Werner Nadolnys Jane Proceed With Memories... (2009) - ein Review von frankjaeger

Werner Nadolnys Jane: Proceed With Memories... - Cover
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1 Review
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2 Ratings
6.25
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Krautrock, Progressive Rock


frankjaeger
10.03.2009 17:05

JANE sind eigentlich eine deutsche Rock-Institution. Mit nicht weniger als 16 Studioalben dürfen sie sich als Pioniere des Kraut-Rock sehen, allerdings ist es in den letzten Jahren trotz regelmäßiger Veröffentlichungen ziemlich still um die Hannoveraner geworden, da ihr Sound nicht mehr die kommerziellen Erfolge früherer Tage erhoffen lässt, als es sogar eine goldene Schallplatte für "Jane Live" gab. Das gibt Werner Nadolny allerdings die Möglichkeit, ohne Rücksicht auf Verkaufszahlen oder Druck einer Plattenfirma seinen ganz persönlichen Abschied vom 2007 verstorbenen JANE-Mitgründer und Freund Peter Panka zu nehmen. Und als solches muss man "Proceed With Memories" sehen, es einfach nur als normales Rockalbum zu konsumieren, würde dem Projekt nicht gerecht werden.

Als Mitstreiter hat sich Nadolny Jutta Weinhold eingeladen, die im harten Sektor am besten als ehemalige ZED YAGO- und VELVET VIPER-Röhre bekannt ist, und Geff Harrison, der auch schon auf dem letzten Studioalbum mit von der Partie war. Erwartungsgemäß ist das entstandene Album geprägt von Trauer und großen Gefühlen, musikalisch, textlich und auch in der persönlichen Tiefe, in die das Booklet einen Einblick gewährt. Über 30 Jahre gemeinsamer musikalischer Werdegang, mit einer kleinen Unterbrechung in den Siebzigern, lässt sich natürlich nicht einfach abschütteln, und so ist die Verarbeitung des Verlustes des an Lungenkrebs gestorbenen Freundes alles andere als ein "easy listening", was man schon an den Songtiteln erkennt: 'True Romance', 'Tribute', 'Requiem' und 'Uncried Tears' heißen die ersten vier Stücke.

Bis auf das Lied 'The One Outside', das einen Anflug von rockigeren Tönen aufweist, ist der Rest des Albums durchgehend balladesk und wird häufig durch das Keyboard dominiert – kein Wunder, ist doch Werner Nadolny der Keyboarder von JANE. Nach dem instrumentalen Eröffnungssong kommt dann gleich das Highlight des Albums, 'Tribute', in dem Nadolny sich von seinen Weggefährten verabschiedet. Darin und danach dominiert Pathos, üppige Arrangements und Kitsch, wobei man letzteres nicht notwendigerweise als negativ auffassen muss. Ohne Kitsch gäbe es das ganze AOR Genre nicht. Allerdings ist es für den Hörer teilweise ziemlich überladen, und das grande final "So So Long", das bereits 1975 von JANE erstmal veröffentlicht wurde, gehört sicher nicht zu den Songs, die man "immer mal wieder gerne einlegt". Das ganze Album ist etwas für gewisse Momente und Stimmungen, denn nur dann kann es seine Magie entfalten. Aber auch dann fällt es schwer, es ganz am Stück zu hören. Ein bisschen Abwechslung – es hätte doch auch sicher positive Erinnerungen an den Freund gegeben, die man hätte musikalisch umsetzen können – wäre wünschenswert gewesen, denn der unbedarfte Hörer kann die Emotionen des Komponisten nur teilweise nachvollziehen.

So ist "Proceed With Memories" eine schwierige Scheibe. Einerseits rührend, andererseits aber auch recht monoton. Ob also das Prädikat "genial" oder "öde" besser passt, hängt vollständig vom Hörer ab und von seiner Stimmung. Deswegen bleibt jeden Einzelnen nur, in das Album reinzuhören und für sich selbst zu entscheiden, ob man von dem Tribut an einen alten Freund berührt wird, oder nicht. Allerdings funktioniert dieses Reinhören, am besten über Kopfhörer, sicher nur um 23.00 Uhr, im Herbst, und mit einem Getränk in der Hand.

Punkte: 4.5 / 10


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