Ann's Rolle am Mikrofon übernimmt Liv Warfield, bekannt von "Prince & The Revolution".
Musikalisch bietet "First Things First" ein ähnliches, mit etwas Südstaaten-Feeling angereichertes musikalisches Spektrum wie neuere "Heart"-Produktionen, z.B. "Fanatic" oder "Jupiter's Darling".
"Get Loud" - ein fetziger Protestsong mit Nancy-typischem Akkustikgitarrengerocke eröffnet mit toller Hookline, "Not Giving Up" wechselt zwischen heavy Riff-Rock und balladesken Strofen, wäre eine tolle und typische "Heart"-Nummer...
Etwas unspektakulär und in verschlepptem Tempo kommt "Hold On To My Hand" daher, gefolgt von "Even It Up" (vom 1980er "Heart-Album "Bebe Le Strange"). Dieses Cover basiert auf Piano und Akkustikgitarren. Der nächste Song heißt lustigerweise "Cover Each Other", naja, das wird wohl anders gemeint sein :-) Gesangsmäßig erinnert es mich etwas an Susan Tedeschi.
Nun folgt ein Kracher: "The Dragon". Das ist ein älteres Stück von Nancy Wilson, das bis dato aber unveröffentlicht blieb. Ich empfehle dringend eine You-Tube Suche nach "Nancy Wilson The Dragon" - da findet man eine affengeile Version mit Nancy ganz alleine auf einem Stuhl zu Hause mit Akkustikgitarre und einer extrem ergreifenden Interpretation dieses Stückes, welches um Drogensucht geht. Die Version auf diesem Album ist mit Band und fällt meines Erachtens gegenüber dem besagten Geniestreich etwas in der Intensität ab, ist aber dennoch eine super Nummer, vor allem wenn man die You-Tube Version nicht kennt. "Insaniac" ist der nächste Höhepunkt: Krachender Heavy-Rock mit geiler Hookline und tollem Gesang: die Liv hats auch drauf, keine Frage! Nun wieder ein Heart-Cover: "These Dreams" - Nummer 1 in USA 1985, soll wohl verkaufsfördernd für dieses Album sein? Liv Warfield hilft Nancy bei den allerhöchsten Passagen im Gesang aus. Man wird eben nicht jünger :-(
"MInd Your Business" ist - nun, wie heisst dieser Stil? - irgendwie aus den US-Südstaaten, kann ich nicht ganz zuordnen, würde aber auch den vorher schon erwähnten Tedeschi-Trucks gut anstehen. Die einzige echte Ballade, gospelig angehaucht, beschließt das Album: "Never Say Die".
Ein tolles Album, mit Herzblut eingespielt, prima Songwriting - falls man anstatt dessen aber eine neue Co-Produktion der Wilson-Schwestern daneben vorstellt - letztlich doch überflüssig: Nancy ist spitze, Ann auch, doch zusammen schenken sie uns Musik vom anderen Stern. Hoffentlich besinnen sie sich recht bald wieder drauf, die biologische Uhr tickt schon laut (Jahrgang 1950 bzw. 1954).
Abgesehen davon ist "First Things First" eine saustarke Rockplatte!
P.S. vom 15.02. 2019 kaum 2 Tage nach Schreiben der Rezension: Juhu, die Heart-Schwestern haben eine neue Tournee angekündigt ( nur in USA allerdings)! Lesen die etwa Musik-Sammler Rezensionen und befolgen meine Appelle? :-)
Punkte: 7.5 / 10