Prinz Pi Illuminati (2010) - ein Review von WeGi

Prinz Pi: Illuminati - Cover
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1 Review
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2 Ratings
9.00
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Rap / Hip Hop



07.06.2010 01:28

“Am Tag danach wird niemand neugeboren/ freie Energie verwandelt sich in eine neue Form/ keine Tagebücher werden davon geschrieben”

Ich versuche diesmal eine andere Form der Review. Ich werde zu jedem der Tracks etwas schreiben und danach noch einige Gedanken zu dem Tonträger ergänzen.

Prinz Pi veröffentlichte dieser Tage seine Illuminati EP, die er exklusiv nur über seinen Online-Shop vertreibt. Hatte Pi schon immer viele Verschwörer-Referenzen, so packt er diesmal eine komplette 13 Songs starke EP voll damit. Kommen wir erstmal zu den einzelnen Tracks.

1. Grabstein (Intro)

Ein dahin wabernder Beat von dem Prinzen und den Royals setzt ein, während ein paar Takte später Pis ermüdete, leicht verzerrte Stimme einsetzt und uns erstmal einen Querschnitt durch sämtliche Mythen gibt, die er im weiteren Verlauf der EP behandelt. Ein Intro, dass sehr gut zur Konzept-EP passt.

2. Illuminati Reflux

Der einsetzende orientalische Beat irritiert erst mal, da man ihn vom Song “Illuminati” auf der TMHS II kennt. Allerdings setzt Pi diesmal sehr schnell mit den Raps ein und zwar mit einem diesmal zum Titel passenden Text. (Der Originalsong war mehr, oder weniger Battlerap). Pi fährt auch hier wieder die vollen Geschütze auf. Reptiloiden, geheime Logen, Anonaki, 20.12.2012 von vorne bis hinten. Eine Wundertüte für jeden Verschwörungsfreak. (Keinesfalls Abwertend gemeint, meine Freunde. ;) )

3. Illuminti Res Medias

Ein Remix von Illuminati Reflux – vielleicht etwas ungeschickt gesetzt an dieser Stelle der EP. Allerdings ist es mein Lieblingstitel der Ep, da der Beat von Big Flexx in Kombination mit den Lyrics von Illuminati Reflux so ziemlich alles abreißt. Der Beat ist zwar stark synthetisch, hat aber eine derart dichte Atmosphäre, die sich nicht hinter Sample-Beats verstecken braucht. Man fühlt sich wie auf einem Rundflug durch die Mythen unserer Zeit.

4. 2013 ft. Basstard

Ein weiteres Highlight der EP. Basstard, der Hauptvertreter des Horrocore in Deutschland und Meister der Atmosphäricschen Tracks, droppt hier einen wundervoll ironisch angehauchten, sozialkritischen und unglaublich stimmigen Part. “Ich führe Selbstgespräche, doch ich hab mir nichts zu sagen” Das Thema des Tracks ist wie der Titel sagt 2013, das Jahr kurz nach den Ereignissen des 20.12.2012, der angeblichen Apokalypse nach dem Maya Kalender, deren Geschichte Pi sehr schön erzählt. 2 0 1 3

5. Mann vom Mars

Eine Erzählung über die Menschheit aus den Augen eines Marsmenschen, der mitten unter uns lebt. “Eure liebe, Eure Kriege, Eure Bibel, warum nervt ihr mich mit diesem Kleinkram?” Beattechnisch treffen die Royals hier wieder den Microchip auf den Nacken. Der Beat ist eine Mischung aus 80er Jahre-Fernsehen-Raumschiffahrt und mysteriösen Orient-Gesängen.

Die Single gibt es übrigens zum kostenlosen Download, wenn man sich im Newsletter einträgt.

