestimmt ist. Ist so einer dieser Gimmick-Songs, die man ein paar Mal hört und dann über hat, im Vergleich zu ähnlichen Tracks, aber doch sehr gut gelungen für das, was es darstellen soll.
“Alte Liebe (Rostet Nicht)” ist schon ziemlich abgedroschen und kommt mit seiner simplen Melodie und den billigen Reimen echt primitiv daher, aber was soll ich sagen? Es macht trotzdem irgendwie Spaß und kann sich zu einem echt fiesen Ohrwurm entwickeln. Musikalisches Fast Food, das als Filler doch irgendwie gut klargeht.
Das wahrscheinlich zumindest teilweise autobiographische “Mein Kampf”, welches natürlich nur ganz zufällig einen etwas kontroversen Titel trägt, ist der poppigste Song auf “Totengräber”. Das Ding ist tanzbar wie ein Clubhit, zugänglich wie schwarzer Schlager und hat dazu noch ein angenehmes Tempo. Mag ich ganz gerne.
Bei “Neutronenbombe” hört es bei mir dann aber auf. Die Soko hatte schon einige langsame und monotone Stücke, die mir gut gefallen haben, aber die “Neutronenbombe” erweist sich bei mir mit seinem Keyboardgeklimper und ständigen Wiederholungen als Blindgänger. Und dann auch noch knapp 7 Minuten davon? Ne danke.
Gegen Ende bekomme ich nochmal den Eindruck, dass man hier versucht, unbedingt nochmal einen Clubhit zu produzieren, mit dem man nichts falsch machen kann und der allen gefällt. Versuch Nummer 1 wäre “Friedhofskinder” und was soll ich sagen: der Song macht zumindest tatsächlich nichts falsch - alles sehr nett und eingängig, aber auch nichts, was wir bei der Soko so nicht schon öfters gehört haben. Wenn wir uns aber von dem Anspruch befreien, dass "Friedhofskinder” der absolute Burner sein muss, der Soko Friedhof wieder zu neuem Ruhm verhilft, dann ist der Track echt solide.
“Sensenmann” ist der einzige richtige Song, der ohne Vocals auskommt und nur auf Musik und Samples basiert und ich bin positiv überrascht. Der Stil erinnert an frühe Soko-Zeiten, die Qualität ist aber deutlich besser und das Stück ausgereifter als die meisten Songs auf “Grabschönheiten” oder “Im Beichtstuhl Der Begierde”.
Mit “Loser” gibt es noch einen kurzen Filmausschnitt von ein paar Sekunden, wie man es auf dem einen oder anderen Album öfter mal zu hören bekommt. “Loser” ist hier allerdings der einzige Track seiner Art, kommt aus dem Nichts, wirkt etwas verstörend, passt aber gleichzeitig auch nicht so richtig zum Rest des Albums und mir ist nicht so richtig klar, wozu das Ganze gut sein soll.
Mit “Armee Der Blutrünstigen Mädchen” versucht A. Line sogar noch offensichtlicher an alte Erfolge anzuknüpfen und für mich gilt hier dasselbe wie für “Friedhofskinder”: überhaupt nicht originell, aber für sich betrachtet absolut solide und spaßig, wenn man nicht unbedingt Innovation erwartet.
Den Abschluss macht “Germany” - knapp eine Minute aus Samples, die nochmal direkt an “Made In Germany” anknüpfen. Hätte man auch weglassen können, schadet aber auch nicht direkt und ist keine so harte Unterbrechung wie “Loser”, sondern eher ein etwas unspektakulärer Ausklang.
Ja und damit wäre “Totengräber” dann auch erstmal leergefeuert. Ich kann zwar absolut verstehen, dass sich an diesem Punkt so langsam eine Ernüchterung bei den Fans breit gemacht hat. Jedes Jahr auf den gleichen Stil zu setzen hat so langsam dafür gesorgt, dass die Soko selbst zu einem Klischee verkommen ist und wem das Ganze bei den letzten Alben zu langweilig wurde, der wird hier wenig finden, was seine Meinung dazu ändert.
Auf der anderen Seite macht “Totengräber” das, was es macht, erstaunlich gut. Zumindest für mich gibt es hier nochmal einen merkbaren Qualitätsanstieg gegenüber “Wer hat Angst Vor…?”. Auch ein paar einzelne Songs, die für sich betrachtet echt gut hinhauen und problemlos in eine Soko-Playlist passen, lassen sich hier finden. Und im Vergleich zu dem, in was sich die Soko für die nächsten 4 Alben entwickeln sollte, ist “Totengräber” schon ein großer Qualitätsunterschied. Meiner Meinung nach wäre es wahrscheinlich besser gewesen, einen ähnlichen Stil beizubehalten, aber sich etwas mehr Zeit zwischen den Alben zu lassen. Trotzdem ist “Totengräber” ganz gut gealtert. Leute, die andere Soko-Alben Mitte der 2000’er mögen, bekommen hier mehr vom selben und machen damit wenig falsch. [Review lesen]
9.0 / 10
"Klingeltöne Satans” ist für mich der Höhepunkt der Entwicklung, die Soko Friedhof mit ”Blutrünstiges Mädchen” begonnen und mit ”Jesussaft” fortgesetzt haben: Fokus auf deutsche Texte, elektronische Musik und viel Satire über die schwarze Szene. Während die Soko immer mal wieder krasse Identitätsprobleme hatte und teilweise nicht wusste, ob sie lieber schwarzen Schlager oder Assi-Rap produzieren soll, hatte sie Mitte der 2000’er doch ein erstaunlich stabiles Konzept. Und trotzdem waren die Alben oft musikalisch sehr abwechslungsreich. “Klingeltöne Satans” spiegelt diese Phase für mich perfekt wieder.
