Tyrant Too Late To Pray (1987) - ein Review von Lord

Tyrant: Too Late To Pray - Cover
1
1 Review
7
7 Ratings
8.64
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal, Power Metal


Lord
05.05.2010 10:49

TYRANT - ein vorallem bei Metalbands sehr häufig gewählter Name! Ich wette, dass in jedem Land rund um den Globus irgendwo in einem Kellerloch eine Band rumfrickelt, die sich "Tyrant" schimpft... Nahe liegend: Tyrant = Tyrann! Das ist natürlich als Statement allein aussagekräftig. Für die antichristliche Fraktion ist es ein Seitenhieb gegen, in ihren Augen, einen tyrannischen Gott, andere Bands sehen es politisch und machen so auf Tyrannei aufmerksam, wieder andere Bands wollen selber Tyrannen sein - und so weiter...
Den Ursprung für die Metalszene hat der Begriff vielleicht im Song "Tyrant" von Judas Priest, die 1976 auf ihrem Album "Sad wings of destiny" den hymnischen Track veröffentlichten - ich denke mal, dass sich da manch eine Kapelle bei der Namensgebung hat inspirieren lassen. Schliesslich standen Judas Priest (die ihren Namen bei einem Bob Dylan Stück abgeguckt haben) oft Pate mit ihren Songtiteln für Bands - Exciter, Sinner, Rage, Steeler, Savage oder Hellion fallen mir da spontan neben Tyrant ein.

Die Tyrant um die es sich hier handelt kommen aus Kalifornien/USA - also nicht zu verwechseln mit den Deutschen oder der englischen Band gleichen Namens.
Die Band mit den Brüdern Glen und Greg May, die für (sackstarke) Vocals und Bass zuständig sind.

Mit der noch etwas eingängigeren Scheibe von 1985 "Legions of the dead" machte die knüppelnde Truppe auf sich aufmerksam - 2 Jahre später, also 1987, folgte das vorliegende Produkt; ein harter, schwerer und gleichzeitig düsterer Metal-Brocken, wie er fieser nicht sein könnte. Ein Gemisch aus Heavy Metal, Doom Metal und ansatzweise Speed/Thrash Metal, ohne sich dem damals allzu beliebten Genre anzubiedern. Ich bin versucht den Stil der Band als harten Power Metal zu bezeichnen, da man jedoch unter Power Metal was anderes versteht (hymnische, melodiöse und schnelle Metalsongs), stimmt das eben nicht - nimmt man jedoch die eigentliche Bedeutung des Wortes "Power" (= Kraft), trifft es dann schon zu.. kraftvoller, harter, fieser, schleppender Heavy Metal spielen die Amis! Und das verdammt gut!!

1987 schielten die meisten Bands Richtung MTV und spielten kommerziellen Hair Metal, oder man schloss sich wie gesagt dem angesagten Thrash Metal an - umso bedeutungsvoller, dass Tyrant eine fast schon eigene Schiene fahren - vielleicht weitgehendst mit Motörhead und Venom zu vergleichen... Venoms Album von 1987 "Calm before the storm" klingt "Too late to pray" meines Erachtens ziemlich artverwandt.

