Static-X Cannibal (2007) - ein Review von DarkForrest

Static-X: Cannibal - Cover
1
1 Review
9
9 Ratings
7.33
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Industrial Metal, Nu Metal


DarkForrest
08.07.2013 12:18

"Cannibal" ist das fünfte Album von Static-X. Die Jungs aus Wisconsin, konnten sich mit ihrem eigenwilligen Stil, der sich irgendwo zwischen Industrial- und Nu-Metal bewegt, welchen sie selbst als "Rhytmic Trancecore" oder "Evil Disco" bezeichnen, nach Alben wie "Wisconsin Death Trip" oder "Shadow Zone" durchaus einen Namen machen. Für mich waren Static-X eine der Bands, mit denen ich damals als Teenanger so langsam zum Metal gekommen bin. Bis zum 2005'er Album "Start A War" habe ich auch so ziemlich alles rauf und runter gehört, danach aber die Band nicht mehr weiter verfolgt. Aus einer Laune Heraus habe ich mich dann kürzlich doch mal wieder etwas mehr mit der Band befasst und da weiter gemacht, wo ich als letztes aufgehört habe: Beim 2007'er Output "Cannibal".

Cover und äußere Gestaltung wirken soweit unspektakulär, dass hier bis auf das unfreiwillig komische Bild der Band im "Dschungel" nichts weiter positiv oder negativ auffällt, also geht's gleich los mit dem Titelsong "Cannibal". Ohne Umscheife zeigt uns der Song sofort in den ersten 50 Sekunden nacheinander 3 Elemente, die auch den Rest des Albums gut beschreiben: der schnelle abgehackte Gesang von Wayne Static, elektronische Parts, die nicht immer ganz passend eingesetzt werden und gute Gitarrenarbeit, auf welche auf diesem Album der Fokus besonders zu liegen scheint. Für letztere hat man sich übrigens Koichi Fukuda zurückgeholt, welcher u.a. schon auf dem Debutalbum überzeugen konnte und auch hier seine Sache sehr gut macht. Der Rest des Songs geht dann auch ganz gut in's Ohr, der Vocals sind im vergleich zum Rest des Albums halbwegs abwechslungsreich und es gibt eigentlich nix zu meckern. Guter Einstieg.

Weiter gehts mit "No Submission", welcher mir nicht mehr ganz so gut gefallen hat, da er gleich mal ein Problem deutlich werden lässt: Wayne Static hat eigentlich ein recht breites Spektrum an Vocals zu bieten. Neben dem klassischen abgehackten Gesang gab es auch immer Songs in denen er eine tiefere Stimmlage wählt, die Stimme wie ein bedrohliches Flüstern klingt oder er in bester Nu-Metal Manier einfach clean singt. Alles klingt in der Regel sehr gut, auf "Cannibal" kommt aber fast nur ersteres zum Einsatz und bei "No Submission" klingt das alles so gleichförmig, dass der Song irgendwie bei mir nicht zünden konnte.

"Behemoth" klingt da schon abwechslungsreicher. Es beginnt mit einem seltsamen elektronischen Intro, dass mich eher an einen schlechten EBM-Song aus den 90'ern denken lässt aber zum Glück direkt vom Schlagzeug übertönt und dann durch ein tolles Gitarrenriff ersetzt wird. Die Strophen sind dann einer der wenigen Momente, in denen wir in den Genuss von Waynes tieferen Vocals kommen, was dann auch gleich mal sehr sehr gut in's Ohr geht. Auch der Refrain, weiß die nötige Härte zu vermitteln bis der Song nach dem 2. Refrain abrupt unterbrochen wird und man ein derart merkwürdiges und extrem unpassendes Solo vorlegt, dass ich beim ersten mal Hören dachte wir wären schon im Intro vom nächsten Song gelandet. Davon abgesehen ist "Behemoth" aber einer der stäkeren Songs auf "Cannibal".

