Doch was viel wichtiger ist: Was hat "Lamenting Of The Innocent" musikalisch zu bieten? Natürlich wiedermal absolut edlen, erhabenen, epischen Doom Metal. Nachdem mich der Vorgänger "The Crowning Of The Fire King" nicht ganz so überzeugen konnte, begeistert mich die neue fast genauso wie "In The Shadow Of The Inverted Cross" von 2015. Irgendwie stimmt diesmal wieder alles. Die Songs sind durch die Bank als Hits zu bezeichnen. Neben dem klassischen Candlemass-Doomdance-Groove und traumwandlerischer Black Sabbath-Huldigung (Toni Martin-Ära) rückt Sänger Anders Engberg die Band mit seinen Melodic-Metalartigen Refrains in Richtung Eigenständigkeit. Dadurch geht bei absolut jedem Stück, spätestens mit dem Chorus, die Sonne auf. Weitere Glanzlichter setzen die beiden Gitarristen Kristian Niemann und Peter Hallgren, die ganz großes Gefühlskino scheinbar mühelos mit der filigranen Malmsteen-Schule (zur Odyssey-Phase) verschränken. Man höre hierzu nur mal das Intro zu `Path To Perdition`. Die absolute Krönung ist aber die Ballade `Deliverance`, mit Candlemass Sänger Johan Längquist als Gast. Wer hier keine Träne im Knopfloch hat, sollte vielleicht mal untersuchen lassen, ob er überhaupt noch lebt. Vielleicht bisher mein Song des Jahres.
In Verbindung mit Sorcerer musste ich in einigen Reviews und Foren Begriffe wie clean, poppig oder gar kommerziell lesen. Davon abgesehen, dass ich auf solche Vergleiche niemals gekommen wäre, ist das natürlich absoluter Bullshit. Das, was Sorcerer machen, ist einfach eine ganz wunderbare Spielart des Heavy Metal, die eigentlich jedem Metalhead (außer den ganz extremen Krachfanatikern vielleicht) gefallen müsste. Das hier keine räudige Underground-Produktion passen würde dürfte selbstverständlich sein. Hier klingt alles exakt so wie es muss.
Besser kann man epischen Doom Metal nicht spielen!
geschrieben für DARK STEEL ZINE.
Punkte: 9 / 10