Pain Of Salvation Scarsick (2007) - ein Review von Kubi

Pain Of Salvation: Scarsick - Cover
3
3 Reviews
15
15 Ratings
8.33
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Progressive Metal


Kubi
06.06.2008 19:02

Ich will ehrlich mit euch sein. "Remedy Lane", das vorletzte Album von PAIN OF SALVATION, dürfte eines der besten Alben sein, die ich kenne. Und "Be", das letzte Werk der Schweden, war eine ziemlich große Enttäuschung. Obgleich "Be" nicht schlecht war, war es überladen und sperrig. Doch vor allem fehlte es an der mystischen Tiefe, die "Remedy Lane" noch umgab. Die großen Emotionen, die Daniel Gildenlöw sonst transportieren konnte, waren gefangen in dem überfrachteten Konzept.

"Scarsick" schließt nun erfreulicherweise wieder mehr an Alben wie "The Perfect Element, Pt. I" und "Remedy Lane" an. Und das ist verdammt gut so. Dennoch bin ich nach nun einem guten Dutzend Rotationen immer noch unsicher, wo ich "Scarsick" einordnen soll. Das liegt vor allem daran, dass "Scarsick" die Extreme noch sehr viel weiter auslotet als alles, was die Band bisher veröffentlicht hat.

Dabei geht es mit dem Titeltrack und 'Spitfall' hervorragend los. Das ist durchaus typischer Stoff. Vertrackt, mit vielen Wendungen, aber eben auch mit einprägsamen Melodien und einem Refrain, der sich im Kopf festbeißt. 'Cribcaged' beginnt mit Countryflair und Akustikgitarren, steigert sich dann zu einer intensiven, lyrisch sehr wütenden Ballade, die genau jene Emotionen freisetzt, die auf "Be" so gefehlt haben.

Das zynische 'America' ist eher Alternative Rock als irgendeine progressive Spielart und erinnert im Chorus ein bisschen an 'Kids Of America' von KIM WILDE. Ziemlich schräger Song. 'Disco Queen' toppt das aber locker. Wer bei dem Songtitel an John Travolta, Olivia Newton-John, "Grease" oder ABBA denkt, liegt gar nicht so falsch. Die Nummer pendelt zwischen stumpfem Discobeat, irrem Chorus und progressiven Songstrukturen. Und das über acht Minuten lang. Dabei ist es auch egal, wie oft man den Song hört. Er überrascht zumindest mich immer wieder aufs Neue, da er so völlig aus bekannten Schemata ausbricht. Irgendwie bin ich auch immer noch nicht sicher, ob ich 'Disco Queen' jetzt völlig großartig oder absolut nervtötend finde. Wahrscheinlich beides. Abhängig von meiner Stimmung.

Das entspannt beginnende, sich sehr eindringlich steigernde 'Kingdom Of Loss' (nicht zu verwechseln mit 'King Of Loss' von "The Perfect Element, Pt. I") ist die dringend benötigte Verschnaufpause. Und zudem ein echter Höhepunkt des Albums.

Das kann man von 'Mrs Modern Mother Mary' nicht behaupten. Die vier Minuten ziehen sich dank eines drögen Riffs ziemlich in die Länge. Und auch der Rest ist alles andere als zwingend. Das folgende 'Idiocracy' ist ebenfalls nicht gerade ein Höhepunkt im Schaffen von PAIN OF SALVATION. Eigentlich warte ich immer nur, dass der Song endlich die nötige Wendung nimmt und als es endlich so weit ist, ist die immerhin sieben Minuten lange Nummer auch schon wieder vorbei.

'Flame To The Moth' ist der härteste Song des Silberlings. Und dank des Gesangs von Daniel vielleicht sogar der härteste in der Bandgeschichte. Der kreischt an einigen Stellen im Chorus in bester Core-Manier. Das erschrickt zu Beginn ein wenig, aber man gewöhnt sich daran, zumal vor allem der Rest des Refrains zum Besten gehört, was auf "Scarsick" zu finden ist. Definitiv eine Nummer, die mit jedem Hören wächst. Das abschließende, zehnminütige 'Enter Rain' erinnert mich in seinem Aufbau ein wenig an 'The Perfect Element'. Gut.

So. Schluss. Knapp 67 Minuten sind vorüber. Zeit, um ein Fazit zu ziehen. "Scarsick" beweist vor allem eins: Dass man bei PAIN OF SALVATION nie weiß, was einen erwartet. Und das ist ja gemeinhin etwas, was man von einer progressiven Band hören möchte. Und dennoch bin ich sicher, dass "Scarsick" sehr zwiespältig aufgenommen wird. Ob man mit Discobeats und alternativem Crossover etwas anfangen kann, kann der Leser dieser Zeilen nur mit einem eigenen Lauschangriff in Erfahrung bringen. Ich persönlich bin mit "Scarsick" über weite Strecken sehr zufrieden, auch wenn es die bereits mehrfach erwähnte Klasse von "Remedy Lane" oder auch "The Perfect Element, Pt. I" nicht erreicht. Fans sollten aber dennoch relativ ruhigen Gewissens zugreifen können.

Anspieltipps: Spitfall, Cribcaged, America, Disco Queen, Kingdom Of Loss, Flame To The Moth

http://www.powermetal.de/review/review-8966.html

Punkte: 8 / 10


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