Spock's Beard Feel Euphoria (2003) - ein Review von Kubi

Spock's Beard: Feel Euphoria - Cover
1
1 Review
10
10 Ratings
7.60
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Progressive Rock


Kubi
28.12.2008 15:09

Als bekannt wurde, dass das Genie Neal Morse sein Baby SPOCK'S BEARD verlässt, um sich voll und ganz Gott zu widmen, war das die wohl schwerwiegendste Hiobsbotschaft für die Prog-Gemeinde seit dem Split von PSYCHOTIC WALTZ.
Niemand konnte ahnen, wohin der Weg der Band ohne ihren Song- und Textwriter, Sänger und Entertainer führen sollte. Und zumindest meine Wenigkeit wollte es im ersten Moment auch gar nicht wissen, aller Wertschätzung der restlichen Band gegenüber zum Trotz. Meine Skepsis wich auch nicht, als die Band verkündete, mit Drummer Nick D'Virgilio als Leadsänger weiterzumachen.

Und so war meine Gefühlswelt auch arg durcheinander, als ich das erste Mal "Feel Euphoria" unter den Laser bugsierte und 'Play' drückte. Ja, man könnte glatt sagen, dass ich Angst hatte, dass sich hier eine meiner absoluten Lieblingsbands in die Bedeutungslosigkeit komponiert. Immerhin kommt der Nachfolger von "Snow" doch verdammt schnell. Euphorie war für mich entsprechend Lichtjahre entfernt.
Doch schon nach dem ersten Durchlauf konnte ich feststellen, dass diese Ängste doch ziemlich unbegründet waren. Logisch, "Feel Euphoria" fehlt das i-Tüpfelchen, welches den bisherigen Alben der Band den Stempel 'genial' verlieh. Die Stimme, die Kompositionen und das Spiel eines Neal Morse sind nun mal nicht zu ersetzen. Und dennoch ist das erste Post-Neal-Werk ein starkes Stück progressiven Rocks geworden.
Schuld daran sind neben erstklassigen, abwechslungsreichen Songs vor allem die Vocals von Nick, der vor allem in den tieferen, warmen Tonlagen absolut überzeugen kann. Die von ihm auf "Snow" eingesungenen Songs wirkten durch die hohe Stimme doch etwas glattgebügelt. Aber dieser Fehler wird auf dem vorliegenden Rundling nicht begangen.

Was aber natürlich in erster Linie entscheidend für ein überzeugendes Album ist, sind die Songs. Und die sind auf "Feel Euphoria" abwechslungsreicher als auf allen Alben zuvor. Der Opener 'Onomatopoeia' rockt mit viel Drive treibend nach vorn und überzeugt mit dynamischen Breaks, während der Titeltrack ein psychedelisches Flair versprüht und dabei mit Drumloops und verblüffend harten Strophen zu überraschen weiß. 'The Bottom Line' ist im Prinzip ein typischer SPOCK'S BEARD-Song mit allem, was das Herz begehrt: schöne Akustikgitarren, frickelige Hammond-Parts von Ryo, interessante Basstupfer von Dave und wunderschöne Gesangsharmonien, die sofort im Ohr hängen bleiben. Sofort ins Ohr geht auch 'Shining Star', eine wunderschöne, beinahe poppige Ballade, die vor allem durch den brillanten Chorus besticht. Super. Bei 'East Of Eden, West Of Memphis' gilt im Prinzip, was ich schon bei 'The Bottom Line' gesagt habe. Mit dem Unterschied, dass sich das Quartett im letzten Drittel den Allerwertesten abfrickelt und einmal mehr beweist, dass hier ausnahmslos Künstler am Werk sind. 'Ghosts Of Autumn' und 'Carry On' sind ebenfalls wunderschöne Balladen, jeweils etwas bombastischer als 'Shining Star', dennoch eingängig und von schlichter, aber eleganter Schönheit.
Das Herzstück des Albums ist allerdings das sechsteilige und zwanzigminütige 'A Guy Named Sid', das – bis auf Neal's charismatische Stimme – alle von SPOCK'S BEARD gewohnten Trademarks enthält: halsbrecherische Instrumentalabfahrten, wundervollen Satzgesang (genial: 'Sid's Boys Choir'), kraftvolle Riffs und verspielte Akustikparts. Auch diese Komposition ist ganz großes Tennis.

Was ziehe ich nach so einer Lobhudelei also für ein Fazit?
Ganz klar. Wenn vier großartige Musiker wie Nick D'Virgilio, Alan Morse, Ryo Okumoto und Dave Meros zusammen ein Album aufnehmen, kann dabei nichts schlechtes heraus kommen. Dennoch schaffen sie es nicht, ein Genie wie Neal Morse vergessen zu machen. Das ist halt unmöglich.
Anyway, SPOCK'S BEARD haben auch mit Studioalbum Nummer Sieben ein überzeugendes und immer noch nach SPOCK'S BEARD klingendes Werk zusammengeschustert. Und so kann die versammelte Prog-Welt beruhigt aufatmen und auch "Feel Euphoria" ohne größere Bedenken kaufen.

Die erste Klippe ist damit also geschafft. Nun dürfen wir mehr als gespannt auf die ersten Live-Shows ohne Neal sein. Aber im Gegensatz zum ersten Anhören des Silberlings, gehe zumindest ich da mit beinahe euphorischen Gefühlen hin. Und das liegt sicher nicht nur an der nominierten Vorgruppe ENCHANT. Welcome back, guys!

Anspieltipps: The Bottom Line, Feel Euphoria, Shining Star, A Guy Named Sid

http://www.powermetal.de/review/review-2784.html

Punkte: 8 / 10


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