Und recken sich nirgends ein paar Fichten in die Wolken?
Ach nein, Jürgen Traumelin. Der Wald hier ist nicht dein Heimatwald. Es ist kein dunkelgrünes Hangauf und Hangab und kein fröhliches Weiterwellen Berg an Berg. Jedes Berglein hier ist abgemessen, steigt an und hört auf. Und an jedem Wald kannst du die Grenzpfähle stecken sehen. Es gibt kein Träumen in meilenlangem Fichtenduster. Der Buchenwald ist kahl und nicht für Traumelins geschaffen. Kein traulicher Waldwinkel lädt dich zu Gast. Und findest kein verschlafenes Flecklein Weltferne, kein Erlenbruch, in dem die Spechte hacken, keinen Rauschebach und keinen Bergquell.
Er wollte ein Stück Heimat suchen und suchte vergebens. Eine Scholle Erde nur, auf der er sich heimisch fühlen, die er liebkosen könnte und mit den Händen streicheln und der er hätte sagen können: Du bist wie meine Heimat! Du bist geheiligtes Land.”
So schildert der Heimatdichter und Maler Reinecke-Altenau das Seelenleben des Knaben Traumelin mit dem “Gottsucher-Herzen”, welcher fernab seiner bewaldeten Heimat in der Anonymität der Stadt sein Glück sucht und dabei erfährt, wie essentiell die heimischen Wälder und Berge sind.
Ein ähnlicher Kontrast entsteht an einem hässlichen Novembermorgen, das triste Grau seelenloser Betonfassaden und anonyme Hektik vor Augen, mit dem neuen Werk von NEUN WELTEN im Ohr. Die neuen Werke der mitteldeutschen Band schüren einmal mehr den Drang nach dem simplen, der Einfachheit und den fühlbaren Dingen.
Akustischer Folk, getragen von Streichern und Gitarren, untermauert von einem kraftvollen Schlagzeugspiel, so präsentieren sich NEUN WELTEN nach der EP “Valg” und dem Debut “Vergessene Pfade” ausgereifter und besser als jemals zuvor.
“Destrunken” ist ein Waldspaziergang, der Duft von Herbstlaub, das Knacken im Unterholz, ein wärmendes Feuer nahe dem dunklen Dickicht, der Ruf des Kauzes in finsterster Nacht, das grüne Rauschen...
Mit diesem Kleinod stillen NEUN WELTEN die Sehnsucht all derer, die sich im Wald geborgen fühlen.
NEUN WELTEN stehen für große Kunst auf intimster Ebene, nicht für die Massen, sondern für all´ jene Menschen, die mit Wald ein Gefühl verbinden, welches tief im innern verwurzelt und einfach unbeschreiblich ist.
In diesem Sinne: “Auf ewig Wald...”
Punkte: 9 / 10