Was einen erwartet zeigt sich bereits beim hervorragenen Titeltrack und Opener. Joakim Brodén leitet den Song über den D-Day mit seiner rauhen und für europäischen Power Metal ungewöhnlich tiefen Stimme ein. Aber das macht Sabaton aus, sie brechen mit den Tabus, mehr innovation wird man im Power Metal nur selten finden. "Primo Victoria" regt einfach nur zum mitgröhlen an und zeigt auch eine weitere Tugend von Sabaton: Alle Songs sind extrem eingängig. Doch wer nun simples Songwriting erwartet, der wird auch noch eines besseren belehrt werden.
Die Scheibe ist reich an Highlights. Eines dieser Highlights ist definitiv „Panzer Battalion“. Nach dem – wohlgemerkt überflüssigen – Orientalischen Intro feuert der Song eine erste Salve mit einem der erwähnten Riffs ab. Sehr komplex, schnell und dabei trotzdem eingängig. Ein kurzes übergelagertes Solo macht das ganze noch melodischer und schneller. Die beiden Gitarristen zeigen hier ihre Klasse. Erneut ist auch die Stimmgewalt von Joakim zu hören, welche gepaart mit dem Aggressiven Text noch mehr zum Vorschein kommt. Und es erscheint wirklich, als ob man bei der Stelle „Hear our guns go live“ das Feuern eines Panzer Battalions hört.
Auch im Midtempobereich, wie bei dem mächtig stampfenden „Wolfpack“, zeigen die Jungs was sie draufhaben. Der Song lädt zum Headbangen ein, und besteht damit die wichtigste Prüfung jedes Metalheads souverän. Es ändert jedoch nichts daran, dass Sabaton dann am besten sind, wenn sie das Gaspedal mehr durchdrücken. So zu hören auch bei „Into the Fire“, dem für meinen Geschmack bis heute unerreicht besten Song der Schweden. Auf einer Skala von 1 bis 10 hat dieser schon fast die 11 verdient. Auf ein zu langes Solo wurde dabei verzichtet, aber das war auch nicht nötig, denn die Gitarren sind auch so im Vordergrund: Das schnelle Hauptriff macht beim hören und beim nachspielen gleichermassen Spass und gehört zu den besten Riffs die ich bislang gehört habe. Und erneut ist der Mitgröhlfaktor enorm. Der Song zählt zu meinen absoluten Favoriten, nicht nur auf diesem Album und nicht nur von Sabaton.
Etwas ironisch finde ich dann den Abschluss mit Metal Machine. Sabatons Tribute Song an die Legenden des Metal bzw. Ihren Songs. Zahlreiche Klassiker, die in der Sammlung jedes Metalheads unmöglich fehlen dürfen, werden in diesem sehr unterhaltsamen und durchaus auch geschickt geschriebenen Song zu Ehren des Metal erwähnt. Was ich daran ironisch finde? Diese Tributes gibt es immer wieder, aber selten von einer Band, die selbst das Potential dazu hat, später Stammgast in diesen zu sein. Wenn in 20 Jahren eine Power Metal Band einen Song mit den besten Metalbands oder -Songs schreibt, bin ich überzeugt, dass Sabaton dort keinesfalls fehlen darf.
Warum 9,5? Viel gibt es an diesem Album nicht auszusetzen. Es hat absolute Weltklassestücke drauf, das Zusammenspiel der Band ist exzellent und die Durchschnittsqualität gewaltig. Abzüge gibt es höchstens für das bei mir überhaupt nicht hängen bleibende „Reign of Terror“ und das zu ruhige „Purple Heart“ - obwohl dieses auch genau so richtig ist. Der Song ist einfach an sich nicht auf einem Level mit den zahlreichen Highlights dieser Scheibe. Doch dafür hätte ich auch die 10 ausgepackt, ich gebe „nur“ 9,5 Punkte, weil man Sabaton nur Live richtig erleben kann. Ich habe noch keine andere Band gesehen, welche mit solcher Energie so viel Stimmung erzeugt. Leider fehlte beim bisher einzigen Liveauftritt, den ich von ihnen gesehen habe, mein Favorit – doch Songs wie Panzer Battalion und Primo Victoria gehören genauso dazu. Wenn Sabaton auftritt, werde ich immer wieder in der ersten Reihe stehen, denn für mich sind sie bereits heute eine der besten Power Metal Bands dieser Generation.
Punkte: 9.5 / 10