Zwei lange, fast 20-minütige Songs: „In A Silent Way“ (selten war ein Plattentitel so zutreffend) ist ein Werk, das nur Ende der sechziger Jahre geschaffen werden konnte – von einem Musiker, der die Möglichkeiten der ersten, extrem einflußreichen Hälfte seiner Karriere fast ausgeschöpft hatte. Zu den Höhepunkten der A-Seite gehören die makellosen Keyboards von Herbie Hancock und Chick Corea, das träumerische Sopransaxsolo von Wayne Shorter und die unglaubliche Arbeit von Joe Zawinul. Auf der B-Seite liegen Ozeane der Ruhe zwischen den wunderschönen, subtilen Melodien von Miles und John McLaughlins schier unendlichem Gitarrensolo – ein Meisterwerk.
„In A Silent Way“ liegt zwischen Miles` frühen, etwas zu enthusiastischen Ausflügen ins elektrische Medium und dem elektrischen Jazzrock, den er mit seiner hochtalentierten Band im folgenden Jahrzehnt aufnehmen sollte. Es ist die Vorbereitung auf den absoluten Höhepunkt des Genres: Bitches Brew von Miles Davis. Ältere Jazzfans schüttelten bedauernd den Kopf, die jüngere Generation war begeistert. Mehr als dreißig Jahre später ist der Triumph komplett und allgemein anerkannt.
Punkte: 9 / 10