Musikalisch wird mit "Tyrant's revolution II" eröffnet - einer textlich witzigen Idee; der Text besteht in erster Linie aus den Songtiteln der vorliegenden Scheibe. Auf dem Vorgängeralbum brachten Tyrant schon ein Instrumental mit dem Namen "Tyrant's revolution".
Die highlights sind schwer auszumachen, da das Album nur aus solchen besteht - Favoriten habe ich dennoch;
"Babylon" ist ein fieser, bedrohlicher Metaltrack, der gloomy um die Ecke kommt!
"The nazerne" haut kräftig auf die Glocke, ohne jedoch unmelodiös zu sein; Hammertrack!!
Das etwas an Overkills "Rotten to the core" erinnernde Titelstück "Too late to pray" ist ebenfalls äusserst gelungen; ein punkiger, jedoch schwerer Bastard, dem "Legions.." Album nicht unähnlich.
"Into the flames" ist dann schon in der Nähe von Venom; obergeil - man höre den majestätischen Refrain.
Mit "Beginning of the end" landen Tyrant dann endgültig beim tränenschweren und tieftraurigen Doom Metal; eine tonnenschwere, melancholische Hymne, voller Emotionen und auch Kraft, da zwischendurch ein bisschen Gas dazu getragen wird - hier kommt musikalisch für mich ein bisschen Trouble durch... Und das ist ein Kompliment.
"Eve of destruction" (kein McGuire-Cover) beendet das Album nochmal mächtig und lärmig.
Der Ausnahmesong neben "Beginning of the end" ist für mich jedoch das teils akustische, wunderschöne, immer etwas traurige Epos "Valley of death"!! Welch ein fantastischer Metaltrack; erhaben, stolz und dennoch sehr zerbrechlich und schüchtern - eine gelungene Synergie!

Ich kann an "Too late to pray" nichts aussetzen; die Scheibe hat irgendwie einen ganz eigenen Status bei mir, das ganze ist sensationell kräftig produziert und die Songs reissen auch noch nach 10'000 Durchläufen mit...
11 wunderbare Songs, die zwischen Kraft, Brutalität und Melancholie angesiedelt sind - leider blieb die Platte die letzte wirkliche von Tyrant. 1996 also fast 10 Jahre nach "Too late.." schoben die May-Brüder noch das ebenfalls gute "King of kings" nach - doch für die 80er blieb "Too late.." das letzte Werk. Schade!
Auch das infernalische Artwork in schwarz/rot weiss mich zu überzeugen, desweiteren ist dieses Album ein zorniges Statement gegen all die Trendkacker und Trittbrettfahrer, die im Windschatten von erprobten Genres kastriert den Weg des leichtesten Widerstandes gingen... insofern kann es nur eine gerechtfertigte Note geben; glasklare, überdeutlich und verdiente 10 Punkte! Respekt!

Punkte: 10 / 10


Warum sind die Cover-Bilder verpixelt?

Bedankt euch bei deutschen Abmahn-Anwälten

Leider passiert es immer wieder, dass Abmahnungen für angebliche Copyright-Verletzungen ins Haus flattern. Ganz häufig ist es der Fall, dass auf dem Frontcover ein Foto oder eine Grafik eines Fotografen oder Künstlers genutzt wird, was dann nur mit dem Namen der Band und dem Titel des Albums versehen wurde. Das ursprüngliche Foto/Kunstwerk ist somit immer noch sehr prominent zu sehen. Die Abmahner nutzen zumeist automatisierte Prozesse, die das Netz nach unlizensierten Nutzungen der Werke ihrer Mandanten durchsuchen und dabei Abweichungen bis zu einem gewissen Prozentgrad ignorieren. Somit gibt es also häufig angebliche Treffer. Obwohl das Foto/Kunstwerk von den Plattenfirmen oder Bands ganz legal für die Veröffentlichung lizensiert wurde, ist dies den Abmahnern egal, ganz oft wissen die ja nicht einmal, was für eine einzelne Veröffentlichung abgemacht wurde. Die sehen nur die angebliche Copyright-Verletzung und fordern die dicke Kohle.

Da Musik-Sammler.de nachwievor von privater Hand administriert, betrieben und bezahlt wird, ist jede Abmahnung ein existenzbedrohendes Risiko. Nach der letzten Abmahnung, die einen 5-stelligen(!) Betrag forderte, sehe ich mich nun gezwungen drastische Maßnahmen zu ergreifen oder die Seite komplett aufzugeben. Daher werden jetzt alle hochgeladenen Bilder der Veröffentlichungen für NICHT-EINGELOGGTE Nutzer verpixelt. Wer einen Musik-Sammler.de Nutzeraccount hat, braucht sich also einfach nur einmal anmelden und sieht wieder alles wie gewohnt.