Titan Force lieferten 1989 ein absolut fantastisches Meisterwerk in Sachen US Power Metal ab; ihr heute leider viel zu vergessenes Debüt war ein strahlender Juwel voller Schönheit, Kraft und Melancholie.
...Und daran wird das 1991 veröffentlichte Nachfolgealbum "Winner/Loser" gemessen.
Vorweg; "Winner/Loser" ist ebenfalls ein sehr starkes Metal-Album! Harry "The Tyrant" Conklin (Jag Panzer, Satan's Host, Riot) ist ein Ausnahmesänger, das stellt er auch auf diesem Album wieder unter Beweis. Auch seine Mitstreiter verstehen ihr Handwerk bestens, das Zusammenspiel ist ebenfalls gelungen. Auch das Songwriting der meisten Tracks ist gut - jedoch muss man ganz ehrlich sagen, dass das hohe Level des unantastbaren Debüts nicht ganz erreicht wird. Doch was erwartet man; ein Album wie "Titan Force" schreibt man nur 1x im Leben. "Winner/Loser" ist deutlich progressiver als sein Vorgänger!
Was mich an "Winner/Loser" in erster Linie stört ist die beschissene Produktion: die Gitarren sind viel zu leise, dafür stehen die verhallten Drums absolut im Mittelpunkt, was wiederum den Bass ziemlich verdrängt. Dazwischen müht sich irgendwo Harry ab; ein anderer Sänger wäre bei diesem Mix vollkommen unter gegangen!
Die Platte hat einige Highlights am Start; da wäre der kraftvolle Opener "Fields of Valor" mit wunderschönem Hymnen-Refrain; hätte auch auf dem Debüt Platz finden können!
Oder natürlich das tiefschürfende mit Kinderchor angereicherte "Shadows of a promise"!
Unbedingt erwähnenswert ist das an Jag Panzer erinnernde "One and all"; wunderbares Intro mit Synthie, Klavier und dem unter die Haut gehenden Gesang Conklins - Gott im Himmel, ist das schön und endlos traurig. So haben Demon musikalisch auf "Taking the world by storm" in etwa auch geklungen, vergleichsweise. Dann fährt das melodische Hammerriff ein und der Track wendet sich zum Up-Tempo; weltklasse! Und wenn dann selbst noch die Melodie stimmt, ist einfach alles nur GEIL!! Selbst die progressiven Elemente hier.
Es gibt allerdings auch "Ausfälle" (wenn man dem so sagen kann): vorallem das progressiv verspielte "Face to face" ist mir ein Dorn im Auge. Der Track verliert sich, ist phasenweise langweilig und wirkt auf mich ermüdend.
Auch "Eyes of the young", das komprimiert eigentlich ein fantastischer Song wäre, verliert sich leider in seiner Länge etwas. Da wurden zuviele unnötige Parts eingebracht, die dem Song leider die Würze nehmen. Der Refrain ist jedoch dennoch schön.
Irgendwo zwischen GUT und SCHEISSE liegt der Rausschmeisser "Dreamscape": das elend lange, beschissene Kackintro geht mir mehr als nur auf den Sack... Hat man den Mist überstanden, öffnet sich der Song etwas; weg von seiner mechanischen Verspieltheit, hin zu leichter Melancholie. Leider etwas gebremst vorgetragen, hier hätte etwas mehr Unbekümmertheit sicher nicht geschadet. Der Song ist enorm progressiv gehalten, was mir etwas erschwert, Zugang zu der sonst doch wunderbaren Melodie aufbauen zu können. Eigentlich ist der Song ein kompaktes Meisterwerk, doch irgendwas stört mich daran - und das jedesmal, wenn ich mir die Platte anhören. Es geht irgendwie einfach alles zu lang.
Titan Force haben mit dem vorliegenden Album leider ihr bislang letztes Werk abgeliefert. Harry singt wieder bei Jag Panzer - zwar sind Titan Force noch aktiv, doch bislang kam leider nix Neues mehr nach. Kann aber gut sein, dass in naher Zukunft endlich neue Töne dieser klasse Band kommen werden - wir sind gespannt!
"Winner/Loser" kriegt gute 8,5; Abzug gibt es für die schlechte Produktion und die teils sich im Nichts verlierenden Parts, die den Songs oftmals etwas den "roten Faden" nehmen.
Punkte: 8.5 / 10