Was auf "The Warning" Neues für die Metalszene vorhanden ist, sind ausgefallene Spielereien, Tempowechsel und professionelle Songstrukturen, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass besonders viel Wert auf Atmosphäre und dem "Atmen lassen" der Musik gelegt wird. Manche nennen dies bereits die frühen Ansätze des kommenden Progressive Metals. Und wenn man das jetzt ultrastreng betrachtet, dann haben wir 8 Jahre zuvor bereits auf Judas Priests "Sad Wings of Destiny" bereits all das hören dürfen, wenn auch nicht so metallisch.
Diese Elemente machen allerdings nur 20% des gesamten Albums aus. Der Rest der Lieder, sozusagen die Hauptpassagen, wie die Strophen und die Chorusse, sind fast schon Tributes to Iron Maiden. Ich kann es einfach nicht vermeiden, regelmäßig diese Vergleiche zu ziehen. In den hohen Gesangspassagen klingt Geoff Tate was unverwechselbar wie Bruce Dickinson. Ist natürlich nicht seine Schuld, das ist ja nichteinmal was Schlimmes, im Gegenteil. Die harten Riffs scheinen wiederkehrend, zumindest melodisch, an Lieder aus "Number of the Beast" oder "Piece of Mind" anzulehnen.
Das ändert allerdings nichts daran, dass "the Warning" dennoch ein großartiges Album geworden ist. Queensryche haben bereits mit diesem Album immerhin einen Grundstein für ihr kommendes Schaffen und für viele andere Bands gelegt. Auch wenn der Opener ein wenig zu erzwungen klingt, das darauffolgende "En Force" dürfte wohl eines der epischsten Stücke zu der Zeit gewesen sein. Auch "No Sanctuary" und das geniale "Take on Hold the Flame" funktionieren hervorragend, ehe der epische und wohl ausgefeilteste Song "Roads to Madness", wirklich alle Stärken des Albums gegen Ende nochmal in sich vereint. Dass die Idee einfach mit Melodien anderer Giganten des Metals (die zu dieser Zeit noch nicht alle Meisterwerke offenbart haben) umgesetzt wurde, ist hier also kein so großer Skandal.
Punkte: 7.5 / 10