Schon der Titeltrack "Heading Northe" bringt Stormwarrior in Bestform. Das Gaspedal wird voll durchgedrückt, der nasale, zweifellos an Kai Hansen angelehnte Gesang von Lars mach sich auch in der Glattgebügelten Form noch hervorragend, die Melodien greifen sofort den Gehörgang an und krallen sich unerbittlich fest. Wenn man über den schwachen Sound wegblickt: Ein Wahnsinnssong an dem ich mich bis heute nicht Satthören kann. Wie an der ganzen Scheibe.
"Metal Legacy" klingt deutlich besser, passender wenn man so will, und ist eine True Metal Hymne wie sie sich Manowar heute wünschen würde, alles erneut mit brillianten Melodien. Mit "The Holy Cross" folgt ein Gänsehaut-Epos allererster Güte. Wie schon bei "Lindisfarne" vom Vorgänger beginnt es ruhig und baut erst zum brachialen aber eingängigen Kracher ala Gamma Ray auf, Lars Gesang klingt hier sehr authentisch was sich hervorragend macht. Eine 7 Minuten lange Mitgröhl-Luftgitarren-Hymne, einfach genial.
"Iron Gods" fällt schon fast etwas ab, weiss zwar mit gleichen Eindrücken wie die vorgehenden Songs zu gefallen, schafft es aber nicht wirklich, sich unter den anderen Songs zu behaupten. Ein wenig gewöhnlich. Es bleibt der einzige Song dieser Art für meinen Geschmack. Es folgt ein weiterer meiner persönlichen Favoriten: "Ragnarök" überliefert die Prophezeihung der Götterdämmerung so detailliert und doch spannend, dass sich vor dem geistigen Auge die Midgardschlange aus einem Meer aus Flammen erhebt, während im Hintergrund ein fantastisches Riff auf das nächste folgt.
"The Revenge of Asa Lande" ist der langsamste Song des Albums. Und wenn man Power Metal an "epicness" misst, ist der Song ein Meilenstein. Erneut muss ich gerade dran denken: Was wäre Heading Northe mit einer Produktion wie auf dem Vorgänger geworden...
Es folgen mit "Remember the Oathe" und "Lion of the Northe" zwei weitere Uptempo Hymnen. Bei letzterem fällt vor allem der tolle, atmosphärische, akkustische Anfang auf, der, ähnlich den atmosphärischen Intros der Band, Spannung pur aufbaut. Nicht ganz so wie das Über-Intro "And the Northe Winde Bloweth", aber das ist auch ausser Konkurrenz. Ein weitererer, genialer Mitsing Chorus gipfelt diese tolle Hymne. Mit "Into the Battle" folgt wieder ein Song, den ich als Schlachtenruf-ala-Manowar betiteln würde.
Fazit: Die Drums kommen zu wenig zur Geltung, die Gitarren wirken zu Handzahm, Lars charakteristischer Gesang wurde zu aufgepeppt - und doch, das Album gehört zu meinen meistgespielten überhaupt. Jeder Song blieb mir im Ohr hängen, zu Hymnen wie "Into Battle" oder "Metal Legacy" recke ich die Faust in die Luft, zu "The Holy Cross" zücke ich die Gitarre, Echt oder Imaginär, und ich sehe einen echten Grund warum Stormwarrior so wenig Liveauftritte haben: Drei Alben haben sie inzwischen gemacht. Würde ich die Setliste zusammenstellen wären es gegen 30 Songs in einer vierstündigen Show. Wer drei Studioalben in dieser Stärke rausbringt, dessen Platz in meiner Ruhmeshalle neben meinen absoluten Favoriten ist gesichert.
Punkte: 9.5 / 10