:Wumpscut: DJ Dwarf Six (2006) - ein Review von DarkForrest

:Wumpscut:: DJ Dwarf Six - Cover
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6.00
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Dark Wave / Gothic: EBM, Industrial


DarkForrest
25.04.2023 20:40

Im Vorfeld zum Release von "Cannibal Anthem" veröffentlichte :Wumpscut: im Frühjahr 2006 die sechste "DJ Dwarf"-EP mit dem Titel "DJ Dwarf Six". Hinter dieser satanischen Zahlenkombination verbirgt sich die entsprechende Promo-CD, mit welcher das damals kommende Album angekündigt werden sollte. Auch 2006 war noch kein wirklich festes Konzept vorhanden, wie so eine "DJ Dwarf" auszusehen hatte und was genau einen dort so erwarten würde. Ursprünglich waren die Dinger ja als limitiertes Promomaterial für DJs und Presse gedacht und bei "DJ Dwarf Six" merkt man das auch noch relativ deutlich. Gefühlt standen hier also Werbung für "Cannibal Anthem" und Clubtauglichkeit im Vordergrund.

Im Vergleich zu den letzten beiden "DJ Dwarf"-CDs fällt die Nummer 6 relativ kurz aus mit ihren gut 20 statt ca. 40 Minuten und bietet drei Songs vom regulären Album und einen Remix + B-Seiten-Track von der zweiten CD der Box-Version. Dazu ist dann immerhin auch noch ein Song mit drauf, den ihr auf "Cannibal Anthem", gar nicht findet. Viel exklusives Material wäre das zwar schonmal nicht, da es aber etwas fies wäre, eine 17 Jahre alte Promo-CD wie ein aktuelles Album zu beurteilen und "DJ Dwarf Six" immerhin vor "Cannibal Anthem" erschienen ist, muss ich andere Kriterien zur Bewertung finden. Ich würde also einmal auf die Qualität der Tracks an sich schauen und darauf, ob hinter dem Ganzen ansatzweise soetwas wie ein sinnvolles Konzept steckt.

Überrascht war ich gleich einmal davon, dass "DJ Dwarf Six" wie schon das Album mit "Herzlich Willkommen" beginnt, welches ja eher ein Intro als ein vollwertiger Song ist. Im ersten Moment fand ich die Idee ziemlich doof, da mir dieses kurze Intro schon beim Album kaum im Kopf geblieben ist und man es dort auch locker hätte weglassen können. Wenn man schon nur 6 Tracks auf die CD packt, dann sollte man die vielleicht auch etwas besser nutzen. Andererseits kann ich mir vorstellen, dass es damals als netter Teaser für das Album sicher seinen Zweck erfüllt hat. Im Nachhinein wohl keine großartige, aber auch keine furchtbare Wahl für's Intro.

Die anderen beiden Songs, die es auf "DJ Dwarf Six" geschafft haben, kann sich wahrscheinlich jeder denken: "Die Liebe" und "Jesus Antichristus" wurden ja derart gehyped, dass quasi kein Weg drum herum geführt hat, sie hier mit drauf zu packen - leider als einzige Songs, wenn man "Herzlich Willkommen" nicht mitzählt. Keine sehr originelle Wahl, aber okay…
Wenigstens hat man diesmal jeweils eine eigene Single-Version draus gemacht, was die Exklusivität der Songs hier zumindest ein wenig erhöht. Beide Songs sind jetzt knapp ½ Minute kürzer und während mir das bei "Jesus Antichristus" kaum auffällt, bevorzuge ich sogar die kürzere Version von "Die Liebe" - für mich immer noch kein guter Song, aber in komprimierter Form zumindest etwas weniger langatmig als das Original.

An der Remix-Front sieht es etwas mager aus. Lediglich ein Remix ist hier enthalten und zwar der Feindflug Remix von "Jesus Antichristus" - nicht der beste, aber auch nicht der schlechteste Remix auf "Cannibal Anthem". Alles in allem wahrscheinlich der härteste Remix, der einen Song, welcher eh schon gut Feuer hat, mit Feindflugs brachialem Sound kombiniert. Ich dachte mir schon, dass man sich nicht traut, die experimentelleren Remixes auf die DJ Dwarf zu packen, aber für eine etwas rundere Erfahrung, die vielleicht auch besser in das DJ-Konzept von "DJ Dwarf Six" passt, hätten der Remix von Cerebral Apoplexy oder Cynical Front meiner Meinung nach deutlich besser gepasst.