Sowohl der Titel als auch das Albumcover betonen erstmal sehr stark die Comedy-Elemente. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es damals einen Contest, bei dem die Fans ein Foto von sich mit Mittelfinger oder Pommesgabel machen konnten und der Gewinner schaffte es auf das Cover, während weitere Kandidaten im Booklet landeten - schöne interaktive Idee. Wenn man sich mal kurz die Songtitel durchliest fällt auf, dass “Klingeltöne Satans” zwar kein reines Konzeptalbum ist, aber ein Thema hat, welches während des Albums immer mal wieder auftaucht, so wie das bei der Soko öfter mal vorkommt. Dieses Mal geht es um hirnlosen Medienkonsum. Hier wird es im Nachhinein ganz interessant, denn das Album stammt von 2007 - einer Zeit, in der Youtube noch eine relativ neue Sache war, Social Media noch in der Steinzeit war und an sowas wie Tik Tok Trends noch nicht mal zu denken war. Selbst Smartphones waren damals noch so gut wie gar nicht verbreitet. Dementsprechend werden hier eher Dinge wie das Jamba Sparabo (falls das noch jemand kennt) oder DSDS parodiert. Bleibt also spannend, wie gut das nach über 15 Jahren gealtert ist.
Auf der anderen Seite verstecken sich hier aber auch ein paar etwas ernstere Songs, mit denen man so im ersten Moment gar nicht unbedingt rechnet und an die ich mich teilweise auch nicht mehr komplett erinnert habe, bevor ich die CD neulich mal wieder aus dem Schrank geholt habe. Zum Teil finden wir hier die allerersten Vorboten von der Zeit, in der David A. Line dachte, dass es cool wäre, Hirntot Records zu kopieren und möglichst abgefuckten Hip Hop zu machen. Allerdings kommt das hier noch derart dezent daher, dass es damals noch niemandem negativ aufgefallen ist.
Aber los geht es erstmal mit “Danke!” - einem perfekten Einstieg für so ein Album. Nach einem kurzen, ganz witzigen Intro heizt “Danke!” ordentlich ein, legt gutes Tempo vor und ist nebenbei auch noch ein großartiger Ohrwurm. Danke dafür!
“Uniform” war soweit ich es im Kopf habe, der beliebteste Song auf “Klingeltöne Satans” und das, was man am ehesten auf diesem Album als klassischen Hit bezeichnen kann. Und hey: er hat Greta Csatlòs als Gastsängerin, was natürlich immer cool ist. Trotzdem bin ich damit nie so richtig warm geworden. Die Melodie soll sich als Ohrwurm im Kopf festsetzen und für gute Stimmung sorgen, aber ich fand es damals schon von Anfang an ziemlich meh. “Uniform” war für mich nie ein schlechter oder nerviger Song, aber er ist eben doch sehr simpel, ohne dass er bei mir irgendeinen Nerv trifft. Für 1-2 Durchgänge ist das okay, aber dann reicht es auch. Wäre für mich eher ein solider Filler, als ein Hit.
Als nächstes hätten wir den Quasi-Titeltrack “Des Satans Liebster Klingelton”, welcher leider die Eigenschaft hat, nicht besonders gut zu altern - und damit meine ich nicht mal unbedingt die Lyrics. Das Problem ist eher mal ein ähnliches wie zum Beispiel bei “10 Kleine Gruftis”. Es ist ein ziemlicher Gimmick-Song, der stark auf die lustigen bis albernen Lyrics setzt, aber musikalisch ziemlich unspektakulär daherkommt. Das führt idealerweise dazu, dass man sich das ganze anhört, 2-3 mal ganz lustig findet und die Luft danach dann sehr schnell raus ist.
Einen harten Bruch gibt es dann aber bei “Existenz” - plötzlich wird das Album deutlich ernster. David A. Line hat ein komisches Talent dafür, gute Songs aus Sicht eines wahnhaften Mörders zu schreiben (siehe auch “Alptraum”, “Ich Habe Sie Getötet”) und “Existenz” ist da keine Ausnahme. Textlich sicherlich etwas härter, ohne auf komplett billigen Shock-Value zu setzen, musikalisch schön intensiv und mit genau der richtigen Menge an perfekt platzierten Samples. Ein absolutes Highlight - nicht nur für das Album, sondern für mich persönlich etwas für die Top 5 aller Soko-Songs.
