Nach einer atmosphärischen Einleitung beginnt die Reise in zyklopische Ruinenstädte: von Eis und Schnee überzogen und unnennbare Schrecken, die in den nichteuklidischen Gewölben lauern, liegt der Gestank von uralten Blasphemien und ausserirdischem Grauen immer noch leicht in der Luft. Leicht erkennbar - die reinste Lovecrafthuldigung! Textlich muss H.P. selten herhalten, die Atmosphäre lässt sich aber am besten mit dem Horrorgiganten beschreiben. Würde Mountains of Madness einmal verfilmt, Dawn of the End würde den idealen Soundtrack liefern. Anders als manche, polierte Konkurrenzprodukte, Evoken beispielsweise, produzieren Runemagick ihre Alben brachial und roh, alle Instrumente sind quasi unbearbeitet. Das Schlagzeug tönt, als würde Molainen, der groovt wie die Hölle, direkt im Zimmer spielen. Die Songs haben fast etwas rituelles, wiederholen eingängige Melodien immer wieder und steigern sich in ein morbides Crescendo. Einen Song speziell hervorzuheben und als Anspieltipp zu empfehlen ist schwierig - das Album funktioniert als in sich geschlossene Einheit am besten. Die klaren Chöre in "Chthonic Temple Smoke" gefallen mir aber besonders gut. "Hits" sucht man vergebens. Den meisten werden die schleppenden Obeliskenriffs wohl zu monoton sein, anders als beispielsweise Khanate oder Disembowlement muss man sich aber hier nicht zuerst durch Lärmorgien hindurchkämpfen sondern bekommt eine relativ ruhige Soundlandschaft serviert, die einen mit ein wenig Geduld in dunkle bedrohliche Einöden führt. Genausogut kann ich den Vorgänger "Envenom" empfehlen. Aber wie gesagt, die letzten 5 Alben sind alle grandios.
Punkte: 9 / 10