Dann hätten wir da noch "El Comandante" - den B-Seiten-Track, der für mich fast so klingt wie ein Song von "Music For A Slaughtering Tribe", die sich aus Versehen in das Jahr 2006 verirrt hat. Ich mag ihn - er ist schnell, hart und hat sogar weibliche Background-Vocals, die eher in das typische :Wumpscut:-Konzept passen, als die Gastvocals von Onca auf "Cannibal Anthem". Von mir aus hätte man "El Comandante" auch als exklusiven Track nur auf "DJ Dwarf Six" lassen können, zumal er dort eh besser passt als auf der Remix-CD, aber auch wenn er nicht exklusiv hier zu finden ist, wertet er die CD trotzdem auf.

Bleibt nur noch "Iron Rain", welches auf keiner anderen :Wumpscut:-CD zu finden ist. Hierbei handelt es sich nämlich um einen Song von Der Blutharsch im :Wumpscut:-Remix. Eigentlich heißt das Original "So Bring Your Iron Rain Down Upon Me" und ist ein ganz gelungener, aber - typisch für Der Blutharsch - sehr experimenteller Song. Das bleibt er auch ein Stück weit im Remix, allerdings klingt er hier ein schon wenig melodischer, elektronischer und (zumindest nach meinem Geschmack) besser. Definitiv hörenswert für Fans von :Wumpscut: und von allen Tracks ist "Iron Rain" sicher das beste Argument, um sich "DJ Dwarf Six" evtl. noch zusätzlich zu "Cannibal Anthem" zuzulegen. Selbst Blutharsch-Fans finden den Remix nicht auf dem Album "When Did Wonderland End", sondern müssten zur limitierten Vinyl-Single (oder eben zu dieser EP hier) greifen, um in den Genuss vom :Wumpscut:-Remix zu kommen.

Trotz dieses Pluspunktes ist "DJ Dwarf Six" für mich aber nicht besser als ganz okay und man hätte so viel mehr draus machen können. Selbst wenn wir uns auf 6 Songs beschränken müssen, hätte ich da ein paar bessere Ideen für die Auswahl der Songs. Schön wäre es zum Beispiel gewesen, wenn man mutig genug gewesen wäre, nicht komplett an "Jesus Antichristus" und "Die Liebe" festzuhalten. Das sage ich jetzt nicht nur, weil ich "Die Liebe" nicht so wahnsinnig gelungen finde. Beide Songs klingen vom Stil her auch etwas zu ähnlich und ein abwechslungsreiches Album wie "Cannibal Anthem" wird damit für mich nicht wirklich gut repräsentiert.
Während sich bei "DJ Dwarf Five" noch alles darum gedreht hat, die damalige Gastsängerin Jane möglichst in den Mittelpunkt zu stellen, gibt es diesmal gar keine Kostprobe von der Gastsängerin Onca. Ich bin zwar selbst kein großer Fan von dem Track "Hunger", aber wenn man ihn inkludiert hätte, dann hätte man ganz gut zeigen können, wie vielseitig "Cannibal Anthem" ist. Oder noch besser: "Pass Auf" im Remix von Cerebral Apoplexy - damit hätte man dann auch die Clubtauglichkeit wahren können. "DJ Dwarf Four" war da deutlich kreativer, hat mehr über das zugehörige Album ausgesagt und hätte auch als eigenständige CD zum am Stück Hören funktioniert - und das quasi komplett ohne exklusive Tracks.

Gleichzeitig muss man "DJ Dwarf Six" wohl anrechnen, dass es aus weniger Laufzeit mehr gemacht hat als noch der Vorgänger "DJ Dwarf Five". Die einzelnen Songs sind für sich betrachtet im Schnitt nicht schlecht und gerade die letzten beiden Tracks gefallen mir wirklich gut und würden noch als Gründe durchgehen, sich die "DJ Dwarf" zusätzlich zu "Cannibal Anthem" zu kaufen.

Punkte: 6 / 10


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