Der nächste Song wurde auf der Tracklist auf der Rückseite vergessen, aber dank der “Very Best Of” wissen wir mittlerweile, dass er einfach nur “Brutal” heißt. Obwohl er eigentlich ein reiner Parodiesong ist, hat er eine fast schon unverschämt eingängige Melodie zu bieten, ballert gleichzeitig ordentlich los und ist in sich sehr harmonisch. Genau so funktioniert ein witziger Track, den man aber problemlos mehr als dreimal hören kann.
Auch “Liebling, Das Fernsehen Hat Gesagt” macht in der Hinsicht keinen schlechten Job. Ja, die Lyrics sind sehr präsent, aber teilweise auch heute noch ganz witzig und der Song an sich ist abwechslungsreich genug. Er fängt langsam an, steigert sich zwischendurch, hat ein paar interessante Breaks und relativ viel Ohrwurm-Potential. Nette Sache.
Mit “Sonderkommission” haben wir nach “Soko Friedhof” quasi den zweiten Track, der nach der Soko selbst benannt ist. Und hey: während “Soko Friedhof” mit seinen englischen Lyrics und schrammeligen Gitarren die ersten Jahre der Soko perfekt widerspiegelt, ist “Sonderkommission” mit seinen deutschen Texten und dem Fokus auf Elektro eine ziemlich gute Zusammenfassung der Gothic-Satire Zeit der mittleren 2000’er.
Mit “Mein Fleisch” wird es dann wieder etwas düsterer. Das hier wirkt wie ein früher Prototyp aus David A. Lines Hip Hop Phase, allerdings ohne die Assi-Lyrics. Ziemlich abgefuckt klingt das ganze trotzdem. Dadurch, dass sich das ganze über 5 Minuten zieht und dabei relativ monoton ist, entsteht eine recht einzigartige Atmosphäre und das meine ich gar nicht mal negativ. Es wird nämlich sehr dezent mit den musikalischen Elementen variiert - zum Beispiel indem sukzessive immer mehr Gitarren zu hören sind - und hat damit am Ende mehr Inhalt zu bieten, als es zunächst scheint. In Kombination mit den Texten wirkt das Ganze sehr schwer und fast schon unangenehm erdrückend. Nicht unbedingt das, was man auf “Klingeltöne Satans” erwarten würde, für sich genommen aber sehr stark.
Wer es etwas mehr auf die Fresse möchte oder Lust hat, seine Großeltern zu schockieren, kommt mit “XXX-Maschine” auf seine Kosten. Hier gibt es fette Beats, während A. Line über harten BDSM-Sex singt - nicht mehr und nicht weniger. Für zwischendurch auf jeden Fall unterhaltsam.
Als nächstes hätten wir Rammstein mit “Laichzeit”... Ne Moment, falsches Album. Ich meine natürlich Soko Friedhof mit “Strange Circus”. Dieses kurze Interlude ist eine ziemlich wilde Mischung aus bunten Samples, die mit Musik unterlegt wurden und die Musik ist für mich so offensichtlich “Laichzeit” auf 1,5 facher Geschwindigkeit, dass es mich wundert, dass Till Lindemanns Anwälte David A. Line nicht dafür verklagt haben. Ansonsten ist “Strange Circus” aber ganz nett, zumal es sonst auf diesem Album solche kurzen Tracks nicht gibt, nachdem “Jesussaft” ja voll davon war. Eigentlich wäre es auch ein gutes Intro für “Schaffot” gewesen - zumal es dieselben Samples verwendet - wobei die ganze Show aber zwischendurch noch von einem anderen Song unterbrochen wird, der wiederum perfekt als Abschluss getaugt hätte. Könnte mir gut vorstellen, dass dieser auf Versehen an falscher Stelle in der Tracklist platziert wurde.
Besagter Song heißt “Groupie” und ist eine Live-Aufnahme mit Mundharmonika und Akustik-Gitarre bei der die Soko sich über ihre Fans lustig macht. Dieser absolute Stilbruch ist genau der WTF-Moment, der auf “Klingeltöne Satans” noch gefehlt hat, den ich aber total feiern kann.
Bleibt nur noch “Schaffot”, das ähnlich wie “Strange Circus” über keine Lyrics im eigentlichen Sinne verfügt, aber sehr auf Sprachsamples setzt. Die Mucke dazu ballert ordentlich und geht extrem gut in die Ohren. Hier wird nochmal ordentlich meine Vorliebe für Classic Soko-Tracks angesprochen und ich bin sehr angetan.
