Es ist komisch, aber “Feel The Misery” vermag mich einfach nicht zu fesseln, und ich wage zu behaupten, dass das Album ganz gewiss keine Sternstunde in der Diskographie der Band sei. Aber wann wäre denn die letzte gewesen? Für mich ist es immer noch "The Light At The End Of The World", danach kamen "nur" noch tolle Alben. Es scheint völlig auch irrelevant zu sein, dass mit der Rückkehr C. Robertshaw’s beide Urgitarristen wieder mit dabei sind. Wirklich große, überwältigende Momente vermag ich nur schwer zu erkennen, ein Gänsehautmoment ist bisher ausgeblieben. Weder beim Gesang noch bei der Arbeit sämtlicher Instrumentalisten, weder bei den Kompositionen selbst noch bei der etwas verwaschenen Produktion: Es gibt hier wirklich nichts, das nicht auf anderen Alben besser, sprich ergreifender, gemacht worden wäre. Sei es ein harscher Death Metal-Part, sei es einer der zerbrechlichen, von Pianoklängen getragenen Momente wie „I Almost Loved You“. Hier tut sich für meinen Geschmack zu wenig, kein Vergleich zu dem zähen Monster „Sear Me MCMXCIII“, zu „For My Fallen Angel“, zu „Sear Me III“. Und gerade auch „I Celebrate Your Skin“ und „Within A Sleeping Forest“ fließen einfach so vorüber.
Von einem My Dying Bride-Album bin ich entweder von Anfang an ergriffen oder nicht. So ist zumindest meine bisherige Erfahrung, und bis auf „For Lies I Sire“ und „Evinta“ stehen doch alle Platten in meiner Sammlung. Zugegeben, die letztlich doch tollen „A Line Of Deathless Kings“ und „A Map Of All Our Failures“ z.B. haben auch nicht sofort gezündet, und „34.788 % Complete“ wird wohl immer das schwierigste Werk bleiben. Wie auch immer, „Feel The Misery“ bleibt insgesamt erstaunlich blass, und bereits mit dem vierten Lied, dem Titeltrack, kommt doch ein gewisses Staunen auf, so nach dem Motto: Das soll jetzt alles sein? Steigern die sich wieder? Und es ist tatsächlich weitgehend alles geblieben, auch nach etlichen Durchläufen.
Ich möchte es sicher nicht Langeweile nennen, dafür ist das Material insgesamt sicher zu stark.
Hat „Feel The Misery" denn nicht all das, was man von einem klasse MY DYING BRIDE-Album erwarten würde? Tragik, Düsternis, Heaviness, diese zähen und redundanten Momente, etwas light at the end of the world, große Melodien? Ja, hat es, und tatsächlich nimmt meine Enttäuschung nach mehrmaligem Hören ab. Aber Ergriffenheit bleibt dennoch aus. MY DYING BRIDE knüpfen mit „Feel The Misery“ meiner Meinung nach eher an Werke wie „The Dreadful Hours“, „Songs Of Darkness Words Of Light“ an, was die Gesamtatmosphäre angeht, und was keinesfalls schlechte Referenzen sind. Ist aber nicht so stark wie diese beiden Alben.
Ich höre gerade „A Map Of All Our Failures“ und mich überkommt schon das Gefühl, der verschwundene H. Glencross an der Gitarre konnte hier nicht ebenbürtig ersetzt werden. Auch der inzwischen in ein erstaunlicher Bühnenbekleidung auftretende A. Stainthorpe scheint nicht wirklich auf der Höhe seines Könnens zu sein, gerade auch das Growlen wirk irgendwie so aufgesetzt auf mich (aber gehört das denn nicht seit Anfang an zur Band, dieses Leiden, diese Dramaturgie?). Ich habe die Problematik weiter oben schon angesprochen. Wie soll ich sagen? Die Musiker wirken auf mich stellenweise irgendwie nicht fokussiert genug. Und zu ihrem doch dezent erbärmlichen originalen Krakel-Logo sind sie auch wieder zurückgekehrt.
Ein schwieriges Werk also, nach den ersten beiden starken Nummern verliert sich der Anspruch irgendwo im gehobenen Bandniveau, bevor es mit dem schön betitelten „Within The Sleeping Forest“ in MY DYING BRIDE-Mittelmaß ausklingt.
Oder höre ich das alles ganz falsch?
Mehr als sieben Punkte kann ich grad nicht geben.
Punkte: 7 / 10