Saxorior Völkerschlacht (2008) - ein Review von Bardauk

Saxorior: Völkerschlacht - Cover
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8.50
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal, Symphonic Metal


Bardauk
16.03.2009 11:55

POWERMETAL.DE:

Großartiges und episches Schlachtgewitter fürs heimische Wohnzimmer. Einlegen, Aufdrehen, Eintauchen.
Die Welt ist wie elektrisiert. Heute, am 16. Oktober 1813, wird Geschichte geschrieben. Unruhig scharren die Pferde der französischen Kavallerie mit ihren Hufen, sie können die Spannung in der Luft förmlich riechen. Der gemeine Soldat küsst das Amulett, das ihm seine Frau um den Hals gehängt hat, bevor er – den Kleinsten wehmütig über den Kopf streichelnd – für unbestimmte Zeit seinen Bauernhof verließ. Im Zelt des kleinen Generals wird ein letztes Mal die Abfolge der wichtigsten strategischen Züge durchgegangen. Mit einem Schlag auf den Tisch und einem wissenden, kaum angedeuteten Lächeln setzt der General der Grande Nation, Napoleon, an, die Verluste der letzten Tage zu relativieren und ein letztes Mal die Notwendigkeit eines schnellen Angriffs durchzugehen. In diesem Moment unterbricht ihn lauter Geschützdonner, das Pfeifen einschlagender Schrapelle und der gellende Schrei "Mon general, les Anglais!" zerreißt die sehnsüchtige Morgenstimmung.

In diesem Moment wird der Hörer von den sächsischen Schlachtsängern, formiert in der epischen Black-Metal-Band SAXORIOR, mit dem Intro '1813' in ein zehnteiliges Kampf- und Schlachtspektakel gestoßen. Während sich der Großteil der Szene mit einer frühmittelalterlichen Geschichtsromantik beschäftigt, setzen die Mannen um Kai-Uwe Schneider an der Gitarre erst mit der frühen Neuzeit ein. Herausgekommen bei dieser kurzweiligen Geschichtsstunde ist ein episches Werk, voller Heros und Pathos, mal laut wie ein Kanonenschlag, mal schnell und präzise wie ein angreifendes Kavallerie-Battalion, mal brutal wie Bajonettegemetzel und in allem verdammt wuchtig und atmosphärisch. Ein Abtauchen in die beschrieben Welt voller absurder Schönheit, brutaler Gewalt und schlichtem Überlebenswillen fällt dabei denkbar leicht.

In jeder Note hört man SAXORIOR an, dass man sich verdammt wohl im old-school-gespielten Epic Black Metal fühlt. So klingen die Soli auf der Platte mehr nach 80ies als nach 2009 ('Executioner'), was dem Ganzen etwas richtig frisches verleiht. Das Riffing streckt Zeitgeist und etablierten Stilistika den stinkenden Mittelfinger mitten ins Gesicht und variiert von klassischem Black Metal bis hin zu fast schon poppigem Heavy Metal, wie z.B. das Hauptriff von 'The Swedish Army' auch auf ein GLENMORE oder älteres AXXIS-Album gepasst hätte. Verbunden mit den harschen Vocals von Kai-Uwe Schneider und Matthias Eschrich entsteht allerdings kein Zweifel daran, dass SAXORIOR bei aller Melodie immer noch dem extremen Metal zuzurechnen sind. Und in der Tat, auch und gerade bei heftigeren Blastattacken werden die Parts nie sinnlos auf den schwarzmetallischen Effekt gespielt, sondern beweisen ein ums andere Mal das Gespür der Songwriter für schlüssige Melodien, die sich bald in die Gehörgänge des Hörers einbrennen.

Durch häufige Breaks und atmosphärische Parts an der richtigen Stelle wird der Spannungsbogen der Platte auf einem durchweg hohen Niveau gehalten. Und ja, zwischendrin kann man sogar kurz aufatmen ('A Special Event On The Market Play'), sich zu Marktgeräuschen und einer folkigen Passage ausruhen, nur um im Anschluss bei 'Sentenced To Death' von epischem Riffing und breit wabernden Keys – wie man es sonst eher aus Polen kennt – niedergebügelt zu werden. Bleiben wir noch einen Moment beim Keyboard, ist es doch zentral in die Songs eingebaut: Frank Nitzsche an den schwarz-weißen Tasten versteht es sein Instrument einmal quer über das Feld von gotisch angehauchtem Dark Metal bis hin zu klassischen Pagan-Metal-Leads laufen zu lassen. Das grenzt die Songs auch vom Gefühl von einander ab und passt sich gut mit den meist zweistimmig gespielten Gitarren ein.

Obwohl schon seit 1994 aktiv, sind SAXORIOR wohl eine der klassischen deutschen Underground-Bands. Vergleichbar mit Bands wie HOLLENTHON oder sogar früheren DIMMU BORGIR, gespickt mit Zitaten von BATHORY oder BERGTHRON, ist "Völkerschlacht" ein spannendes und ausgezeichnetes Werk geworden, welches unbedingt über die treue, aber kleine Fanbasis der Sachsen hinausgetragen werden muss. Jeder der sich mit harten Gitarren und epischen Keyboards identifizieren kann, sollte ein Ohr riskieren – viel falsch machen kann man da gar nicht.

Beendet wird dieses gewaltige Album mit den letzten Atemzügen eines einsam sterbenden Soldaten. In diesem Augenblick scheinen die vorangegangenen Songs wie das Vorbeiziehen der eindrücklichsten Erinnerungen aus seinem Leben. Der Kreis schließt sich und man ist sofort versucht, das Album direkt ein weiteres mal von vorne anzuhören. So muss epischer Metal klingen. Meine Meinung: SAXORIOR sollten mit diesem Album endlich wie der Phönix aus der Asche dem Underground entfliehen und richtig durchstarten – das Potential hat das Material.

Anspieltipps: Völkerschlacht, Executioner, Brave Helpers In Need, The Swedish Army

Link: http://powermetal.de/review/review-Saxorior/Voelkerschlacht,13592.html

Punkte: 8.5 / 10


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