Was soll ich sagen? “Klingeltöne Satans” hat sich über die Jahre erstaunlich gut gehalten. Der eine oder andere Track sitzt nicht so ganz, aber insgesamt ist die Menge an Songs, die ich mir heute noch jederzeit anhören kann, beeindruckend und ein paar unverschämt gute Songs ziehen den Schnitt zusätzlich nochmal ein gutes Stück nach oben. Während “Jesussaft” durch seine einzigartige Atmosphäre und sein rundes Gesamtbild bei mir punkten kann, beeindruckt mich “Klingeltöne Satans” durch seine krasse Abwechslung und den einen oder anderen Über-Track, der in keiner Soko-Playlist fehlen darf. Klare Empfehlung von mir. [Review lesen]
8.0 / 10
Ein paar Jahre nach “Dresscode Black” ist schon ziemlich in der Spätphase von Sonic Malade nochmal ein Nachfolger erschienen, der mit dem Original-Sampler nicht mehr viel zu tun hatte. “Dresscode Black II - Get Into The Goth Club”, so der volle Name, ist noch nicht mal mehr ein Sampler. Stattdessen haben wir hier eine Split in erster Linie zwischen Untoten und Soko Friedhof - allerdings mit Gastauftritten von Engelwerk und Festival Der Geisteskranken. Ist das etwas Schlechtes? Überhaupt nicht! Im Gegensatz zu “Dresscode Black” kann man hier zwar keine komplett unbekannten Bands mehr kennenlernen, dafür haben wir hier ein etwas klareres Konzept im Hintergrund und vor allem einen Großteil an Tracks, die anderweitig nicht erschienen sind. Auch der Bekanntheitsgrad war deutlich höher, denn während man sich für Teil 1 noch ein Szenemagazin kaufen musste, konnte man “Dresscode Black II” einfach so kaufen und da die schwarze Szene damals noch nicht so tot war wie heute, stand das Ding soweit ich weiß auch bei Media Markt ganz normal im Regal.
Bevor wir uns anhören, was drauf ist, wäre es vielleicht ganz spannend, sich mal die beiden Projekte anzuschauen, die hier im Fokus stehen. Untoten waren damals ja sogar schonmal mit “Sperm Finger” auf der ersten “Dresscode Black” drauf. Seitdem hat sich dort einiges getan. 2002 hatten sie ihre Entwicklung hin zum Darkwave komplett abgeschlossen. Das heißt, dass man sich von Punk und Grindcore zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger komplett getrennt hat. Allerdings war das gleichzeitig auch noch die Zeit, bevor es Richtung schwarzer Schlager, Chanson etc. ging. Ich mochte bei den Untoten tatsächlich die Übergangsphase zwischen Grindcore und Darkwave am liebsten und dementsprechend kenne ich mich in der reinen Darkwave-Phase nicht mehr so gut aus, merke aber immer wieder, dass es sich doch mal lohnen könnte, dort rein zu hören.
David A. Lines zweites Projekt - Soko Friedhof - war damals relativ neu und hatte zum Zeitpunkt vom ersten “Dresscode Black” soweit ich weiß noch nicht mal existiert. Das dritte Album “Die Geschichte Eines Werwolfs” war zu Zeiten von “Dresscode Black II” entweder in der Mache oder gerade draußen und ansonsten war das hier noch so ziemlich die Anfangsphase der Soko, in der die Songs noch relativ simpel gestaltet waren, was man bei dieser Split manchmal gar nicht denken würde, da der eine oder andere Soko-Song für damalige Verhältnisse erstaunlich komplex daher kommt.
Das hört man zum Beispiel direkt am Opener “Soko Friedhof”. Ja, ich vergesse immer wieder, dass die Soko einen selbstbenannten Song hat und ich würde tatsächlich sagen, dass kaum ein anderer Song das Projekt derart gut auf den Punkt bringt. In den gut 6 Minuten haben wir wirklich alles: fette Beats, einfache, aber knackige Gitarrenriffs, Sprachsamples, Provokation und zwei Arten von Vocals, die beide von A. Line stammen und sich gut ergänzen: etwas tiefer und melodischer auf deutsch vs. schnell und aggressiv auf englisch. Fast schon schade, dass ein Song, der das Projekt so gut repräsentiert nur auf dieser Split erschienen ist. Die Qualität ist für damalige Verhältnisse ebenfalls recht gut und sogar ein gutes Stück besser als der durchschnittliche Song auf den ersten beiden Alben. Das wäre eher etwas, was ich auf “Blutrünstiges Mädchen” erwarten würde. Aber hey: so wird man hier wenigstens vom Opener direkt weg geballert.
Aber auch der erste Beitrag der Untoten kann sich hören lassen. Bei “Willst Du (Todesangst)” dachte ich immer, dass es damals auch auf einem Album erschienen ist, aber nein: es ist “Dresscode Black II”-exklusiv. Der Goth-Kitsch ist hier definitiv erstmal ziemlich überwältigend, aber musikalisch passt das Ding so gut, dass es mich nicht stört. Wir haben hier sehr kraftvolle Gitarren, ein ziemlich hohes Tempo und den perfekten Grad zwischen Power und Melodie, dass mir “Willst Du (Todesangst)” doch nochmal Bock macht, mich mehr mit der reinen Darkwave-Phase der Untoten zu beschäftigen.
