So finden sich auch weder große Auswahlmöglichkeiten (strenggenommen gar keine!), DVD-Menüs, Extras oder was man eben sonst so von 'ner handelsüblichen DVD gewohnt ist... Wurde die Scheibe erstmal in den Player bugsiert, steht man wenige Sekunden später direkt vor der Bühne des Rock in Rio Festivals, welches nach 1985, 1991 und einer zehn Jahre andauernden Pause zum insgesamt dritten Mal veranstaltet wurde... Und mit Bassist und Keyboarder Mike Mills, Sänger Michael Stipe, den Gitarristen Peter Buck und Scott McCaughey, Keyboarder Ken Stringfellow und Trommler Joey Waronker bestiegen am 13. Januar die Alternative Rocker aus Athens, Georgia die imposante Bühne in der brasilianischen Millionenmetropole, welche mit "Finest Worksong" auch gleich mal richtig gut losfeuern - gefolgt vom ersten stümperhaften Kameraschnitt und "What's The Frequency Kenneth?" - beide genannten gehören seit jeher zu meinen R.E.M.schen Lieblingstiteln...
Ach ja, das mit diesen eigenartigen Schnitten zieht sich dann übrigens auch wie ein roter Faden durch das ganze Konzert... Und auch wenn das schon ziemlich amateurhaft wirkt, ist es wohl dennoch das kleinste Übel, was mich hier zum Naserümpfen verführt...
An der Performance und den Songs selbst gibt es sowieso nichts zu mosern, die spielen bis auf ganz wenige Ausnahmen samt und sonders Champions League...
Die Tonqualität dagegen bestenfalls Europa League, viel zu dumpf und kraftlos klingt das Alles... Entweder das, oder wie in "Pop Song 89", wo die DVD mal eben kurz mit einem kompletten Tonausfall glänzt...
Und die Aufnahmequalität?! Neben dem weiter oben angedeuteten Murks, ist das Ganze zumeist auch visuell irgendwas zwischen Oberliga Nordost und Polens höchster Spielklasse Ekstraklasa... Kaum zu glauben, dass das Konzert im Jahre 2001 aufgezeichnet worden sein soll...
Die DVD selbst ist aus dem Jahr 2009, wirkt erschreckenderweise dennoch wie eine VHS-Aufnahme von 1981... Da fallen die beiden popeligen und furchtbar überdimensionierten Logos an den oberen Bildrändern auch nicht mehr ins Gewicht... Das ist von A bis Z einfach ziemlicher Käse!
Äußerst schade, dass das was hier vielleicht als B-Note hätte einfließen sollen, letztlich derart penetrant auf mich wirkt, dass das eigentliche Event, mich an einem R.E.M. Konzertmitschnitt zu weiden, zwangsweise in den Hintergrund rücken musste...
Dennoch: Wenn man mal all die Schwächen ausklammert, scheint die Band an diesem Abend eine ganze Menge Spaß gehabt zu haben... Musikalisch scheint das auf den Punkt- und Michael Stipe in seinem Element zu sein... Er zelebriert und tänzelt mal wie eine Gazelle, mal wie ein Betrunkener auf feuchtem Marmorboden, mal wie ein Derwisch über die Bühne, spielt und interagiert mit dem Publikum... Einfach pures Charisma, dieser Kerl!
Daher soll das hier auch in keinem Totalverriss enden... Die Band macht halt einfach einen Heidenspaß!
Astrein auch, wie das Publikum (fast schon erwartungsgemäß) zum Klassiker "Losing My Religion" aus dem Sattel schnellt...
Und für Mike Mills' stilsichere Outfitwahl und Scott McCaughey's noch viel stilsicherere Gesichtsbehaarung gibt es obendrein noch einen halben Bonuspunkt...
Danke für's Zulesen!
Punkte: 3.5 / 10