Spock's Beard Octane (2005) - ein Review von Kubi

Spock's Beard: Octane - Cover
1
1 Review
9
9 Ratings
7.94
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: AOR, Progressive Rock


Kubi
28.12.2008 15:10

Sechs Alben lang lebten SPOCK'S BEARD von Neal Morse und seinen schier unerschöpflichen Ideen, ehe dieser sich Gott zuwandte und deshalb bei seinem Baby vor etwas mehr als zwei Jahren ausstieg. Mit "Feel Euphoria" bewiesen die vier übrig gebliebenen Bärte Nick D'Virgilio (v., dr.), Alan Morse (gt.), Dave Meros (b.) und Ryo Okumoto (kb.), dass sie auch ohne ihren Genius ein Album schreiben können, welches nach SPOCK'S BEARD klingt und alle Trademarks enthält, die die Band ausmachen. Da gab es wahnwitzige Instrumentalabfahrten, famosen Satzgesang und farbenprächtige Pop-Balladen. Im Prinzip eine Art Blaupause eines typischen BEARD-Albums. Und auch auf der Bühne konnte man mit Spielwitz, Enthusiasmus und musikalischer Klasse locker überzeugen. Und irgendwie scheint es, als ob das Quartett damit sich und der Welt genug bewiesen hätte und nun voller Genugtuung genau das macht, worauf sie wirklich Bock hat.

Denn – und das ist meines Erachtens auch keine große Überraschung – das zweite Post-Neal-Album klingt kaum mehr wie der formidable Vorgänger "Feel Euphoria". Dies ist schon daran festzumachen, dass keine Song länger ist als sieben Minuten. Stattdessen packt man das Dutzend Songs in ein kompaktes, insgesamt 55-minütiges Gewand. Halbstündige Epen sucht man entsprechend vergebens. Zwar laufen die ersten sieben Songs unter dem Titel 'A Flash Before My Eyes', doch sind es lediglich kurze Momente und einige Textzeilen, die den roten Faden durchschimmern lassen. Jeder Song kann aber auch locker für sich stehen.

Insgesamt sind SPOCK'S BEARD anno 2005 einfach in einer anderen Weise progressiv. Waren es zuvor immer die beeindruckenden, teilweise ellenlangen Instrumentalabfahrten, die für heruntergeklappte Kinnladen sorgten, so sind diese technischen Mätzchen diesmal viel subtiler und mehr in den Song eingebunden. Dafür sollen mal das erstaunlich harte 'Surfing Down The Avalanche' und die traumhafte Ballade 'There Was A Time' als Beispiele herhalten.

Überhaupt ist "Octane" sicher auch das abwechslungsreichste Album aus dem Hause SPOCK'S BEARD. Denn neben heftigen Riffs wie in 'Surfing Down The Avalanche' und dem beeindruckenden Instrumental 'NWC' gibt es auch straighte Rocker wie den Rausschmeißer 'As Long As We Ride' und 'Climbing Up That Hill', wunderschöne akustische Nummern wie 'I Wouldn't Let It Go' oder 'The Beauty Of It All' oder abgefahrene Songs wie 'The Planet's Hum'. Zur Verzückung trägt auch einmal mehr das großartige Tastenspiel von Ryo Okumoto bei, der seinen diversen Tastengeräten von atmosphärischer Untermalung ('She Is Everything') bis hin zu technischen Kabinettstückchen ('NWC') das volle Programm entlockt.

Das volle Programm entlockt auch Nick D'Virgilio seiner Stimme. Nochmals deutlich gereift, zeigt er sich als nahezu kompletter Rocksänger, der von gefühlvollen Tönen ('Watching The Tide') bis hin zum rauen Rocker ('Surfing Down The Avalanche') alles draufhat. Von seiner akzentuierten Bearbeitung der Felle muss ich hier hoffentlich nicht noch einmal anfangen zu schwärmen.

Und so ist "Octane" unterm Strich erneut ein tolles Album aus dem Hause SPOCK'S BEARD geworden. Man muss sich eben nur daran gewöhnen, dass dies jetzt nach Post-Neal-SPOCK'S-BEARD klingt und nicht mehr versucht wird, dem großen Alleinunterhalter nachzueifern. Klappt eh nicht vollständig. Zudem hat der Fan ja mit den Solo-Alben von NEAL MORSE auch eine großartige Alternative.

Ich persönlich freue mich einfach, dass aus den alten SPOCK'S BEARD nun zwei großartige Bands geworden sind und man fast jährlich mit zwei tollen Alben versorgt wird.

Wie von InsideOut gewohnt, gibt es auch "Octane" in einer wertigen Limited Edition, der ein zweiter Silberling mit acht Bonustracks, ein 24-seitiges Booklet und Multimediasektion beiliegen, die Proggies schleunigst kaufen sollten.

Anspieltipps: The Ballet Of The Impact, Surfing Down The Avalanche, There Was A Time, As Long As We Ride

Punkte: 8 / 10


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