Was auffällt ist zunächst, dass vor allem der Gitarrensound deutlich reduzierter und leider auch nicht mehr ganz so schön knarzig wie sonst ausgefallen ist - auf der anderen Seite muss man aber ganz klar sagen, dass der Sound dennoch angenehm natürlich klingt. Letztendlich fügt sich das Puzzle aber insofern zusammen, da der reduzierte Sound bestens mit dem teils ebenfalls reduzierten Songmaterial harmoniert.
Das hört man gleich beim (einmal mehr) ungewöhnlichen Opener "Trick The Vicar", der ziemlich schroff drauflos bolzt. Nach nichtmal 2 Minuten ist der Spass auch schon wieder vorüber.
Song Nummer 2 ist ein Höhepunkt und einer der Top-3 des Albums: "The 95 Thesis" ist ein SLOUGH FEG-typischer Hammer, der wieder mal alle Qualitäten des kauzigen Quartetts untermalt: herrlich verschrobene Riffs, spannendes, unvorhersehbares Songwriting, tolle Drums und Mike Scalzi's leidenschaftlicher Gesang.
"Materia Prima" ist ein wunderbares SLOUGH FEG-Instrumental - zunächst im Midtempo, bevor's dann im zweiten Teil des Stücks ordentlich abgeht.
Die drei folgenden Stücke "Free Market Barbarian" und "Ask The Casket / Heavyworlder" waren mit die schwierigsten Songs für mich, da sie wie gesagt lange gebraucht haben, um zu zünden. Die Songs sind sehr langsam gespielt, die Riffs sind auch nicht sonderlich außergewöhnlich - wenn man bei SLOUGH FEG immer das Ungewöhnliche erwartet, dann soll das schon mal vorkommen, dass man mit solchen Songs erstmal Schwierigkeiten hat. Nach vielen, vielen Spins eröffnen sich aber nach und nach die Qualitäten dieser Stücke: strahlen sie doch eine unglaubliche Gemütlichkeit aus, in der man direkt wohnen könnte. Es muss ja nicht immer straight auf die Glocke geben.
Die B-Seite startet wieder mit einem Höhepunkt: "Lycantropic Fantasies" ist zwar auch nur im Midtempo, wird aber durch die aufregenden Riffs und das leidenschaftliche Drumming stets interessant und mitreißend gestaltet. Geile Melodien mal wieder!
Dass aber dennoch Raum für das Ungewöhnliche gelassen wurde, zeigt die nun folgende Cover-Version: mit "The Tell-Tale Heart" interpretiert man hier doch tatsächlich den Klassiker von THE ALAN PARSONS PROJECT, und zwar so, dass der Song eigentlich auch genausogut von SLOUGH FEG selber stammen könnte. Eine meisterhafte Interpretation bei der alles stimmt, für mich besser als das Original!
In "Kon-Tiki" begleiten wir Thor Heyerdahl auf seiner Reise über den Pazifik und läuten gleichzeitig den Endspurt des Albums ein, und zwar mit einem wieder leicht folkig angehauchten Song, zumindest was die Melodieführungen angeht.
Mit dem Übersong "Second Coming" sind die Folkeinflüsse dagegen wieder im Mittelpunkt, der Song ist eine sensationelle Halbballade auf Folk-Basis. Sagenhaft was hier für eine wehmütig-sensationelle Atmosphäre erzeugt wird. Vertonte Melancholie. Ein klares Albumhighlight.
Das selbe gilt für den Abschluss des Albums: bei "Tactical Air-War" wird hingegen geholzt bis der Arzt kommt, der Song dürfte einer der Härtesten im SLOUGH FEG-Katalog sein. Die Gastvocals von Bobbie R. Wright von den Kauz Metal-Magiern BROCAS HELM passen hierbei wie die Faust aufs Auge. Der pure Wahn.
Fassen wir es zusammen:
"The Animal Spirits" ist ein großartiges Album, das auf der einen Seite SLOUGH FEG-typische Kracher beinhaltet, jedoch auch eine gewisse Zeit braucht um sich dem Hörer in seiner Gänze zu erschließen. Das Album liefert die gewohnte SLOUGH FEG-Qualität, auch wenn es sicher nicht zum Einstieg in die wunderbare Welt von SLOUGH FEG geeignet ist - wer diesen sucht, dem seien z.B. "Down Among The Deadmen" oder "Atavism" empfohlen.
Qualitativ würde ich "The Animal Spirits" ungefähr auf Augenhöhe mit dem Vorgänger "Ape Uprising!" stellen, auch wenn beide Alben irgendwie verschieden sind, natürlich aber immer nach SLOUGH FEG klingen.
Punkte: 9 / 10