Van der Graaf Generator H To He Who Am The Only One (1970) - ein Review von Janeck

Van der Graaf Generator: H To He Who Am The Only One - Cover
1
1 Review
10
10 Ratings
9.15
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Progressive Rock, Psychedelic Rock


Janeck
04.05.2010 20:24

Soundmäßig werden die Engländer um Ausnahmesänger Peter Hammill und Gott – Saxofonist David Jackson häufig mit den alten Genesis verglichen, was ich irgendwie überhaupt nicht nachvollziehen kann, denn der Sound von VdGG ist völlig anders als der eher symphonische und im Vergleich zu VdGG eingängigere Sound von Genesis. Fakt 1: VdGG verzichten in ihrem Sound fast völlig auf elektronische Gitarrensounds und wenn dann eher eine Akustik Klampfe, die des öfteren durchschimmerd, Fakt 2: VdGG besitzen den ausdrucksstärkeren, variableren und besseren Sänger (auch wenn Peter Hammill und Peter Gabriel für mich absolut over the Top sind, ist Peter Hammill für mich noch einen Tick genialer, auch wenn er nicht die Faszination eines Gabriel besitzt, hat er die bessere Stimme), Fakt 3: der wohl größte Unterschied heißt David Jackson, der mit seinem Saxophon den Sound von VdGG ganz entscheident prägt und ihn zu etwas völlig einzigartigen machte. Haben wir nun also dieses Missverständnis geklärt, dann kann ich mich jetzt ganz auf dieses düstere Meisterwerk des Progressive Rock konzentrieren. Schiebt man das Album das erste mal in den CD Player, wird man gleich mit dem gigantischen Opener „Killer“ niedergestreckt. Unglaubliche Saxophontöne verdunkeln den Raum und dann setzt Peter Hammill mit seiner bedrohlichen Stimme ein: „So you live in the bottom of the sea, and you kill all that come near you .... but you are very lonely, because all the other fish fear you .....” und es liegt Magie im Raum, eine düstere, bedrohliche, wahnsinnige und auch leicht kranke Stimmung wird innerhalb von ein paar Sekunden erzeugt, wovon alle Black und Death Metal Bands nur träumen können. Aber das ist noch lange nicht alles, wenn Jackson nach 5 Minuten mit seinem Saxophon die irrwitzigsten und absolut beängstigendsten quietschenden Töne fabriziert, wird man immer tiefer in diesen absolut finsteren Strudel der menschlichen Seele hineingezogen. Alle die jetzt denken das ein Saxophon fürchterlich ist sollten sich diesen Song anhören und ich garantiere für ein völlig NEUES Hörerlebnis, es ist nicht der übliche Saxophon-Sound den man von „einschläfernder“ Musik her kennt, nein hier bekommt man eins auf die Glocke! Man hat das Gefühl das Jackson mit diesem Instrument und seiner Spielweise die fehlende E-Gitarre versucht zu ersetzen und dadurch etwas völlig neues und bis heute nie wieder da gewesenes erschaffen hat, was so eindrucksvoll dargeboten wird das einem wirklich die Nackenhaare zu Berge stehen. Neben Jackson ist natürlich auch Hammills Leistung zu bestaunen. Was dieser Mann hier stimmlich abzieht ist ganz großes Kino, so expressiv klingt kein anderer Sänger in diesem Genre und seine Texte sind absolute Weltklasse. Nach diesem finsteren Sturm, wird es etwas ruhiger. Mit „House With No Door” wendet man sich den ruhigeren Klängen zu, sanfte Pianoklänge, luftiges Schlagzeugspiel und schöne Flötentöne umhüllen einen, alles von Hammills kongenialen Text zusammengehalten und weich von ihm interpretiert. Danach folgt mit „The Emperor In His War-Room“ wieder ein eher rhythmischer Song, wechselnd zwischen ruhigen und hysterischen Tönen