Als nächstes haben wir wieder Soko Friedhof, diesmal mit “Perversion Bizarre” vom “Im Beichtstuhl Der Begierde”-Album. Das Ganze soll ein Remix sein, aber bis auf das minimal kürzere Intro fällt mir kein großer Unterschied auf. Vielleicht fehlt mir da irgendwie das musikalische Gehör, aber für mich bieten Original und Remix wirklich die gleiche Erfahrung. Dass hier einfach reguläre Songs auf der Split erscheinen, ist aber eh die Ausnahme und “Perversion Bizarre” ist definitiv ein Highlight der ersten Soko-Alben - quasi der große Hit, bevor “Blutrünstiges Mädchen” daherkam. Für mich ist “Perversion Bizarre” aber der Song, der besser gealtert ist, heute noch viel Spaß macht und auch gut auf “Dresscode Black II” passt.
Untoten kontern als nächstes mit einem eigenen Remix: “Die Out By The Sea”. Das Original stammt vom damals aktuellen “The Look Of Blasphemie” und klingt erstmal sehr trocken und träge. Dieser Remix ist ein gutes Stück tanzbarer als das Original und bietet auch wesentlich mehr Power. Hier wurde aus einem langweiligen Song, der mir wenig zusagt ein Remix gemacht, der sich für mich irgendwo zwischen ganz okay und ziemlich gut bewegt.
“Bluthexe” von Soko Friedhof erinnert dann doch wieder etwas mehr an die frühen Soko-Zeiten, als die Songs noch einfacher gestrickt waren. Auch hier haben wir sehr einfache Elektro-Sounds in Kombination mit fast schon eher gesprochenen Vocals, wie man es auf “Grabschönheiten” oder “Im Beichtstuhl Der Begierde” öfter zu hören bekommen hat. Interessanterweise wurden hier die gleichen gesprochenen Samples verwendet wie bei “Fliegengott”, was ungefähr um dieselbe Zeit herum erschienen ist. Und irgendwie wirkt “Bluthexe” auch wie eine Mischung unterschiedlicher verworfener Ideen für Songs der ersten drei Alben. So wie es hier zu hören ist, passt es zwar auf kein Album, klingt auf dieser Split aber gar nicht mal fehl am Platz. Dadurch, dass es so simpel ist, wird es aber schnell langweilig und mit 5 ½ Minuten geht es mir definitiv zu lange.
… ganz im Gegensatz zu “Henriette” von Untoten, welches musikalisch ebenfalls eher simpel gestrickt ist, aber auf eine charmante Art. Die schrammeligen Gitarren und der eher unsaubere Sound sind erstaunlich stimmig und auch das Tempo gefällt mir sehr gut. Leider ist allerdings nach nicht mal drei Minuten schon Feierabend.
“The Final Remorse” von Soko Friedhof überrascht dann wieder in jeder Hinsicht positiv. Die Kombination zwischen Musik und Vocals ist hier sehr interessant. David A. Lines Vocals sind hier weniger laut und chaotisch, sondern eher leise und verträumt. Musikalisch stehen dem fette Beats und und simple, aber wuchtige Elektro-Arrangements gegenüber. Man könnte meinen, dass sich das irgendwie beißt, aber nein: es ergänzt sich super.
Als nächstes hätten wir Untoten mit “Event (Evil) When I Fall”. Von dem blöden Titel mal abgesehen, steckt hier wieder ordentlich Power dahinter. Das ganze geht schon fast in eine leichte Punk- oder zumindest Goth Rock Richtung, ist dabei aber bis zum Schluss über knapp 5 Minuten ziemlich abwechslungsreich.
Dieses Mal dürfen Untoten gleich zweimal ran und legen mit “Opio Religio” direkt nach. Gesanglich ist das Ganze sehr spannend, denn neben den deutschen Lyrics, erinnern auch die Vocals stark an “Hab Keine Angst Veluzifer”-Zeiten. Musikalisch ist das Stück dagegen rein elektronisch unterwegs. Interessante Kombination, die hier aber ganz gut aufgeht.
Mit “Cannibali” von Soko Friedhof wird's dann ziemlich schräg. Hier hat man eher mal alles mögliche an Samples in den Mixer gepackt und sich daran ausgetobt, als einen Song zu schreiben. Nach 1 ½ Minuten ist der Spaß auch schon vorbei und ich muss sagen, dass es gar nicht mal unbedingt schlecht klingt, aber eher als Intro oder Interlude auf einem Album passen würde (zum Beispiel auf dem viel später erschienenen “Mondo Cannibale”) aber so ganz ohne Kontext wirkt es hier auf dem Sampler ziemlich verloren.
Richtig cool ist aber, dass Engelwerk sich hier nochmal blicken lassen. Engelwerk war für mich immer so ein Projekt, das ziemlich schwer greifbar war und bei dem man nie so wusste, was einen erwartet hat, wo die Qualität aber fast immer gestimmt hat. Da wirkt “Drones” als klassische Darkwave-Nummer fast schon konventionell. Allerdings muss ich sagen, dass ich hiervon wirklich angetan bin. Wir haben hier alles, was wir brauchen: Schrammelgitarren, eine eingängige Melodie und die passenden Vocals dazu - abgefuckt und verträumt zugleich. Irgendwie erinnert es auch an die damals langsam auslaufende Sonic Malade-Zeit mit all ihren Projekten und hätte so auch gut auf die erste “Dresscode Black” gepasst.
