Schnelle Blastbeats haben ihren Platz neben zähfließenden Riff-Walzen gefunden, technische Läufe treffen auf sorgsam komponierte Melodiebögen und zu den typischen Grunts und Growls gesellen sich Röcheln, Gurgeln und hier und da eine Prise "Bree Bree". Von allem etwas also. Was so niedergeschrieben unter Umständen etwas orientierungslos auf manche Leser wirken könnte, funktioniert in der Praxis allerdings tadellos, wovon beispielsweise Songs wie das beinahe epische 'This Blustery Ocean' oder das eher straighte 'Charon' zeugen, die ich auch gleichzeitig als Anspieltipps anführen möchte. Keine Frage, die Band versteht ihr Handwerk, was ihr auch bereits Gigs mit VADER, KRISIUN, GOD DETHRONED, UNEARTH, NEARA, THE SORROW, DISBELIEF, BENIGHTED sowie HEAVEN SHALL BURN eingebracht hat. Letztere haben die Band sogar für ihre "Progression Tour" als Support-Act auserkoren. Wenn das mal keine Referenz ist...
Thematisch fühlt man sich offenbar in der griechischen Mythologie pudelwohl, weshalb sich diese Thematik wie ein roter Faden durch "Anchors Apart" zieht, wodurch das Album zu einem Konzeptalbum avanciert. Besonders auffällig ist, dass NECROTTED sich durchaus für ein traditionelles Songwriting begeistern können. Die Songs haben allesamt einen prägnanten Chorus spendiert bekommen, was definitiv dazu beiträgt, dass die Songs schneller und leichter im Ohr hängen bleiben. Was einst schon bei den klassischen Rock-Songs wirkte, klappt auch in diesem Kontext ohne Probleme. Sicherlich hätte der Platte hin und wieder ein kurzes Ausbrechen aus diesem Schema gut zu Gesicht gestanden, aber wir wollen hier mal keine Eulen nach Athen tragen. Dazu ist das Material letzten Endes doch zu gut. Die Musiker verlieren sich nicht in hektischem Gefrickel, auch wenn die Stücke durchaus technischen Anspruch aufweisen. Die Kompositionen sind, um es auf den Punkt zu bringen, schlicht und einfach gut durchdacht. Auf extreme Passagen folgen in einem wiederkehrenden Zyklus eingängige Momente, die das Geschehen stets ein wenig auflockern. Gemischt und gemastert wurde der Silberling übrigens von Nikita Kamprad (DER WEG EINER FREIHEIT). Auch hier gibt es nichts zu meckern, denn der Sound ist schön druckvoll, wie es eigentlich immer sein sollte. Einen Gastbeitrag gibt es ebenfalls zu verzeichnen. Phil von HACKNEYED konnte man als Gastsänger bei dem Song 'While We Sleep' gewinnen.
Etwas Kritik will ich aber dann doch noch einwerfen. Die Spielzeit ist mit einer knappen halben Stunde nicht sonderlich üppig ausgefallen, was ein immer wiederkehrendes "Play drücken" quasi unumgänglich macht. Da wären noch zwei oder drei Songs mehr drin gewesen. Etwas negativ fällt zudem auf, dass NECROTTED an einigen Stellen mit der englischen Sprache etwas Probleme haben, was besonders deutlich wird, wenn kurze Spoken-Word-Einlagen auf den Tisch kommen (die man übrigens am besten hätte sein lassen). Verglichen mit der Qualität, die sonst auf "Anchors Apart" aufgefahren wurde, bilden sie die Schwachstellen auf dem Erstwerk der Band. Hier wäre weniger dann doch mehr gewesen. So, genug genölt, Anlage auf 11 und den Nachbarn NECROTTED vorgestellt. Sowas muss man einfach laut hören, wenn es wirken soll.
Erschienen auf: http://www.bleeding4metal.de/?show=review_de&id=4742
Punkte: 8 / 10