Eines ist ganz klar: Wer hier ein "Keeper Of The Seven Keys Part 3" erwartet, wird schon nach wenigen Minuten feststellen, dass davon bei Weitem nicht die Rede sein kann. Vielmehr handelt es sich bei "Unisonic" um ein Album, welches die besten Eigenschaften des AOR-Sounds mit eingängigem Melodic Rock und einer Portion Metal verknüpft. Dabei fällt aber deutlich auf, dass der Metal-Anteil auch trotz der Beteiligung von Kai Hansen klar hinten ansteht.
Der Opener und Titelsong 'Unisonic' ist ja bereits von der im Vorfeld erschienenen EP bekannt und bietet bereits einen guten Überblick über den Sound der Jungs. Hier gibt es zwar ordentlich knackige Riffs, dennoch bleibt der Drive und die melodiöse Grundstimmung erhalten und geht sofort ins Ohr. Auch 'Souls Alive' ist bereits von der EP bekannt, wenn auch nur in einer Demo-Version. Hier gibt es erneut wunderbar eingängige Riffs und Melodien, und Michi zeigt einmal mehr, dass er zu Recht zu den besten Goldkehlchen Deutschlands gehört. Das Folgende 'Never Change Me' ist dann ein extrem schmissiger und eingängiger Rocker und lässt zu Beginn zumindest ein wenig an die Kürbisköpfe denken - irgendwie kam mir 'Dr. Stein' in den Sinn. Der Refrain ist hier aber dermaßen geil, dass er einfach nicht mehr aus dem Kopf verschwinden will. Auch 'I've Tried' zeigt Kiske in Höchstform und bietet ultramelodischen AOR mit Hard Rock-Schlagseite in Reinkultur - wirklich Weltklasse! Bei 'Never Too Late' geht es dann verdammt fröhlich zu, und hier kann man, wie auch sonst im Verlauf der Scheibe recht häufig, deutlich die Handschrift von Kai Hansen heraushören, der sich alles in allem aber doch zurückhält oder zumindest seine Riffs etwas "bremst".
Eigentlich möchte ich an dieser Stelle auch bei 'Renegade' den unglaublich melodischen Refrain erwähnen, aber das könnte und müsste ich wirklich bei jedem Song tun. Das Album ist von vorne bis hinten ein ganz großes Stück melodischer Kunst, und ich bin mir sicher, dass diese Scheibe auch weit über die Grenzen der "Szene" hinaus bekannt und geliebt werden wird. Michael brilliert einmal mehr zu jeder Sekunde, auch wenn auffällt, dass er nicht mehr ganz so häufig nur in hohen Sphären agiert, sondern auch gerne mal in etwas tieferen Lagen singt. Beim Songwriting ist zwar noch noch etwas Luft nach oben, doch irgendwie muss es ja auch möglich bleiben, sich auf dem Nachfolger noch zu steigern.
Fazit: Wer zum Beispiel die PLACE VENDOME-Alben mochte, wird mit "Unisonic" mit Sicherheit ebenfalls seine Freude haben. Wer dagegen ein melodisches Speed Metal-Album á la GAMMA RAY oder HELLOWEEN erwartet hat, sollte lieber erst reinhören. Fakt ist aber, dass es sich hier um eine hochmelodische Scheibe irgendwo zwischen AOR, Hard Rock und Melodic Metal handelt, die unglaublich viel zu entdecken bietet und die von Anfang an einfach Spaß macht und gute Laune verbreitet. Ich für meinen Teil bin mir jedenfalls sicher, dass dieses Album zum Jahresende in ganz vielen Jahrespolls auf hohen Plätzen Erwähnung finden wird – und das zu Recht!
http://www.bleeding4metal.de/index.php?show=review_de&id=4107
Punkte: 8.5 / 10