Queensrÿche Queensrÿche (2013) - ein Review von Monolith

Queensrÿche: Queensrÿche - Cover
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20 Ratings
8.20
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Power Metal


Monolith
06.01.2016 13:56

Das Jahr 2013 bescherte uns neben einigen guten Alben und einer tragischen Menge an minderwertigen Alben auch viele Überraschungen. Neben der x-ten Reunion Black Sabbaths und ihrem ersten offiziellen Album nach '95 durften wir uns in diesem Jahr unter Anderem über 2 Queensryches freuen. Grund dafür war ein Rechtsstreit, der zwischen dem damaligen Sänger Geoff Tate und dem Rest der Band entbrannte, nachdem man seine Frau als Managerin entlassen hat. Das Ergebnis war ein Kräftemessen beider Bands, natürlich in möglichst sportlicher Form: sowohl "Geoff Tates" Queensryche als auch die Originalband, die sich Todd LaTorre als neuen Sänger "dazugewinnen" konnten (eine Band diesen Kalibers hätte fast jeden Sänger bekommen können) veröffentlichten im gleichen Jahr mit 2 Monaten Abstand ihre beiden Alben. Man hätte fast meinen können, dass beide Bands hier die Fans entscheiden lassen wollten, ob nun das Original oder Geoff Tates Version besser sei, allerdings kann ich nach dem Durchlauf beider Alben klar sagen, dass keine der beiden Bands es darauf auslegte möglichst Queensryche-treu zu bleiben und Nostalgien zu erwecken. Vielleicht Geoff Tate, der das auf seinem Album allerdings mit den Neuaufnahmen alter Lieder so offensichtlich und so unkreativ gestaltete, dass man sich als alter Fan der Band womöglich schämt.

LaTorre hatte auf diesem Album erstmals eine gesangliche Darbietung auf Albenlänge. Ich weiß nicht, warum man immer erwähnen muss, dass er 2 Jahre lang bei Crimson Glory tätig war, er hat dort nichts eingesungen und die Band selbst befindet sich mittlerweile wieder auf Eis. Das ändert allerdings nichts daran, dass er eine wirklich hervorragende Stimme hat - in den hohen Tonlagen erinnert er an Stu Block oder Tim Owens - und sein Gesangsstil abwechselnd kraft- und gefühlsvoll ist, worin er unter anderem auch stimmlich Lance King ähnelt. Die perfekte Voraussetzung für eine Band wie Queensryche.

Der erste Song "Where Dreams go to Die" könnte kontrastreicher nicht sein. Ein episch gestaltener Song mit einem Text, bei dem das Wort "Kampfansage" fast schon zu harmlos klingt, zumal man wirklich den Eindruck hat, dass gewisse Passagen gegen Tate persönlich gehen:

"Now I'm standing in the crossfire
Now I'm raising up my fist
And you'll pay for this"

"You thought you'd get away, but Karma made its move
The bad things that you've done, will be coming back for you
It's really sad that we're at the end, but my heart won't let me feel
No sympathy or pain for the outcome you've ensued"

Da könnte man schon heulend davonrennen, wären solche Zeilen auf einen selbst bezogen. Bei so einem Text kann man auch getrost auf jegliche Art heftiger Riffs verzichten. Diese hat sich die Band für das darauffolgende "Spore" gespart, ehrlich gesagt der erste Song des Albums, den ich mir angehört habe. Und verdammt nochmal dieses Lied ist die Verkörperung eines Ohrwurms! Eingängig, episch und energisch zugleich versetzt das Stück den Hörer in seinen Bann und machte mich enorm neugierig auf den Rest des Albums. Auch hat Todd LaTorre mit diesem Stück allein bereits seinen Platz bei Queensryche gesichert und wohl die Anerkennung alter Fans bekommen.

