Mit leicht dissonanten, verzerrten Gitarren und einem hintergründigen, dämonischen Knurren als Intro geht’s los, bevor dann das erste fette Riff aus den Boxen dröhnt und wummert. Man merkt gleich, dass die Band überhaupt keine Gefangenen macht, sondern sofort auf die Nackenwirbel der Hörer abzielt. Der Gitarrensound ist druckvoll und schwer, dazu aber stark verzerrt, was gleich eine gewollte extreme oldschool-Underground-Attitüde erweckt. Und trotz des etwas verwaschen klingenden Rhythmus-Klampfen-Sounds kommen die Gitarren-Soli immer ziemlich klar und schneidend aus den Boxen.
Das Grundgerüst der Musik ist Thrash in seiner wohl ältesten Form. Die Song-Gerüste und Strukturen lassen mich teilweise an „Kill ’Em All“ oder auch „Bonded By Blood“ denken, wobei PATECABRA aber noch etwas simpler, durchaus jedoch genauso effektiv zu Werke gehen. VENOM ist als Einfluss sicherlich auch zu nennen. Neben vielen gelungenen Thrash-Riffs, die einem zugegebenermaßen durchaus das ein oder andere mal bekannt vorkommen, sorgen Tempo-Wechsel, einige kurze, aber gelungene und melodische Soli (anders als bei SLAYER) für Abwechslung und einen hohen qualitativen Anspruch.
Die Musik erinnert neben den oben angesprochen Vergleichen an uralte SODOM (besonders einige bestimmte Gitarrenleads) und ganz alte SEPULTURA, nur dass es hier (die Technik der Neuzeit macht’s möglich) zum Einen druckvoller scheppert, zum Anderen die ganze Sache aber schon ziemlich stark verzerrt ist. Das trifft auch auf den Gesang zu, der leicht krächzend, im Hintergrund gehalten und ebenfalls sehr verzerrt und zudem hallend ist. So in etwa stelle ich mir KREATOR-Mille in den Achtzigern vor, wenn er Black Metal gemacht hätte. Auffällig ist zudem, dass die gesamten Lyrics in chilenisch bzw. spanisch verfasst sind.
Die Songs selbst unterscheiden sich rein stilistisch nicht besonders, auf extravagante Sachen wie eine Ballade oder besonders ungewöhnliche Songstrukturen wurde verzichtet. „Las Brujas Danzan En Extasis“ ist ein extrem schnell geratenes Instrumental, das sich in anderem Soundgewand auch ganz gut neben „Whiplash“ und „Metal Militia“ auf der „Kill ’Em All“ machen würde. Die Bandhymne „Patecabra“ ist ebenfalls teilweise sehr rasant geworden, hat allerdings einen schön gemäßigten, eingängigen Mittelpart und wartet zudem mit sehr gelungenen Gitarrenmelodien und –solos auf. Die meiste Zeit über aber gibt es hier auf dem Album Vollgas bis zum Anschlag, und es werden keine Gefangenen gemacht. Man müsste sich nur ein paar Kumpels einladen, seine uralte speckige Kutte rauskramen, das Dosenbier kalt legen, und schon könnte man hervorragend nur zu diesem einen Song die eigene Bude abreißen. Ganz große Musik-Kunst!
Neben gelungenen, eingängigen und melodischen Gitarrenleads gibt es allerdings auch das ein oder andere recht dissonant klingende Gitarreneinsprengsel, das für etwas Abwechslung sorgt und deshalb nicht ganz fehl am Platze ist. Man hätte aber auch drauf verzichten können. Ansonsten gibt es kaum etwas zu meckern. Die Qualität der Songs nimmt im Laufe der CD nicht ab, so dass es überhaupt keinen Ausfall zu beklagen gibt.
Ganz sicher wird hier das Rad nicht neu erfunden. Aber genauso sicher ist auch, dass diese Art Musik heutzutage nur noch von ganz wenigen Bands, und wenn dann im Underground, gespielt wird, was dieses Album noch einmal zusätzlich aufwertet. Die Musik kommt sehr authentisch rüber, man fühlt beim Hören, dass Lujuria Morbida den Oldschool-Spirit lebt und atmet. Technisch gibt es auch (trotz des Drumcomputers, der wirklich in Ordnung geht) nichts auszusetzen, für eine Ein-Mann-Band ist hier alles absolut im grünen Bereich. Und auch das Cover ist schön klischeehaft und absolut passend. Dieses Album scheißt auf alle Trends und macht im Prinzip da weiter, wo SODOM und SEPULTURA nach ihren ersten Demos aufgehört haben. Das hier ist Musik, die allen Extrem-Traditionalisten, Oldschool-Metallern und Nostalgikern gefallen dürfte.
Punkte: 8.5 / 10