Tedeschi Trucks Band Let Me Get By (2016) - ein Review von mulehead-olli

Tedeschi Trucks Band: Let Me Get By - Cover
1
1 Review
6
6 Ratings
9.33
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Blues: Blues Rock


mulehead-olli
15.02.2016 11:34

Mittlerweile das dritte Studioalbum des musizierenden Ehepaares mit ihrer XXL-Band, allerdings erstmals so ausgefallen, dass selbige auch wirklich von der Tonkonserve aus erlebbar wird!
Wir befinden uns hier nicht auf den Pfaden angehärteter Rockmusik, stattdessen tauchen wir tief in die Sphären eines überaus groovigen Konglomerats aus Soul, Funk, Gospel, Blues, Swamp, Jazz, Ragga, Polka, Jam und Rock ein.
Das zwölfköpfige Ensemble verdichtet diese vielen Koordinaten mit einer traumwandlerischen Sicherheit, dass ich wirklich ins Staunen komme. Waren schon die beiden Vorgängeralben nicht unbedingt einseitig, so erblüht hier ein prächtiger, bunter Strauß musikalischer Finessen, ohne dabei ins Beliebige auszufransen. Und obwohl grundsätzlich ein gemäßigtes, eher langsam dahin fließendes Tempo vorherrscht, sprühen nicht selten die Funken ob der energetischen, energiegeladenen, ausladenden, opulenten Präsentation des hervorragenden Songmaterials - by the way - alles Eigenbauten.
Diese erfreuen sich größtenteils einer sich langsam aufbauenden Melodik, die nach mehreren Hördurchgängen Suchtpotential entwickelt. Dabei gewinne ich den Eindruck, dass diese Songs auch in anderen Arrangements und Interpretationen bestehen könnten, was für ihre Qualität spricht!

Auffallend ist, dass dieses Album, zumindest teilweise, absolutes Tanzflächenpotential entwickelt.
Nicht zuletzt auch wegen des im Vergleich zu den Vorgängeralben präsenter und variantenreicher eingesetzten Gebläse, welches gerne Tower Of Power-like agiert und richtig Würze ins Geschehen bringt - auch hier immer wunderbar eingebettet in den Gesamtkontext.

Ohne Scheiß, ob Jazzer, Blueser, Soul-Liebhaber, Jam-Rocker - ach was, einfach als Musikliebhaber darf ich hier wirklich mal ein Ohr riskieren. Diese vielköpfige Band agiert als Einheit, niemand drängt sich penetrant in den Vordergrund, noch nicht einmal das namensgebene Ehepaar.
Aber gerade dadurch wird deutlich, dass Derek Trucks einfach einer der derzeit weltbesten Saitenartisten im Circuit ist - seine Soli sind wohldosiert und werden weltmeisterlich entwickelt - vom reinen Spielniveau (Technik, Feeling, Ausdruck ...) einmal ganz abgesehen.
Seine bessere Hälfte nimmt sich auch etwas zurück, singt hier weniger expressiv, hat viel Soul-Seele auf den Stimmbändern und erinnert wiederholt im besten Sinne an Bonnie Raitt, ist dabei allerdings kräftiger - eine wundervolle Performance, gerade im Verbund mit ihren Gesangskollegen Mike Mattison (dem sie auch zweimal den Vortritt lässt) und Mark Rivers, punktuell ergänzt um Alecia Chakour und Doyle Bramhall II - letzterer agiert quasi als 13tes Mitglied der Kombo und war auch stellenweise am Songwriting beteiligt.

Fazit: Selten verschmolzen so viele musikalische Stilistiken zu einem solch homogenen, groovenden Flow, zudem auf Weltklasseniveau gespielt - ganz großes Kino!

Zur Ausstattung:
Die Deluxe-Ausgabe kommt mit einer kompletten Bonus-CD, über 40 Minuten lang und leider nicht als Vinyl erhältlich.
Es gibt drei alternative Mixe, welche entschlackter ausgefallen sind, was aus meiner Sicht vor allem "In Every Heart" zum Vorteil gereicht. Einer ist eine (verzichtbare) Instrumentalübung.
Dann es gibt es noch zwei zusätzliche Songs, "Satie Groove" ebenfalls als Instrumental (ebenfalls verzichtbar) und "Oh! You Pretty Things" - ja genau, im Original von David Bowie (RIP; "Hunky Dory") und schlussendlich drei Live-Nummern aus dem Beacon Theatre. Eine davon covert Derek & The Dominos "Keep On Growing" - wenn das eine Band darf, dann diese!!! Absolut grandiose Version!!!
Susan Tedeschi agiert live rauer, kerniger und noch kraftvoller als im Studio, bei "I Pity The Fool" demonstriert sie zusätzlich ihr formidables Spiel auf der Strat!

Zum Klang:
Da bin ich doch glatt mal in das berühmt berüchtigte Steve Hoffman Forum gegangen. Hier ist mehrheitlich von einem "muddy" Sound die Rede, signifikant auf der warmen Seite. Die Kompression hält sich für eine aktuelle Produktion in Grenzen (Hauptalbum = DR 9, Bonus-CD = DR 10).
Ich kann da mit meinem häuslichen Equipment keine essentiellen Aussagen treffen, allerdings fällt der Sound tatsächlich eher warm aus. Die Transparenz der Aufnahme, die einzelne Differenzierung der Instrumente und Stimmen könnte besser sein.

Punkte: 9.5 / 10


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