Die ersten acht Songs auf diesem Album zeigen sich roh, kratzig und ganz im Underground-Stil, weshalb sie aber noch lange nicht interessant anzuhören sind. Stilähnlichkeit besteht hier mit verdammt vielen Gruppen des rohen Black Metals aus den 90er Jahren, wobei ich so gut wie allen erdenklichen Referenz-Bands deutlich mehr Eigenständigkeit im musikalischen Schaffen anrechne. Zur klanglichen Abgrenzung von Ur-Album und Bonus-Material wird mit dem neunten Track auf diesem Silberling, dem neu eingespielten "Förmörkelsens Herravälde", ein Instrumental-Stück geboten, das knappe sieben Minuten Spielzeit reserviert, aber dem bisherigen Bild der CD entsprechend ebenfalls kaum Hörspaß bereitet.
Tatsächlich spannend wird es dafür, nachdem man diese Hürde überstanden hat, denn ab der Hälfte dieser Scheibe wird es noch interessant! Die beiden folgenden, bislang unveröffentlichten Tracks "Remain In Chaos" und "Reign Of Terror" kommen wuchtig und im Songwriting durchaus überzeugend daher. Aber so überraschend mitreißend die beiden Stücke auch sind – das fetzige Hörvergnügen ist nur von kurzer Dauer.
Ab "In The Depths Of Northern Darkness" wird man vom drückenden Studio- wieder in den rotzigen Garagen-Sound geschleudert. Diese letzten drei Stücke, die von der 1994er-Demo "North Storms Of The Bastial Goatsign" stammen, kleiden sich für mein subjektives Empfinden aber zumindest mit wesentlich abwechslungsreicheren Songstrukturen, als es bei den Tracks der Ur-Veröffentlichung der Fall ist.
Jeder dieser angesprochenen drei Teile ist in seiner klanglichen Darstellung gegenüber dem, was er aus kompositorischer Sicht zu bieten hat, zwar stilgetreu verarbeitet, aber nebst dem – ich wage es zu sagen – erbärmlichen Mittelstück, stelle ich die grundsätzliche Qualität und vor allem die Notwendigkeit eines Re-Releases von "Dominions Of The Eclipse" in Frage. Und warum noch mit diesem scheußlichen neuen Cover?
Diese CD mag zwar eine mehr oder minder gelungene (viel kann man beim Aneinanderreihen von Alben ja nicht falsch machen) Zusammenstellung der musikalischen Entwicklung von "Thornium" darstellen, aber der Ober-Hammer in Sachen Black Metal wird nun wirklich nicht geboten. Eher Durchschnitt. Wer grundsätzlich Interesse an "Thornium" hat oder gar eingefleischter Fan dieser Truppe ist, könnte sich das Werk aber ruhig zu Gemüte führen beziehungsweise der Sammlung hinzufügen - schließlich könnte man noch größere Fehlgriffe machen.
Wolfgang / RottingHill.at
Punkte: 3 / 10