Den Höhepunkt bildet jedoch "Chemical Logic", der so ziemlich alles richtig macht und sich auch endlich wie ein richtiger Static-X Song anfühlt. Das Tempo ist ordentlich, sowohl das Gitarrenriff als auch die elektronischen Parts fetzen und verdammt gut in's Ohr geht das Ding auch. Schön ist auch, dass sich der Song im Vergleich zu den meisten anderen Cannibal-Songs nicht zu schade ist, die 3-Minuten Marke zu überschreiten.

Entgegen des Titels lässt es "Destroyer" dagegen in Sachen Tempo und Härte etwas gemütlicher angehen, was jedoch nicht heißt, dass hier etwas geboten wird, was großartig vom Schema des Albums abweicht. Auch "Destroyer" hat 2 Strophen, 2 Refrains, 1 Solo und dann nochmal 1 Strophe mit Refrain. Ich bin mir nicht ganz sicher, warum man so eisern an diesem Konzept festhalten muss, auch wenn es sich nicht für jeden Song anbieten. Ich bin mir zum Beispiel nicht sicher, ob man das Gitarrensolo wirklich hier wirklich noch hättte reinknitschen müssen, wobei der Song jedoch auch mit Solo ähnlich wie alle anderen Songs auf "Cannibal" mit unter 3 Minuten erstaunlich kurz geraten ist. "Destroyer" ist kein schlechter Song, mir aber etwas zu simpel aufgebaut sodass ich mich sehr schnell dran überhört habe. Aber immerhin ist er leicht zugänglich und ein ziemlicher Ohrwurm Song, weshalb er wohl auch für die Singleauskopplung gewählt wurde.

"Forty Ways" konnte mich dann so garnicht überzeugen. Der Einstieg war mir bei einem Song, der eh nur 3 Minuten dauert zu langsam, der kläffende Gesang in den Strophen nervt und der Refrain ist langweilig. Da ansonsten in dem Song nichts weiter passiert, gibt "Forty Ways" einfach nix her.

"Chroma-Matic" ist ein gutes Beispiel dafür, dass auf "Cannibal" wirklich wenig Abwechslung herscht, da er sich für mich nur geringfügig von "Forty Ways" unterscheidet, immerhin aber auch geringfügig besser ist. Egal, ob Strophen, Refrain oder Solo: alles klingt hier ein Stückchen besser, trotzdem ist "Chroma-Matic" so belanglos, dass man es mit dem Stück davor verwechseln kann.

Auch "Cut's You Up" bleibt voll im Schema des Albums und setzt in erster Linie auf Härte, wobei der Refrain jedoch angenehm Melodisch klingt und mich ein wenig an neuere Sachen von "In Flames" erinnert. Für sich gesehen ein sehr brauchbarer Song, der abenso wie "Destroyer" gut in's Ohr geht aber drum herum noch mehr zu bieten hat.

Auf "Reptile" versucht man dann den Härtegrad noch etwas zu steigern, was mitunter jedoch etwas bemüht wirkt und den Song etwas stumpf dastehen lässt. Trotzdem: hart ist der Song allemal und das Gitarrensolo kann durchaus was. Mit 2:30 Minuten ist "Reptile" der kürzeste Song auf "Cannibal"

Bei "Electric Pulse" gehen mir jetzt so langsam die Kommentare aus. Wieder ein Song, der sich kaum vom Rest des Albums unterscheidet und einfach so durchschnittlich klingt, dass ich weder weiß was ich davon halten noch was ich dazu schreiben soll, außer dass ich mir wirklich wirklich mal irgendeinen Song wünsche, der ein wenig anders klingt und doch noch Abwechslung in das Album bringt. Stattdessen ist das einzig auffällige Merkmal bei "Electric Pulse", dass das Ende künstlich gestreckt wird, was bei einem Song von ohnhin nur 2:40 Minuten nicht gut sein kann.