“Am Rande Der Raserei” ist zwar ein Song von Soko Friedhof, aber unter Beteiligung von Festival Der Geisteskranken - die perfekte Grundlage für ein absolutes Meisterwerk oder einfach nur ein großes WTF?. Es ist leider eher das zweite geworden. Vielleicht ist der Sprung zwischen dem großartigen “Drones” auch ein wenig zu groß, aber wenn einfach nur drei Minuten aggressiv scheinbar beliebige Sounds auf mich einhämmern und ich ständig die verzerrte Sprachpassage “Ich fühl mich wirklich wie’n Stück Fleisch.” in die Ohren geballert bekomme, dann ist das eher unangenehm zu hören. Vielleicht bin ich nicht High genug oder zu spießig, um diese Art von akustischer sexueller Psychose ausreichend wertschätzen zu können, aber “Am Rande Der Raserei” funktioniert für mich leider gar nicht.
Der letzte Beitrag von Soko Friedhof wäre dann das “Totenkopfmausgedicht” - so wie es auch auf “Die Geschichte Eines Werwolfs” zu hören ist. Ich sehe darin zwar überhaupt keinen Mehrwert für die Split, aber gleichzeitig tun die paar Sekunden Unterbrechung auch nicht unbedingt weh - erst recht nicht, wenn man sich gerade “Am Rande Der Raserei” gegeben hat.
Den Abschluss machen dann Untoten mit einer alternativen Version von “The Look Of Blasphemie” vom gleichnamigen Album. Obwohl der Song unglaublich poppig ist, mag ich ihn ganz gerne, da er wirklich super sanft in's Ohr geht. In dieser Version ist er noch ein wenig poppiger, tanzbarer und zugänglicher. Das wäre meiner Meinung nach zwar nicht nötig gewesen und er profitiert davon nicht so sehr wie “Die Out By The Sea”, aber es schadet auch nicht wirklich, sodass wir jetzt einfach eine zweite, ungefähr gleichwertige Version haben.
Die meiste Zeit funktioniert der Wechsel zwischen Untoten und Soko Friedhof sehr gut und beide Projekte ergänzen sich super, während sie trotz ihrer Unterschiedlichkeit immer einen roten Faden auf “Dresscode Black II” erkennen lassen. Das Ende wirkt dann mit den sehr schrägen Soko-Songs und dem poppigen “The Look Of Blasphemie” dann aber doch etwas unstimmig.
Insgesamt kann die Split aber gut bei mir punkten. Wir haben hier viel neues Material beider Projekte und einen letzten Song von Engelwerk, was auch größtenteils nicht nach B-Seiten klingt. “Dresscode Black” hatte vielleicht insgesamt mehr musikalische Vielfalt (und dafür eine erstaunlich stabile Qualität), aber Teil 2 hat dafür exklusiveres und durchdachtes Material. Für Fans der beiden Projekte ist “Dresscode Black II” mehr oder weniger ein Muss und selbst Leute, die damals weder Untoten noch Soko Friedhof kannten, hatten hier die Möglichkeit, beide Projekte auf einer CD anzuhören, welche sie beide in ihrer damaligen Form gut repräsentiert hat. Also auch für Neulinge geht die Split komplett in Ordnung. Hier und da wird mein Geschmack mal komplett verfehlt, aber insgesamt mag ich “Dresscode Black II” bis heute sehr gerne. [Review lesen]
7.5 / 10
Fans von Soko Friedhof oder Untoten können sich vielleicht noch an deren Split-Album “Dresscode Black II” erinnern, welches ja irgendwie fester Bestandteil von deren beider Diskographie ist. Der Titel wirft natürlich die Frage auf: Warum die II? Und was ist eigentlich mit der I? Nun, es gibt tatsächlich einen Vorgänger namens “Dresscode Black”, der allerdings deutlich unbekannter ist und mit “Dresscode Black II” relativ wenig zu tun hat.
Im Gegensatz zum Nachfolger ist “Dresscode Black” keine Split, sondern einfach ein Sampler, der zwar immerhin auch Untoten featured, aber daneben noch zahlreiche andere Projekte, die mit jeweils einem Song beteiligt sind. Das Ding ist soweit ich weiß damals im Maul Magazin als Heftbeilage erschienen und dementsprechend finden sich hier vor allem Künstler aus dem damaligen Gothic- und Punk-Underground, die in den späten 90’ern Musik für Sonic Malade gemacht haben. Ich muss gleich dazu sagen: Die meisten davon kenne ich auch nicht, aber da ich im Herbst immer gerne meine Soko Friedhof und Untoten CDs rauskrame, habe ich mal Lust bekommen, mir dieses etwas exotischere Stück meiner Sammlung anzuschauen und ihm ein paar Hördurchläufe zu geben.
