Den Ursprung für die Metalszene hat der Begriff vielleicht im Song "Tyrant" von Judas Priest, die 1976 auf ihrem Album "Sad wings of destiny" den hymnischen Track veröffentlichten - ich denke mal, dass sich da manch eine Kapelle bei der Namensgebung hat inspirieren lassen. Schliesslich standen Judas Priest (die ihren Namen bei einem Bob Dylan Stück abgeguckt haben) oft Pate mit ihren Songtiteln für Bands - Exciter, Sinner, Rage, Steeler, Savage oder Hellion fallen mir da spontan neben Tyrant ein.
Die Tyrant um die es sich hier handelt kommen aus Kalifornien/USA - also nicht zu verwechseln mit den Deutschen oder der englischen Band gleichen Namens.
Die Band mit den Brüdern Glen und Greg May, die für (sackstarke) Vocals und Bass zuständig sind.
Mit der noch etwas eingängigeren Scheibe von 1985 "Legions of the dead" machte die knüppelnde Truppe auf sich aufmerksam - 2 Jahre später, also 1987, folgte das vorliegende Produkt; ein harter, schwerer und gleichzeitig düsterer Metal-Brocken, wie er fieser nicht sein könnte. Ein Gemisch aus Heavy Metal, Doom Metal und ansatzweise Speed/Thrash Metal, ohne sich dem damals allzu beliebten Genre anzubiedern. Ich bin versucht den Stil der Band als harten Power Metal zu bezeichnen, da man jedoch unter Power Metal was anderes versteht (hymnische, melodiöse und schnelle Metalsongs), stimmt das eben nicht - nimmt man jedoch die eigentliche Bedeutung des Wortes "Power" (= Kraft), trifft es dann schon zu.. kraftvoller, harter, fieser, schleppender Heavy Metal spielen die Amis! Und das verdammt gut!!
1987 schielten die meisten Bands Richtung MTV und spielten kommerziellen Hair Metal, oder man schloss sich wie gesagt dem angesagten Thrash Metal an - umso bedeutungsvoller, dass Tyrant eine fast schon eigene Schiene fahren - vielleicht weitgehendst mit Motörhead und Venom zu vergleichen... Venoms Album von 1987 "Calm before the storm" klingt "Too late to pray" meines Erachtens ziemlich artverwandt.
Musikalisch wird mit "Tyrant's revolution II" eröffnet - einer textlich witzigen Idee; der Text besteht in erster Linie aus den Songtiteln der vorliegenden Scheibe. Auf dem Vorgängeralbum brachten Tyrant schon ein Instrumental mit dem Namen "Tyrant's revolution".
Die highlights sind schwer auszumachen, da das Album nur aus solchen besteht - Favoriten habe ich dennoch;
"Babylon" ist ein fieser, bedrohlicher Metaltrack, der gloomy um die Ecke kommt!
"The nazerne" haut kräftig auf die Glocke, ohne jedoch unmelodiös zu sein; Hammertrack!!
Das etwas an Overkills "Rotten to the core" erinnernde Titelstück "Too late to pray" ist ebenfalls äusserst gelungen; ein punkiger, jedoch schwerer Bastard, dem "Legions.." Album nicht unähnlich.
"Into the flames" ist dann schon in der Nähe von Venom; obergeil - man höre den majestätischen Refrain.
Mit "Beginning of the end" landen Tyrant dann endgültig beim tränenschweren und tieftraurigen Doom Metal; eine tonnenschwere, melancholische Hymne, voller Emotionen und auch Kraft, da zwischendurch ein bisschen Gas dazu getragen wird - hier kommt musikalisch für mich ein bisschen Trouble durch... Und das ist ein Kompliment.
"Eve of destruction" (kein McGuire-Cover) beendet das Album nochmal mächtig und lärmig.
Der Ausnahmesong neben "Beginning of the end" ist für mich jedoch das teils akustische, wunderschöne, immer etwas traurige Epos "Valley of death"!! Welch ein fantastischer Metaltrack; erhaben, stolz und dennoch sehr zerbrechlich und schüchtern - eine gelungene Synergie!
Ich kann an "Too late to pray" nichts aussetzen; die Scheibe hat irgendwie einen ganz eigenen Status bei mir, das ganze ist sensationell kräftig produziert und die Songs reissen auch noch nach 10'000 Durchläufen mit...
11 wunderbare Songs, die zwischen Kraft, Brutalität und Melancholie angesiedelt sind - leider blieb die Platte die letzte wirkliche von Tyrant. 1996 also fast 10 Jahre nach "Too late.." schoben die May-Brüder noch das ebenfalls gute "King of kings" nach - doch für die 80er blieb "Too late.." das letzte Werk. Schade!
Auch das infernalische Artwork in schwarz/rot weiss mich zu überzeugen, desweiteren ist dieses Album ein zorniges Statement gegen all die Trendkacker und Trittbrettfahrer, die im Windschatten von erprobten Genres kastriert den Weg des leichtesten Widerstandes gingen... insofern kann es nur eine gerechtfertigte Note geben; glasklare, überdeutlich und verdiente 10 Punkte! Respekt!
Punkte: 10 / 10