Der Eindruck hat sich mit dem Album nur noch verstärkt. Mit dem Titeltrack beginnt das Album gleich enorm energiegeladen, die Keyboardmelodien sind eingängig und Prägend wie schon auf den anderen Scheiben der Jungs aus Falun, Joakim brüllt mit roher Gewalt ins Mikro und die Gitarren dröhnen im hintergrund schnell dahin, ehe sie sich dann in einem extraklasse Solo eindeutig herausheben. „Kein Metal“? Nur wegen fetten Keyboardklängen? Der Song ist schnell, kraftvoll, eingängig und gespickt mit Sabaton Typischem Pathos, wem dies auf den alten Alben nicht gefiel, der soll die Finger von der Band lassen, die anderen jedoch müssten ihre helle Freude an solchen Songs haben. Sabaton war immer so und werden so bleiben, ihre Fans lieben sie gerade Live für diese extrem kraftvollen Auftritte, wer damit nichts anfangen kann und die CD trotzdem kauft ist selber schuld.
In „Midway“ donnern dann kraftvolle Riffs dem Hörer um die Ohren, der Song ist allerdings für mich einfach zu kurz um sich festzusetzen. Wie schon der Opener haut Midway in die Uptempo Kerbe sorgt mit Chören und Keyboards im Chorus für mächtig Bombast.
„Uprising“ ist dann jedoch ein Midtempo Song. Nach dem riesigen Erfolg von „40:1“, vor allem in Polen, war ein weiterer Song mit polnischem Thema unausweichlich. „Uprising“ handelt vom Warschauer Aufstand gegen die Besetzungstruppen von Nazi-Deutschland. Die Musik ist erneut sofort im Ohr und setzt sich dort auch fest, das etwas langsamere Solo mit dem anschliessenden Zwischenstück baut Spannung auf, bevor Joakim wieder einsetzt. Wahnsinn, wie viel Gewalt dieser Mann in seine Stimme bringt. Keine Frage, dass er die Seele von Sabaton ist.
Das merkt man auch bei „Screaming Eagles“, bereits in den Making of Videos teilweise vorgestellt. Erneut: Wer sich nicht an konstanten Keyboardspuren stört, der wird an diesem Song riesige Freude haben. Genau dort liegt der Hund das ganze Album über begraben. Denn die Songs haben alles, was Sabaton auszeichnet und in den letzten Jahren so erfolgreich machte, das Problem wird höchstens sein, dass es nicht mehr neu ist. Dass der Stil polarisiert, war schon immer klar, nur dass die Kritiker nun keine Gnade mehr kennen.
Der Umstrittenste Song, „The Final Solution“, ist seltsamerweise der meistgelobte. Es ist schwer, einen Song über den Holocaust so darzubringen, dass die Musik und nicht die Thematik im Vordergrund steht. Davor sind Sabaton noch nie zurückgewichen, zum Glück, denn Musikalisch wird dadurch ein weiteres Highlight geschaffen. Trotzdem will man wohl niemanden vor den Kopf stossen, und den Song daher live nicht vortragen. Ein weiterer Beweis dafür, dass Sabaton keineswegs politische Interessen in ihren Songs darbringen wollen, sie schreiben einfach Songs über einen effektiv geschehenen Teil unserer Geschichte. Auch hier gilt: Wer die Ereignisse des 2. Weltkrieges lieber vergessen will anstatt sich mit ihm zu befassen, der mache einen weiten Bogen um Sabaton.
Wenn man nicht zu diesen gehört, dann hat das Album kaum Ausfälle, aber umso mehr Höhepunkte, wie auch das nun anstehende „Aces in Exile“. Mein persönlicher Favorit ist jedoch „White Death“, eine Geschichte über den Finnischen Scharfschützen Simo Häyhä, der mit 505 bestätigten Tötungen der vermeindlich beste Sniper der Geschichte war und sich den Nicknamen White Death während des Winterkrieges (Bereits auf der letzten Scheibe mit „Talvisota“ thematisiert) erarbeitete. Der Song erinnert mit dem Gitarrenlastigen Riffing stark an Songs wie „Panzer Batallion“ und „Into the Fire“, für mich nach wie vor die mitunter besten Songs in Sabatons Discographie.
Ebenfalls gibt es noch ein Metal Tribut, „Metal Ripper“. Dieses ist widerum der direkte Nachfolger von „Metal Machine“ und „Metal Crüe“, ebenfalls zwei Geniestreiche. Obwohl der Song in Sachen Musik diesen in nichts nachsteht, er hat nicht die gleiche Qualität wie seine Vorgänger. Schade, denn so wird es trotz des erneut starken Gitarrenspiels und Joakims Stimmgewalt einer der schwächeren Songs des Albums.
Fazit: Wer ein Problem mit Coat of Arms hat, hat ein Problem mit Sabaton. Wer ein Problem mit Sabaton hat, der hat dies nicht erst seit Coat of Arms, was erneut die Frage aufwirft, warum viele Lobeshymnen sich plötzlich in vernichtende Kritik verwandelten, denn wenn man die Keyboards und die Kriegslyrics akzeptiert oder gar mag, was ich auch auf der Art of War als Pflichtaufgabe für den Fan genannt hätte, dann ist „Coat of Arms“ wohl abgesehen von Primo Victoria das beste Album der Bandgeschichte. Es ist eben die angesprochene Polarisierung, wer Sabaton mag, der darf bedenkenlos zugreifen. Ich kenne sogar einige, die erst durch dieses Album wirklich von ihnen überzeugt wurden. Wer damit jedoch nichts anfangen kann, der lasse die Finger von Coat of Arms. Sabaton sind Kriegslyrics, Keyboards, Starkes und oft schnelles Riffing mit geilen Soli und brachialem Gesang. Für mich, der dies mag, eine hervorragende Scheibe.
Anspieltipps: Coat of Arms, Uprising, Screaming Eagles, The Final Solution, White Death
Punkte: 9 / 10