6. Die letzte Frage

Die Geschichte eines mysteriösen Auftragskillers, den sich Dan Brown nicht hätte besser ausdenken können und dessen Taten auf ihn zurückkommen im letzten Gefecht gegen seine ehemaligen Kollegen. So grandios die Lyrics sind, so schwer zugänglich ist dieser Track, da der Beat das Flowen extrem schwer macht und man deshalb angestreng zuhören muss.

7. Die Party ist over ft. Justus

Eine wunderbare Parodie auf ignorante “Nach mir die Sintflut”-Menschen aus Perspektive der selbigen. “Unsere Enkel werden weinen / Sorry das wars / Die Party ist over / war so lala/ Es ist unsere Schuld, der Planet ist im Arsch / werdet erwachsen, zieht auf den Mars“. Vielleicht bin ich nur Fanboy, aber es ist auch schön mal wieder etwas von Justus zu hören.

8. Wenn es Nacht wird ft. Grzegorz

Ein sozialkritischer Text über die Menschen, die Feiern bis zum Absturz als Mindestziel ansehen. Der WassBass-Beat lässt einen auch passend so fühlen, als wäre man auf irgend einem schlechten Trip, alles scheint auseinander zu gleiten um im nächsten Moment von der anderen Seite wieder zu kommen. Wenn man mir gerade nicht folgen kann, war wohl noch nie auf einem schlechten Trip, seid froh drum. :D Der Gesang von Grzegorz ist ganz ok, er trifft zwar nicht alle Töne, aber seine Stimme, die so auch in einer Metal-Band auftauchen könnte untermalt den merkwürdigen Beat auch ganz gut.

9. Ob ich will, oder nicht

Ein Liebessong der richtig abgefuckten Art. Abhängigkeiten, Hassliebe, Verzweiflung, Schmerz. Alles was man braucht um richtig auf die Kacke zu hauen – zwischendrin fragt man sich, ob es überhaupt um eine Frau geht, oder um einen Fluch. Sogar ein Shakespeare-Zitat ist enthalten: “Wir machen das alte achtbeinige Tier”

10. Unendlich sein ft. Casper

Der einzige Track, der nicht 100% in das Gefüge passen will. Ausgestattet mit einer Mitgröhl-Hook und einem poppig angehauchten Synthie-Beat, reißt es einen regelrecht aus der Atmosphäre des Tonträgers. Die Texte holen einen dann, aber ein Stück zurück. Eine Mischung aus Scheiß auf alles und Sehnsucht nach den Taten, die einen auf ewig im Gefüge der Unendlichkeit verankern.

Die 3 Bonustracks, sind bis auf das neu aufgenommene “Nie wieder” mit Casper nicht wirklich zündend und deshalb wohl auch nur Bonustracks.

Das Konzept der EP geht voll auf. Man taucht am Anfang in eine Welt der Mythen ein um dann andauernd irgendwo zwischen manchmal mehr, manchmal weniger subtiler Sozialkritik und Verschwörungen herum zu taumeln. Es fühlt sich alles ein bisschen Vintage, ein bisschen 2013, ein bisschen verloren ins einen Gedanken an. Dafür sorgt auch nicht zuletzt der sehr homogene, stimmungsvolle Soundteppich, der hauptsächlich von den Royals geknüpft wurde.

Die Aufmachung der CD ist sehr schick. Das Artwork ist komplett im Vintage-Stil gehalten, das Papier des Bookletts ist so ähnlich wie das alter Bücher, ich weiß gerade nicht wie ich es beschreiben soll. Alles ist voll von lateinischen Sprüchen, Verschwörersymboliken und liebevollen Details, wie etwas dem Prinz Pi Logo und folgendem Schriftzug darunter: “*1979 – †2013″.

Für Prinz Pi Fans eine 100% Kaumempfehlung – für Rapfans, wenn sie auf diese Art von Rap stehen – für Fans anderer Genres, da müsst ihr selber urteilen. Ach, what the heck, kauft es euch alle, es ist wunderbar! JURARE IN VERBA MAGISTRI.

Punkte: 9.5 / 10


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