Die darauffolgenden Stücke hielten überwiegend das Niveau, auch wenn ich mit dem völlig unharmonisch geratenen Chorus von "Redemption" nicht wirklich klarkomme. Doch Queensryche haben sich mit ihrem selbstbetitelten Album (etwas, das auch einiges aussagt) wieder ihren Weg zurück zum Metal besonnen. Sowohl die RIffs als auch die Leads sind erstklassig, die Gestaltung eingängig und der Sänger trifft auch in dynamischeren Passagen durchweg die Töne, was man beim letzten Album ja nicht oft erleben konnte.

So hat er wirklich alles, was man braucht, um auf diesem Album ein Fest zu zelebrieren. Angefangen bei dem bereits erwähnten höchst theatralischen und zugleich düsteren "Where Dreams go to die", auf dem wirklich ein jedes Herz zu brennen beginnt, gefolgt vom wütenden "Spore", setzen Queensryche mit "In this Light" fort und schicken ersteinmal alle Schmuserocker in ihre Höhlen zum schämen. Wie Todd LaTorre im Refrain mit seiner Stimme wirklich Ohr und Herz bezirzt ist unglaublich. Zudem steht er völlig im Einklang mit den Riffs und schafft hier ein Gänsehautfeeling erster Güte. Hätte ich es vorher gewusst, ich hätte mir das Lied für mein erstes Date aufgespart!

Das rockige "Redemption" kommt sehr vertrackt daher und ist zugegeben wirklich die schwächste Nummer auf dem Album. Immerhin hat es einen netten Groove, aber der Chorus ist wirklich ziemlich unharmonisch gestalten. Daher kommt "Vindication" gerade recht, auf dem wir Queensryche sehr energisch hören und hier fast eine Art "Spore II" zu hören ist. Der Gesang ist wieder einmal phänomenal und die Art, wie die Gitarren die Stimmung und die Spannung aufbauen ist einfach atemberaubend!

Auf das etwas unheimliche "Midnight Lullaby"-Interlude folgt dann ein sehr tragisches Lied. "A World without" kommt so kalt und dennoch so herzzerreißend daher, dass man das Lied wahrlich nicht in einer schlechten Stimmung hören sollte. Ich musste das Lied desöfteren skippen, wenn ich mich schlecht fühlte, denn bei diesem überaus emotional monströsen Werk kann man in der entsprechend niedergeschlagenen Stimmung die Tränen wirklich nur schwer zurückhalten. Ein Meisterwerk, wenn auch wirklich keines, nachdem man noch gut einschlafen könnte!

"Don't Look back" und "Fallout" bringen wieder etwas Schwung in die Platte und treiben den Hörer ein wenig an. Dazu gibt es knackige und eingängige Refrains und sehr kräftige Riffs, die dafür sorgen, dass man so tief in den Liedern drin ist, dass sie zu schnell vorbei sind.

Den krönenden Abschluss bringt dann wieder ein sehr einfühlsames Stück: "Open Road" hat wohl eine der herausragendsten Zeilen, einem Menschen zu sagen "mit dir geht nicht, ohne dich geht nicht". LaTorres Gesang hat eine ähnliche Intensität wie bei "In this Light" und "A World without". Die Gitarren führen den Hörer auf eine Kahnfahrt durch einen dunklen See und während man unbesorgt und gespannt zugleich auf diesem Riffbett gleitet, führt LaTorre den Hörer langsam aber sicher an's Ende des Albums.

Für viele gingen die Original-Queensryche als eindeutige Sieger hervor, nicht zuletzt, weil die Band den Fans wieder das geboten hat, was sie so lange so sehnsüchtig erwartet haben. Auch schien der Rechtsstreit gewonnen und diese Band ist nun die one and only Queensryche. Das darauffolgende "Condition Hüman" wurde im Vorfeld mit etwas Nostalgie promotet, und ausgerechnet der Neuzugang Todd LaTorre verkündete in Interviews, dass das Album nach den Klassikern wie "Rage for Order" und "Operation Mindcrime" kommen würde. Wie es aussieht fährt die Band von nun an wirklich alle Geschütze auf, um die Fehler der letzten Jahre wieder gut zu machen.

Punkte: 9 / 10


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