und wieder mit Jacksons erstklassigen Saxophoneinlagen. Als Gastmusiker hört man hier auch mal kurz Robert Fripp von King Crimson, der mit seinem elektrischen Gitarrensound sofort heraussticht, auch wenn er nicht unbedingt aufdringend ist, bemerkt man sein kurzes Gastspiel sofort in dem sonst eher „gitarrenfeindlichen“ Sound von VdGG. Allerdings gefällt mir sein Gastspiel auf dem Nachfolger und vielleicht besten VdGG Album Pawn Hearts um einiges besser, denn was in dem Song „Man-Erg" abgezogen wird ist mehr als ganz große Prog Kunst! Aber zurück zu H to He Who am the Only One, mein Lieblingsalbum von VdGG. “Lost“, der vierte Song präsentiert Jackson wieder in all seinen Variationen, jazzige Orgien, leichte Einlagen und immer wieder dieses durchbohrende bedrohliche Gequietsche, unbeschreiblich, man muss es schon selbst gehört haben, damit man versteht, warum dieser Mann ein absoluter Meister ist. Auch hier herrscht wieder die eher dunkle Atmosphäre, die sich durch das ganze Album zieht und auch bei fast jedem anderen Album der Band zu finden ist. Ich kann es nicht oft genug sagen, aber die Verbindung aus Hammills eindringlichen, intensiven und ergreifenden Gesang, mal schreiend, stöhnend, flüsternd oder einfach nur genial singend und Jacksons völlig einzigartigem Stil sind die Eckpfeiler im Sound von VdGG. „The Pioneers Over C“ beendet dann eine der ergreifendsten Reisen in die frühe Geschichte der progressiven Musik und stellt nochmal klar, das VdGG mit H to He Who am the Only One einen absoluten Meilenstein geschaffen haben, der bis heute in seiner Einzigartigkeit, dem eigenwilligen Songwriting, und ganz besonders wegen Peter Hamill und David Jackson zu den für mich fünf besten und wichtigsten Prog Rock Alben der 70er Jahre gehört! Einen Sound wie bei VdGG findet man bei keiner anderen Band, dieser von Orgeln, Akustik Gitarren, Saxophoneskapaden und begeisternden Schlagzeug- und Bassspiel durchtränkte Sound ist auch nach fast 40 Jahren phänomenal und aufrüttelnd! Besonders empfehlenswert ist die 2005er Neuauflage mit verbessertem Sound und dem mehr als göttlichen 15 minütigen Bonustrack „Squid 1 / Squid 2 / Octopus“, der zu den besten Kompositionen von VdGG zählt, aber vorsicht, gerade bei diesem Song ist es noch hektischer und schräger, als es bei dieser Ausnahmeband eh schon der Fall war! Eine Reise in ein fast schon schmerzendes verschachteltes Universum, in dem sich Drummer Guy Evans und Hugh Banton an der Hammondorgel richtig austoben und von dem Gott - Duo Hammill / Jackson die nötige Unterstützung erhalten, herrlich krank und abartig, damit kann man schon mal sanfte Gemüter den Rest geben. Aber VdGG waren halt nie eine herkömmliche Band, die sich nach dem erstmaligen hören (mal abgesehen von dem fast schon aufdringlich eingängigen Geniestreich „Killer) erschließt, sondern eine komplexe und düstere Prog Rock Formation die teilweise die Extreme viel weiter auslotete als es Robert Fripp mit seiner ebenbürtigen Band King Crimson jemals geschafft hat und alles ohne die Unterstützung der E-Gitarre, das nenne ich anspruchsvoll und künstlerisch absolut unerreicht in diesem Genre! Wer 70er Prog auf ganz oben genannte Band festmacht, wird niemals in diese „furchterregende“ Atmosphäre von VdGG vordringen, denn dieses Band zählt ohne wenn und aber zur Speerspitze der britischen Prog Rock Szene der 70er Jahre.

Punkte: 9.5 / 10


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