Und Rammstein führen ihre Dominanz im nationalen und internationalen Musiksektor weiter fort. Was hat sich also in diesen drei Jahren, die zwischen den beiden Alben liegen, getan? Insgesamt läuft es immer noch ähnlich wie zu "Mutter"-Zeiten ab. Epische, schleppende Songs wie "Stein um Stein" oder der Titeltrack wechseln sich mit harten Stampfern ab ("Mein Teil", "Morgenstern"). Mit "Ohne dich" ist ebenfalls eine Ballade auf dem Album vertreten, welche es dieses Mal sogar zu einer Singleauskopplung inklusive Video gebracht hat.
Rammstein begeben sich mit "Reise, Reise" verstärkt in internationale Gefilde. So wird zum Beispiel auf "Amerika", teilweise Englisch, gesungen und für "Moskau" engagierte man die russische Sängerin Viktoria Fersh, welche im Refrain ein paar Zeilen auf Russisch trällern durfte. Das einzige, was an "Amour" multikulti ist, ist zwar sein Name, aber es ist dennoch eine Erwähnung wert.
Lindemanns Gesang ist, wie auch schon auf dem Vorgänger, variabler geworden. Er kann natürlich immer noch seine grollende, markante Grundstimme zum Einsatz bringen. Mittlerweile hat der damals 41jährige allerdings auch eine sanfte Tonlage drauf, wo er sogar auf das Rollen des "r" verzichtet. Dies gibt insbesondere "Ohne dich" einen ganz besonderen Touch, vor allem weil er seine Stimme im Refrain etwas erhebt.
Auch textlich hat man sich etwas verändert. Insgesamt wird nicht mehr ein ganz so hartes Schlachtfest präsentiert. Lediglich in "Mein Teil" geht es mit der Aufarbeitung des Falles des Kannibalen aus Rotenburg von 2002 etwas deftiger zur Sache, allerdings mit der natürlichen Portion Zynismus. Der "Dalai Lama" ist eine Adaption des Erlkönigs von Goethe und "Los" eine sehr verspielte Aufarbeitung der bisherigen Bandgeschichte. Insgesamt macht dies das Album sehr abwechslungsreich.
Fazit: Okay, es geht nicht mehr so derbe zur Sache wie zu Anfangszeiten. Ja, Rammstein sind ruhiger geworden. Doch ich frage mich immer wieder, warum das so viele Leute stört. Mir jedenfalls gefällt "Reise, Reise" ziemlich gut, wenngleich es im Vergleich zum Vorgänger etwas nachgelassen hat. Nichtsdestotrotz ist es ein typisches Rammstein-Album, welches nicht nur für Fans einen Blick wert ist.
Punkte: 8.5 / 10