Ist die CD erst mal aus dem erneut schicken Digipack befreit und in die Anlage gelegt, zeigt sich schnell, dass hier zumindest wieder dieselbe Qualität auf den Hörer wartet, wie er sie bereits auf "Schuld" hat genießen dürfen. Mächtig und bombastisch startet das Präludium und lässt einen in Windesschnelle in die Musik eintauchen. Oder wird man eher regelrecht hineingerissen? Ich entscheide mich für zweiteres, denn so packend der Vorgänger bereits war, ist das auch auf "Bach Con Fuoco" der Fall.
Wieder haben "Molllust" eine grandiose Mischung aus Metal und Klassik zu bieten, die besonders durch die wundervolle Stimme von Sängerin und Pianistin Janika lebt. Aber auch der Rest der Mannschaft leistet wieder einmal gute Arbeit und setzt das Vorhaben der Vereinigung der beiden Genres durch scharfe Metalriffs an den Saitern, drückendes Schlagzeug und feine Streicher-Melodien überzeugend um. Dazu ist alles in einem Klangkonstrukt vermengt, das sowohl drückend und bedrohlich, als auch besänftigend wirken kann und die filigranen Details würdevoll durchschimmern lässt. Es ist ein Vergnügen, sich den leider viel zu kurzen 20 Minuten Musik hinzugeben und die vier Titel auf sich wirken zu lassen. Dramatik, Melancholie, Leidenschaft – das sind die drei Faktoren, die sich für mich am meisten aus dem aktuellen Schaffen der deutschen Musiker herauskristallisieren, und das in einer sehr überzeugenden Art und Weise.
Die Opera Metal-Formation hat in meinen Augen den richtigen Weg eingeschlagen, denn es funktioniert. Für mein Empfinden greift "Bach Con Fuoco" sogar noch etwas schneller als der Vorgänger und weiß ab dem ersten Durchlauf zu gefallen.
Was die Bewertung betrifft, kann ich dennoch keine volle Punktezahl geben. Der wohl stärkste Grund dafür ist das Extrem, das dieser Musik innewohnt. Zum einfachen Durchhören ist das Schaffen nicht geeignet, denn es könnte dem einen oder anderen Metaler die Haare aufstellen. Genauso könnte sich der Klassik-Liebhaber an der Mischung stoßen, wodurch ich hier ein Herantasten empfehlen würde. Bands, die im geeigneten Maße mit den Stilrichtungen hantieren, gibt es ja zum Glück wie Sand am Meer. Außerdem sagt mir mein Bauchgefühl, dass hier noch mehr folgt, weshalb ich mir nicht den letzten Joker nehmen möchte.
Wolfgang / RottingHill.at
Punkte: 8 / 10