Das Cardsleeve liegt jetzt auch schon viele Jahre kaum gehört in meinem Regal, weil es mich damals nicht so wirklich gefesselt hat, aber damals bin ich als Fan von Soko Friedhof der 2000’er auch mit etwas falschen Erwartungen an “Dresscode Black” gegangen und nachdem ich mich vor einigen Jahren noch einmal mit dem einen oder anderen Künstler der Sonic Malade Ära vertraut gemacht habe, weiß ich jetzt schon etwas besser, worauf ich mich einstellen kann. Genretechnisch wird hier einiges geboten. Von recht zugänglichen Synth-Pop bis hin zu rumpeligem Keller-Gegrinde ist hier eigentlich alles dabei, was die Szene damals so zu bieten hatte.
Den Anfang macht an der Stelle auch gleich mal einer der gefälligsten Songs auf dem ganzen Sampler - Manipulation mit “Opposite” (auf der Rückseite fälschlicherweise als “Opposides” betitelt). Das Ganze ist recht simpler Synth-Pop, der einen direkt ganz gut in Stimmung bringt und eine absolut catchy Melodie hat. Hat mir relativ gut gefallen, auch wenn ich sowas auf diesem Sampler nicht unbedingt erwartet hätte.
Das nächste Projekt kenne ich sogar sehr gut: Festival Der Geisteskranken! Deren Songs waren für mich immer sehr breit gestreut in Sachen Qualität, oder anders gesagt: von richtig geilen Sachen bis kompletter Kacke war immer alles dabei. “Satans’ Night Out” nähert sich leider gefährlich nah der letzten Kategorie an. Es stammt vom “Burn Manson Burn” Album, was in Sachen Qualität eh schon ein wenig dem zweiten Album (das damals noch nicht draußen war) und den Samplerbeiträgen von “Hat Megatonnen Gift In Sich” nachsteht. Und selbst auf “Burn Manson Burn” finden sich bessere Songs. “Satans Night Out” ist eh nur knapp drei Minuten lang und besteht zu über 30 Sekunden aus einem Intro, welches kaum mehr als ein elektronisches Rauschen ist. Das würde vielleicht als Opener noch passen oder irgendwo in der Mitte des Samplers, aber nachdem “Opposite” gerade etwas Stimmung und Tempo aufgebaut hat, wird “Dresscode Black” jetzt sehr ausgebremst.
Festival Der Geisteskranken haben ein recht breites Repertoire an Musik und “Satans’ Night Out” zählt leider weniger zu den abgefuckten Grindcore Sachen, noch zu den experimentell innovativen Songs, sondern geht in die etwas kitschigere Richtung mit tiefen, unverzerrten Vocals und ziemlich simpler Elektro-Untermalung - also so ziemlich dem, wo das Projekt nicht so richtig punkten kann. Es ist jetzt kein Ohrenkrebs, wirkt aber sehr schlicht und billig im Vergleich zu dem, was andere Künstler in dem Genre so zu bieten haben. Am Ende ist “Satans’ Night Out” noch nicht mal komplett scheiße, aber einfach eine etwas unpassende und langweilige Wahl für den Sampler.
Auch “Nightdancer” von Twin Machine kann mich nicht komplett überzeugen. Hier wird es ziemlich beat- und rhythmuslastig. Ich könnte mir vorstellen, dass der Song im Club deutlich besser kommt und vielleicht auch etwas schlecht gealtert ist, aber den Vocals fehlt es mir eindeutig an Intensität und das Tempo ist sehr gleichförmig. Etwas langweilig für meinen Geschmack.
Da kann State Of Emergency mit “Negation” schon eher mein Interesse wecken. Hier sind wir schon im eher experimentellen Bereich des Samples gelandet. Ich habe von State Of Emergency noch nie was gehört und kann auch zu dem Projekt nichts finden und der Song ist wirklich alles andere als melodisch oder gefällig. Außer dem Songtitel, der immer und immer wieder wiederholt wird, gibt es keine Lyrics, die Musik klingt recht dramatisch und prasselt nur so auf einen ein und unterlegt ist das Ganze mit irgendwelchen politischen Wortfetzen, die akustisch kaum zu verstehen sind. Es ist sicherlich nicht leicht, irgendwie Zugang zu diesem Track zu finden, aber ich mag ihn mit seiner seltsamen und bedrohlichen Stimmung und mit unter drei Minuten Laufzeit wird er auch nicht lästig.
Als nächstes wartet mit Untoten mal ein etwas bekannterer Interpret auf uns. Mit “Sperm Finger” vom “Kiss Of Death” Album wurde auch direkt ein guter Song gewählt. Untoten waren damals in einer interessanten Phase, in der sie sich schon ein gutes Stück vom Grindcore wegbewegt haben, aber noch nicht wirklich im schwarzen Schlager angekommen sind. “Hab keine Angst Veluzifer” und “Kiss Of Death” treffen für mich perfekt den Sweet-Spot zwischen den beiden Genres und dementsprechend klingt “Sperm Finger” immer noch angenehm abgefuckt, aber auch gut melodisch.
Der nächste Punkt auf dem Programm ist dann Bakterielle Infektion mit “Watching”, das je nach Album auch mal “Watching You” oder “I’m Watching You” heißt. Obwohl es ähnlich wie “Nightdancer” sehr auf einen eingängigen Rhythmus setzt und sehr elektronisch daherkommt, mag ich es deutlich mehr. Die sehr trockene Art vom Sänger, die Vocals rüber zu bringen, spricht mich irgendwie an und die Melodie hat etwas sehr hypnotisches. Von daher: coole Sache - könnte mir vorstellen, mir noch mehr von Bakterielle Infektion anzuhören.
