Doch dafür gibt es die Geduld. Die Geduld, das Album wieder und wieder zu hören, sodass vielleicht bald zumindest einmal die Songs untereinander unterschieden werden können. Das ist schon schwer genug, da wird es noch schwerer, die Songs im nächsten Schritt an einzelnen Stellen oder Hooks wieder zu erkennen. So sehr Progressive Bands auch immer wieder in der Lage sind, in ihren Bann zu ziehen und mit ihren Alben als Gesamtkunstwerke zu begeistern, so ist es doch immer wieder beachtlich, wie die meisten von ihnen es genau so gut vollbringen, auf einem Album nur wenig bis gar keine wieder erkennbaren Stücke zu fixieren. Das ist im Genre vielleicht nicht unüblich, aber für eine Band wie The Tangent, die sich explizit als Song-Band versteht, ist das zu wenig. Vor diesem Hintergrund ist "Not as Good as the Book" nicht gelungen – zumindest nicht so, wie die Band es gerne darstellt.
Diese Band ist nun mal – sicherlich auch genretypisch, klar – keine, die komplett intensive Songs schreibt, aber es ist eine Band, die vollkommen intensive Momente in ihre Songs zaubern kann. Wenn ein Gitarrensolo einsetzt, wenn das Piano in höchste Höhen aufsteigt oder wenn Sänger Andy Tillison singt, schreit oder flüstert. Seine Stimme ist dabei einerseits sanft und beruhigend, andererseits aber auch pulsierend, aufwühlend.
The Tangent sind irgendwo zwischen Science Fiction- oder Videospiel-Soundtrack und Musical. Manchmal erscheinen die verschiedenen Gesangsparts von Tillison und Gastsängerin Julie King wie Dialoge, als ob sie eine Geschichte in mehreren Akten erzählen wollten. Dabei winden sich im Hintergrund progressive, unaufdringliche Töne durch die episch langen Stücke. Weil zwei davon gar die Grenze von zwanzig Minuten sprengen, ist dieses Album der Einfachheit halber ein Doppelalbum geworden.
Fazit: "Not as Good as the Book" ist ein Soundtrack. Ein Soundtrack ohne bildliche Vorlage zwar, aber vielleicht hilft ja der beigelegte Comic beim Hören des Albums. Ohne Bild jedenfalls ein Album für verspielte, lange Abende voller Konzentrationslust oder aber im Gegensatz dazu als sanfte, unauffällige Berieselung zur Entspannung.
Punkte: 5 / 10