"Erwachen / Aufstehen / Raus gehen / Alles wieder aufnehmen." Das klingt alles sehr nach 08/15-Deutschpop a lá Fotos und irgendwie hat man das bei eben jenen ja auch schon mal so ähnlich gehört. Wenn es die Band nicht schon seit geschlagenen dreizehn Jahren gäbe, könnte man meinen, Schrottgrenze wollten auf den Deutschpop-Zug aufspringen.
Textlich ist dieses Album jenseits von gut und böse. Es ist nicht klar zu erkennen, was uns Sänger Alex Tsitsigias mit seinen Texten sagen will oder was genau sie beschreiben sollen. Wenn er in "Künstler muss schön sein" davon singt, dass Kunst und Text schön sein müssen, dann fragt man sich, ob der gute Mann wohl einen musikalischen Spiegel zu Hause hat. "Erstaunlich, was man uns hier bietet. Ja, ist denn das die Möglichkeit? Wo haben sie denn das gemietet? Das ist ja eine Schweinerei!" Immerhin vermag er es, die Gedanken des Hörers wenigstens für einen kurzen Moment in Worte zu fassen. Ein sehr fragwürdiges Stück, das aber im Gesamtkontext gut in das zuweilen ebenfalls zweifelhafte Konzept des Album passt.
Fazit: Es ist ein schmaler Grat zwischen guter und schlechter deutscher Popmusik. Schrottgrenze erwischen partiell den Absprung zur guten Seite, schaffen es aber nicht, länger dort zu verweilen. "Schrottism" ist bei dieser Gratwanderung gänzlich abgerutscht. Im Vergleich zum Vorgänger "Château Schrottgrenze" ist "Schrottism" ein Abgrund. Zwar war auch "Château" kein Meisterwerk, dafür immerhin hör- und vorzeigbar mit ein paar sehr guten Songs, die definitiv auf der guten Seite stehen.
Das progressive Schrammel-Ende in "Kanari" ist zumindest ein kleines Trostpflaster, das neben dem englischsprachigen "Schuldizm" und dem erträglichen "Die ewigen Patienten" ein wenig Hoffnung aufkeimen lässt, daß in dieser Band noch ein Restfunke Talent steckt.
Punkte: 3.5 / 10