Soko Friedhof Mord (2010) - ein Review von DarkForrest

Soko Friedhof: Mord - Cover
2
2 Reviews
2
2 Ratings
1.50
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Dark Wave / Gothic


DarkForrest
01.02.2012 10:14

"… ist sie zu freakig bist du zu spießig." So lautet das Motto dieses Machwerks von Soko Friedhof. Obwohl David A. Lines Hauptprojekt eigentlich bei Untoten liegt, bringt er fleißig jedes Jahr zusätzlich mindestens noch ein Album seines Sideprojects Soko Friedhof auf den Markt. Und das auch immer mit ganz guter Qualität. Meiner Meinung nach sind alle Soko-Alben im Bereich oberer Durchschnitt bis richtig gut anzusiedeln. Ebenfalls bekannt ist, dass der Berliner immer wieder gerne provoziert und Tabus brechen möchte. Diesmal innerhalb der eigenen Szene, indem er nach eigener Aussage ein Album produziert hat an welchem "eine alteingesessene Grufti-Bewegung schwer dran zu beißen haben wird". Spannender Weise indem er seinen klassichen Dark-Electro Sound mit Deutsch Rap mischt.

Klingt in der Theorie interessant, ist es aber leider nicht. Eines hat er immerhin erreicht: Als Fan seiner bisherigen Alben finde ich das Teil tatsächlich unfassbar scheiße. Das liegt aber weniger an der "schockierenden" Wirkung des eingebauten Deutsch-Raps sondern vielmehr an der schrecklichen Belanglosigkeit des ganzen Albums und der gepflegten Langeweile, die beim Hören dieser Fragwürdigen Scheibe zwangsläufig aufkommt. Auffällig ist zunächst einmal, dass der grossteil des Albums gar nicht so experimentell ist, wie er gerne sein würde. Schon die ersten beiden Songs „Ich bin alles“ und „die dunkle Stimme“ lassen erahnen, dass geschätzte 2/3 der Songs sich eher am gewohnten Stil in ungewohnt schlechter Qualität orientieren. Man hat irgendwie nicht das Gefühl durch dieses Experiment etwas dazugewonnen zu haben, sondern eher dass einem etwas weggenommen wurde. Die Treiben Betas: gestrichen. Die bekannten Samples: auf ein absolutes Minimum reduziert. Die mitunter guten Texte: nicht einmal mehr in Spurenelementen vorhanden. Bei den neueren Soko-Albem ist es ja so, dass sich darauf immer mindestens 2-3 schwächere Songs befinden, die irgendwie nicht richtig mitreißen oder ins Ohr gehen wollen, zu denen ich einfach keinen Zugang finde. Hier wird es schon schwer das Gegenteil zu finden: 2-3 Songs, die halbwegs überzeugen können. „Hyänen“ ist das einzige Stück, welches mir beim ersten Durchhören zunächst positiv aufgefallen ist. Die Synthiemelodie am Anfang weiß zu gefallen...jedenfalls solange bis sich herausstellt, dass sie sich den ganzen Song über ein einem endlos-Loop wiederholt, welcher einem bereits nach 15 Sekunden mächtig auf die nerven geht. Erschreckend: die Sythiemelodie auf welcher dieser ganze Song basiert ist obendrein noch 1:1 von all:my:faults’ „Sand of Time“ übernommen. Hört’s euch an, wenn ihr’s nicht glaubt.

Aber natürlich gibt es auch die anfangs versprochenen Deutsch-Rap Elemente, welche z.B. in „Auf Wunsch“, „Resterampe“ oder ganz besonders „Ich & Deine Frau“ zu finden sind. Tja, was soll ich dazu noch sagen? Wie findet man die richtigen Worte für so viel musikalisches Versagen? Also erst mal: David A. Line kann nicht rappen in keinster Weise. Er hat weder die Stimme dazu, noch kriegt er halbwegs ernstzunehmende Reime auf die Reihe. Das ganze klingt so wie jemand, der krampfhaft und um jeden Preis versucht nach asozialem Rapper zu klingen und sich dabei anhört wie jemand, der na ja....genau das eben nur krampfhaft und um jeden Preis versucht. Die Texte sind schlimmer als vieles, was man sich im Bus gelegentlich von irgendwelchen 13-jährigen anhören muss, die gerne mal allen Leuten zeigen, was für miese Musik ihr Handy abzuspielen in der Lage ist. Ich meine wir haben es hier ernsthaft mit Texten wie:

„Ich sag’ dir was ich von dir halte,
ich komm’ zu dir rüber und F**k deine Alte.
Ich werde meinen Schw**z in ihren Ar**h Stecken,
danach kannst du ihr das Ars**hloch sauber lecken.“

zu tun. Fremdschämen ist also garantiert. Hätte auch nie gedacht mal so was in meiner Musik-Sammlung vorzufinden. Ist das überhaupt noch schockierend in einer Zeit, in der Siebtklässler täglich ähnlich und noch viel schlimmer gestrickte Texte auf ihrem Handy austauschen? Eine berechtigte Frage. Man hat hier einfach das Gefühl, dass David A. Line sich in ein gebiet vorwagt, von welchem er keine Ahnung hat dabei gnadenlos scheitert und nebenbei seine 2/3 auf-nummer-sicher-geh klassischen Tracks verhaut.

Wenn man in dem prall gefüllten Klo an misslungenen Ideen etwas länger wühlt, sich also freiwillig mehrere Runden dieses Albums antut (Ich habe es in der Erwartung noch etwas gutes zu finden getan) mag man ielleicht auf den einen oder anderen Song treffen, welcher irgendwie im Ohr hängen bleibt. Bei mir war das der Song „Eisblokk“, welcher auf eine primitive aber durchaus vorhandene Weise seinen Weg in meine Ohren gefunden hat und noch ein paar mal separat abgespielt wurde. Hier ist das Experiment aus Dark-Electro und Deutsch-Rap einigermaßen auch gelungen, was mit genau ein Punkt wert ist. Weitere 0,5 Punkte gibt es für die zweifelhafte und sehr kurze Unterhaltung, die mir die wirklich, wirklich schlechten Tracks beim ersten mal durchhören beschert haben. Da das Bewertungssystem bei 0,5 ansetzt, man also keine 0 Punkte geben kann ergibt sich eine eigentlich viel zu großzügige Wertung von 0,5 + 1,5 als 2,0 Punkten.

Punkte: 2 / 10


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