"Goat" ist dann wieder ein ganz nett umgesetzter Mid-Tempo-Stampfer, der zur Abwechslung etwa entspannter anfängt und insgesamt den langsamsten Song des Albums darstellen dürfte. Die Strophen erinnern mich dann vom Rhytmus her auf verblüffende Art an den Titelsong von "Wisconsin Death Trip", und der Refrain geht sofort in's Ohr. Obwohl "Goat" der zweitlängste Song auf "Cannibal" ist, hört er mir allerdings doch etwas zu schnell und plötzlich nach 3:48 Min. auf.

Mit "Team Hate" haben wir dann wieder einen eigentlich recht unauffälligen Song, der voll und ganz von seinem Refrain lebt und sich mit seinen "Hate"-Shouts live bestimmt ganz gut macht. Mit einem letzten Gitarrensolo endet das Album "Cannibal" dann nach gut 37 Minuten und Hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck bei mir.

Als ich "Cannibal" das erste mal am Stück gehört habe war ich sogar ernsthaft enttäuscht. Das waren definitiv nicht die Static-X, die ich von früher kannte. Nun bin ich aber niemand, der generell was gegen Musikalische Entwicklung hat. Aber ich finde sie sollte eher dazu dienen, den Sound einer Band um neue Elemente zu bereichern. Hier sehe ich eher eine Einengung des Stils. Okay, neu sind die Gitarrensolos, die jetzt in jeden Song gestopft werden, egal ob das passt oder nicht. so klingt das ganze dann manchmal geil (z.B. "Reptile") manchmal aber auch delatziert (z.B. "Destroyer"). Ebenfalls deplatziert wirken einige der elektronischen Parts, was mich wundert, da die Band damit eigentlich vertrauter sein dürfte. Auch bietet "Cannibal" deutlich weniger Abwechslung. Balladen, instrumentale Spielereien oder ähnliches sucht man hier vergebens. Auch mit den Otsego-Songs, welche sich auf die gleichnamige Stadt beziehen ist jetzt Schluss. Mir war zwar nie ganz klar, welche Faszination ein Kaff mit unter 1000 Einwohnern irgendwo in Wisconsin auf den Sänger ausübte, aber ich finde es dennoch schade, dass man diesmal darauf verzichtet hat, zumal die Otsego-Songs grundsätzlich verdammt gut klingen. Auch wundere ich mich darüber, dass viele Songs so verdammt kurz sind und kaum einer über 3 Minuten kommt.

Positiv anzumerken ist dagegen auf jeden Fall, dass Koichi Fukuda sein Handwerk auch auf "Cannibal" immernoch versteht und der Gitarrenriffs absolute Klasse sind. Auch der angetrebte Härtegrad wurde sicherlich erreicht, womit wir hier wohl das härteste Static-X Album vorliegen haben. Viele Songs sind für sich betrachtet auch richtig gut, gehen nur leider im Einheitsbrei des Albums etwas unter. Es hat bei mir einige Anläufe gebraucht, aber danach haben sich dann auch ein paar Songs herauskristalisiert, die ich jetzt auch wirklich zu schätzen weiß.

Ich habe bisher noch nicht in den 2009'er Album "Cult Of Static" reingehört und kann daher nicht sagen, ob Static-X ihren Stil mit "Cannibal" dauerhaft geändert haben oder ob dieses Album eher eine Ausnahme darstellt. Auf jeden Fall ist der neue Stil erst einmal gewöhnungsbedürftig und auch wenn man sich darauf gewöhnt hat, bleiben immernoch offensichtliche Mängel vorhanden, die sich nicht so einfach durch den Stil rechtfertigen lassen. "Cannibal" ist kein wirklich schlechtes Album aber im Vergleich zu den restlichen Outputs der Band hebt es sich leider doch in negativer Hinsicht ab.

Punkte: 6 / 10


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