Vor allem aber haben Overkill seit 2010 ein ganz anderes Niveau erreicht, denn was alle anderen Thrash Metal Bands versuchen, aber nie erreichen, schafften die Ostküstler mit „Ironbound“: Sie brachten ein Album raus, das auf Augenhöhe mit ihren grössten Grosstaten war. Was seither kam, war Extraklasse. „The Electric Age“ war nicht ganz auf dem Niveau des Vorgängers, aber immer noch Spitze. Und nun kommt „White Devil Armory“.
Das unglaubliche 17. Studioalbum brauchte länger als seine Vorgänger, um wirklich zu zünden. Auf der einen Seite waren da die Hochgeschwindigkeitskracher wie „Armorist“ oder das genial-abwechslungsreiche Riffmonster „Where there's Smoke...“, die auf Anhieb zünden konnten, doch gerade die stärker beworbenen Songs wie „Bitter Pill“ mussten ihre Klasse erst entfalten. Dabei hatte der Song Tempowechsel, penetrante Riffs, herausragende Solo-Gitarren, ein Aufbau der fast schon an „Taking Over“ Zeiten erinnert, und diese absolut einmalige Stimme, die Overkill zu diesem Phänomen macht. Erst langsam wurde ich mit dem Track warm, der sich hartnäckig im Liveset halten dürfte.
Erst durch den Auftritt Anfang November konnte „Pig“ wirklich punkten. Auch hier handelt es sich um einen abwechslungsreichen Uptempothrasher, der sich mehr und mehr im Gehörgang festsetzt und kaum noch rauszukriegen ist. Auch für „King of the Rat Bastards“ gibt es Bestnoten – unverständlich warum der nicht live gespielt wurde. Aber gerade ich jammere ja gerne, dass zu viele neue Songs gespielt würden – in Overkills Fall wäre das ausnahmsweise gar angebracht.
Leichte Abzüge gibt es nur für die etwas weniger konsequenten „Another Day To Die“ und „It's All Yours“, die den extrem hohen Schnitt nicht halten können. Dennoch setze ich unter dieses Hammeralbum ein eindeutiges Fazit: Nein, es ist nicht ganz die Offenbarung, die „Ironbound“ mit diesem unglaublichen Titeltrack oder dem Shred-Monument „Bring me the Night“ war, aber die Waffenkammer des weissen Teufels ist verdammt nah dran und braucht sich in der Diskographie einer der geilsten Thrash Bands dieses und des letzten Jahrtausends nicht zu verstecken! Jeder, der den letzten zwei Alben etwas abgewinnen konnte, kann ich „White Devil Armory“ nur empfehlen, für mich ist es ein Kandidat für das Album des Jahres!
Anspieltipps: Armorist, Pig, Bitter Pill, Where There's Smoke..., King of the Rat Bastards
Punkte: 9.5 / 10