Die Lobgesänge meines Vorschreibers sind nur selten übertrieben. Bereits der Opener "Dead Inside" weiß zu überzeugen, was eigentlich selten was zu bedeuten hat, schließlich gehört der erste Song auf manch einem Album meist zu den besten. Damit aber nicht genug. Gott sei dank darf ich mit "Psycho" endlich wieder mal einen guten Rocksong hören. Eingängige treibende und zugleich stampfende Gitarren untermalen den Gesang eines sehr ambitionierten Sängers Matthew Bellamy. Wenn das der Standard heutigen (Alternative) Rocks wäre, dann wäre ich diesem Genre keineswegs abgeneigt.
Einen kleinen Knick gibt es dann leider doch und das sogar recht früh mit dem dritten Stück "Mercy". So kann der ziemlich weichgespülte Song nur knapp dem Totalausfall entkommen, Chorus sei dank.
"Reapers" ist ein ziemlich vertrackter Song. Hier wurde wirklich einiges versucht, aber genau deshalb ist der Song in meinen Ohren auch so gelungen. Es gibt wirklich tonnenweise Bands, die es mit ihren Experimenten übertrieben haben und so manches dabei verschissen haben, aber Muse, zumindest "Reapers" ist wirklich meilenweit von diesen akkustischen Laborratten entfernt. Großartig!
"The Handler" zeigt sich mit elektronischen Drums und einem ziemlich trägen Riff, auf dem der Sänger dann wieder seinen Gesang zelebrieren darf. Es ist wirklich hervorragend, wie sich das Stück aufbaut, mit Energie und vor allem auch mit Spannung. Sehr überraschend ist dann der Electronicpart ab der 2. Hälfte des Stücks, der nochmal ein wenig Atmosphäre schafft, in dem dann der krönende Abschluss des Stücks sich frei entfalten kann. Dieses Lied schrammt ganz knapp an dem Attribut "episch" vorbei.
Der John F. Kennedy "Skit" ist mittlerweile eigentlich schon alt. Es gibt genug sozial- und politikkritische Bands und Alben, die mindestens einen der alten "freiheitlichen" Politiker zitiert haben, und damit ein Statement setzen wollten. Da wäre Nr. X + 1 nicht weiter nötig gewesen. Auch das darauffolgende "Defector" zeigt nicht gerade, dass es den "Aufwand" einer EInleitung wert sei. 5 Minuten uninteressanten und weichgespülten Rocks, das sollte eher ein Symptom der 90er-Jahre bleiben.
"Revolt" wird mit der sanften Spielart seinem Namen zwar nicht gerecht, vorallem wenn der Anfang wieder ziemlich lahmarschig klingt, aber im Laufe der Minuten entwickelt sich das Lied immerhin zu einem dezenten Radiorocker und auch die Gitarren kommen selten, aber immerhin aus sich heraus.
Die beiden eher durchschnittlichen Songs haben mich zappeln lassen, aber zum Glück kommt mit "the Aftermath" eine gelungene Ballade. Generell habe ich eine Schwäche für Balladen, zumal in deren Ruhe und deren Sensibilität das Potential manch einer Band erst richtig zum Vorschein kommt. Und eine Ballade auf einem Drohnenalbum zu machen, das weckt schonmal Interesse und auch einige Erwartungen. Die Stimme passt sich mal wieder perfekt an und die Instrumente schaffen ein schönes, paradoxerweise befreiendes Ambiente, womit "the Aftermath" immerhin musikalisch sehr gelungen ist. Das Lied mündet dann auch in "The Globalist", das erstmals wirklich in den Arsch tritt. Nach der rockigen Passage kommen dann 50er Jahre Gefühle auf. Keine Ahnung, wie Muse darauf kamen einen so klassisch-amerikanischen Stil á la Frank Sinatra (mit Gitarren halt) anzuheften, aber es ist wirklich gelungen.
Wenn Bands solche heiklen Themen auf diese Art verpacken und somit gleich doppelt Punkten, dann ist das für einen Hörer wie mich gleich ein doppelter Erfolg! Ich höre gute Musik und kann dabei ausgefallenen und kritischen Texten lauschen. Jetzt müssen Muse nur noch dafür sorgen und gewisse Lieder so gestalten, dass sie Thema und Musik miteinander verknüpfen und wir haben einen Hattrick. Aber bis auf die beiden weniger guten Lieder ist "Drones" ein voller Erfolg geworden.
Punkte: 8 / 10