Nach dem 84er "At War with Satan" dachte man eigentlich, Venom wären auf dem Weg nach ganz oben. Der Sound war erstmals in der Nähe von gut, die Kompositionen ausgefeilter und man nahm zumindest Mantas erstmals als gar nicht mal so schlechten Gitarristen wahr. An dieser Stelle und mit dem Schwung dieses Albums hätten sich Venom eigentlich an die Spitze der jungen Thrash Metal oder Black Metal-Bewegung katapultieren können. Wäre ihnen das gelungen, wären sie heute vielleicht nicht nur die, die Black Metal den Namen gaben, sondern die gemeinhin anerkannten Vorväter des Bösen im Metal. Aber Venom wollten nicht...Venom namen "Possessed" auf.
Die erste Frage die sich mir stellt ist, warum zur Hölle man noch mal mit Keith Nichol als Produzenten zusammenarbeiten musste. Ich kann mir das nur mit absoluter Orientierungslosigkeit erklären. Und dann gleich die nächste Frage, wenn man schon einen recht ordentlichen Sound auf einem Album hatte, warum muss man sich hier so ein undifferenziertes Geblubber anhören? Die Drums sind völlig überdimensioniert, die Gitarre so schwach, dass man am liebsten noch ein paar Verstärker mehr anschließen möchte und Cronos' Gegrunze klingt auch nicht mehr so recht überzeugend. Alles in allem macht sich der Eindruck breit, die Band sei irgendwie ziemlich müde. Dazu kommt noch, dass viele der Songs wohl noch aus der Zeit vor "At War with Satan" stammen und dementsprechend auch nicht die Klasse des Vorgängeralbums erreichen.
Eigentlich fängt das Album recht vielversprechend an. Mit "Powerdrive" eröffnet ein satter Up Tempo-Headbanger, "Flytrap" überzeugt mit viel Double Bass und "Satanarchist" kann man durchaus als Kultsong bezeichnen, schon allein wegen des wunderbaren Wortspiels. Danach wird es dann doch eher eintönig. Spätestens nach der Hälfte von "Burn this Place (to the Ground)" bin ich mit meinen Gedanken schon ganz woanders und nur noch der Titelsong und das abschließende "Too loud (for the Crowd)" lassen nochmal aufhorchen. Der Rest rast bei mir zum einen Ohr rein und ohne Umschweife zum anderen wieder raus.
"Possessed" ist eines dieser Alben, bei denen ich mich ertappe immer mal wieder einen Song zu hören, doch in seiner Gänze hält mich dieses konzept- und oft auch charmefreie Geballer nicht bei der Stange. Vielleicht war es doch ganz gut, dass sich das alte Bandgefüge hiernach zunehmend auflöste und Platz für Neues im Venom-Kosmos schuf, sodass uns doch noch einige zufriedenstellendere Alben als dieses hier beschert wurden.
Schweren Herzens gestehe ich mir also ein, dass "Possessed" mit Abstand das schwächste der Venom-Alben ist und meiner Ansicht nach mit viel Wohlwollen nicht über 5.5 Punkte hinauskommt.
Punkte: 5.5 / 10