Running Wild Shadowmaker (2012) - ein Review von Akhanarit

Running Wild: Shadowmaker - Cover
7
7 Reviews
49
49 Ratings
4.84
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal, Power Metal


Akhanarit
18.05.2015 21:04

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich ein wenig Angst hatte, überhaupt in "Shadowmaker" reinzuhören, nachdem in diversen Magazinen und vor allem im Internet teils vernichtende Kritiken zu dem vierzehnten (!!!) Studioalbum von RUNNING WILD abgegeben wurden. Dass Rolf nach "The Brotherhood" und "Rogues En Vogue" die Segel gestrichen hat, leuchtet absolut ein, denn auch wenn diverse Songs durchaus zu gefallen wussten, wurde die Produktion von Mal zu Mal schlechter, wenn nicht gar katastrophal. Als ich dann doch mal den Opener 'Piece Of The Action' ancheckte, war meine Angst wie weggeblasen. Geiler Track, wenn auch ziemlich ungewöhnlich für RUNNING WILD-Material. Anstatt wieder über angebliche Nicht-Drummer etc. zu debattieren, hat man diesmal gleich komplett auf diese Angaben im Booklet verzichtet und lediglich Peter Jordan taucht als vertrauter Name aus der Vergangenheit auf. Im Prinzip ist RUNNING WILD ja eh seit Jahren nur noch eine Ein-Mann-Band mit Mietmusikern. Und wenn die Kompositionen und der Sound stimmen, ist mir prinzipiell völlig Latte, ob da nun Drums programmiert oder eingespielt wurden, solange das live nicht auch so gehandhabt wird und man nur einen mit Namen beschrifteten Speaker vorfindet.

Doch hier sind wir schon beim Knackpunkt dieser Scheibe. Nach dem tollen Opener fällt 'Riding On The Tide' ganz schön ab. Verglichen mit früheren Knallern ('Lead Or Gold', 'The Privateer') ohnehin. Es wäre schon einiges gerettet, wenn man hier nicht on the tei-i-eid riden würde, sondern einfach mal wieder vernünftig über die Ozeane schippern würde. Sprich: mit Knoten bei der Geschwindigkeit und nicht in der Stimme! 'I Am Who I Am' ist wieder so eine Nummer, die man so von RUNNING WILD nicht erwartet hätte, die auf der anderen Seite aber wenigstens wieder mehr Drive durchblicken lässt und sich prima bei Songs wie 'Crossfire' einreihen kann. Wenn man sich die kleine Mini-DVD mal zur Gemüte führt (enttäuschend, vor allem die Track by Track-Kommentare, bei denen bei allen Stücken unterm Strichnur gesagt wird, dass die Hookline geil sei und man das ja mitgrölen könne. Sag doch gleich: "Ja, das ist ein Song, den ich auch geschrieben habe. Punkt.") und dann hört, dass sich bei Rolf durch 'Locomotive' etliche Tonnen Stahl im Oberstübchen bewegten und das Ding ja voll der Brecher geworden ist, muss ich mich aber dann doch ganz schön wundern. Ich weiss nicht, wie vielen es noch so gegangen ist, aber das hier kann man schlecht mit einem Wort wie Power assoziieren. Es ist bestenfalls ein netter kleiner Filler, der vielleicht noch mehr Spass machen würde, wenn Herr Kasparek da nicht bei sich selbst und im Speziellen bei "Death Or Glory" geklaut hätte. Nur weil man das Riff von 'Renegade' minimal abwandelt und zudem langsamer spielt, hat man noch lange nichts neues geschrieben. Ich schätze, dass 'Renegade' schon eine ganze Weile weder gehört noch gespielt wurde und mittlerweile in Vergessenheit geraten ist.

Da habe ich dann doch wieder mehr Spass mit 'Me & The Boys'. Klar, an sich hat das nichts auf einem RUNNING WILD-Album zu suchen, was es aber noch lange nicht zu einem schlechten Song macht. Gerade live auf Festivals kann es nie schaden, auch ein paar derartige Nummern im Programm zu haben. Besoffen geht sowas runter wie Öl! 'Shadowmaker' würde ich schon fast als bei GRAVE DIGGER geklaut entlarven ('House Of Horror' von der "Symphony Of Destruction"-EP), ich bin mir nur noch nicht ganz schlüssig, ob man da nicht auch den Megadave zitieren könnte (captive honour ain't no honour...). Hier zeigt der Daumen dann doch eher nach unten. Welch ein Glück, dass man noch 'Sailing Fire' im Gepäck hat. Sicher, an alte Glanztaten reicht auch dieses Stück nicht heran, ist aber absolut solides Futter. Auch 'Into The Black' wird dann einfach durchgewunken. Gut, jedoch nichts Besonderes. Dass man sich aber dann ausgerechnet mit dem Rausschmeißer 'Dracula' selbst ein Bein stellt, ist dann doch ein kleiner Schock. Diese Nummer passt so gar nicht zu der einstigen Metal-Institution und auch kompositorisch wirkt der doomige Touch eher befremdlich und sehr simpel gestrickt. Die Lyrics animieren dann zusätzlich zum Fremdschämen. Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen dezente Doom-Anleihen (habe die damals bei 'Mordor' auch abgefeiert), doch man hört dieser Scheibe wirklich an, dass an keinem Song länger als 30 Minuten gebastelt wurde. Wenn Rolf sich etwas mehr Mühe gegeben hätte und die Songs hätte reifen lassen, wäre "Shadowmaker" mit Sicherheit epischer ausgefallen. Natürlich habe ich nicht erwartet, dass man hier in die "Pile Of Skulls" oder "Black Hand Inn"-Kerbe schlagen würde, aber ich hätte mir zumindest "Victory"-Niveau gewünscht. Nun ja... Unterm Strich würde ich sagen, dass fast alle Experimente, also eher Band-untypische Stücke, mehr her machen, als vieles von diesen unausgegorenen Lückenbüßern und dem Möchtegern-Düster-Knubbelchen. Ich hoffe, dass ich dem Song mit dieser Umschreibung nun endgültig alles bedrohliche nehmen konnte!?

Dass das Cover eine Frechheit ist, da stimme ich absolut zu. Musikalisch ist "Shadowmaker" jedoch eher als durchsnittlich zu werten und für die Experimente gibt es einen extra Anerkennungspunkt. Fakt ist jedoch, dass ich wohl eher weiterhin "Death Or Glory" oder "Under Black Hand Of Skulls" (jahaaa!) aus dem Regal ziehen werde, wenn ich zwischendurch mal wieder eine Dosis RUNNING WILD nötig habe. Unterwegs lässt sich aber sicher der ein oder andere Track von dieser Scheibe via Playlist unterbringen, um "Shadowmaker" nicht gänzlich zu negieren.

Punkte: 7.5 / 10


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