An dem musikalischen Können der 5 Herren liegt es höchstwahrscheinlich nicht. Chuck Billy bemüht alle Facetten seines Stimmmonstrums, Skolnick und Eric Peterson lassen es an der Gitarrenfront grundsätzlich gut krachen, Greg Christian liefert den gewohnt soliden Bassteppich und Paul Bostaph verleiht nun nach Forbidden, Slayer und Exodus der nächsten Thrash-Größe sein technisch brilliantes Drumgewitter. Aber alles zusammen wirkt irgendwie ziellos.
Selbst jetzt haben sich bei mir grad mal 3 Songs festgesetzt, die wären der gelungene Opener "More than meets the Eye" (auch wenn mich nach einer Weile das "Oh oh oh oh oh oh" nervt), das herrlich geradeaus losgehende "Henchmen Ride" mit seinem simplen, aber effektiven Refrain und das großartige "F.E.A.R.", für viele jetzt schon ein Kandidat für einen Klassiker, auch hier toller Mitgröhlrefrain ("Fear, fear, shattering the atmosphere!"). Aber das war's dann auch schon. Der Rest rast bei mir zum einen Ohr rein, zum anderen raus. Das war bei "The Gathering" aber gehörig anders, meine Herren!
Mein Hauptproblem ist wie bei vielen neuen Thrash-Alben der Sound. Eine typische Voll-In-Die-Fresse Andy-Sneap-Produktion, wie bei Exodus' neuen Alben, wie bei Onslaught, wie bei...die Liste ist lang. Druckvoll, laut und völlig uneigenständig und charakterlos. Was Mr. Sneap anscheinend vergessen hat, ist, dass Thrash nicht so zu klingen hat. Die Gitarren sollten nicht nach Death Metal klingen, sondern auch in gewissem Maße filigran und differenziert. Wie das geht haben erst kürzlich Destruction mit "D.E.V.O.L.U.T.I.O.N." eindrucksvoll gezeigt.
Ob das Album mit der Zeit noch wachsen wird, bleibt abzuwarten. Ich werde ihm sicherlich öfter mal die Dreiviertelstunde im Player gönnen. Aber mehr als 6.5 Punkte sind hier nicht drin. Nach 2 Jahren wären es vielleicht 7 gewesen, aber nach 9 Jahren muss einfach mehr drin sein, als dieser Pseudo-Bombast.
EDIT (14.07.2010):
Heute früh habe ich das Album nach längerer Zeit mal wieder gehört und musste eingestehen, dass doch erstaunlich viel hängen geblieben ist. Plötzlich kann man die Refrains mitgröhlen, kennt die Riffs, auf einmal gibt das Teil einem was. Besonders "Dangers of the Faithless" mit seiner vertrackten Rhytmik hat es mir angetan, aber auch der Refrain von "The Evil Has Landed". Und auch wenn mir der Sound immer noch nicht so richtig zusagen will, erhöhe ich die Punktzahl guten Gewissens von 6.5 auf 8. Mehr wird's aber nicht geben. ;)
Punkte: 8 / 10