Ich weiß noch, wie ich sie damals bei Veröffentlichung gleich zweimal bestellte, da mein damaliger Musiknerdzwilling auch mal vom norwegischen Schwarzstahlauflauf naschen wollte. Die LP-Version mit zwei klaren Scheiben war, soweit ich weiß, auf 1000 Einheiten limitiert und kam in einem schönem Klappcover. Ihm gefiel die Platte aber nicht sonderlich, da er sich etwas 'Bunteres' vorgestellt hatte.
Mir jedoch gefiel Volcano von Anfang an und sie rotierte auch recht oft. Zwischen den kargen, eisigen Riffs war auch durchaus Platz für verschiedene Effekte und Spielereien. Nur kamen diese nicht so häufig und offensichtlich vor, wie noch bei den ersten drei Alben. Überraschend gut gliederte sich auch der dezent verteilte Frauengesang von Anja Garbarek ein. Hier wurde kein untalentiert quietschendes Gör vorm Mikro platziert, sondern eine Dame mit diabolisch erotischem Flair in den Stimmbändern.
Während der Vorgänger Rebel Extravaganza aus dem Jahre 1999 schroff daher kam, eine Prise Industrial enthielt, aber nie so recht zündete, besann sich Volcano auf kompakte, wirkungsvolle Songs. Das garstig pointierte Gekeife von Satyr fügte sich exzellent in die präzisen Instrumentalsektion ein. Der Gitarrensound der Norweger gefiel mir nie besser als hier, eine paradoxe Mischung aus warm-röhrend und arktisch-splitternd. Eine Konsistenz die mitreißt und genüßlich an den Lautsprechern lecken läßt.
Was mich aber auch noch 10 Jahre später an diese Perle fesselt, sind die schon erwähnten Songs, die auf den Punkt serviert sind. Selbst das grandiose, viel wärmere Now, Diabolical muß mittlerweile diesem Eismonolithen in meiner Gunst weichen. Innerhalb einer Dekade haben sich restlos alle Tracks in meine Hirnwindungen eingenistet und versorgen mich mit euphorisierenden Botenstoffen. Im Moment bin ich sogar versucht zu sagen, das selbst mein SATYRICON-Liebling The Shadowthrone in seiner Gesamtheit nicht an die Perfektion von Volcano herankommt, aber wahrscheinlich befinde ich mich noch im Rauschzustand jenes süchtig machenden Giftes.
Wenn ich es mir recht überlege sind diese beiden Meisterwerke schwer miteinander vergleichbar. Während The Shadowthrone in dunklen, vernebelten Nächten seine Magie entfaltet, zeigt sich Volcano in der kühlen Realität des Tages von der besten Seite.
"Black Lava" ergießt sich gerade durch meinen Schädel und läutet das Ende ein. Das 14 Minuten lange Epos zeigt nochmal die Muskeln des Albums. Ein perverser Exzess, der zäh fließend den Zuhörer aus der hypnotischen Anderswelt spült. Auf der vierten Seite der LP gibt es zwar noch zwei, auf der CD nicht enthaltene Bonustracks, die man sich aber sparen kann. Sie stören das Gesamtbild einer Platte, die so unfassbar geil ist, das man daran verzweifeln könnte.
"Black lava you can't fight!"
Punkte: 9 / 10