Picture Every Story Needs Another Picture (1986) - ein Review von gravedancer

Picture: Every Story Needs Another Picture - Cover
1
1 Review
6
6 Ratings
7.75
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Hardrock


gravedancer
22.01.2024 12:12

PICTURE werden auf diversen Stickern, die man auf den CD-Bundle-Re-Releases hinterlassen hat, als erste niederländische Heavy Metal Band beworben. Quasi das Pendant zu ACCEPT in Deutschland. Ob das stimmt, kann ich nicht wirklich beurteilen. Tatsächlich sind mir da gar nicht so viele aus der Zeit bekannt (Nachholbedarf). Geht man aber davon aus, dass das erste Album bereits 1980 erschien, so ist das durchaus nachvollziehbar. Zum Vergleich, die ganzen deutschen Bands waren ja damals gerade einmal im Begriff, gegründet zu werden und legten ihre Debüts ein paar Jahre später erst nach Mit Ausnahme der deutschen Vorreiter ACCEPT natürlich, bei denen ich es hier als lupenreines Heavy Metal Outfit einmal belassen will.

Hier haben wir jetzt nach immerhin schon ganzen 5 guten bis sehr guten Alben im Jahre 1986 also den sechsten Langspieler vorliegen und in der Zwischenzeit hat sich doch so einiges getan. Vor allem einen hohen Sängerverschleiß hatte man zu verzeichnen und so war mit Bert Heerink bereits Sänger Nummer 5 am Start (auf den Alben vorher zu hören gab es aber nur drei weitere). Auch musikalisch entwickelte man sich vom eher noch hardrockigen Debüt über die dann 3 folgenden klassischen Heavy Metal Outputs (inklusive deren bekanntestem und vermutlich auch erfolgreichstem "Eternal Dark") wieder eher in Richtung Hard Rock. Der Vorgänger "Traitor" sollte an den Erfolg der großen Stadionrock Bands der Staaten anknüpfen und beinhaltete melodische, teilweise regelrecht weichgespülte Mitsing-Refrains und ultrafette, ewig nachhallende Snaredrum Schläge (ZZ TOPs "Afterburner" lässt grüßen).

Nun war man aber dann noch einen Schritt weiter gegangen (oder zurück, je nachdem). Letztes verbliebenes Mitglied der Alben davor war Bassist Rinus Vreugdenhill und so kam es, dass das hier vorliegende "Every Story Needs Another Picture" sich produktionstechnisch und stilistisch vor allem an britischen Hard Rock Bands der frühen 70er, wie DEEP PURPLE oder URIAH HEEP orientierte. Heraus ragen dabei Stücke wie der Opener 'Battle Cruiser' der mit einem unüberhörbaren Ritchie Blackmoore Riff daher kommt und auch in den Gitarrensolos diesen eindeutig abfeierte. Ein Gipfel des Ganzen war dann Song Numero drei, der im Aufbau eine Hommage an 'Woman From Tokyo' zu sein scheint und das teilweise so offensichtlich und rotz frech, dass Herrn Blackmore selbst sicher das Messer in der Tasche aufgegangen wäre. Aber ob die Musik soweit vorgedrungen ist, wage ich zu bezweifeln... Immerhin spricht es nicht für den Erfolg des Album, dass es bis zum heutigen Tage kein Re-Release gegeben hat, bis auf ein Bundle in Form einer CD mit dem vorerst letzten Album der Band, betitelt "Marathon", auf dem man den Erfolg dann mit absurd kitschigem in Keyboards ertränktem Schnulzen-Rock erzwingen wollte. Der Erfolg blieb freilich aus und die Band löste sich folglich auf, um dann erst 20 Jahre später mit klassischem Heavy Metal, der längst wieder salonfähig geworden war, an die Glanztaten der frühen 80er anzuknüpfen. Doch Moment, wieder zurück zu diesem Knaller hier. Natürlich verstecken sich noch ein paar andere tolle Hörerlebnisse auf dieser Platte. Denn mit 'She Was Made For Loving' klaut man erneut schamlos, dieses Mal bei ZZ TOPs 'Gimme All Your Loving' und auch hier sowas von absurd offensichtlich vom Eingangsriff, über das Break bis zum folgendem Solo, dass ich nicht weiß, ob ich das mega toll oder absolut scheiße finden soll. Ich finde es mega toll! Der eine oder andere wird sicher auch in den verbleibenden 4 Songs noch einen Bezug zur erfolgreichen Populär-Rockmusik der 70er und 80er herstellen können. Gerne würde ich Rezensionen aus dieser Zeit dazu einmal nachlesen. Insgesamt empfinde ich für die Scheibe trotz der offensichtlichen Raubkopien große Sympathien, was auch an einem großartigem Sänger und einem hervorragenden Gitarristen liegt.

Leider gibt es, wie bereits erwähnt, heute nur noch die 40 Jahre alten Erstauflagen in Form von Kassetten und Schallplatten und die längst vergriffene CD mit dem zu vernachlässigendem Marathon-Album. Ein Re-release wäre also höchst begrüßenswert, da man heute sicher besser darüber schmunzeln kann, als noch damals, als die Originale noch nicht so weit weg waren (der ZZ TOP Klassiker "Eliminator" erschien ja nun nur 3 Jahre vorher und war also noch brandaktuell). Da ich die Platte nicht nur in höchstem Maße amüsant, sondern auch musikalisch sehr ansprechend finde, bin ich nicht zimperlich und vergebe 8 Punkte! Ein reinhören lohnt also. Digital ist das Album übrigens auch u.a. bei Amazon zu haben, dort allerdings unter dem Namen THE PICTURE.

Punkte: 8 / 10


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