:Wumpscut: Goth Census (2007) - ein Review von DarkForrest

:Wumpscut:: Goth Census - Cover
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3.50
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Dark Wave / Gothic: Industrial


DarkForrest
09.05.2024 07:18

“Body Census” war in der 2-CD-Version schon ein sehr umfangreiches Erlebnis und wenn man dann auch noch die “DJ Dwarf Seven” dazu nimmt, dann sollte man eigentlich mehr als genug Material zu diesem Album haben. Aber ganz fertig sind wir an der Stelle noch nicht mit den Reviews, denn einen obskuren Release haben wir noch: “Goth Census” - eine Art Promo zu “Body Census”, die ausdrücklich für den US-Markt bestimmt war.

Inhaltlich unterscheidet sich das Ganze ein wenig von der DJ Dwarf und ohne genau zu wissen, ob “Goth Census” vor oder nach “Body Census” erschienen ist, würde ich jetzt mal sagen, dass Rudy Ratzinger hier theoretisch etwas freier in der Auswahl der Tracks war, als bei “DJ Dwarf Seven”, da er weder explizit auf Clubtauglichkeit noch darauf achten musste, dass “Body Census” vor Release einen besonders guten Eindruck machte. Eigentlich ging es ja nur darum, die besten Tracks heraus zu picken, um das Album irgendwie unseren amerikanischen Freunden schmackhaft zu machen.

So gesehen tut “Goth Census” damit mehr als es muss, denn wir haben hier tatsächlich auch 2 exklusive Remixes, die nur hier zu finden sind und die CD vielleicht auch für den einen oder anderen deutschen Fan interessant machen könnten. Insgesamt ist “Goth Census” aber eher eine kurze Angelegenheit: neben den beiden Remixes sind zwei reguläre Songs des Albums sowie ein Remix der Bonus-CD vertreten. Insgesamt verteilt sich der ganze Spaß also auf 5 Songs und geht so um die 20 Minuten.

Welche beiden Songs hat Ratzinger also ausgewählt, um “Body Census” gut in den USA zu repräsentieren? Keine leichte Wahl bei einem Album, welches sowohl großartige, als auch schrottige Songs beinhaltet. Große Spannung… Trommelwirbel…und er hat es meiner Meinung nach komplett verkackt. “My Dear Ghoul” und “We Believe, We Believe” - schon wieder? Ernsthaft? Sicherlich ist das auch eine persönliche Geschmackssache, aber Ratzinger scheint damals ja wirklich stolz auf diese beiden Songs gewesen zu sein, wenn er sie sowohl auf “DJ Dwarf Seven” als auch hier draufgepackt hat. Warum war er so scharf drauf, fälschlicherweise den Eindruck zu vermitteln, er könne nur komplett stumpfe Tracks rausballern, die sich alle paar Sekunden wiederholen?

Ich habe eigentlich auch keinen Bock zum dritten Mal über die beiden Songs zu schreiben - von daher: siehe mein Review zu “Body Census” oder “DJ Dwarf Seven”. Ich muss aber nochmal erwähnen, dass man es hier ganz klar verpasst hat zu zeigen, dass “Body Census” ein recht vielfältiges Album ist. Meinetwegen hätte man ja einen der beiden Songs nehmen und dann durch den Titeltrack, “Adonai, My Lord” oder von mir aus sogar “The Fall” ergänzen können - das hätte sicherlich neugierig gemacht, vor allem wenn man :Wumpscut: nicht kennt.

Auch beim bekannten Remix hat man sich wie bei “DJ Dwarf Seven” wieder konsequent für den “Yendri Club Mix" von “Adonai, My Lord” entschieden. Das ist jetzt weder besonders gewagt noch überraschend, aber für mich in Ordnung. Es ist ein ganz netter, unkomplizierter Remix zu einem großartigen Song. Man hätte hier für meinen Geschmack zwar auch etwas mutiger und kreativer sein können, aber ich will nicht zu sehr meckern.

Wirklich spannend sind ja eh die beiden exklusiven Remixes. Und wie der Name “Goth Census” schon vermuten lässt, sind beides Remixes zu “You Are A Goth” - dem dritten Song vom eigentlich ganz soliden “Body Census”-Album, den ich nicht mag. Aber immerhin: der instrumentale Psycho Shop Remix auf dem Album hat gezeigt, dass man den Song tendenziell verbessern kann und beide Remixes hier stammen von Yendri, was man durchaus als Qualitätsmerkmal sehen kann.

Los geht es mit dem “Lift-Your-Mask” Remix, der leider nicht wirklich viel Mehrwert zum Original bietet. Handwerklich ist er gar nicht mal schlecht gemacht, aber für meinen Geschmack orientiert er sich viel zu sehr am Original. Die Struktur des Songs und die Vocals sind mir viel zu ähnlich. Was hier verändert wurde, ist vor allem die musikalische Begleitung, die jetzt ein gutes Stück tanzbarer und etwas dynamischer ist, was für Fans des Songs sicherlich okay sein mag, für mich aber nicht funktioniert, da es nicht gegen die allgemeine Monotonie des Songs hilft.

Ein klein wenig besser schneidet da schon der “Club Mix” ab, da er wirklich ein paar nette Beats und einen sehr angenehmen Flow hat. Leider schützt das nicht vor den stumpfen Lyrics und der sich ständig wiederholenden Hookline “YOU ARE A GOTH, YOU ARE A GOTH! ARE YOU A GOTH, ARE YOU A GOTH?”. Damit bleibt der instrumentale Remix von Psycho Shop am Ende doch mein Favorit.

Und da es das auch schon war, kann ich “Goth Census” leider nur einen Daumen nach unten geben. Ich bewerte :Wumpscut:-Releases immer nur sehr ungern negativ und bei einer kleinen, sehr speziellen EP mit gerade mal 5 Songs mag das auch ein wenig unfair sein, aber Ratzinger hat hier wirklich genau die Tracks rausgesucht, welche ich nicht mag und damit fast schon so eine Art worst of “Body Census” geschaffen. Die Grundidee hinter “Goth Census” ist dabei ja nicht verkehrt und vielleicht ist ja auch nur mein Geschmack komisch und es wurden in den USA ein paar Leute zu :Wumpscut:-Fans bekehrt, aber ich könnte damit auch dann wenig anfangen, wenn ich “Body Census” nicht schon kennen würde.

Irgendwie scheint Ratzinger nicht so ein gutes Händchen dafür gehabt zu haben, neben der DJ Dwarf noch andere Singles zu releasen, wie wir Mitte der 2000’er jetzt ein paar Mal gesehen haben. Von daher finde ich es auch nicht verkehrt, dass er es irgendwann gelassen und sich mehr auf das jeweilige Album und die DJ Dwarf konzentriert hat. Falls ihr nicht gerade wie ich absolute Hardcore-Fans seid und alle :Wumpscut:-CDs sammelt, solltet ihr “Goth Census” einfach ignorieren und komplett auf das Album beschränken.

Punkte: 3.5 / 10


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