Aber auch Exedra können mich mit “Death Disco” sofort überzeugen und machen mit einer Mischung aus Goth Rock und Batcave “Dresscode Black” ein gutes Stück bunter. “Death Disco” ist ein ziemlich fieser Ohrwurm und eingängig wie sonstwas.
Ausgebremst wird der ganze Spaß dann wieder etwas durch “Lei Wan Su” von Candys Trash Till Death. Das Album von denen habe ich mir nie angehört, aber ich kenne noch den Samplerbeitrag von “A Tribute To Sexmania” und der war schon gar nicht meins. Tja, “Lei Wan Su” ist ein regulärer Song vom Album und überzeugt mich auch nicht so direkt. Gefühlt ist selbst mir das zu experimentell und hat mit seiner wilden Geräuschkulisse eher was von einem Drogentrip.
Andererseits sind die nächsten beiden Songs auch nicht gerade konventioneller und vielleicht sogar noch experimenteller und ich mag sie beide. “Trinity” von Mezire ist mit 6 ½ Minuten ordentlich lang und nimmt sich auch Zeit für ein langes, bedrohliches klingendes Intro. Der Song selbst ist recht minimalistisch - ein paar einfache Takte und Beats und dazu stark durch Vodcoder (?) verzerrte gesprochene Vocals. Durch das eher langsame Tempo kommt “Trinity” ordentlich heavy daher und wird auch über die lange Spielzeit nicht langweilig.
“Shiva” von Endzeit dürfte dann endgültig nicht mehr so viele Fans haben. Im Prinzip sind das fast 5 Minuten reines Geschrammel und Gebrülle - irgendwas zwischen Grindcore und Punk. Meine Freundin hat das mal ganz treffend beschrieben, indem sie meinte, dass es ungefähr so klingt, als würde jemand in eine Badewanne schreien. Ich find's tatsächlich großartig. Das Tempo ist ordentlich, es haut fast 5 Minuten konstant rein und obwohl der ganze Track kaum Variation mitbringt, ist er irgendwie in sich derart rund, dass ich es super angenehm finde, ihn zu hören. Schade, dass ich über diesen einen Song hinaus nichts mehr von Endzeit gefunden habe.
Den Abschluss macht das mit 6 ½ Minuten leider viel zu lange “Diary Of Dreams” von Timothy Moldrey. Das ist auch so ein Song, den man entweder liebt oder hasst. Von absolut minimalistischer Musik begleitet, die nur aus einem Bass und einer Trommel besteht, die etwa alle Sekunden den selben Loop haben, steht hier der gewöhnungsbedürftige Gesang, der eigentlich eher eine Mischung aus Gesang und Sprache ist, im Vordergrund. Ich habe hier wirklich jedes Mal nach einer Minute schon genug.
Aber okay: bei einem Sampler ist natürlich immer zu erwarten, dass einem nicht jeder Song gefällt und auch ein paar Schwachpunkte dabei sind. Und hier muss ich wirklich sagen, dass “Dresscode Black” sich insgesamt doch sehr gut geschlagen hat. Zuerst mal bin ich positiv davon überrascht, wie viele Songs ich für sich genommen einfach gut finde. “Shiva”, “Death Disco” oder auch “Trinity” sind absolute Highlights von Künstlern, die ich vorher gar nicht kannte… Und wahrscheinlich auch nie weiter kennenlernen werde, da wir uns hier immerhin im Underground von vor über 25 Jahren bewegen.
Auf der anderen Seite ist es beeindruckend, was für ein Spektrum an Genres hier abgedeckt wird, während trotzdem alle Songs durch eine ziemlich eigene Stimmung, die von “Dresscode Black” ausgeht, vereint werden. Bis auf ein paar kleine Ausnahmen, macht es nämlich auch sehr viel Spaß, den Sampler am Stück zu hören. Spannend ist hierbei auch, wie das Ganze noch etwas zugänglicher startet und gegen Ende hin immer schräger und experimenteller wird.
Etwas schade ist vielleicht, dass soweit ich das sehe, die Songs alle aus der Diskographie der jeweiligen Künstler stammen und nichts einzig und alleine für diesen Sampler aufgenommen wurde. Klar: nach normalen Maßstäben nicht ungewöhnlich, aber bei Sonic Malade hatten wir auch schon mehrere Beispiele, die es besser machen.
Und natürlich ist auch hier nicht alles Gold, was glänzt und einzelne Songs gehen ungefähr vierspurig an meinem persönlichen Geschmack vorbei, aber trotzdem bin ich froh, dass ich “Dresscode Black” nochmal eine Chance gegeben habe. Um musikalisch mal in eine ganz andere Welt einzutauchen, passt das Ding allemal. [Review lesen]
Bedankt euch bei deutschen Abmahn-Anwälten
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