Wie ich jetzt weiß, hat der Kanadier mit Österreichischen Wurzeln seinem Vorbild Arnold Schwarzenegger nachgeeifert und in den 70er Jahren eine beeindruckende Bodybuilderkarriere hin gelegt. Später trat er in diversen Fernsehshows auf und führte diverse Kunststückchen vor. Dazu gehörten etwa das Aufblasen einer Wärmflasche, bis diese platzte oder aber das Zerbiegen von Metallstangen mit Hilfe seiner Zähne. Diese Showelemente verwendete er später auch bei seinen Auftritten. Irgendwo dazwischen legte er sich wohl dann dieses THOR Image mit Hammer und Umhang zu. Nach einigen nicht von Erfolg gekrönten Versuchen musikalisch Fuß zu fassen, erschien dann 1977 mit der schlicht THOR betitelten Band dessen Debut, welches auf den Namen 'Keep The Dogs Away' hörte und hauptsächlich langweiligen Hard Rock zu bieten hatte. Besonders gut scheint sich auch dieses Kunstwerk nicht verkauft zu haben, denn zwischen dieser Platte und der, die hier eigentlich vorgestellt werden soll, mussten ganze 6 Jahre ins Land ziehen.
Mag sein, dass er mit 'Keep The Dogs Away' 10 Jahre zu spät war, mit der hier vorliegenden 'Unchained' traf er jedenfalls den Nerv der Zeit. 1983 begannnen nicht nur die harten und schnellen, Poser wie Jon Mikl Thor verachtenden Thrasher wie Pilze aus dem Boden zu schießen, sondern auch Bands, die man später dem Glam, Hair, Pop oder gar Poser Metal zuordnete. MÖTLEY CRÜE, RATT, DOKKEN und wie sie alle hießen sollten später groß raus kommen. Und die auf der 'Unchained' enthaltenen Stücke passten ganz gut zum restlichen straighten Heavy Metal jener Tage. Titel wie "Lightning Strikes", "Anger" oder "Rock The City" gehen sofort ins Ohr und haben dank der simplen Riffs und markannter Hooklines einen Hohen Wiedererkennungswert. Das mit dem muskelbepacktem Krieger versehene Coverartwork, als auch die bereits erwähnten ausgefallenen, sehr unterhaltsamen Shows, in denen auch leicht bekleidete Tänzerinnen und Kleinwüchsige eingesetzt wurden, die dem Helden hin wieder ein Schwert reichten, um mit dem Hammer zu tauschen und umgekehrt, sorgten beim leicht zu beeindruckenden amerikanischen Publikum sicher ebenfalls für viel Anklang. Mit "When Gods Collide" ist noch ein weiterer Hit mit drauf, der neben "Rock The City" auch auf dem 2 Jahre später erschienenen Full Lengh "Only The Strong" erscheinen sollte. EIn Langweiler hat sich natürlich auch drauf geschlichen: die ätzende Ballade "Lazer Eyes"...mehr gibt es aber nicht zu bemängeln. Das abschließende "Death March" macht seinem Namen alle Ehre, ein herrlich stampfendes Instrumental mit tollen Soli. Bis auf die Vorliebe fürs Bodybuilding, die er mit Eric Adams teilte, hatten THOR und MANOWAR, obwohl überall gerne behauptet, übrigens rein gar nichts gemeinsam. Die Krieger von nebenan waren zu der Zeit noch kompromisslos, schrieben blutrünstige Texte, hatten einen begnadeten Sänger und die Musik war um einiges härter...
Bis vor kurzem wäre man sicherlich nur schlecht an diese kultige EP ran gekommen. Mittlerweile gibt es, zumindest als US Import, einen herrlich aufgemachten Digi Pack mit allerhand Bonustracks (unter anderem die 82er 'Lightning Strikes' EP, die in keiner offiziellen Discographie vermerkt ist und auch aufgrund der rauhen Produktion und der nahezu identischen Songs so etwas wie ein Demo zur EP gewesen zu sein schien). Leider ist die akkustische Qualität unter aller Sau. Die Titel klingen verdächtig nach mittelmäßiger mp3 Qualität, was vermuten lässt, das Deadline Music nicht die Rechte an den originalen Tapes bekommen hat, oder aber solche nicht mehr existieren...schade. Aber aufgrund der tollen Aufmachung, der vielen Bonustracks und einer zusätzlichen DVD sollte man sich das Teil, ohne zu zögern, über den Teich schiffen lassen. Es lohnt sich!
Für die eigentliche 6 Track EP kann ich leider nicht mehr als 8 Punkte vergeben, da auch die guten Songs für meinen Geschmack noch ein bisschen zu poppig sind. Auf dem folgenden 'Only The Strong' legte Herr THOR dann aber noch eine Schippe drauf.
Punkte: 8 / 10